Eine Landpartie

September - October 2022
Hanni und Nanni auf Wanderpfaden in der Vulkaneifel Read more
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  • Day 1

    On the road again

    September 30, 2022 in Germany ⋅ ☀️ 11 °C

    Und weil‘s beim letzten Mal mit den Pferden im Urlaub so schön war, haben wir zum nächstmöglichen Zeitpunkt direkt den nächsten Trip geplant - wenn’s gerade gut läuft, alle Beine gesund, die Motivation vorhanden und dann noch Zeit übrig ist, liegt das ja auf der Hand.
    So haben wir nach wenig und dazu noch sehr entspannter Planung und Vorbereitung heute Mittag Curly und Inima auf den Hänger geladen und sind bei bestem Spätsommerwetter gen Süden in die Vulkaneifel nach Kelberg gefahren. Unsere zwei Urlaubsprofis haben die Fahrt scheinbar ruhig verbracht, eine Kameraüberwachung gabs im diesmal im, immerhin sehr komfortablen, Hänger nicht, aber beim Aussteigen war jedes Haar trocken und die Heunetze immerhin halb geleert. Werner Marx hieß uns herzlich auf seinem kleinen Hof willkommen und die Pferde konnten sich erstmal die Beine auf einem Weidestück vertreten, während Werners Frau Anita uns mit einem Stück Zwetschgenkuchen in unserer Ferienwohnung begrüßte.
    Unser Erkundungsritt zum spitzen Kreuz war mit bestem Wetter, schönen Waldwegen und zwei hochmotivierten Pferden gesegnet. Irgendwo falsch abgebogen haben wir dann auch schon mal Erfahrung mit steil bergab gemacht, teils wurde es ganz schön rutschig, aber die Mädels haben das brav und zuverlässig geschafft. Eine kleine Runde durchs Dorf zum Abschluss, Inima erschreckt sich vor (wissen wir nicht) und ich begreife es oben drauf gar nicht so richtig, tritt sich wohl einen hinteren Hufschuh ab, der, noch halb an ihrer Fessel hängend, sofort zum Erzfeind erklärt wird. In ihren verzweifelten Versuchen, das Ding los zu werden, warte ich auf den richtigen Moment abzuspringen, glücklicherweise schafft sie es dann aber den Schuh wegzutreten. Während wir uns gerade von unserem kleinen Schreck erholen, fällt Leyla auf, dass auch Curly im Eifer des Gefechts ihren äquivalenten Hufschuh auch hinten links abgetreten hat. Mit ihrer kräftigen Hinterhand hat sie den Kampf aber unbemerkt scheinbar in einem einzigen Tritt gewonnen.
    So laufen wir mit den Hufschuhen in den Händen nach Hause, lachen über unser kleines Abenteuer, Ersatzteile haben wir glücklicherweise dabei und ein Materialtest an Tag 1 würde einem ja auch jeder verantwortungsvolle Wanderreiter empfehlen.
    Für die Nacht stehen die Pferde in einem großzügigen Laufstall, so richtig zur Ruhe kommen sie allerdings noch nicht, wahrscheinlich fehlt ihnen die Gesellschaft von Artgenossen. Für ihr Kraftfutter hat Inima noch keine Nerven, aber ein bisschen Heu mümmeln die Damen. Im Gasthof Dubbes gibt es für uns Aperol und deftiges Essen, später noch einen Leyla-Wein, wir immerhin lassen uns von der Fremde nicht vom Schmausen abhalten.
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  • Day 2

