• Antje Grimm

Jakobsweg 2019

Portugiesische Küstenweg von Porto nach Santiago de Compostela Meer informatie
  • Ende gut, alles gut

    26 september 2019, Spanje ⋅ ⛅ 16 °C

    Teo - Luou - Santiago de Compostela

    Halb Neun sitze ich an einem liebevoll gedeckten Tisch und frühstücke. Dieses Hotel kann ich wirklich empfehlen. Hier wird man umsorgt. Es fehlt an Nichts.
    Punkt Neun ist auch mein Taxi da. Es bringt mich nach Osebe, wo ich auf den Jakobsweg treffe. Hier beginnt meine letzte Etappe.
    Die Sonne scheint. Es sind 20 Grad. Herrlich. Was für ein Tag!
    Erst langsam und dann immer steiler bergauf windet sich der Weg. Ich lasse mir Zeit. Das letzte Stück möchte ich bewusst erleben. Mein Knie spielt auch mit. Hinter Vella entscheide ich mich für den markierten neuen längeren Weg. An den Kilometersteinen nimmt die angegebene Entfernung bis Santiago ständig ab.
    Der Weg ist sehr verwirrend, weil er ständig die Richtung ändert. Als ich in einem Neubaugebiet ankomme habe ich schon den größten Anstieg geschafft. Jetzt laufen auf beiden Straßenseiten Pilger in die Stadt. Ich habe mir die schattige Seite ausgesucht.
    Als ich in der Altstadt ankomme und in einer schmalen Gasse die Türme der Kathedrale erblicke, hab ich Tränen in den Augen. Noch um die Ecke und ich bin an der Kathedrale.
    Wie die anderen Pilger auch, nehme ich meinen Rucksack ab und lege mich auf den Rücken. Die Eindrücke sind überwältigend. Gruppen von Pilgern treffen singend ein. Eine Frau spricht mich an, ob ich allein unterwegs sei. Sie ist Kanadierin. Erst macht sie ein Foto von mir, dann umarmt sie mich ganz, ganz lange.
    Erst jetzt bin ich wirklich angekommen.
    Ich bin glücklich und überwältigt.
    Nach einer Stunde suche ich die Touristeninformation und hole mir einen Stadtplan. Mein Hotel ist nur 15 Minuten zu Fuß von der Kathedrale entfernt. Ich gehe gleich nach dem duschen wieder zurück und laufe durch die Straßen und Gassen der Altstadt.
    Die Kathedrale wird gerade restauriert. Überall sind Gerüste und Planen. Schade. Viel sieht man nicht. Nach dem Abendessen laufe ich zurück ins Hotel. Was für ein Tag!
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  • Angekommen- im Herzen der Kathedrale

    27 september 2019, Spanje ⋅ ☁️ 16 °C

    Santiago de Compostela

    Es regnet in Santiago.
    Gleich nach dem Frühstück begebe ich mich zur „Oficina de Acollida ao Peregrino“ um mir meine Compostela zu holen. Es stehen schon viele Pilger im Gang. Hier treffe ich Joachim, wir sind in Caldas de Reis ein Stück gemeinsam gelaufen, und seine Frau. Sie sind gleich dran.
    Zuerst muss man eine Nummer ziehen. Ach so.
    Ich habe die Nummer 499.
    Die ersten 10 Pilger hier bekommen traditionell einen Essen- Gutschein. Dafür stehen manche schon um 3 Uhr vor der Tür.
    Ich muss drei Stunden warten, bis ich endlich die begehrte Compostela und mein „persönliches Dokument“ mit km und Ortsangabe erhalte.
    Birgitta hat die 822. Ich gehe inzwischen Mittag essen. Wir gehen erneut zur Kathedrale und sehen uns die neu eintreffenden Pilger an. Jetzt scheint auch wieder die Sonne. Die Atmosphäre ist berauschend. Es sollen schon Pilger aus 177 Ländern hier friedlich und fröhlich angekommen sein.
    Dann besichtigen wir die Kathedrale. Sie ist ganz in Gold. Überall sind Gerüste und man bekommt nicht wirklich viel zu sehen. Jakobus dreht uns leider auch nur den Rücken zu.
    Am Abend nehme ich an einem „Spirituellen Rundgang um die Kathedrale“ teil. Dieser beginnt am Nordportal und geht einmal herum. Eine Stunde lausche ich den Erzählungen. Ich erfahre viel über Jakobus und die Kathedrale. Die Pilgerseelsorge Rottenburg kümmert sich um die deutschsprachigen Pilger.
    Nun bin ich richtig angekommen!
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  • Das Ende des Weges

