• 20. Tag

    4–5 Nov 2024, Poland ⋅ ☁️ 8 °C

    Ja, was gibts zu erzählen? Der morgendliche Blick aus dem Fenster zeigt nicht etwa die Schneekoppe, sondern feintropfigen Nieselnebel - hatten wir ja lange nicht...
    8:28 Uhr zum Frühstück - Kopfschütteln hinter geschlossener Theke - da fehlen noch zwei Minuten. Letztlich wars aber gut und reichlich und die Chefin versucht noch die nächste Hütte anzuklingeln, allerdings ohne Erfolg. 9:00 Uhr Start. Heute geht es wenig spektakulär um den Übergang vom Heuscheuer ins Adlergebirge. Den vermittelt kein Wanderweg wirklich direkt, so dass ich mich auf mapy verlasse, diesmal ohne böse Überraschungen. Ich passiere zwei Dörfer, in denen die Müllabfuhr nach olfaktorischem Eindruck noch direkt über die Schornsteine funktioniert. Zwar wird gelegentlich neu gebaut, aber die Baustellen sehen aus, da grausts dem Hund in der Hütte. Apropos Hund - ich erlebe die perfekte Hundestaffette. Als Fußgänger werde ich sozusagen von Grundstücksgrenze zu Grundstücksgrenze bellend übergeben, durchgehend vom Ortseingang bis zum Ortsausgang. Dumm nur wenn mal der Zaun fehlt, dieser sehr ausdauernde Kläffer hat mich lautstark direkt eskortiert. Automatisch fasst man die Stöcke etwas fester, um zur Not zwei Spitzen zwischen Zahn und Wade zu haben. Am Ende blieben wir beide unverletzt, und ich erreiche nach 10km den mit 500mH tiefsten Punkt der Strecke - Duszniki Zdroj - einen kleinen Kurort mit Ikea, Rossmann und ähnlichen Segnungen. Ab hier gehts direkt und kontinuierlich wieder auffi ins Adlergebirge. Ich wähle die puristische, aber etwas anstrengendere Variante direkt hoch zum Kamm und diesem folgend. Einige Wegabschnitte sind hier canonartig ausgespült, Ergebnis des Starkregens vom September.
    Oben stapfe ich wieder im Nebel, ohnehin wäre nicht viel zu sehen, das Gebirge ist zwar so hoch wie das Riesengebirge, aber komplett bewaldet. Auch ist es touristisch stark erschlossen, Skigebiet, Biathlonarena und Bikeparks wechseln einander ab.
    Mein Ziel ist wieder eine Touristenhütte in Zieleniec, einem ziemlichen Retortendorf mit vielen Liften. Die Hütte hatte auf Anfrage nicht reagiert, ist aber offen. Ich bekomme ein Zweibettzimmer - allein - und bin gefühlt überhaupt der einzige Gast in der Hütte. Zum Essen schickt mich die Wirtin in den Ort. Es lohnt offenbar nicht, den Herd anzuwerfen. Ich gehe ins Restaurant eines ziemlich edlen Hotels und komme mir auch hier ziemlich verloren, da fast allein, vor. Das Essen erweist sich dann aber als kulinarische Offenbarung: Zurek, die polnische saure Suppe schon mal perfekt abgestimmt und die danach servierten Spare ribs mit Pilz-Sauerkraut und knoblauch-salzigen Risolee-Kartoffeln, das ist heute der absolute Tageshöhepunkt! Ich lasse es krachen und nehme noch ne creme brulee mit heiß-knackigem Karamell und einen großzügig abgemessenen Becherovka zum Abschluss - wow, das hätte ich in diesem verschlafenen Nest nicht erwartet!
    Jetzt bleibt wieder nur verdauen und lange schlafen, vor halb neun gibts auch hier kein Frühstück und das ist schon runter gehandelt.
    Gute Nacht!
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