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  • Day 36

    Auschwitz-Birkenau

    August 2, 2020 in Poland ⋅ ☀️ 30 °C

    Es ist drückend heiß. Wir waren seit langem gespannt auf diesen Tag; den Tag des Besuchs in Auschwitz. Worte können dem Ort, den Gräueln, der Entmenschlichung, die hier vor sich gingen kaum gerecht werden. Alles bewegt. Die Einzelschicksale. Die erdrückende Plastik der Todeswand, der Entkleidungszimmer und der Gaskammern. Die Präzision und das Ausmaß der industriellen Vernichtung. Das scheinbar im hohlen Raum verhallende Anklagen der Haar- oder Schuh-Berge. Man möchte am liebsten in sich selbst verschwinden, sich verstecken. Keinen Laut von sich geben. Aber dann ist dort doch wieder die schreiende Leere, der man sich nicht entziehen kann.

    Das Privileg meiner späten Geburt verbietet mir die Verantwortung als Täter oder als Mitwisser zu übernehmen. Doch bin ich Deutscher und habe als solcher konkrete Privilegien (Reisefreiheit, freie Wahlen, etc.). Der Ursprung dieser Privilegien liegt in der historischen Entwicklung unseres Landes. Wie könnte ich die Privilegien annehmen ohne die mit meinem Passport ebenfalls einhergehende Verantwortung zu übernehmen? Ich meine nicht eine abstrakte oder allein kollektive Verantwortung. Die Verantwortung ist individuell umsetzbar und liegt greifbar im Hier und Jetzt: Mahne und Erinnere des Geschehenen! Stehe auf gegen Diskriminierung & Intoleranz! Trete Extremismus entschlossen und an seinen Wurzeln entgegen!

    Nie wieder!
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