Seelenpfade

July - November 2024
Eine Pilgerreise in die Vergangenheit. Read more

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  • Die Meseta

    October 21, 2024 in Spain ⋅ ☀️ 8 °C

    Durch anschauliche Dokumentationen, Blogs und unzählige Mittelalter Schundromane, wusste ich eigentlich bereits, welche gewichtigen Stationen mich auf dem Weg in Spanien erwarten würden. Gewissermaßen dachte ich sogar, dass ich dieses Mal wenigstens halbwegs vorbereitet die unkenntliche Grenze in neues Land übertreten hätte.

    Da wäre zum einen dieser bescheidene Ort, wo ein ohrenbetäubendes Konzert mit Kirchturmglocken veranstaltet wird, worüber sich die verbliebene Nachbarschaft bestimmt gewaltig freut. Zum anderen sind, etwas höher gelegen, noch diese schmucklosen und stillschweigenden braunen Metallfiguren aufgestellt, an denen sich viele Menschen rostend hintereinander einreihen, um ein passendes Erinnerungsfoto zu schießen. Oh, und nicht zu vergessen den beliebten Weinbrunnen, der das süffige Gut direkt unter den wachsamen Augen der laufenden Webcam in deinen Mund befördert, während die Liebsten zu Hause dabei euphorisch zugucken können.

    Die hier im Titel festgehalten und verewigte Hochebene allerdings, muss irgendwie auf der Nervenbahn zum Gedächtnis falsch abgebogen sein. Ziemlich merkwürdig, denn ihre Fläche ist schlichtweg riesig im geografischen Ausmaß.

    Was für die Seefahrer das tiefblaue Meer unter der brechenden Kante des Horizonts ist, sind hier die bewirtschafteten Felder und steinernen Wege. Tausende Sonnenblumen, die sich mit gesenktem Kopf bereits vor einiger Zeit ihrem liebsten Himmelskörper abgewandt haben, warten hier geduldig auf ihr abschließendes Ende. Abgetrennte Halme fungieren als Zeitzeugen einer hoffentlich reichen Weizenernte und in manchen Dörfern, fehlt auf den Straßen eigentlich nur noch ein Steppenläufer, um das Bild von Einsamkeit zu komplettieren.

    Wählst du dazu gern den strikten Weg, die effiziente Route, so ist dein treuer Begleiter die nah gelegene Autobahn. Kein allzu großes Wunder also, dass laut diversen Forenbeiträgen ein gar nicht so geringer Anteil an Pilgersleuten diesen Abschnitt des Weges ganz einfach überspringt und erst in León wieder einsteigt.

    Doch auch aus der Not und Langeweile heraus werden wir kreativ. Wenn du auf einer eintönigen Tour nicht mehr in der Lage bist, dich abzulenken, dann wird das Vogelgezwitscher zu deinem Radio, der Sonnenuntergang dein liebster Fernsehsender und der klare Sternenhimmel zur theatralischen Bühnenshow, für die du gern frierend und zitternd mitten im Nirgendwo campierst.

    Es mag gewiss kein sonderlich abwechslungsreicher Teil der Strecke sein, doch mir bot er unterwegs einen der schönsten Abende, die ich jemals in diesem Dasein genießen durfte. In guter Gesellschaft, mit lehrreichen Erkenntnissen und ja, nach Ewigkeiten auch mit einem entzündenden Funken Glückseligkeit.

    Für diese Erinnerung bin ich zutiefst dankbar und gebe mir die größte Mühe, sie nicht den traurigen Fängen der Melancholie zu überlassen. Denn wie heißt es: "Das Schöne gilt es jetzt zu genießen und nicht in der Vergangenheit."
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  • Lebensgründe

    October 24, 2024 in Spain ⋅ ☁️ 18 °C

    - Nebengedanken Teil 6 -

    Sich über die Zeit hinweg selbst zu verändern, die Gedanken in andere kreisrunde Bahnen zu lenken und das flüchtige Glück, wie auch die Hilfe von Außenstehenden einfach zulassen. Ist doch wohl ein simples Kinderspiel, wenn du endlich weißt, wo der Kern des Problems liegt, oder etwa nicht?

