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  • Day 8

    Tokio - 24 h täglich unter Strom

    March 3 in Japan ⋅ 🌙 8 °C

    Jeden Tag aufs neue ist es ein Rätsel wie 37 Millionen menschliche Rädchen hier ineinander greifen und irgendwie funktionieren. Aber nach und nach wird es mir bewusst. Planung, Regelung ,Absicherung heisst die Devise. Hier wird rein gar nichts dem Zufall überlassen. Parkt ein Minilastwagen aus stehen ringsherum mindestens 3 Sicherheitsbeamte mit Straßenhütchen und Kelle und winken ihn heraus. Möchte ein Kind mit einem Karussell fahren hat es mindestens 2 Jahre alt zu sein. Ich erinnere an den Rostocker Weihnachtsmarkt wo die kleinen Mäuse kaum sitzen können und schon Karussell fahren und kaum laufen sie ,sitzen sie allein drin. Hier muss man als Elternteil bis zum 6.Geburtstag neben dem Kind stehen, welches angeschnallt auf seinem Pony oder seiner Feuerwehr sitzt. Aber nicht nur stehen- durchgängig Hand am Kind ist angesagt... Auf nicht wenigen öffentlichen Toiletten, welche immer blitzsauber, zahlreich vorhanden, kostenfrei und eine Ausgeburt höchster Computertechnik sind ,sind nicht selten an den minimalen Scharnierspalten überdeckende Schutzfolien angebracht,damit auch wirklich niemand reinsieht. Nicht nur Erwachsene sind hier organisiert und diszipliniert. Oder könnte man sich in Deutschland Bällebäder im Spielzeugmuseum mit Holzbällen vorstellen? Und gleich dahinter die Ruhezone für Babys?! Da wären tischtennisballgroße Kopfwunden vorprogrammiert. Aber nicht hier. Das System funktioniert, bei Jung und Alt.
    Die meisten Stadtteile sind trotz eines hohen Menschenaufkommens extrem sauber. Und das obwohl es keine öffentlichen Mülleimer gibt. Man hat eine Tüte dabei und nimmt den Müll mit nach Hause. Spätestens nach dem 3.Tag mit vollgekrümelter Tasche hat man das begriffen. Das einzige etwas heruntergekommene Viertel ist die Partyzone in Shinjuku. Klar es blinkt und glitzert an jeder Ecke aber bei Tag unterscheidet es sich kaum von anderen Großstädten in Südostasien. Ansonsten ist Tokio ein Musterbeispiel für die Symbiose von Tempeln die zwischen Häuserschluchten herauswachsen, einer völlig strukturlosen Architektur- von kreuz nach schief wird jedes Fleckchen bebaut. Auch wenn das heisst, das das 2 stöckige Wohnhaus inmitten von Hochhäusern vorne nur 1m breit ist, alten Wohnvierteln in denen noch kleine Märkte und Traditionen dominieren und neuen herausgeputzten Szenevierteln,wie dem Gebiet rund um die Tokio Bay. Odaiba könnte auch New York sein, denn es jat nicht nur wunderschöne beleuchtete Brücken ,sondern auch eine Freiheitsstatue. Moderne Technikmuseen geben sich hier ein Stelldichein und auf die vorgelagerten Inseln des Viertels kommt man mittels einer führerlosen Monrorail. Hightech in Reinform. Abfahrt Tokio Teleport Station- wie passend.
    Und wenn einem das ganze Großstadtgetümmel zuviel wird? Dann geht man in ein Einkaufszentrum. Einkaufszentrum? Ja richtig. In mehreren haben wir hier Aquarien vorgefunden die mittels Licht und Toninstallationen die Zuschauer in völlig fremde Welten entführen. Die Aquarien sind bunt beleuchtet, die Luft ist erfüllt von exotischen Düften,es erklingt leise Ambientemusik und ach ja es gibt Fische... Leider auch den ein oder anderen Ort, an dem man wohl anmerken muss, das Tierschutz hier eher eine sekundäre Rolle spielt. Wie hatte es ein netter Autor beschrieben, der schon viele Jahre in Japan lebt: " Sag einem Japaner ,das eine Art vom aussterben bedroht ist und seine Antwort wird sein- oh dann muss ich das unbedingt nochmal essen...!"
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