    Hinter Gittern

    October 1, 2022 in Germany ⋅ 🌧 9 °C

    Wenn man am Ende des Tages im Sheriffs Office hinter Gittern landet… (und nein, ich meine nicht die Pferde in Gitterboxen, sondern Leyla und mich)
    Doch erstmal zurück auf Anfang:
    Morgens in Kelberg erwartet uns im Stall ein vom Abend bereits bekanntes Szenario: Curly und Inima fixieren argwöhnisch und angespannt den Ausgang. Das Heu liegt beinahe unangetastet da, ob sie am Wasser waren lässt sich nur erahnen. Ihr Durst im weiteren Verlauf des Tages verschafft uns dann Klarheit. Wohl haben die Ladies sich wohl nicht gefühlt.
    Anita serviert uns ein reichhaltiges Frühstück, von dem wir uns noch unser Lunchpaket packen können. Noch ein paar Familiengeschichten und Wegetipps gibt sie uns mit. Bis wir den Stall gemistet und die Pferde gesattelt und bepackt haben ist es nach 11. Aufgrund der Wettervorhersage wollten wir früher nicht los, in der Hoffnung, die heutige Etappe ohne Starkregen und Sturm zu erleben.
    Der Pfad zu Beginn ist unwegsam, steil bergan und rutschig. Oben angekommen ist uns warm und wir suchen einen geeigneten Platz zum Aufsteigen.
    Curly ist noch ziemlich elektrisch aufgeregt und auch Inima ziemlich auf Zack. Wir suchen einen Weg zum Traben, um etwas Spannung raus zu lassen, so richtig reicht das aber nicht. Dann kommen wir auch noch an einem Hundezwinger und einer Schafherde vorbei. Die Stütis sind brav, aber mit ruhigem Wanderreiten hat das bis hier noch nichts zu tun. Doch die Kilometer regeln das schon und als es auf einsamerem Wegen bergauf Richtung Wald geht kommt auch Curly zur Ruhe.
    Im weiteren Verlauf versperrt uns ein umgefallener Baum den Weg und wir machen einen Umweg, einmal komplett runter, dann wieder hoch…
    An einen schönen Weiher rasten wir ausgiebig und satteln die Pferde im Sonnenschein ab. Wir genießen unser Lunchpaket und die Pferde das saftige Gras.
    Auf lang gezogenen Bergaufetappen merken wir den Damen nun so langsam leichte Ermüdung an, sie bringen uns aber tapfer bis zu Bonnie und Richard-Clyde auf die Painthorse Ranch.
    Hier stehen über 30 Pferde und es sind noch ca 15 weitere Reiter untergebracht.
    Der Stil ist bis ins kleinste Detail auf American Ranchlife ausgelegt. Wir sind im Sheriff Office eingebuchtet: originell, dreckig und kalt.
    Den Pferden aber geht es im Stall gut, nach dem leckeren Essen gibt es Schnaps, unterm Strich alles ok also.
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  • Day 3

    Der Landregen

    October 2, 2022 in Germany ⋅ 🌧 10 °C

    Was wir gestern erwartet hatten ist dann heute eingetreten: Dauerregen bis zum Nachmittag. Also haben wir keine Chance, dem Regen auszuweichen und müssen quer durch. Außerdem hält uns in unserer Unterkunft auch nichts länger als unbedingt nötig und so stapfe ich noch vor der Dämmerung durch Regen und Matsch zum Pferdestall. Die Mädels haben die Nacht scheinbar entspannter verbracht als die letzte. Kraftfutter verschmäht Inima noch immer, Heu aber immerhin mümmelt sie etwas und auch Curly scheint happy auf der Painthorse Ranch. Sie genießt die Bewunderung und Abwerbungsversuche.
    Beide Pferde haben heute morgen leicht angelaufene Beine, die letzte Etappe hat ihre Spuren hinterlassen. Richard zeigt uns vor dem Frühstück auf der Karte noch unsere heutige Route, es sind wieder knapp 18km mit ähnlich viel hoch und runter wie gestern.
    Wir stehen immer wieder im Scheunentor und blicken hinaus in den Regen, unschlüssig ob wir nun losgehen. Irgendwann bepacken wir aber unsere treuen Pferde, schützen unsere Sättel und stapfen los. Nach 1-2 motivierten Kilometern mit sanftem bergab auf einfachen Wegen sind wir warm gelaufen, der Regen sieht wie immer von innen schlimmer aus, als wenn man unterwegs ist und auch die Pferdebeine sind wieder klar.
    Der Weg gefällt uns gut, bei den rutschigen Verhältnissen freuen wir uns über breite, einfache Wege. Über sanfte Weidehügel geht es vorbei an Windrädern Richtung Märchenwald auf dem Ernstberg - immerhin auf knapp 700m. Dort traben wir fleißig die Waldwege hoch bis es zu steil wird, und die Ladies uns tapfer mit voller Hinterhandkraft im Schritt bergan tragen. Der Regen und das diesige Wetter tragen ihren Teil zur mystischen Stimmung im Wald bei. Das ist ein Abstecher, der sich lohnt. So richtig in Pausenstimmung kommen wir heute nicht, irgendwann machen wir aus Vernunftgründen eine Viertelstunde Rast und lassen die Pferde am Waldrand grasen. Inima tritt sich im Schreck vor - wissen wir wieder nicht - wieder ihren Hufschuh hinten links ab. Alles aber glimpflich verlaufen, kaputt gegangen ist diesmal nichts. Leider hat Richard uns an einer ungünstigen Stelle über die Bundesstraße schicken wollen, wir müssen hier etwas improvisieren und überqueren eine Wiese und dann mutig die Straße und auf der gegenüberliegenden Seite einen kleinen Graben bis wir wieder auf Wanderwegen angekommen sind. Hier geht es noch mal richtig steil bergauf, Inima macht Tempo, wir drei müssen irgendwie mit… Curly ist insgesamt deutlich ruhiger als gestern, zum Teil wirkt sie müde, fängt sich aber immer wieder und macht einen super Job. Inima möchte unterwegs am liebsten die ganze Futterentbehrung der letzten Tage aufarbeiten und ist sehr am Gras, und seien es noch so kleine Halme interessiert. Schnell laufen, dann hat sie Zeit zum Fressen bis Curly kommt, scheint sie zu ihrer Taktik erkoren zu haben. Zum Schluss wird es nochmal richtig rutschig als wir das - wie wir später von unseren Gastgebern erfahren - Fuchsloch durchqueren.
    Heute bilden Mario und Jenny unser Empfangskomitee, die Pferde bekommen Wasser und dürfen - ja, pünktlich zu unserer Ankunft hat der Regen aufgehört - noch ein paar Stunden auf die Weide.
    Wir organisieren den beiden aber für die Nacht Boxen oben am Stall, Mario räumt dafür mal schnell die Scheune leer und baut 2 Boxen rein. Nach der Erfahrung der letzten Nächte ist es in Pferdegesellschaft eindeutig entspannter für Hanni und Nanni.
    Wir sind diese Nacht in einer Schäferhütte untergebracht. Hat Ähnlichkeit mit einem großen Holzfass, ist picobello sauber, schön eingerichtet und mollig warm beheizt. Jenny nimmt uns unsere durchnässten Kleider, Schuhe und Schabracken zum trocknen im Heizungskeller ab, wir genießen im Badezimmer Fass nebenan eine warme Dusche und dann danach bei der Familie neben dem knisternden Ofen selbst gebackenen Kuchen. Vor dem Ofen kuriert sich ein krankes Huhn aus, die Katze schmust, der Hund ist süß und wir fühlen uns schon in die Familie aufgenommen.
    Die Mädels sind heute beide zu aufgeregt zum Fressen (später sollte sich noch herausstellen dass es Curly einfach nicht geschmeckt hat), gewöhnen sich aber immerhin einigermaßen in ihren Boxen ein und nach unserem Abendessen mit Familie Schuh bekommt Inima sogar ein paar Happen Mash runter.
    Auch heute leuchtet über uns wieder ein funkelnder Sternenhimmel.
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  • Day 4

