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  • Day 25

    25. Tag Cacabelos nach Vega de Valcarce

    July 29, 2022 in Spain ⋅ 🌙 15 °C

    Mit Storm Boy von Xavier Rudd auf den Ohren, gehe ich super zufrieden in die Nacht. Es war ein sehr guter Tag!

    Die 25 Kilometer heute sehr gut abgespult, 2-3 kleine Pausen mit einem leckeren Tortilla-Frühstück nach 10 Kilometern, einer Trinkpause mit einer kühlen Cola und schließlich gegen 15:30 Uhr Ankunft im heutigen Zielort Vega de Valcarce. Das letzte Dorf bevor es morgen in die Königsetappe des Jakobswegs geht: über 1.000 Höhenmetern auf 7-8 Kilometern gezogen, um dann relativ schnell wieder steil bergab zu gehen. Die Magnesiumtabletten liegen bereit, Bananen sind eingekauft, Schuhe schon vorgeschnürt - ich bin bereit!

    Den Nachmittag ruhig angehen lassen, habe ich mich 19 Uhr zum gemeinsamen Albergendinner mit den anderen Pilgern eingetragen. Gemeinsam am Tisch mit einem Spanier, einer Mutter-Kind-Paarung aus Polen und mit Matthias aus Südtirol. Vorspeise Gazpacho, Hauptgang Spaghetti Bolognese und im Anschluss eine Tarte de Santiago trugen für einen super Start in den Abend bei. Achso, die 2 Gläser Rotwein nicht zu vergessen!

    Mich dann zwischenzeitlich für ein Telefonat mit Franzi und ein Geburtstagsanruf an Annemarie von der Runde verabschiedet, hatte ich eigentlich schon mit dem Tag abgeschlossen. Doch genau für solche Abende, wie er sich dann ergeben hat, fühle ich mich bestätigt, dass es sowas von die richtige Entscheidung war den Weg nach Santiago de Compostela anzutreten und sich mal eine gewisse Zeit aus seinem Alltag rauszunehmen.

    Matthias kam mit 2 Bier vor die Alberge, hatte mich telefonierend gesehen und mir dabei ein San Miguel in die Hand gedrückt. Als ich meine Geburtstagsglückwünsche fertig geäußert hatte, setzte ich mich zu ihm. Eine Bank vor der Alberge an der Straße des kleinen süßen spanischen Dorfs. Nichts besonderes, ganz einfach, aber irgendwie doch magisch - einfach der Einfachheit wegen.

    Matthias ist von seiner Haustüre in Südtirol gestartet, ist den Camino Portuges in einer kleinen Gruppe schon einmal gelaufen und entschied für sich, wenn er das nächste mal sich auf Reise begibt, dann alleine und aus der Tür hinaus. Stellt euch vor ihr lauft von Zuhause los, 20 Kilometer entfernt ins nächste euch bekannte Dorf und checkt dort in ein Hotel ein, obwohl ihr doch die Umgebung kennt und einfach mit dem Auto nach Hause fahren könntet, um dort zu schlafen. Die ersten Kilometer müssen da manchmal echt ein wenig komisch sein - aber auch witzig!

    Völlig ohne Erwartungen an das Gespräch gegangen, bin ich für die Tiefe jener hier auf dem Camino immer wieder sehr dankbar. Man vertraut sich völlig fremden Menschen nach wenigen Minuten an, macht sich angreiflich, aber irgendwie doch nicht. In Leipzig völlig unvorstellbar in eine Bar zu gehen, sich an einen fremden Tisch zu setzen und mit einer Person anzufangen über Glück im Leben zu sprechen.

    ‚Du entscheidest nicht den Camino zu gehen - der Camino ruft dich!‘ - ein Zitat, worüber ich viel nachdenken musste. Ich hatte schon oft im Kopf gehabt, es anzugehen, aber zwischen Vorhaben und wirklich Machen ist so ein großer Unterschied im Leben. Viele kleine Zahnräder haben dazu beigetragen, dass ich mich am 5. Juli auf den Weg begeben habe.

    Sein Leben an einem Wendepunkt, hat er seine Wohnung gekündigt, seine 2-3 Kartons bei Mama abgestellt und ist seine Reise angetreten - diese geht seit knapp 2 Monaten. Viele Entscheidungen vor sich, aber doch auch komplett im Hier und Jetzt lebend, habe ich sehr Respekt vor seiner Entscheidung. Von in Erinnerung bleibenden Begegnungen mit einem Mann berichtend, der nur noch 2 Jahre zu leben hat; zufällige Ereignisse, die kein Zufall sein konnten; Pilgerpaaren, die sich in Herbergen trotz 20 anderen „Schlafenden“ im Zimmer miteinander vergnügt haben oder die Frage, was Glück im Leben bedeutet - es waren viele einprägende Themen dabei, die ich vermutlich niemals sonst mit einem mir Fremden besprochen hätte.

    Ich hab ihm mein Link zum Blog geschickt, daher wirst du es bestimmt lesen - Buen Camino, Matthias und auf ganz bald!

    Mit diesen Zeilen verabschiede ich mich in die Nacht - buenas noches aus Vega da Valcarce! 🇪🇸

    #6DaysToGo
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