    28 september 2019, Spanje ⋅ ⛅ 15 °C

    Santiago de Compostela - Fisterra

    Mein Plan war es mit einem Busunternehmen nach Finisterre zu fahren. Dann fiel mir aber auf, dass die Fahrt
    eine Städtetour wird und ich nur einen kurzen Aufenthalt am eigentlichen Ziel meiner Reise habe. Von Joachim wusste ich, das er und seine Frau Iris mit dem Linienbus direkt nach Fisterra fahren. Also laufe ich zum Busbahnhof. Die Frau am Schalter deutet mir an, ich könnte meine Fahrkarte beim Busfahrer bekommen. Am Bus schüttelt dieser den Kopf.
    Ich renne wieder hoch in die Halle. Nehme diesmal den anderen Schalter, löse für 9,85 Euro ein Ticket, renne zurück und schaffe es gerade noch.
    Der Bus fährt bis nach Fisterra. Als ich aussteige meldet sich mein rechtes Knie wieder. Ich kann aber Laufen und gehe am Hafen entlang bis vor zur Mole. Ich muss an Warnemünde denken. Der mächtige Nordatlantik, die bunten Fischerboote, die Stadt Fisterra mit ihren hellen Häusern.
    Als ich von der Mole zurück komme treffe ich Iris und Joachim. Sie wollen bis nach Finisterre laufen. Ich schließe mich Ihnen an. Gemeinsam gehen wir die 3,6 km bergauf.
    Am Kilometerstein „km 0,0“ werden Fotos gemacht. Es kommen immer mehr Menschen zu Fuß, mit dem Auto oder den vielen Busunternehmen an.
    Die Sonne scheint und der leichte Wind vom Atlantik ist angenehm. Wir setzen uns auf die Terrasse des Cafés und trinken Weißwein.
    Hier ist der westlichste Punkt von Europa und das Ende (oder der Anfang) vom Jakobsweg.
    Leider habe ich meinen Pilgerpass nicht mitgenommen. Hier gibt es auch einen Stempel. Für eine kleine Spende bekomme ich den Stempel auf ein Stück Papier. Bergab geht es schneller. Ich möchte mit dem Bus um 15 Uhr zurück fahren. Iris und Joachim wollen noch bleiben. Wir verabschieden uns in Fisterra.
    Alles Gute für die Zukunft euch Beiden.
    Der direkte Bus nach Santiago ist schon voll. Ich nehme den anderen, zur selben Zeit abfahrenden, aber an der Küste entlang.
    Diese Fahrt ist einmalig schön. Sie führt immer der Küstenlinie folgend durch kleine Orte, größere Städte und sich windenden Straßen.
    Das Wasser glitzert in der Sonne. Unterwegs hält der Bus und Einheimische steigen zu. Diese Fahrt dauert 2,5 Stunden. Es gibt so viel zu sehen. Vor Santiago fahren wir noch ein Stück Autobahn.
    Diesmal habe ich den Sitzplatz gleich hinter dem Fahrer und mehr Beinfreiheit.
    Außerdem eine bessere Sicht nach vorn.
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  • Santiago bei Nacht

    28 september 2019, Spanje ⋅ ⛅ 15 °C

    Santiago de Compostela

    Ich gehe abends nochmal zur Kathedrale. Sie leuchtet im Dunkeln. Der Platz davor ist noch immer belebt.
    Es ist Sonnabend und die Geschäfte haben bis 21 Uhr geöffnet. Langsam laufe ich einmal um die Kathedrale herum. Am Nordportal singt ein Tenor Arien von Puccini, Verdi und zum Abschluss
    „My Way“. Iris und Joachim sind auch da. Das Publikum singt den Refrain mit und der Tenor bekommt viel Applaus.
    Als alle gegangen sind, geh ich noch einmal zurück und lass mir seine Visitenkarte geben.
    „Voces del Camino - Jaime Rios B. Tenor „
    Ein schöner Ausklang für heute.
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  • Abschied von Santiago

