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  • Dag 13

    One night in Burgos

    17 juli 2022, Spanje ⋅ ⛅ 37 °C

    Aua, aua, aua! Das Ding ist gestern noch komplett aus dem Ruder geraten. Aber erstmal chronologisch:

    Nachdem das Fußbad ne Eisenhower A+ war, hatte ich dann geschaut, wo der nächste Schuhladen ist. Alles in der Stadt abgelaufen, schließen die Geschäfte zur Siesta aber alle gegen 15 Uhr. Die einzige Möglichkeit war dann Decathlon - 5,5 Kilometer entfernt vom Stadtzentrum auf einer Strecke. Nach so einem Tag nochmal extra 11 Kilometer aufs Tacho zu bekommen, stand für mich außer Frage - so wurde es das Taxi für ca 25 Euro hin und zurück. Mich dort mit Wandersandalen, einer Adidas kurzen Hose und einem T-Shirt eingedeckt, ging es zum Frustessen: einmal McMenü mit nem BigMac, Pommes, Cola und Mayo bitte. Im Nachhinein sau unnötig, aber in dem Moment völlig wichtig. Witzigerweise schmeckt Mccens halt wirklich in jedem Land anders!

    Gegen 18:30 Uhr wieder in der Stadt gewesen, stand auf der heutigen Taktiktafel für den Abend: Kneipentour. Startend bei einem Maß Bier in der vor der Alberge, wurde der Fahrplan besprochen. Es gibt in Burgos eine Kneipenstraße, ähnlich wie das Barfußgässchen, nur ein wenig enger und mit Stehtischen versehen. Thorsten und ich in der Vordersten angefangen, haben wir uns jeweils mit einem kleinen Bier vorgetastet. In der Mitte angekommen, trommelten wir dann andere Pilger zusammen und dadurch wurden wir relativ schnell 10 Leute. Weil der Jakobsweg bisher deutlich mehr Geld gefordert hat als geplant, sind wir dann auf Wein umgestiegen. Ein Glas kostet hier 1,80 Euro - absoluter Schnapper!

    Na und wie es dann immer so ist, war dann der Schnabel auf einmal nass und so wurde auf Flaschen anstatt Gläser bestellen, umgestiegen - geht ja deutlich schneller! Ich, Profi wie ich bin, gegen 21 Uhr mich von der Gruppe verabschiedet und gesagt, dass ich mich ja kenne, wenn ich jetzt noch ein Glas weitertrinke, gehts komplett los. Stolz wie Bolle habe ich es dann bis zur Herberge geschafft, wo in der Bar ca 15 andere Pilger auch saßen und ich mich nicht ganz vorbeimogeln konnte. Hergerufen, dass ich mich doch nochmal dazu setzen soll, wurde mir dann direkt ein Bier gereicht. Kiara und Silvia, die beiden Italienierinnen, die ich seit Tag 1 hier auf dem Camino kenne, haben mich dann dauerhaft probiert zu überreden doch noch mit weiterzuziehen. Na gut, to be honest, sie haben mich gefragt: Hey Alex, komm doch noch mit auf ein Glas, wir ziehen jetzt nochmal durch das Viertel. Überredungsschwelle hoch wie der Kölner Dom, hab ich direkt ja gesagt und so begab es sich..

    Das Ding auf dem Jakobsweg, was es immer sehr schwer macht, ist: alle Herbergen schließen pünktlich 22 oder 22:30 Uhr. Hagrid wartet in jedem Dorf komplett pingelig darauf, dass er endlich pünktlich auf die Minute die Eingangstür schließen kann und wenn man danach kommt, hat man Pech. Es besteht keine Chance mehr reinzukommen. Vor diese Entscheidung wurde ich gestern dann gestellt: die beiden Italienermädels ins Hotel eingebucht, da sie morgen ein Restday machen, war ich mit Armando und Michael (der mit dem World Cup 2006 Witz) die Einzigen mit, die wieder in die Alberge mussten. Jetzt darf jeder gerne mal für sich im Kopf überlegen, wie der Abend weitergelaufen ist haha

    Gegen 22:20 Uhr der felsenfesten Überzeugung gewesen, kam neben Stefania, Elisabetha und Kiara 2 noch Raily, der Amerikaner aus San Francisco dazu, der unglücklicherweise zwei angefangene Flaschen Wein mithatte.. und eine Musikbox. Mit den völlig unglücklichen Umständen und das erste ‚Volare ooooh‘ auf den Ohren, war es dann 22:27 Uhr und wir hätten es ja eh nicht mehr geschafft!

    Naja guuuuuuuut, jetzt musste man mindestens bis 6 Uhr durchhalten - die Tür war verschlossen, der Zug war abgefahren, die Kuh war vom Eis. Mit dem Wissen und der Erkenntnis wurde dann final die Handbremse gelöst und sich die Batterie aufs herrlichste abgeklemmt. Die ganze Gasse mit unserem fröhlichen Gesang unterhalten, wurden wir relativ schnell viele und auch die Einheimischen haben sich zu uns gestellt. Klassiker wie Guantanamera, La Bomba, Morenita oder auch Disco Pogo schallten nun durch die Burgoser Innenstadtgassen (Videos reiche ich nach - versprochen!).

    Schon kurz vor Zapfenstreich auf dem Alkoholmessgerät, kam dann von einer Einheimischen der Tipp, dass auf dem Marktplatz ja ein Club offen hatte - war ich der festen Überzeugung, dass ich mit meinem Outfit niemals reinkomme. Bad Taste Hemd mit Muscheln drauf an, dazu ne Badehose und klassisch Adiletten. Die Türsteher uns komplett sympathisch gefunden, hatten wir nach dem anfänglichen schwierigen Start in den Tag, jetzt einen völligen Lauf. Reingekommen, war das dann final der Todesstoß haha

    Gegen 5:15 Uhr mich kaum noch auf den Füßen halten könnend (ob es die Schmerzen vom vielen Laufen waren oder andere Gründe hatte, lasse ich offen) hab ich mich dann auf den Rückweg Richtung Alberge begeben. Riesenhoffnung in alle Hektoren der letzten Tage, wurde ich aber enttäuscht und alles war zu und noch keiner auf den Beinen. Stellt euch das Bild vor: eine riesige Eingangstür wie bei einem Schloss und ein Alex Langner lehnt liegend dagegen und macht einen kleinen Powernap. Mit diesem möchte ich euch gerne entlassen - 6:20 Uhr wurde ich dann erlöst und durfte in mein Bett, bis ich 7:30 Uhr darauf hingewiesen worde, dass die Herberge um 8 Uhr schließe und ich bitte aufstehen soll. Wie dann der heutige Tag war, im nächsten Blog - jetzt steht erstmal ne Weltklasse Paella auf dem Abendplan! ✌🏻
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