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  • Day 29

    Bauchgefühle.

    May 27, 2021 in Croatia ⋅ ⛅ 23 °C

    Das erste Mal hat sich etwas Wehmut breit gemacht. Wir haben gestern unseren Platz in Orasac (bitte wieder den Haken über dem "s" hinzudenken) verlassen. Bei 28° und strahlendem Sonnenschein. Mag sein, dass man bei diesem Traumwetter auf jedes Fleckchen Erde einen etwas verklärten Blick hätte. Aber es muss einen Grund geben, warum aus den üblichen 2 Tagen, mit denen wir uns eigentlich immer auf den Plätzen einchecken, am Ende unsere bisher längste Station geworden ist. Und sich bei mir bei der Abfahrt die erwähnte Wehmut des Verlassens und die Freude auf das Fahren und eine neues Ziel erstmalig die Waage gehalten haben.
    Der Platz in Orasac war keineswegs nur die naheliegendste Möglichkeit, um sich in Ruhe und ohne großen Aufwand Dubrovnik anzuschauen. Was wir zwei Mal getan haben. Nein, es war ein Ort zum Wohlfühlen, zum Ankommen und Bleiben wollen. Unser Stellplatz hat uns ein Gefühl wie im eigenen Garten gegeben, unsere Hängematte zwischen den Bäumen war ein beliebter Ort für die Jungs und mich. Neben dem Platz führte eine kleine Straße hinunter zum Strand/Badestelle/Bootsanleger, vom Camp aus bot ein kleiner Weg durch Wald und Sträucher eine Abkürzung. Nicht weit, nur ein paar Minuten, aber einige Höhenmeter hinab. Der Blick hinab aufs Meer, die Mischung aus bunter frühlingsblühender Vegetation und felsiger Küste, die kleinen Wellen unten am Wasser. Besonders.
    Besonders auch unser tägliches Einkaufserlebnis. Wenn ein Laden die Bezeichnung Tante-Emma-Laden verdient hat, dann dieser. Tante Emma und ihr Mann, die uns bedient haben, inklusive. Klein, aber alles da, was wir brauchten. Zu drei Seiten in der ersten Reihe ein paar Möglichkeiten, sich selbst in den Kühlauslagen zu bedienen, gleichzeitig die Absperrung zu den Regalen an der Wand in der Reihe dahinter, vollgepackt mit den Waren, die die Inhaber über offenbar viele Jahre Geschäftstätigkeit als die des täglichen Bedarfs definiert haben und auf Zuruf reichen. Täglich angepriesen frisches Obst aus den Gärten der Umgebung, Kirschen wie Erdbeeren kann ich besten Gewissens weiterempfehlen. Das Geschäft in einem alten Gebäude direkt an der kleinen Dorfstraße, für einen Fußweg davor fehlte der Platz, gegenüber so etwas wie der Ortskern, eine Terrasse mit Café in Form eines Pavillon-Baus unter großen Bäumen, direkt daneben eine kleine Kapelle. Muss man mögen, ich fand es geradezu herzerwärmend. Kleiner Weg ein bisschen den Hang hinunter zur Straße, jene Staatstraße 8 die weiter nach Dubrovnik führt, genau dort auch die Bushaltestelle und 50 Meter weiter die Einfahrt zum Campingplatz. Anschließend an das Camp unterhalb der Straße die Dorfschule mit wunderschön angelegtem Garten davor. Durch ein Loch im Zaun kamen wir direkt auf den Fussballplatz neben der Schule, wir haben ihn genutzt, natürlich.
    Auf dem Platz war mal ein bisschen mehr los als bei den Stationen bisher. Ein paar junge Familien mit kleineren Kindern. Einige ältere Gäste mit zum Teil abenteuerlich großen Wohnmobilen haben sich auf die neu mit Kiesuntergrund angelegten Stellplätze postiert, die zwar einen Blick aufs Meer ermöglicht haben, die ich aber im Traum nicht gegen unseren Garten getauscht hätte. Jeder wie er mag.
