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  • Day 34

    Split

    March 12, 2022 in Croatia ⋅ ☀️ 8 °C

    Nach meinem letzten Geschriebenen, hab ich am nächsten Morgen erstmal den kleinen Strand, an dem ich mein Nachtlager hatte, vom Müll befreit. 3 Tüten voll, die ich nicht mal mitbringen musste, denn es lag ja alles rum. Vielleicht ist es nur ein Tropfen auf dem heißen Stein aber immerhin.
    Danach bin ich unweit nach Split gefahren, hab mein Wasser voll getankt, Trinkwasserflaschen aufgefüllt und ab zum nächsten Stellpatz. Vorher ging’s aber noch in Baumarkt einkaufen (einer meiner Lieblings Beschäftigungen), um etwas Material zu kaufen und meine Ideen zur Optimierung des Bammobils umzusetzen. Es ging ein schöner, handwerklicher Tag zu Ende und ich nahm mir vor, am nächsten morgen nach Split zu radeln.

    An der Spitze von Split liegt der Waldpark Marjan. Super gepflegt mit botanischen Garten und Aussichtsplattformen, toll zum joggen, radeln und baden. Um ehrlich zu sein, hatte ich mich nicht über Split schlau gemacht und meine Erwartungen waren nicht sehr hoch. Von meiner vorherigen Wanderungen auf Čiovo konnte ich einen Blick von der gegenüber liegenden Seite auf die Stadt erhaschen und hatte nicht den besten Eindruck. Aber das schlug weit fehlt, denn die Stadt überraschte mich total. Ich parkte mein Rad im Hafen und lief die Strandpromenade lang. Eine Flut an Menschen kam mir entgegen. Ich hatte den Eindruck, dass in dieser Stadt die Schönen und Reichen wohnen, letzteres weiß ich nicht aber der schicke Dresscode von allen fiel auf. Vielleicht ist es auch die Vorfreude auf den Frühling. Ebenso hier ein bekanntes Bild: Alle sitzen draußen, die Bars sind knacke voll, die Menschen gut gelaunt. Ein Ehepaar, mit denen ich mich unterhielt, meinte, dass das noch gar nichts ist und im Sommer hier die Hölle los ist. Nach wie vor sind es fast nur Einheimische und vor allem hier ganz besonders die, mit einer anzunehmenden Affinität für auffällige und schicke Sonnenbrillen. Ein Glück kann ich da mit meiner Herzbrille mithalten 😅
    Zum ersten Mal fällt mir auch eine gestaltete Uferpromenade auf. Aus Sicht einer Landschaftsarchitektin: Rampen für barrierefreie Nutzung, Bänke mit Holzauflagen, Rücken- und Armlehnen für die allumfassende Nutzung, wenig Beton, viel Naturelemente, Handläufe, Aufmerksamkeitsstreifen viele Sitzmöglichkeiten, Baumpflanzung... Sehr gelungen, wie ich finde.

    Das Herz der Stadt ist der Diokletianspalast, 305 n.Chr. fertig gestellt. Er ist ein antiker Baukomplex, der als Alterssitz für den römischen Kaiser Diokletian diente, welcher als einziger römischer Kaiser 305 n. Chr. war, der gemeinsam mit Mitkaiser Maximian, freiwillig aus dem Amt schied. Alle folgenden Zeitepochen haben den Palast in seinem Äußeren geprägt und zeugen von einer lebendigen Entwicklung von Split. Seit 1979 steht die Altstadt unter UNESCO Weltkulturerbe. Ich hatte mich etwas verlaufen und war auf einmal unter dem Palast, im Kellergewölbe und huschte durch die Katakomben, auch wenn ich nicht weiß, ob sie hier auch Leute beerdigt haben. Der ganze Komplex ist absolut sehenswert, beeindruckend und wunderschön! Split hat auf mich eine ganz eigene Wirkung. Es scheint mir sehr lebendig, modern und versnobt in einem uraltem Rahmen zu sein. Noch nie habe ich so viele von sich oder anderen Selfies machen sehen, in den kürzesten Röcken (wobei ich den ganzen Tag gefroren hab, trotz Sonne) und peinlichsten Posen, aber das lag vielleicht auch am Samstag, wo alle das Wetter genossen haben. Auch den großen Markt kann ich nur empfehlen.

    Unter den vielen Leuten erkannte ich immer mehr Fußballfans, aus familiären Hintergrund habe ich da ein Auge für 🙃 Und tatsächlich, es spielte Zagreb gegen Split, wo es wohl auch ordentlich zur Sache gehen kann. Immer mehr strömten in die Stadt, die Stimmung stieg, die Gesänge wurden lauter und die KellnerInnen rannten schon, um die Biere nachzuschenken. Ich erinnerte mich daran, dass ich ziemlich nah am Stadion geparkt hatte und bei den Betrunkenen war mir kurz unwohl zu mute und hoffte auf einen guten Endpunktestand. Zurück zu kommen war auch nicht so einfach, da die Polizei alles abgeriegelt hatte. Ich tat mich mit einem zusammen, der auch zum Hafen musste und zeigte mir einen Geheimweg, wo keine Wache stand. Irgendwie war es dann auch witzig, zurück im Mobil, die Fans mit voller Inbrunst singen zu hören. Mein Bruder hätte es gefeiert.

    Mein Rückweg führte mich auch nochmal über den Hügel im Waldpark und ich genoss den Blick und den Sonnenuntergang. An einer Steilwand kann man sogar klettern und ein Papa jubelte seinem Sohn und dem fast geschafften Aufstieg zu. Ich sauste die Serpentinen der Sonne entgegen runter und war ziemlich happy über meinen tollen Tag!
    Jetzt bin ich schon 2000km gefahren, fast 5 Wochen unterwegs und die Temperaturen scheinen sich so zu entwickeln, dass man auch mal in der Sonne liegen kann. Werde also weiter an der Küste entlang fahren (Makarska Reviera) und etwas die Seele baumeln lassen und an die denken, die es nicht so gut haben, wie ich.
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