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  • Day 28

    WISSEN: Tempeltour in Old Delhi

    October 10, 2022 in India ⋅ ⛅ 22 °C

    Heute geht es wieder nach Old Delhi. Diesmal sind wir nur zu zweit unterwegs. Vor Ort treffen wir unseren Guide Jogi.

    Wir starten am über 350 Jahre alten Jaintempel Shri Digamber. Das rote Tempelgebäude ist im Inneren enorm kitschig. Der Jainismus, dem inzwischen weniger als 1 Prozent der Inder anhängen, geht davon aus, dass sich in der Welt zwei Prinzipien gegenüberstehen: Geistiges und Ungeistiges. Das Geistige beruht auf einer unendlichen Anzahl individueller Seelen (Jiva). Alles Stoffliche ist beseelt, nicht nur Menschen und Tiere, sondern auch Pflanzen oder Wasser. Die Natur und Gewaltfreiheit sind zentrale Aspekte des Jainismus. Wegen des Ideals der Nichtverletzung von Lebewesen ernähren sich Jainas so, dass keine Tiere dafür leiden oder sterben müssen und Pflanzen nur im unvermeidlichen Maß geschädigt werden. Bedingt durch diese Prinzipien üben Anhänger des Jainismus nicht jeden Beruf aus, weshalb sie beispielsweise oft im Handel und im Bankgewerbe, d. h. in den Städten arbeiten.

    Direkt daneben befindet sich der Hindutempel Shri Gauri Shankar. Der etwa 800 Jahre alte Tempel ist Lord Shiva gewidmet und einer der bedeutendsten Tempel der Shaiviten.
    Vier von fünf Indern sind Hindus, weshalb diese Religion den meisten Einfluss auf den Alltag bis hin zur Politik einnimmt. Die Führung eines Lebens in Harmonie unter Berücksichtigung der natürlichen Ordnung bei gleichzeitiger Erreichung persönlicher Ziele und Erfüllung der Anforderungen der Gesellschaft sind die Absichten ihres Glaubens. Er umfasst hunderte von Göttern und Göttinnen, Glaubensvorstellungen und -praktiken sowie die verschiedensten Bräuche und Philosophien. Auch das Kastensystem entspringt dem Hinduismus: Brahmanen sind Priester und Gelehrte und in der obersten Varna, es folgen Fürsten, Krieger und höhere Beamte in der Varna Kshatriyas, Bauern und Kaufleute in der Varna Vaishyas und Knechte und Dienstleister in der Varna Shudras. Außerhalb der 4 Varnas gibt es noch die Dalits, die Unberührbaren.
    Die wichtigsten Gottheiten sind Brahma, Vishnu und Shiva, welche neben ihrer eigentlichen Erscheinungsform auch noch in Form von verschiedenen Avataren erscheinen. Diese drei höchsten Götter werden oft als Trinität dargestellt, wobei Brahma inzwischen an Bedeutung verloren hat, während Shiva und Vishnu die Lieblingsgottheiten wurden. Zu den vielen weiteren Gottheiten gehört auch Ganesh, der erste Sohn von Shiva und Parvati. Der elefantenköpfige Gott ist besonders außerhalb Indiens sehr bekannt.

    Unsere Tour führt uns weiter zum knapp 250 Jahre alten Sikh-Tempel Gurdwara Sis Ganj Sahib. Die jüngste Religion Indiens, der Sikhismus wurde als Reaktion auf die Kastengesetze und den Ritualismus des Hinduismus gegründet und hat heute überwiegend in Nordindien Millionen von Anhängern. Bei dieser Religion werden Elemente aus dem Hinduismus als auch dem Islam entlehnt. Der Begründer der Religion betrachtete die vielen Gottheiten als verschiedene Namen für einen allerhöchsten Gott und forderte seine Anhänger auf, den religiösen Schwerpunkt vom Ritual auf die Meditation zu verlegen. Ihren Mitgliedern sind der Konsum von Tabak und halal-Fleisch untersagt. Außerdem wird von ihnen die Annahme der fünf Ks gefordert: kangha (Kamm), kirpan (Säbel), kara (Stahlarmband), kachcha (über dem Knie endende Hose) und kesh (ungeschorenes Haar). Dank Letzterem sind Sikh-Männer normalerweise sofort an ihren langen Bärten und Turbanen zu erkennen. In jedem Sikh-Tempel findet morgens, mittags und abends ein gemeinsames vegetarisches Mahl statt, das Langar. Es wird durch Spenden finanziert und von ehrenamtlich arbeitenden Sikhs zubereitet.

    Unsere Tour würde uns jetzt noch weiter zur Jama Masjid, der Freitagsmoschee von Delhi führen. Diese müssen wir aus Zeitnot leider skippen. Wobei der Islam mit etwa 14 % der Bevölkerung in fast jedem Ort in Indien eine bedeutende Minderheit darstellt. Der Glaube an einen einzigen Gott, Allah, die Verurteilung der Götzenanbetung, die Einhaltung strenger Diätvorschriften und das Feiern ihrer Feste heben Moslems von ihren hinduistischen Nachbarn ab, mit denen sie seit Jahrhunderten – nicht immer friedlich – zusammenleben.

    P.S.: Das immer Mal wieder verwendete Hakenkreuz ist ein Symbol für Glück und hat in den verschiedenen Religionen noch viele weitere Bedeutungen. Aufgrund der Verwendung als Emblem der arischen Rasse durch die NSDAP, ist das Symbol bei uns negativ konnotiert und verboten.
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