    Etwas reißt dich plötzlich aus dieser Wunschvorstellung heraus. Der eigene Sicherheitsgurt schnappt in aller Abruptheit zu und versperrt dir mit Luftnot die Wörter im Mund.

    Genau wie der Raucher weiß, dass dem Qualm nichts Gutes nachgesagt wird, der Säufer seine inneren Monologe pro Glas ertränkt und der Junkie sich die Spritze für einen Moment im Himmel setzt, kann auch ich irgendwie nicht aus diesem eintönigen Dunkel heraus. Je mehr Zuspruch, Lob, Bestätigung, je mehr Versicherungen und Liebe mir entgegengebracht wird, desto länger fällt einfach nur der Schatten vor mir auf den Weg und erinnert mich daran, dass mir all dies nicht zusteht. Dass es stets zu teilen ist, mit Divisor, Dividend und das im Ergebnis weniger als Null zu verbleiben hat. Denn mein Wert als Mensch ist nichtig und meine eigenen Fehler zu prägnant auf der Seele.

    Sich selbst auszutricksen, die Gedanken umzuformen, Mantren zu erschaffen und das Positive einfach über das Negative zu stellen. Klappt der erste Versuch nicht, gibst du schließlich nicht gleich auf und gehst alphabetisch die Notfallpläne aller Buchstaben der Reihe nach durch.

    Da die Depression bisweilen, ähnlich wie bei einer Rucksacktour, in Etappen auftritt, folgten in unterschiedlichen Phasen Einzeltherapien mit verschiedenen Persönlichkeiten, wöchentlich erleuchtende Gespräche, eine weitere Tagesklinik, entmachtende Tabletten und irgendwo dazwischen die mir hilfreichste Frage; "Wofür leben Sie denn eigentlich noch?"
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  • Kreuzungen

    October 27, 2024 in Spain ⋅ ⛅ 14 °C

    Im trägen Schritttempo sinkt die eingeklebte Zahl auf den Wegmarkierungen zusehends nach unten. Was das bedeutet ist ganz klar. Die anfangs unsichere Reise neigt sich nach schon bald mehr als einhundert Tagen allmählich ihrem Ende entgegen.

    In León lockte zunächst noch die Entscheidung, gen Norden auf den ursprünglichsten Jakobsweg auszuweichen und damit näher an den Bergen und imposanten Aussichten zu sein. Von einigen erfahrenen Pilgern wurde mir jedoch davon abgeraten. Das Wetter könnte sich in dieser Jahreszeit in Regengüssen äußern und dichter, klammer Nebel würde einem die Sicht versperren. Sogar Schnee auf den kahlen Köpfen der Berge wäre durchaus möglich.

    Trotz des reizvollen Abenteuers, bin ich längst nicht mutig genug, mich diesem zu stellen. Ich bleibe also vorübergehend auf dem traditionellen Pfad, verlasse eilends León und Astorga und gebe mich derzeit immer wieder der Frage hin, weshalb Spaniens Kirchen entweder verschlossen oder nur zum Preis klimpernder Münzen betreten werden können.

    Unterwegs wird die Landschaft indes etwas abwechslungsreicher. Es geht nach oben, ehe sich in Ponferada eine weitere Möglichkeit auftut, vom betriebsamen Pfad abzuweichen und diesmal ergreife ich die Chance beim Schopfe.

    Ich wechsel auf den Camino Inverno. Wohl auch der Weg, den die Pilger im Winter gewählt haben, da er klimatisch milder sein soll. Nicht der hohe Norden ist am Ende also das Ziel, sondern die gewundene Route durch Höhenzüge und weitsichtigen Täler im Süden.
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  • Zielsichtung

    November 1, 2024 in Spain ⋅ ⛅ 16 °C

    Passend zu Halloween habe ich mich einen Tag verspätet als Retro-Perspektive verkleidet. Etwas Furchterregenderes gibt es doch auch kaum, als rückblickend etwas auszuwerten und dann festzustellen, das bereits einige Erinnerungen und Bilder aus dem überfüllten Gedächtnis Portfolio verschwunden sind.

