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  • Day 21

    Taize - Cluny

    June 16, 2010 in France ⋅ 🌧 15 °C

    Taize war eine interessante Erfahrung. Ich bin zum ersten Mal hier. Ein riesen Jugendcamp. Mit stiller Einkehr hat das hier absolut nix zu tun. Eher mit dem Trubel eines Pfadfinderlagers.

    Ich besuche eine Messe, die wirklich toll gemacht ist. Eine wirklich eindrückliche Erfahrung – ich geniesse das sehr. Was allerdings auffällt während der Schweigezeit: Es gibt hier viel zu viel Kranke ! Die Leute husten hier um die Wette. Kein Wunder – es regnet, das nicht gerade üppige Essen wird im Freien eingenommen, die meißten Jugendlichen sind wohl kleidungstechnisch nur auf Sommer eingestellt gewesen. Wie erwähnt ist das Essen eher knapp. Besonders überrascht bin ich vom Frühstück: Ein Brötchen, Butter und eine Schokoladenstange, die ins Brötchen gesteckt als Belag dient. Gesund ist anders. Das erklärt mir jetzt auch die Jugendlichen von gestern. Die hatten Hunger! Wo sonst schleppen Jugendliche Tüten mit Lebensmitteln über 10 KM durch die Gegend.

    In Taize mache ich eine nette Bekanntschaft mit zwei Pilgerinnen aus Ungarn, die gerade vom Camino Frances zurückgekehrt sind und nun nach Hause trampen. Ich geniesse es sehr mit den beiden, die etwa in meinem Alter sind, Erfahrungen auszutauschen.

    Als ich dann nach dem Mittagessen Taize verlasse regnet es in Stömen. Da ich aber bis Cluny nur 10 KM zurücklegen muss mache ich mich auf den Weg. Weil es bei dem Wetter schnell gehen soll entschliesse ich mich erneut für die Voie Verte.

    Cluny ist schnell erreicht. Ich besichtige im Vorbeigehen die Ruinen der alten Kathedrale. Diese sind gewaltig.
    Da es immer noch nieselt gehe ich ins Office de Tourisme, wo ich mir den Weg in meine geplante Unterkunft weisen lasse. Cluny Sejour wird in meinem Führer mit 30 Betten ausgewiesen. Als ich dort jedoch ankomme heißt es: „Complet“ – Voll. Man verweisst mich an ein nahes, günstiges Hotel. Doch dort heißt es ebenfalls – Complet ! Ich tapere zurück zur Touristen-Information. Scheinbar ist in Cluny irgend ein Kongress oder Fest. Sämtliche günstigen Zimmer sind belegt !! Ich könnte in einer Chambre d´hote (einem Privat-Unterkunft) unterkommen – für 80€ oder mehr. Das aber übsteigt mein Buget !! Die nette Dame telefoniert ein wenig durch die Gegend: Kirche..nichts zu machen, auch nicht mit Credencial. Campingplatz – nix. Nirgends ist eine Unterkunfs zu arrangieren. Es ist wirklich traurig. Als ein auf dem Jakobsweg Gehender bekomm ich in einer so kulturhistorisch wichtigen Station kein Lager. Ich habe mich schon damit abgefunden, weiter in die Nacht zu laufen und mich in irgendeine Scheune zu legen. Mein Zelt hab ich ja nicht mehr.

    Irgendwann gelangt die Dame vom Office de Tourisme dann an die Nummer des für dieses Gebiet zuständigen Pilgerbeauftragten. Und dass ist meine Rettung! Herr S. kommt 5 KM mit dem Auto nach Cluny, holt mich ab und ich werde im ehemaligen Kinderzimmer einquartiert.

    Von Cluny habe ich leider wenig gesehen – an den geplanten Ruhetag war wegen der Zimmerlage nicht zu denken. Der Aufenthalt bei Familie S. entschädigt mich jedoch für das Entgangene. Aufs Freundlichste werde ich in der Famile beherbegt. Das Essen, das Frau S. kocht ist das absolute Gegenteil von dem, was ich in Taize hatte. Herr S. organisiert mir auch noch die nächste Unterkunft und überreicht mir ein aktuelles Herbergsverzeichnis, welches ich abfotografiere. Die Gastfreundschaft, die ich dort erfahren habe, wird mir für immer ein Beispiel sein.

    Ich habe bis jetzt nie über Tage hinaus reserviert (maximal für den nächsten oder übernächsten Tag). Nach der Erfahung in Cluny gehe ich jetzt dazu über, so gut es geht 3 Tage im Voraus zu planen.
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