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  • Giorno 123

    Müll

    22 aprile 2023, Indonesia ⋅ ⛅ 29 °C

    So schön dieses Paradies hier zu sein scheint, so sehr werden wir auf den Gilis durch die ganze Müll-Thematik sehr nachdenklich gestimmt.

    Schon auf der Fähre von Bali zu den Gilis kam eine Durchsage, dass man nicht beunruhigt sein soll, wenn die Fähre mitten auf dem Meer mal kurz anhält. Dann müssen die Motoren vom Müll gereinigt werden, damit es weitergehen kann!
    Und auf den Gilis und auch schon in Denpasaar in Bali, konnten wir mit eigenen Augen sehen, wie schlimm es ist.
    Plastikflaschen, Plastiktüten, Flipflops, Plastikspielzeug, Einweg.-Verpackungen aller Art, Holzteile, etc. werden vom Meer angeschwemmt. Ein Bewusstsein dafür, den Müll nicht einfach in die Landschaft zu schmeißen, ist hier (noch) nicht vorhanden. Es ist hier ganz normal, den Müll, der gerade anfällt, einfach hinter sich auf die Straße zu schmeißen. Der Wind und der tropische Starkregen treibt ihn dann in die Büsche, in die Flüsse oder direkt ins Meer. Der meiste Müll wird aus den Flüssen der großen Inseln ins Meer geschwemmt. So ist es auf Lombok, aber auch auf Bali, Java, Sumatra etc.

    Eines morgens, als wieder sehr viel Müll, Seegras und Treibgut an unserem Strand liegt, frage ich mit Freddi zusammen in unserem Resort nach zwei Rechen. Wir kehren den Müll am Strand zusammen, da es offensichtlich sonst niemand tut und wir es sehr unschön finden, in dem ganzen Dreck am Strand zu liegen. Wir machen im Abstand von einem Meter Müllhaufen, die gar nicht so klein sind. Dann sind wir ratlos. Wohin jetzt damit?? Ein paar Mitarbeiter vom Resort kommen mit Müllsäcken und wir schaufeln alles da hinein. Es sind 5-6 große schwarze Säcke, die gefüllt werden. Ich frage die Einheimischen, was jetzt damit passiert, denn sie schmeißen die Säcke einfach zu einem bereits vorhandenen großen Haufen an einem Stück Strand, das scheinbar niemandem gehört. Sie erklären mir, dass der Müll normalerweise auf der Insel verbrannt wird, aber die Touristen mögen den (stinkenden beißenden und sicherlich gesundheitsgefährdenden) Rauch des Plastikmülls nicht (verständlich!). Also werden die Säcke nach Lombok gefahren und dort auf große ungesicherte Müllhaufen geworfen und dort verbrannt. Ein riesiges Lagerfeuer unter freiem Himmel, zusammen mit dem anderen Müll aus Lombok, der nicht von den Flüssen ins Meer geschwemmt wird.
    Daraufhin unterhalte ich mich mit dem Papa von Made über diese Thematik und erzähle ihm von unserer kleinen Müllaktion am Strand. Er erklärt mir, dass so „engagierte“ Weiße wie ich in Bali nicht gut angesehen sind. Touristen, die einen schönen Aufenthalt haben wollen, und sich dann auch noch in das Leben der Einheimischen einmischen, werden nicht gerne gesehen. In der Tat hatte ich auch den Eindruck, dass die Leute vom Resort nicht sehr begeistert über unseren Aktionismus waren.
    Mades Papa erzählt mir dann, dass es in den meisten Dörfern keine allgemeine Müllabfuhr gibt. Jeder hat eine Müllhalde in seinem Vorgarten, wo der Müll verrottet oder privat verbrannt wird. In größeren Dörfern gibt es Sammelstellen, wo man seinen Müll hinbringen kann. Aber es gibt keinerlei Müllverbrennungsanlagen aus denen Energie gewonnen werden kann und wo der Rauch des Mülls einigermaßen schadstoffarm in die Atmosphäre gelangt. Von Recycling-Anlagen ganz zu schweigen.

    Daraufhin recherchiere ich zu dem Thema im Internet und erfahre, dass Indonesien (nach China) Spitzenreiter ist, in der Verschmutzung der Ozeane mit Müll. Viele asiatische Länder, die kein bis wenig Verständnis für Plastikmüll und seine Auswirkungen auf die Natur haben, konsumieren importierte Waren aus dem Westen. Wie sie Einwegverpackungen, PET-Flaschen und Plastiktüten jedoch vernünftig entsorgen können, wird ihnen selbst überlassen.

    So werden in Indonesien jedes Jahr rund 3,22 Millionen Tonnen Plastikmüll unkontrolliert entsorgt. Rund ein Drittel des Plastikmülls - also mehr als 1 Million Tonnen Müll pro Jahr - gelangt in die Weltmeere. Mehr als die Hälfte davon (!) sinkt und verschwindet in den Tiefen der Ozeane.
    Die ungesicherten Mülldeponien auf dem Land werden nie kleiner und alles landet dort: Restmüll, Biomüll, Plastik, Elektromüll und Dosen aber auch gefährliche Chemikalien, Öle oder Medizinfläschchen. Sie werden dort Jahrzehntelang gelagert und geben Giftstoffe und Chemikalien in das Grundwasser und an die Erde ab. Die private Verbrennung von Müll – allen voran Plastik – ist in Indonesien völlig normal. Der verbrannte Müll bläst unglaublich viel CO2 in die Luft.

    Daraufhin werde ich sehr nachdenklich, denn das hat ja große Auswirkungen auf die Gesundheit der ganzen Welt. Zudem kommt ja noch, dass wir bis vor kurzem unseren europäischen Müll auch nach Indonesien verschifft haben! Wirklich unglaublich!! Müssen wir unsere Anstrengungen vielleicht ein bisschen verändern, und anstatt in Deutschland alle Energien für die Klimaneutralität aufzubringen lieber darüber nachdenken, wie wir anderen Ländern finanzielle und praktische Mittel für Recycling-Anlagen zur Verfügung stellen können? Sollten wir nicht mehr dafür tun, das Bewusstsein in der asiatischen Bevölkerung für diese Problematik zu schärfen? Würden Pfandsysteme funktionieren, so dass Menschen dafür Geld bekommen, wenn sie ihren Müll irgendwo abgeben? Über diese Fragen haben sich die westlichen Länder bestimmt schon den Kopf zerbrochen (ich hoffe!!), aber sichtbare Lösungen scheint es bisher nicht zu geben.

    Es gibt in Indonesien bereits Organisationen und Initiativen, die sich für Umweltschutz einsetzen und Recycling-Möglichkeiten bieten. Leider operieren sie jedoch in vielen Fällen ohne oder nur mit geringem Rückhalt der Regierung, da vermutlich einfach nicht genug Geld zur Verfügung steht. Ich bin mir sicher dass der Westen hier mehr Unterstützung leisten könnte und dass das langfristig effektiver wäre, als so manch kleine Schraube, an der wir am Klimaschutz in Deutschland drehen.

    Mehr Fakten auf dieser sehr informativen Webseite:
    https://indojunkie.com/plastik-muell-indonesien/
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