    Es ist zu offensichtlich, ich hinke mit dem virtuellen Tagebuch mal wieder etwas hinterher. Nützt nichts, sich davon freizusprechen. Dabei ist es mit dem Schreiben, wie mit vielem anderen gleichauf. Ist ein "Muss" in die Rinde geritzt, wird aus Zwang ganz sicher kein Motivationszweig herauswachsen.

    Fest steht jedoch, dass das Verlassen der vorherigen Route die absolut richtige Entscheidung gewesen ist. Im Gegenteil zum Bereuen, war ich daher zufrieden und mit mir selbst im Reinen. Du merkst, nach nur drei Monaten erweiterte ich meinen Wortschatz sowie das heimische Emotionsvokabular.

    Wenn du das Alleinsein schätzt und einen traurigen Gefallen an aussterbenden Dorfsiedlungen hast, bist du auf dem Camino Inverno genau richtig. Gerade einmal vier andere Pilger traf ich auf diesem Weg und wenngleich es häufig an durchaus gefährlichen Straßen entlang ging, so waren die Aussichten und geschlungenen Pfade durch die Canyons ein beeindruckendes Schauspiel von Ursache, Natur und Wirkung.

    Auf den kargen Felslandschaften duftet es immer wieder nach einem Zitrus-Busch, zu dem ich den allwissenden Google mehrfach um Rat gebeten habe. Mit betörender Signalfarbe wachsen dann noch die verlockend schönen Erdbeeren oder Litschis, von denen mir in den Weiten des Internets geraten wird sie zu probieren, während die Anwohner eher Gegenteiliges empfehlen.

    Da es ein Pilgerweg ist, nehme ich mir ein Beispiel an der Bibel und lasse mich lieber nicht von der roten Frucht in Versuchung führen. Das ging wohl angeblich schon einmal schief.

    Mein vertrautes Zelt findet Abends zwischen durchgängigem Hundegebell, Flutlicht beleuchteten Industrieanlagen und aufgegebenen Wohngegenden seinen angestammten Platz. Viele der restlichen Anwohner weisen dich in den Städten immer wieder freundlich auf den rechten Weg zurück, zeigen Interesse und sprechen hier und da sogar die Artikelreiche Heimatsprache.

    Nach nur wenigen Tagen verschwindet bereits die dreistellige Zahl auf den übergroßen Findlingen, der Wald erobert das Gelände zurück und teilt sich das unebene Reich im harmonischen Einklang mit den farbenfrohen Weinreben. Die routinierten Tagesabläufe verstreichen im Zeitraffer, bis dir dann plötzlich gewahr wird - die nächste Stadt in Sichtweite, ist das angestrebte große Ziel Santiago. Also schnell ein flinker Kostümwechsel zur Prospektive. Dem Blick in die Zukunft und nach vorn.
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  • Hagiolatrie

    November 5, 2024 in Spain ⋅ ⛅ 13 °C

    Ohrenbetäubende Fanfaren ertönen in der Ferne, als sie die zerlumpte Gestalt des Pilgers erblicken. Duftende Rosenblüten fallen wie sanfte Küsse vom Himmel auf deinen Kopf herab und die ansässige tobende Menge applaudiert einzig allein deines Verdienstes, hier lebendig am Ziel angekommen zu sein.

    Nein halt, warte einen Augenblick, das war nur eine Hommage an einen berühmten Film mit einem Gladiator, den du auch noch nicht gesehen hast!

    Die Wirklichkeit hingegen schnippst dir stattdessen mütterlich gegen die Stirn und scheltet dich einen Dummkopf, angesichts dieser vollends übertriebenen Vorstellung. Abseits von CGI und Filmeffekten, landest du zum großen Abschluss dieser Etappe auf dem Vorplatz einer weiteren Kathedrale und anschließend im Pilgerbüro, wenn du denn die bürokratische Bestätigung deiner Reise ausgedruckt haben möchtest.

