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  • Day 11

    Raus aufs Land

    March 6 in Japan ⋅ 🌫 2 °C

    Wir lassen das wilde Tokio und die Menschenmassen hinter uns. Die Eindrücke von überfüllten Spielarkaden in denen behandschute Gamer wie von Sinnen auf die Knöpfe der Automaten schlagen, die niedlich angezogenen Mädchen ,die wie aus einem Manga entsprungen wirken und in knappen Kleidchen miauend Kawaii Food ( niedliches Essen) in Maid Cafes servieren und übergroße 3 D Leinwände wirken noch nach und wir sind dankbar für ein wenig Entschleunigung. Entgegen diverser Horrorgeschichten, dass eine Mietwagenübernahme in Japan mit mehreren Stunden Fahrtraining verbunden sein kann, ging alles ganz schnell und wir konnten Richtung Fuji starten. Bei schönstem Sonnenschein trafen wir in Fujiyoshida ein und starten gleich den Aufstieg zur Pagode mit bestem Fujiblick. Noch schöner hätte es nur aussehen können wenn die Kirschbäume hier schon geblüht hätten. Aber bei den hiesigen Temperaturen dauert das wohl noch. Und wirklich, am nächsten Morgen erwachen wir in unserem traditionellen Ryokan ,bei 2 Grad Außentemperatur. Erstmal alle Heizlüfter in Betrieb,eine richtige Heizung hat so ein Holz/Reispapierhäuschen nämlich nicht. Und zack Strom weg. Also gut entweder Licht oder Wärme, alles gemeinsam geht nicht. Nach einigen Versuchen haben wir uns eingespielt ,welche Geräte gemeinsam betrieben werden können. Kurzes Frühstück in 30 cm Tischhöhe und dann geht's bewaffnet mit Skiunterwäsche Richtung Hakone. Vom Fuji ist nichts mehr zu sehen. Er steht wie wohl so oft in dichtem Nebel. Glück gehabt. In Hakone gibts es ein herrliches Open Air Kunstmuseum. Für die wenigen Innenbereiche gibt es am Eingang jeweils einen Bereich wo man in etwa 50 Regenschirme anschließen(!) kann. Es sei erwähnt, dass daneben ein Ständer mit gratis Schirmen zum ausleihen hängt. Trotz des Wetters haben alle Spaß. Von dort aus geht es weiter zur Besichtigung von kleinen Schluchten und Wasserfällen. Als es beginnt richtig zu schneien haben wir unsere Wasserfallwanderung erreicht. 4km durch matschiges Gelände. In ziemlicher Kälte und mit zunehmedem Nebel. Komischerweise trübt das keineswegs die Stimmung. Der Wald wirkt mystisch, die Kaskaden wie aus einer anderen Welt. Die aufsteigenden Nebelschwaden komplettieren den Eindruck des verwunschenen Waldes. Zurück am Auto müssen wir uns beeilen und erreichen exakt zur blauen Stunde das Wassertor des Tempels von Hakone. Auch hier sind wir wieder allein. Wie schön.
    Nun gilt es nur noch etwas über eine Stunde zurück in unsere Unterkunft zu fahren. Der Schnee wird mehr und mehr. Als wir nur noch 25 Minuten bis zu Hause haben und auf den Highway abbiegen wollen wird der gesamte Verkehr von mit roten Leuchten bewaffneten Kontrolleuren gestoppt. Reifenkontrolle. Und leider sind wir durchgefallen. Noch nie hatten wir einen Mietwagen in einem kalten Gefilde gebucht, daher war uns auch nicht bewusst, dass man die Winterreifenoption gezielt zubuchen muss. In einem Land in dem der Winter doch wirklich auch recht knackig sein kann und alles totreguliert wird hätte ich das auch einfach nicht erwartet. Aber so ist es nunmal. Allwetterreifen reichen nicht. Also umdrehen und zurück zur Landstraße. Aber auch hier hält man uns plötzlich an. Auch diese Straße wäre gesperrt für nicht richtig bereifte Fahrzeuge. Die Ausweichstrecke über diverse Posemuckeldörfer dauert knapp 5h. Und niemand weiß ob uns nicht irgendwo die nächste Sperre erwartet. Wir sprechen mittels Googleübersetzer mit der Highwaypatrol. Ein Zug ab Gotemba schlägt er vor,falls noch einer fährt- tut er natürlich nicht. Also stellen wir todesmutig unser Auto in der Nähe des Bahnhofs ab und lassen ein Taxi im nächsten Restaurant rufen. Der Fahrer kommt prompt und guckt nicht schlecht. Wo wollen wir bei dem Wetter noch hin??? Ich sehe schon unsere Felle davonschwimmen, aber er nimmt uns mit. Diesmal dürfen wir selbstverständlich auch auf die Autobahn. Diese ist komplett zugeschneit. Spuren gibt es nicht mehr, Mauthäuschen öffnen ihre Automatikschranken nicht, weil sie zugeschneit sind und als wir mit Tempo 30 bergauf den Pass hochtuckern schlingert das Taxi unbehaglich. Aber unser Fahrer ist guten Mutes also versuche ich es auch zu sein. Aber 2 Kinder ohne Autoitz bei der Wetterlage... Mein Gewissen frisst mich auf. Ich beruhige mich damit, dass wir fast das einzige Auto sind und nur 30kmh fahren . Einige Stunden später als geplant erreichen wir unser Haus. Unversehrt. Doch die Freude währt nicht lang. Wir brauchen unser Auto wieder.... Wann dürfen wir wohl wieder fahren? Am nächsten Morgen schreiben wir 5 Grad Celsius, es taut. Die Straßen sind frei und alle Wetterwarnungen sind aufgelöst. Also gegen Mittag ein zaghafter Versuch. Und wirklich wir haben freie Fahrt. Na dann kann es ja weiter gehen.
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