    Hoppi Galoppi

    October 3, 2022 in Germany ⋅ ⛅ 8 °C

    Tag 4. Es stellt sich Routine ein. Leyla und ich wachen früh in unserem Hüttchen auf. Im Dunkeln zu den Pferden, die haben sich wohl gefühlt wie es aussieht. Heu nachlegen, ihre Kraftfutterreste sind immerhin aufgegessen, das Wetter wird wohl gut werden.
    Wir bauen unser Equipment wieder zusammen, alles ist nicht getrocknet, aber die Sonne zeigt sich und wir sind optimistisch und motiviert. Ein schönes Feiertagsfrühstück mit Familie Schuh, sie sind wirklich unsere absoluten Lieblingsgastgeber und die beste Unterkunft für uns alle 4 bisher. Hierher kommen wir gern nochmal. Mario zeigt uns noch die letzten Finessen unserer heutigen Route, dann satteln wir und marschieren pünktlich um 10 los. Die Pferde sind gut drauf, entspannt, aber schnellen Schrittes geht es mit gespitzten Öhrchen durchs Dorf und in den Wald.
    Wir steigen erst im nächsten Ort auf, bis dahin geht es recht viel bergab und sich erstmal einlaufen hat sich bewährt.
    Dann geht es entlang der Lieser einen schönen Weg, dessen Mittelstreifen aus Gras endlich mal einen Galopp erlaubt. Die Ladies haben Lust und so kommen wir schnell voran. Oben über eine Ebene unter heute ruhigen Windrädern, bis wir Rast an einer überdimensionalen Bank machen. Die Pferde grasen ruhig und gelassen, da unsere Etappe zu Pferd aber heut nur knapp 15km und der Heimweg nach Köln noch weit ist, verweilen wir nicht allzu lang. Entspannt und ruhig geht es danach im Schritt weiter durch den Wald, bis wir wohlbehalten und glücklich wieder Kelberg erreichen, wo Werner schon auf uns wartet. Die Pferde bekommen Wasser und dürfen noch mal auf die Weide (Inima nimmt noch eine Schlammspapackung mit auf den Weg), während wir alles packen und den Hänger vorbereiten. Die Mädels steigen vorbildlich ein und kommen ebenso entspannt wieder zuhause an. Perfekt. Inima steht die Freude ins Gesicht geschrieben, sie kann kaum an sich halten, bis die wieder in der Herde ist, und auch Curly scheint glücklich, wieder daheim zu sein.
    Wir sind mega stolz auf Hanni und Nanni, die Girls, Ladies, Bergziegen, ach, einfach die besten Stütis überhaupt.
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  • Day 4

