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  • Day 5

    Sarajevo - Teil 1

    September 13, 2023 in Bosnia and Herzegovina ⋅ ☁️ 20 °C

    Nachtrag zu gestern: Der Ruf des Muezzin erklingt in Bosnien via Lautsprecher. Die Klänge sind, unabhängig davon, extrem schön.

    Random Fact zum Islam: Muslime beten bekanntlich in Richtung Mekka. Als die ersten Muslime in den Weltraum flogen, gab es Expertenkommissionen, die sich darüber berieten, in welche Richtung gebetet werden sollte. Falls möglich, Richtung Mekka. Falls fas nicht möglich ist, Richtung Erde, und ansonsten: Einfach irgendwohin. (Hat Mona gelernt im Buch „Mekka hier, Mekka da“ von Melina Borčak)

    Wir packen unser Zeug (und unsere nasse Wäsche - seriously, Mona versucht seit Tag 1 Wäsche zu waschen und zu trocknen, weil sie vergessen hat, ihre Kletterhosen rechtzeitig zur Wäsche zu tun und naja es wird nicht weniger, sind ja doch schon 1 bissi unterwegs) und machen und auf den Weg Richtung Hauptstadt, um endlich hoffentlich unsere Wäsche endlich.. aaaah.

    Wir schlängeln uns durch‘s dinarische Gebirge und atemberaubende Fluss- und Felslandschaften in den „Bosnien“-Teil von „Bosnien und Herzegovina“ - und beschließen: wir brauchen eine bessere Auslandsversicherung, denn die Felsen des Klettergebietes, an dem wir vorbeifahren, sind wunderschön.

    Sarajevo hat etwas weniger Einwohner als Graz. Sarajevo ist auch die Hauptstadt der Republik Srbska, die beinahe die Hälfte von Bosnien und Herzegovina ausmacht. Insgesamt ist alles ein bisschen kompliziert hier mit Exekutive und Legislative und ganz allgemein - das Land hat das komplizierteste Regierungssystem der Welt (Karli sagt, es gibt sogar eine Folge von Böhmermann zu diesen Thema)

    Unkompliziert sind jedoch die Bewohner Sarajevos. Mona musste sich am Beifahrersitz beinahe übergeben, denn der Fahrstil der Menschen hier ist etwas gewöhnungsbedürftig. Doch schnell stellen wir fest, dass die Bosnier schon wissen, was sie da tun. Uns amüsiert besonders die Tatsache, dass sie an allen möglichen und unmöglichen Flächen parken. Egal ob abschüssiges Gelände, Gehsteig oder Sperrfläche - hier ist alles Parkplatz.

    Trotzdem sind wir froh, dass Karli eine Unterkunft mit richtigem Garagenplatz gefunden hat - die noch dazu sehr schön und extrem zentral ist. An der Fassade erinnern Einschusslöcher an den Krieg - kein seltener Anblick hier.
    Wir beziehen das Zimmer, spannen die Wäscheleine auf und tun das, was wohl jede:r machen würde nach so vielen Stadt-Eindrücken: Wir fahren in die Berge!

    Sarajevo ist umgeben von Bergen (Einerseits toll weil Berge, andererseits bei der Belagerung in den 90ern weniger toll weil die Serben die Bevölkerung Sarajevos deswegen sehr arg einkesseln konnte). Auf den Hausberg, den Trebević, führt eine Seilbahn.

    Am Weg dorthin überqueren wir jene Brücke, auf der das Attentat von Sarajewo stattgefunden hat (Gavrilo Princip erschoss Erzherzog Franz Ferdinand) - Was dann irgendwie zum ersten Weltkrieg geführt hat.
    Fun Fact: In Jugoslawien war die Brücke nach dem Attentäter benannt. Heute heißt sie (wieder) Lateinerbrücke.

    Mona fühlt sich in Wanderkleidung in der Stadt übrigens sehr deppert.

    Wir erreichen die Talstation. Die Seilbahn wurde erst 2018 wieder eröffnet (Richtig erraten: Krieg kaputt) und fährt heute mit Gondeln der Firma Leitner. Als Österreicher kennt man die vom Schi fahren :)

    Wir genießen oben kurz die Aussicht. Der Weg nach unten führt uns über die olympische Rodelbahn, welche für die Olympischen Winterspiele 1983 errichtet wurde. Während dem Krieg wurde sie zum bosnisch-kroatischen Artillerieposten zweckentfremdet. Obwohl das Gelände bis in die 2000er hinein stark vermint war, haben sich zahlreiche Graffiti-Künstler hier verewigt.

    Nachdem wir die gesamte Bahn hinuntergewandert sind (sie verläuft übrigens sehr knapp an der Grenze zur Republika Srpska) kam uns eine Schafherde entgegen. Und ein Hund!
    Den hatten wir beim Hinauffahren schon entdeckt und hielten ihn für einen Streuner. Doch offensichtlich handelt es sich hier um einen Herdenschutzhund. Wir googeln mal das richtige Verhalten in solchen Situationen..
    „Weiträumig ausweichen“ sagt Google.
    „Fix ned“ sagt Mona (wir erinnern uns, Wege nicht verlassen) und wir überlegen, den ganzen Weg nach oben zurückzulaufen.
    Doch wie es der Zufall halt so will, biegt die Herdenbesitzerin um die Ecke und deutet uns, dass wir vorbeigehen sollen. Uff!

    Um den Tag endlich entspannt ausklingen zu lassen, spazieren wir über den Alten Bazar und genießen sehr gutes Bosnisches Bier.
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