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  • Day 2

    Essen

    March 24 in Norway ⋅ ☁️ -3 °C

    Pizza, Kebab, Sushi und Tapas in allen Varianten – die norwegische Küche ist international geworden, die Tendenz weist Richtung Schnellgericht.

    Dennoch zögern viele Norweger nicht, mors kjøttkaker – die von Mutter zubereiteten Frikadellen – zu ihrem Lieblingsessen zu erklären. Als klassisches Sonntagsessen ist dieses Gericht einfach und nahrhaft und keine große Kochkunst.

    Wild und frischer Fisch sind auch in Norwegen teure Delikatessen, und wenn sie auf den Tisch kommen, ist die einfache Zubereitung auffällig. Gesalzener Dorsch zum Beispiel wird – nachdem er eine Viertelstunde in heißem Wasser gelegen hat – nur mit Karotten, Kartoffeln und zerlassener Butter serviert. Zu den Fischgerichten zählen auch fiskeboller (Fischklößchen), fiskekaker (Fischfrikadellen) und fiskepudding. Es gibt sie in jedem Supermarkt zu kaufen, und sie werden in heller Sauce zubereitet oder einfach im Backofen warm gemacht.

    Es ist erstaunlich, wie viele Speisen aus der Fischer- und Bauerngesellschaft ihren Platz in der norwegischen Küche behalten haben. Am Samstag sind Pfannkuchen oder Milchbrei eine gute Wahl, am Sonntag der Braten, Kochfisch oder eben Frikadellen. Hammelfleisch (fårekjøtt) ist vor allem zur Schlachtsaison im Herbst verbreitet, ein beliebter Eintopf ist Weißkohl mit Hammelfleisch (fårikål).

    Von Eingeweihten als Delikatessen bezeichnet, aber nicht jedermanns Sache sind zwei Fischgerichte, die man schon im Mittelalter kannte. Lutefisk nennt man eingeweichten, gelaugten Stockfisch, der zur Weihnachtszeit mit Salzkartoffeln, gebratenem Schinkenspeck und Erbsenmus serviert wird. Vor allem in Ostnorwegen freuen sich Fischesser auf rakørret: Eine Forelle wird einige Wochen lang in Salzlake gelegt und anschließend mit Zwiebeln, Rahm und Kartoffelfladen gegessen. Was während der Gärung und bis zur Zubereitung regelrecht stinkt, kann beim Essen selbst Skeptiker begeistern. Sicher nicht ausschließlich eine Frage des Geschmacks ist eine besonders in Westnorwegen gepflegte Tradition: das Schafskopfessen. Nur mit reichlich Bier und Aquavit lassen sich die ersten Widerstände gegen das Verzehren von geräucherten Kinnlappen, Schafsohren und -augen überwinden. Anhänger loben besonders Letztgenannte als Spezialität, doch ehrlich gesagt bleibt es bei vielen nur beim ersten Probieren.

    Beispielhaft für die enge Bindung an die Gaben der Natur ist das ursprünglich samische Gericht finnebiff. Geschnetzeltes Rentierfleisch – das früher von den Knochen abgekratzt und dann im Schnee vergraben wurde – wird direkt aus dem tiefgefrorenen Zustand angebraten und gedünstet, die Sauce mit einer guten Portion Sauerrahm verlängert. Zu dem mit Pfeffer und Salz gewürzten Fleisch gibt es Salzkartoffeln und frisch geschlagene Preiselbeeren. Neben dem Rentierfleisch werden auch andere Wildsorten wie Hirsch oder Elch zunehmend beliebter – sicher auch deshalb, weil es immer mehr Wildtiere und Jäger gibt und die Norweger bereit sind, mehr Geld für den Sonntagsbraten auszugeben.

    Trotz des ausgeprägten Traditionsbewusstseins spielen auch in Norwegen internationale Schnellgerichte eine immer größere Rolle. Zum Samstagabend vor dem Fernseher gehören Pizza oder Brathähnchen, und auch Erwachsene greifen aus Zeitnot gern zur pølse med brød, dem Hotdog, den es an jeder Tankstelle und allen gatekjøkken (Schnellimbissen) zu kaufen gibt.

    Der Verkauf von alkoholischen Getränken unterliegt dagegen strengen Beschränkungen. Wein und Spirituosen dürfen nur in den Geschäften des Vinmonopolet verkauft werden. In ganz Norwegen gibt es davon rund 300, meist als Selbstbedienungsläden in den größten Städten. Die Auswahl reicht von Starkbier über Weine von allen Kontinenten bis zu Spirituosen, deren Alkoholanteil allerdings 60 Prozent nicht überschreiten darf. Bier mit niedrigerem Alkoholgehalt ist fast überall im Supermarkt erhältlich. Glaubt man den Statistiken, ist die norwegische Alkoholpolitik erfolgreich: Während der durchschnittliche Konsum je Einwohner in der Europäischen Union bei rund 11 | pro Jahr liegt, liegt er in Norwegen weiterhin bei rund 8 l. Die eher kontinentalen Trinkgewohnheiten setzen sich dennoch allmählich durch, was dazu führt, dass auch zu mors kjøttkaker ab und zu ein Glas Rotwein getrunken wird – und der Alkoholkonsum generell steigt.

    Noch immer gibt es Hotels, die für ihr Restaurant aus ideologischen Gründen kein Schankrecht für Alkoholika beantragt haben. Wer in einem guten Stadtrestaurant essen geht, wird vom Verzicht auf geistige Getränke nichts merken, wohl aber wegen der Preise zögern. Aufgrund der hohen Alkoholsteuer kostet die Flasche Wein mehr als das herzhafte Wildgericht (ab 40 Euro). Für den halben Liter Bier verlangen bessere Restaurants etwa neun Euro. Dann ist es vielleicht die bessere Entscheidung, das Essen ungetrübt von Alkohol zu genießen und eine Karaffe eiskaltes Leitungswasser zu bestellen.
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