    Hier beschreibe ich dir schließlich auf Deutsch, wie ein sichtlich genervter Spanier im Akzentreichen Englisch einer Südkoreanerin erklärt, dass sie sich an der gelben Markierung zu orientieren hat, während eine Gruppe Franzosen, drängelnd hinten ansteht. Damit ist der internationale Plot dann auch komplett.

    Ja ich weiß, der süffisante Zynismus macht es sich wieder zwischen den einzelnen Buchstaben bequem und wabert bereits wie ein unschöner Ölfleck durch die meisten Seiten hindurch. Es ist eine ähnliche Stimmung wie in Saint-Jean-Pied-de-Port zu spüren und ehrlich gesagt, zieht sie wolkengleich um mich herum, unter meinen Füßen hinweg, aber einfach nicht durch mich hindurch.

    Geht es dir beim großen Ankommen an dieser Station daher um Erkenntnisse, Epiphanie oder Katharsis, dann bin ich leider nicht der richtige Ansprechpartner für dich und empfehle dir, deine eigene Erfahrung zu machen. Denn lass mich dir sagen, es gibt diese Momente ganz gewiss für manch einen Pilger. Gruppen, die sich Beifall klatschend in den Armen liegen, Alleingänger, die weinend durch die Straßen ziehen oder auch für manch einen stillen Seitenrandbeobachter.

    Mein eigener Weg führt mich noch ein Stückchen weiter, doch mit jedem Meter wird klarer, dass schon bald die letzte Kurzgeschichte dieser Reise auf den verbliebenen Blättern ihren Platz finden wird.
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  • Geschwister

    November 8, 2024 in Spain ⋅ ☁️ 16 °C

    - Nebengedanken Teil 7 -

    Es war eine simple Frage.

    Doch unerwartet, in ruhigen Silben ausgesprochen - durchtrennt die brachiale Schallwelle aus dem Mund alle inneren Sicherheitsnetze.

    Die Einfachheit ist ein formschönes Trojanerpferd.

    Als das Verständnis der Worte die hölzerne Luke öffnet, existiert plötzlich keine schützende Gedankenmauer mehr.

    Etwas fällt. Neben den Tränen. Etwas bricht zusammen. Gemeinsam mit der äußeren Haltung. Für einen endlos hängenden Moment ist die aufgebaute Fassade lichtdurchlässig. Wie bunt beleuchtetes Transparenzpapier auf einem Lampion.

    Während Rotz und Wasser meinen zitternden Körper verlassen, sucht der Kopf unter ärgstem Druck und Anspannung die Antwort zur gestellten Problematik. Denn, wenn es jetzt, in diesem Moment, tatsächlich nichts gibt, warum dann überhaupt Zeit mit Reden verschwenden?

    Warum nicht wirklich endlich einen roten Schlussstrich ziehen und diesem psychischen Gestocher in einer unerreichbaren Parade aus dem Grab heraus Paroli bieten?

    Ich höre mich etwas sagen.
    Obwohl ich noch nachdenke.
    Ein Satz formt sich, ohne bewussten Einfluss. Zwischen zwei tiefen Schluchzern,
    vibriert meine brüchige Stimme.

    Für meine Geschwister.
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  • Horizonte

    November 9, 2024 in Spain ⋅ ☁️ 17 °C

    Hey, liest du auch immer den Schluss vom Roman zuerst?

    Manchmal glaubt man da schon einschätzen zu können, ob es sich überhaupt lohnt, noch den Anfang zu schmökern oder das Buch lieber gleich hinter sieben Strängen und Siegeln geschlossen zu halten.

    Hier, am entfernten Kap Finistère, kommt also letztlich alles zusammen. Verquere Weltanschauung, rastloser Reisebericht und scheues Verständigungskonzept.

    Konntest du mich durch meine Metaphern und Wortklaubereien etwas besser verstehen lernen? Hat es dir etwas gebracht oder war die Zeit des Lesens, in einer Ära des Stromsparens, doch nur reine Energieverschwendung?

