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- Día 17
- viernes, 5 de septiembre de 2025
- ☁️ 20 °C
- Altitud: 200 m
FranciaCarnoët48°22’17” N 3°32’41” W
Bretonische Mythenenwälder und Heilige
5 de septiembre, Francia ⋅ ☁️ 20 °C
Heute brachen wir auf, hinein ins geheimnisvolle Herz der Bretagne, eine gute Stunde Fahrt nur. Unser Ziel: der sagenumwobene „Forêt de Huelgoat“, ein Wald von beinahe unwirklicher Dichte und Schönheit, 300 Hektar voller Magie, Mythen und Märchen.
Schon der erste Anblick des „Roche Tremblante“, dieses gigantischen, fast sieben Meter langen Granitkolosses, ließ uns ungläubig verharren. Wie konnte ein solches Ungetüm, drei Meter hoch und fast sieben Meter breit, 100.000 Kilogramm schwer, auf nichts weiter als einem schmalen Grat von kaum neunzig Zentimetern ruhen? Ein einziges Rätsel aus Stein! Man erzählt sich, wer die richtige Stelle finde, könne diesen tonnenschweren Brocken mit bloßen Händen ins Schwingen bringen – eine uralte Kraftprobe, die noch heute die Phantasie nährt.
Über Treppen gelangten wir hinab zu den „Ménage de la Vierge“. Ein Ort so bizarr, dass man schwört, hier hätten die alten Gallier, deren Nachfolger die Bretonen sind, nach einem übermäßig kräftigen Schluck Zaubertrank riesige, rundgeschliffene Felsbrocken, übereinandergestapelt, verkeilt und schwebend zurückgelassen oder als hätte eine überirdische Hand sie im Spiel verstreut.
Nur wenige Schritte weiter öffnete sich der Eingang zur „Grotte du Diable“ – die Teufelsgrotte. Dunkel, feucht, beklemmend, als stiege man tatsächlich in das Reich des Fürsten der Finsternis hinab. Tom und ich wagten den Abstieg über die unzähligen Stufen in die dämonische Tiefe. Leni hingegen verweigerte schon den ersten Blick nach unten, als spüre sie deutlicher als wir die Gegenwart des Teufels selbst. Die Legenden raunen, dass er hier einst hauste und das Echo seines Zorns in den Wänden widerhallt, wenn der Fluss in der Grotte tobt.
Und schließlich führte uns der Pfad noch zur „Moulin du Chaos“, der Mühle am Chaos. Welch ein Name! Sie liegt dort, wo das Wasser des Silberflusses zwischen den Felsen tobt, schäumt und donnert, als wolle es sich losreißen aus dem Bann dieses Waldes. Jahrhunderte lang mahlten hier die Räder, angetrieben von der unbändigen Kraft des Chaosstroms.
Die Chaosfelsen selbst gelten als eine der eindrucksvollsten geologischen Launen der Bretagne: ein uraltes Granitmassiv, durch Jahrmillionen von Erosion und Fluten zerborsten, zerrieben und in jene bizarren Formen verwandelt, die man heute fast ehrfürchtig betrachtet. Und doch wirken sie, als hätten nicht Zeit und Natur, sondern Zauberer und Dämonen selbst Hand angelegt.
So wandelten wir dort – zwischen Geologie und Mythos.
Nachdem wir das sagenumwobene Huelgoat mit seinen Mythenwäldern hinter uns gelassen hatten, rollten wir nur wenige Kilometer weiter in eine Welt, die einem Traum aus Stein entsprungen schien – das Vallée des Saints, jenes Tal, das man ohne Übertreibung die bretonische Antwort auf die Osterinsel nennen darf. Das Tal der Heiligen ist ein ungewöhnlicher Ort, denn es handelt sich zugleich um eine historische Stätte, eine Region der Legenden und die Heimat unglaublicher monumentaler Skulpturen. Eine mehrere Hektar umfassende feudale Erdhügelburg, eine Kapelle aus dem 16. Jahrhundert und Statuen bretonischer Heiliger sind in der hügeligen Landschaft des Poher zu finden. Heute erheben sich ca. 190 Statuen auf dem Gras. Sie verkörpern die Mönche, die aus Irland, Wales oder Cornwall gekommen waren, um die Bretagne zu evangelisieren. Jedes Jahr beleben neue Kreationen verschiedener Bildhauer diese Erinnerung. In einem halben Jahrhundert werden es 1000 sein. Die Heiligen Tugdual, Hernin, Gildas, Brieuc und Malo waren die ersten, die die legendäre Geschichte der Bretagne illustrierten.
Wir waren, ich gestehe es ohne falsche Scham, naiv genug zu glauben, es handle sich um ein überschaubares Areal, in dem vielleicht fünfzig Skulpturen die stille Würde vergangener Zeiten ausstrahlen. Doch was uns erwartete, sprengte jede Vorstellungskraft. Auf sanft gewellten Hügeln, die sich wie ein Amphitheater der Götter erhoben, thronen fast zweihundert monumentale Heilige aus Granit, jeder einzelne ein Unikat, ein Wächter der bretonischen Seele, von Menschenhand geformt, als wollte man Ewigkeit in Stein bannen.
Und welch Widerspruch löste sich dort in Schönheit auf! Wir, die wir uns nicht eben als glühende Verehrer moderner Kunst verstehen, fanden uns plötzlich in einem Reich wieder, in dem das Schweigen der Figuren lauter sprach als jedes Manifest zeitgenössischer Künstler. Kein rätselhaftes Symbol, nichts undeutsames Abstraktes – stattdessen klare Gestalten, ernst und erhaben, als hätten sie die jahrtausendealte Geschichte der Bretagne selbst in ihre Gesichter gemeißelt bekommen.
Die Ursprünge dieses grandiosen Projektes liegen erst wenige Jahre zurück: 2008 begannen die Bildhauer Philippe Abjean und Sébastien Minguy mit der wagemutigen Idee, ein „bretonisches Tal der Heiligen“ zu erschaffen. Was als kühner Traum zweier Männer begann, wuchs schnell zu einer Bewegung heran, die Dutzende von Bildhauern vereinte. Jahr für Jahr schwingen sie ihre Werkzeuge über tonnenschwere Granitblöcke, aus denen Heilige Gestalt annehmen – Lebensgroß? O nein, vielmehr überlebensgroß! Manche erreichen bis zu vier Meter Höhe und thronen wie Giganten über die Landschaft.
Man stelle sich vor: ein endlos wachsender Dom unter freiem Himmel, gebaut nicht aus Mauern, sondern aus Hügeln, Himmel und Granit!
So wandelten wir zwischen diesen ehrfurchtgebietenden Kolossen umher, und während Sonne und Wolken sich abwechselten, schien es, als spräche die Bretagne selbst zu uns – alt, stolz und unvergänglich. Wie beeindruckend - Wow!
Die Statuen sind nicht das Einzige, das beeindruckt und die Fantasie anregt. Das Tal birgt auch eine gallische Quelle, deren Wasser die Kraft nachgesagt wird, Tiere zu heilen. Sie tritt unterhalb einer zauberhaften Kapelle aus. Inmitten der Steinheiligen erhebt sich eine ehrwürdige feudale Motte, umgeben von Burggräben, über dem Tal. Ein Zeugnis dafür, dass der Hügel ein strategischer Wach- und Verteidigungspunkt war. Von oben schweift der Blick über einen weiten Horizont, an dem sich die Gipfel der Monts d'Arreeund der Wald von Fréau abzeichnen.Leer más













