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  • Day 13

    Carara Nationalpark

    February 28 in Costa Rica ⋅ ☀️ 32 °C

    Wir verlassen das bergige Monteverde und machen uns auf den weiten Weg zur Karibikküste. Um die Strecke etwas aufzuteilen, stehen 2 halbe Reisetage mit Zwischenübernachtung an.

    Damit wir aber nicht ausschließlich im Auto sitzen, habe ich den grandiosen Plan ertüftelt, dass wir ja auch einen einstündigen Umweg zum Carara- Nationalpark fahren können (und dann sinnvollerweise noch länger im Auto hocken).
    Dieser liegt an der mittleren Pazifikseite des Landes und ist bekannt für seine roten Aras. In der Gegend sollen die Chancen auf Sichtung tatsächlich am höchsten sein, und die wollen wir uns nicht entgehen lassen.
    Entsprechend hatten wir bereits vor ein paar Tagen eine Tour mit Maurice geplant. Er ist sowas wie eine kleine Berühmtheit in den Welten von TripAdvisor: Gibt man "Carara" und "Guide" ein, ploppt sein Name unweigerlich auf. Er hat in Hamburg gelebt, macht Touren auf deutsch und diese dann wohl ziemlich gut.
    Leider ist er heute schon ausgebucht, schickt uns aber um 10.30 Uhr seinen Kollegen Antonio vorbei.

    Und so stehen wir dann überpünktlich bei kuscheligen 32 Grad auf dem Parkplatz und erwarten unseren Guide. Und warten... Und warten...
    10.45 Uhr kommen uns erste Fragezeichen, aber wir wollen nicht so typisch deutsch "schon jetzt" mit Pünktlichkeit nerven, Pura Vida und Gelassenheit und so. Also warten wir weiter bis kurz vor 11.00 Uhr. Dann erlauben wir uns doch die ganz vorsichtige Frage bei Maurice, ob etwas schief gegangen sei...?

    Seine schlichte Antwort: Antonio kommt bald, er ist noch auf einer Bootstour mit einer anderen Gruppe.
    Wir schauen uns um: Also ein Fluss führt jetzt nicht zufällig durch den Park, sodass auch nicht so schnell ein Antonio auf einem Boot heransegeln und einen Auftritt á la Jack Sparrow hin legen könnte. Hm... heißt dann wohl weiter warten.
    Wir sitzen demnach bei inzwischen 37 Grad auf einer staubigen Parkplatz-Bank, beobachten die anderen Gruppen beim Kommen und Gehen und haben irgendwie keinen Bock mehr. Da uns Maurice aber immer wieder versichert, dass Antonio schon unterwegs und "bald da" ist, wollen wir auch nicht mittendrin einfach verschwinden.
    Also bleiben wir weiter brav sitzen und setzen uns selbst eine Deadline von 11.30 Uhr.

    Und kurz vor knapp um 11.29 Uhr düst dann tatsächlich ein kleiner, sehr verschwitzter, sehr missmutiger Mensch um die Ecke. Dem Gesichtsausdruck nach zu urteilen ist Antonios Tag auch nicht wie erwartet gelaufen.
    Wild gestikulierend berichtet er uns sofort, dass Maurice zwar sein Freund (und Chef) ist, aber komplett "loco", weil er für Antonio wohl immer mal wieder Uhrzeiten vereinbart, die man maximal mit einem DeLorian und zurück-in-die-Zukunft-Aktionen schaffen könnte, nicht aber mit seinem älteren und etwas verbeulten Chevrolet.

    Da auch unser Tagesplan durcheinander gekommen ist (und man um die Mittagszeit eh kaum noch Tiere sieht, die sind alle in der Siesta), schlagen wir einen Deal vor: Nur die Hälfte der Zeit für die Tour, dafür auch die Hälfte des Geldes.
    Das findet Antonio nur so semi-optimal, denn Maurice "would kill him" - er muss wohl immer einen bestimmten Batzen an seinen Chef abdrücken.
    Stattdessen sollen wir doch einfach Maurice anrufen und absagen, und dann gibt uns Antonio unter der Hand die Tour - mit Garantie auf rote Aras und zu einem besseren Preis.

    Die ganze Nummer fühlt sich sehr merkwürdig an, aber wir sind inzwischen so durchgekocht und von der Warterei zermürbt, dass wir einfach zustimmen.
    Es folgt ein etwas seltsames Telefonat mit Maurice, danach bessert sich Antonios Laune schlagartig und um 11.45 Uhr geht es dann finally in den Nationalpark.
    Als Erstes lernen wir, dass der Park hauptsächlich von Deutschen überschwemmt wird, vor allem wegen Maurice (und ich dachte, es geht um Papageien!). Dumm nur, dass er gar nicht mehr in Carara arbeitet, weil er es sich mit allen anderen Guides verscherzt hat. Deshalb muss immer Antonio ran. Natürlich wird dieses kleine Detail aber verschwiegen und weiter fleißig Touren verkauft.
    Tripadvisor ist da wohl nicht mehr ganz brandaktuell. Und so sympathisch, wie Maurice dort beschrieben wird, scheint er jetzt auch nicht zu sein.

    Nun ja, Antonio macht in der nächsten Stunde seinen Job jedenfalls ganz gut. Wir sehen Fledermäuse, Frösche, Vögel, Spinnen und kriegen viele Informationen. Aras hören wir aber nur, die sind zu weit weg.
    Also kommen die "Geheimecken" dran. Dafür sollen wir Antonio im Auto folgen. Wir haben wieder ein mulmiges Gefühl und erwarten fast, dass er uns auf irgendeinen dunklen Waldweg führt, wo der "loco" Maurice auf uns wartet und für die Absage bestraft, aber dann sind wir auch schon da. Die "super Secret" Plätze entpuppen sich als Baum, der direkt neben der Hauptstraße liegt, und ein Strand im nächsten Ort.

    Wir haben uns ja schon etwas gewundert, warum Antonio plötzlich so vergnügt ist und ständig kichert, aber ich würde mir wohl auch eins ins Fäustchen lachen, wenn ich 50 Dollar dafür kassiere, dass ich Touristen einen öffentlichen Strand zeige, der direkt neben meinem Boot und meinem Haus liegt. Und sich diese auch noch absolut begeistert zeigen, weil da ein paar Vögel im Baum herum plärren.

    Nun ja, im Ergebnis haben aber doch alle das bekommen, was sie wollten. Antonio Geld unter der Hand und etwas früher Feierabend, und wir ganz privat ein Date mit mehreren wunderschönen Scharlach-Ara- Pärchen. Die einen beknabbern sich in trauter Zweisamkeit, die anderen scheinen eine Art Hassliebe auszuleben, denn mal schnäbeln sie, mal folgen karateartige Kampfszenen (laut Antonio ist es definitiv "heiße Amore").
    Wir beobachten das Schauspiel noch angetan eine ganze Weile, dann müssen wir leider weiter fahren.
    An einer Brücke schauen wir uns noch kurz an, wie Krokodile versuchen, durch absolute Regungslosogkeit den 38 Grad zu trotzen, bevor es 3 Stunden lang weiter bis ins Orosi-Tal in der Landesmitte geht. Hier begrüßen uns 20 Grad und die beste Pizza, die wir bislang in Costa Rica verputzt haben.
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