    Zahlen Daten Fakten

    October 3, 2022 in Germany ⋅ ☁️ 15 °C

    Ein Fazit:
    4 Tage Vulkaneifel
    3 Gastgeber über Eifel zu Pferd
    Knapp 60 Kilometer.
    Viele Schafe, ein paar Kühe, 3 Rehe.
    Einmal über die A1, einmal drunter durch.
    Grob geschätzt haben wir etwas mehr als die Hälfte der Strecke im Sattel verbracht, den Rest sind wir gelaufen.
    Je ca. 18km waren unsere zwei längsten Etappen. Mit unseren nicht explizit auf diesen Wanderritt trainierten Flachlandpferden reicht das als Einstieg auch aus, wenn man erst gar nicht in Richtung Leistungslimit gehen möchte. Das Hoch und Runter ist gerade auf den aufgeweichten und rutschigen Böden nicht zu unterschätzen, auch wenn es auf dem Papier nach nicht viel aussieht. Die Pferde haben zuhause in Köln einfach kaum Möglichkeiten, sich daran zu gewöhnen. Und Spaß sollte es den Pferden ja auch machen, die Anstrengung sollte also moderat bleiben. Insgesamt haben wir immer frisch und munter unsere Etappenziele erreicht, waren aber trotzdem glücklich mit unserer Entscheidung, uns hier weniger als mehr vorgenommen zu haben.
    Für uns selber ist es mit Pferd an der Hand deutlich anstrengender zu wandern als ohne. Inima hat die steileren Anstiege meist schnell bewältigen wollen, ich konnte also entweder mit spurten, oder sie zurück halten. Schnell gehen war leichter. Fressen war natürlich auch bergan ein Thema, so konnte ich zwar manchmal verschnaufen (und Curly konnte aufholen), sie hat mich damit aber auch oft aus dem Tritt gebracht. Curly hat zum Teil mit vollem Schultereinsatz gedrängelt, Leyla hatte es dann neben ihr auch nicht leichter.
    Bergab haben wir das Reiten so weit vermieden wie wir die Wegführung vorhersehen konnten. Ein paarmal sind die Pferde mit ihren Gummischuhen gerutscht, insgesamt war der Hufschutz (Inima 4x Flexboots, Curly Floating vorne, Flex hinten) aber gut, hat nicht gescheuert und ja auch fast immer gehalten. Verloren haben beide Pferde alle Male immer nur hinten links. Laut dem weisen Herr Wörner ist das ja sowieso der Unglückshuf - wer weiß…?
    Die Vulkandreieck Route ist schön, die Hochebenen erlauben tolle Weitblicke und die Wälder sind abwechslungsreich und teilweise wirklich idyllisch. Die Dörfer, die man durchquert, waren zumindest an diesem Wochenende ruhig und beschaulich, wirklich störend fanden wir sie nicht. Ein, zwei blöde Straßen gibt es leider. Gras an schönen Orten zum Pausenvertreib war reichlich vorhanden, Wasser für die Pferde gab es unterwegs nur aus Pfützen (was immerhin Curly reichlich genutzt hat).
    Die Wege sind leider weitestgehend geschottert, so dass selbst auf den geraden oder leicht ansteigenden Sequenzen meist nur Schritt möglich ist. Manchmal ist ein Grasstreifen in der Mitte, so dass man selten auch mal traben oder galoppieren kann.
    Komoot hat uns gute und leicht zu findende Routen geplant, mit Hilfe unserer Gastgeber haben wir diese dann noch auf unsere Vorlieben angepasst.
    Eifel zu Pferd bietet wirklich ein gutes Portal, um mit wenig Planung und großen Aufwand Wanderritte auf eigene Faust zu organisieren. Insbesondere der Gepäcktransfer zur jeweils nächsten Übernachtungsstation ist Gold wert. Zu zweit hat dieser 50€ pro Person für dieses Wochenende gekostet, das würden wir jederzeit wieder in Anspruch nehmen.

    Curly und Inima haben sich über alle Erwartungen als großartige und mutige Wandergefährtinnen gezeigt, insbesondere im Team sind sie einfach unschlagbar unkompliziert. Wir freuen uns also schon auf die nächsten Touren und Abenteuer….
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