    29 september 2019, Spanje ⋅ ☁️ 16 °C

    Santiago de Compostela

    Es regnet in Santiago. Der Himmel weint zum Abschied.
    Ich schlafe heute länger, frühstücke ausgiebig und schreibe Karten.
    Leider regnet es noch immer.
    Also borge ich mir einen Schirm und laufe zur Post, um Briefmarken zu kaufen und die Karten abzuschicken.
    Danach besuche ich den Gottesdienst in der Kirche San Francisco. Da hier auch ein deutscher Pastor anwesend ist, nutze ich die Gelegenheit, mit ihm zu sprechen. Vor dreißig Jahren hätte ich es nicht für möglich gehalten, diesen Weg des Jakobus zu gehen. Seine Antwort darauf: Hier sind die „blühenden Landschaften“.
    Wie wahr.
    Halb drei treffe ich mich mit Birgitta. Wir besuchen gemeinsam das Museum der Kathedrale. Die Ausstellung ist vielfältig. Skulpturen aus Granit, Statuen aus Holz, Gemälde, feine Gewänder, bunte Gobelins, Insignien aus Gold und Silber mit Edelsteinen besetzt. Wir nehmen uns viel Zeit, um alles anzusehen.
    Dann kommt der Augenblick des Abschieds. Ich fliege morgen und sie am Dienstag wieder nach Hause.
    Dankeschön Birgitta, dass wir ein Stück des Weges gemeinsam gegangen sind.
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  • Das Museum der Kathedrale

    29 september 2019, Spanje ⋅ ☁️ 15 °C

    Santiago de Compostela

    Eintritt nur 4,00 Euro!
    Ich bin erstaunt über die geringe Höhe des Preises. Immerhin kann man zwei Ausstellungen besuchen. Die der Kathedrale und nebenan die des Baumeisters Mateo.Meer informatie

  • Adios Santiago

    30 september 2019, Spanje ⋅ ☁️ 17 °C

    Santiago de Compostela - Rostock

    Ich kann nicht mehr schlafen.
    Das Fenster weit auf lausche ich den Geräuschen der Nacht. Santiago schläft noch. Nur selten kommt ein Auto vorbei, obwohl sich mein Hotel an einer Hauptstraße befindet. Zur vollen Stunde läutet eine Glocke. Zuerst kommen vier Schläge, danach die drei Schläge der Uhrzeit in einem tieferen Glockenton.
    Mein Frühstück hängt schon draußen an der Türklinke. Waschen, Anziehen, Packen. Schnell bin ich fertig. Da kann ich noch etwas essen. Um vier kommt das Taxi und bringt mich zum Flughafen.
    Mein Taxifahrer heißt Francisco und kennt sogar „Hansa Rostock“. Das ist stark!
    Die Fahrt zum Flughafen dauert 10 Minuten. Ich kann gleich das Gepäck aufgegeben. Den Rucksack bin ich erstmal los. Soweit so gut.
    Diesmal waren beide Flieger pünktlich, mein Rucksack ist auch da.
    Hamburg empfängt mich stürmisch. Regenschauer und Sonne wechseln sich ständig ab. Ich fahre mit der S- Bahn zum Hauptbahnhof und dann mit dem FlixBus nach Rostock. Dort wartet schon Roland, mein Mann auf mich.

    „Nach dem Camino ist vor dem Camino“, sagt Elisabeth.

    Im Jahr 2021 fällt der 25. Juli, der Geburtstag von Jakobus, auf einen Sonntag. Es wird das ganze Jahr gefeiert. Bis dahin soll die Restaurierung der Kathedrale abgeschlossen sein.
    Das ist mein Ziel. Da möchte ich dabei sein.
    Buen Camino 👣🚶‍♀️

    Wandern ist eine Tätigkeit der Beine und ein Zustand der Seele.
    Josef Hofmiller - Schriftsteller und Lehrer
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    Het einde van de reis
    30 september 2019