    Besonders gemocht haben die Jungs "Katzi", unsere treue Begleitung während der ganzen Tage. Nun bin ich kein Katzenfreund, aber nach der Hundeeuphorie der ersten Etappen hat sich vor allem Juli in den hellbraunen Streuner verliebt und beide Jungs haben sich liebevoll um sie bemüht. Sie dankte es mit einer gewissen Anhänglichkeit, wir wiederum mit ein paar Stücken Schinken.
    Und da die Jungs ein gutes Gespür dafür haben, wen sie auf Anhieb mögen und wen nicht, waren sie eines Abends für eine ganze Weile mit ihrem Fahrrädern verschwunden und haben Freundschaft mit Steffen geschlossen. Unmittelbarer Grund für die Annäherung dürfte sein alter SLK gewesen sein, mit dem er auf dem Platz ankam und sei kleines Zelt an exponierter Stelle mit Meerblick aufgebaut hat. Junger, sehr freundlicher und offener Typ, mit dem wir gern gequatscht haben, nicht jedem Menschen würde ich quasi noch vorm Kennenlernen ein bisschen Geld leihen, damit er am nächsten Morgen mit dem Bus nach Dubrovnik fahren kann.
    Bus nach Dubrovnik. Vielleicht 20 Minuten Fahrt vom Camp, das übliche kurvige leichte Auf und Ab an der Küste entlang. Noch zwei, drei kleinere Orte, dann führt eine neue große, beeindruckende Schrägseilbrücke über eine Adria-Bucht in die Stadt. Zu Fuss und mit Kindern schafft man nur einen kleinen Teil der Stadt, klar, dass unser Weg daher hinab durch in Hanglage bebaute kleine Gassen zur Altstadt von Dubrovnik führte. Faktisch eine Insel, die zur Landseite hin irgendwann mal baulich an das Festland angeschlossen wurde. Komplett von einer imposanten Stadtmauer umgeben, von der man einerseits Blicke von hoch oben der auf Felsen errichteten Mauer auf das Meer werfen kann, während man gleichzeitig im Inneren das rote Dächermeer der Altstadt sieht. Sehenswert, lohnenswert, dankenswerterweise derzeit nicht menschenleer, aber doch wahnsinnig entspannt zu besichtigen. Die Ströme von einheimischen Besuchern und Touristen, die in coronafreien Sommern der letzten Jahre durch die Altstadt geflossen sind, ließen sich zwar erahnen, aber zum Glück eben nicht spüren. Zu erkennen an der fast leeren Konoba, die wir bei unserem zweiten Stadtbesuch zum Abend besucht haben. Dafür hatten die Kellner Zeit, sehr nett und zuvorkommend zu sein, das Eis aufs Haus durften die Jungs sich selbst an der Eistheke aussuchen.
    Wir sind ganz in der Nähe der eher unansehnlichen Stadt Ploce (Haken über dem "c") angekommen, was aber keine Rolle spielt, weil der Platz an den Bacinska-Seen ein kleines Idyll ist. In einem kleinen, weitgezogenen Ort, von der freundlichen Betreiberfamilie auf ihrem Grundstück direkt am See eingerichtet. Klein, ein paar Plätze direkt am Schilf mit Seezugang, wir stehen gleich oberhalb quasi im Garten der Familie, rundum von großen Hecken umgeben und wunderbar blühend bepflanzt und gepflegt. Das fehlte bisher noch, einparken, Fussball rausholen und direkt auf der Wiese kicken.
    Es mögen 80 Kilometer bis hierher gewesen sein, das Losfahren hat sich also an sich kaum gelohnt. Das Ziel und der Grund der Fahrt schon. Etwa 15 Kilometer von hier fließt die Neretva ins Meer und bietet an dieser Mündung ein ganz eigenes Flair. Ganz an der Spitze der Mündung ein kleiner Kite-Boarding-Spot, sehr flaches Wasser, Sandstrand, Strandbar. Fühlt sich wunderbar an und ist herrlich entspannt.
    Ganz entgegen unserer Gewohnheit haben wir uns am derzeitigen Platz beim Ankommen mit einer Nacht angemeldet. Es werden diesmal jene zwei, der Strandbar wegen, morgen geht es weiter zum Krka-Nationalpark.
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