    Das hier gesetzte Puzzlestück ist nur eines von vielen in der großen Teilepackung und welches Motiv sich am Ende nach dem geduldigen Zusammensetzen erkennen lassen soll, ist aktuell noch gar nicht eindeutig auf der Vorderseite ersichtlich. Schließlich wird erst einmal beflissen der Rand gelegt, ehe die schwierige Mitte Beachtung findet.

    Vielleicht fragst du dich daher, ob mir diese Reise zum Zusammensetzen des Charakters etwas genutzt hat. Habe ich das offensichtliche Glück auf diesem Weg auch ohne Brille und Kontaktlinsen wahrnehmen können? Es wie ein lechzender Midas, einfach ergriffen und mit in der persönlichen Reichtumsausstellung präsentiert oder es eher wie Dagobert, sicher und unter wachsamen Augen im Tresor verwahrt?

    Glück ist flüchtig.

    Glück ist jedes feine und einzeln gestapelte Sandkörnchen in der zu kleinen Lebensuhr, ehe sie sich zu drehen beginnt.

    Ein ziemlich ungewohntes Statement aus meinem Mund. Allerdings, das Begreifen dieser Tatsache ist die eine Sache. Etwas daraus zu machen, eine ganz andere.

    Mein eisern Erspartes ist bald zur Gänze aufgebraucht und ich habe nicht den Funken einer Idee davon, wie es weitergehen soll. • Stattdessen war ich irgendwo in Frankreich mit einem lustigen Typen unterwegs und konnte den wohl leckersten Flan-Kuchen des Landes vertilgen.

    Ich habe keine eigene Wohnung mehr und auch keine Vorstellung davon, wo ich eigentlich auf dieser weiten runden Welt zu Hause sein möchte. • Doch dafür lag ich wohlbehütet in meinem Zelt zwischen bunten Weinreben und bekam den ehrenhaften Logenplatz zur Neuaufführung der Gewitter-Oper.

    Unterwegs stachen mir flirrende Sonnenuntergänge mit ihrer brennenden Aufmachung in die Augen, ich wurde von einem fluchenden spanischen Großmütterchen lautstark beleidigt und nach einer kalten Nacht, gab es am Morgen Porridge mit Schnecke zum Frühstück. Alte Römerbrücken trugen auch noch im einundzwanzigsten Jahrhundert mein Gewicht, gleich zwei Eisvögel kreuzten flatterhaft meinen Weg und zwischen Léon und Ponferada, separierten mich mehrere Hirtenhunde sorgfältig von ihrer zu schützenden Herde.

    Freilich sind auch das nur kleine Einblicke der letzten Monate, aber weißt du was? Sie fühlen sich für mich wertvoller an, als viele vergangene Jahre zuvor. Weil ich nicht das immanente Gefühl empfand, meine Zeit zu vergeuden, sondern sie sinnvoll genutzt zu haben, anstatt mich zu Hause in meinem Zimmer zu verkriechen.

    Die graue Nebelwand, die sonst über meinen Gedanken schwebt, befindet sich heute passenderweise komplett um mich herum. Es regnet, ist diesig und die Gischt aus der geschlagenen Brandung gibt dem Ganzen eine fein salzige Note.

    Ich will dich nicht anlügen oder dir etwas vormachen; dieser Weg war nicht die erlösend kurierende Kur, trotz guter Gespräche bin ich noch lang kein Philanthrop geworden und nach wie vor, tue ich mich endlos schwer damit, Gefühle zu erkennen und vor allem sie zuzulassen.

    Am Anfang der damaligen ersten Schritte meinte ich, dass meine Geschichten selten in einem Happy End ausgehen. Doch all die Erfahrungen, das Gesehene und Erlebte, fühlen sich zu gut an, als das ich es hier nun im Drama enden lassen möchte.

    Eine Frau sagte mir kürzlich auf dem Weg, dass ich selig vor mich hin strahlen würde und auch wenn ich es selbst nicht sehen kann, so tut es gut zu wissen, dass sich vielleicht jetzt gerade, eine neue, stabilere Maske aufbaut.

    Kein billiger Abklatsch mehr.

    Keine, zum Wohlgefallen anderer.

    Sondern endlich meine eigene.
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