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  • Day 32

    Grenzübertitt für Fortgeschrittene

    January 28, 2023 in Paraguay ⋅ ☀️ 34 °C

    Nach einer typisch paraguayischen Busfahrt mit vielen Stopps, einziges Highlight war eine kleine Bergkette (!), die wir kurz hinter Asunción überwinden mussten, kommen wir nach über 6 Stunden in Ciudad del Este an. Über die Stadt hatten wir schon viel gehört: gefährlich, wuselig, chaotisch, schwer bewaffnete Wachen vor den Geschäften. Schließlich ist sie die größte Freihandelszone Südamerikas und zieht daher alle möglichen Menschen an. Einige Berühmtheit erlangte sie vor ein paar Jahren durch einen spektakulären Banküberfall. Eine bewaffnete Gruppe griff simultan mehrere Polizeistationen in der Stadt an, eine weitere sprengte in dieser Zeit ein Loch in den Tresorraum einer großen Bank und floh mit dem erbeuteten Geld über die Grenze nach Brasilien. Aber als wir am Terminal ankommen wirkt es eher, naja - tot, die Umgebung ländlich, eigentlich sehr friedlich. So friedlich, dass wir erst Bedenken haben ob wir von hier überhaupt weiterkommen. Als wir dann sofort ein Taxi bekommen, dass uns über die Grenze nach Foz do Iguacu fahren kann, sehen wir uns schon mit Caipirinhas auf der Dachterasse unseres Hotels sitzen, sind ja nur 30 Minuten Fahrt. Als der Taxifahrer hört, dass wir nach Brasilien einreisen müssen (bei Tagestrips geht das auch ohne Einreise), runzelt er kurz die Stirn und meint wenn er lange warten muss, müssen wir etwas mehr zahlen. Wieviel? 3 Euro. Ach so, kein Problem. Wir fahren durch die menschenleere Stadt. Für paraguayische Verhältnisse wirkt sie eher modern, mit hohen Gebäuden und breiten Straßen. Die Geschäfte sind schon alle geschlossen. Scheinbar haben die nur bis mittags auf. Gotham City schläft. Die Ausreise aus Paraguay ist schnell erledigt. Die Beamten sitzen in einem unscheinbaren Gebäude mit angeschlossener Touriinfo. Weiter geht´s über die Puente de la Amistad über den Paraná nach Brasilien. Dort erwartet uns eine riesige Grenzanlage, die einen eher an die USA denken lässt: Absperrungen, Flutlicht, martialische aussehende Grenzbeamte mit schusssicheren Westen - und eine lange Schlange. Langsam verstehen wir, was der Taxifahrer meinte mit "in Brasilien gibt es nur eine", das meint einen Grenzbeamten für alle Ein- und Ausreisenden. Als der Taxifahrer die Schlange sieht, sagt er gleich, es wäre besser für alle wir zahlen jetzt und nehmen auf der anderen Seite ein neues Taxi. Ehe wir uns versehen sind wir draußen mit unserem Gepäck. Wie lang die Schlange ist, sehen wir erst jetzt. Zwei Stunden warten wir in der Hitze bis wir endlich dran sind. Inzwischen ist es 22.00 Uhr und dunkel. Die Einreise ist völlig unspektakulär, der Beamte will nichts von uns sehen außer unseren Pässen. Wir hätten ohne Probleme den ganzen Rucksack voller Drogen haben können. Erstmal lässt er uns aber ein paar Minuten stehen und scherzt mit seinen Kollegen, holt sich was zu trinken. Man könnte fast denken, das Ganze sei reine Schikane.. Zu Fuß laufen wir über die Grenze. Dort ist alles dunkel und verlassen, der Taxistand hat geschlossen. Nur eine Bar ist noch geöffnet aus der laute Musik kommt, ein paar betrunkene Männer sitzen davor. Es gibt nur Motorradtaxis, die uns aber wegen des Gepäcks nicht mitnehmen können. Der nette Mototaxista versucht uns ein Taxi zu rufen hat aber keinen Erfolg. Er empfiehlt uns die vierspurige Straße zu überqueren und im Stau, der sich bei der Einreise nach Paraguay bildet ein paraguayisches Taxi zu suchen, das nochmal umdreht. Wir finden nur ein besetztes brasilianisches Taxi. Der Taxifahrer verspricht uns auf der Rückfahrt aufzusammeln, zum Abschluss meint er noch wir sollen bei den Mototaxis warten, es wäre gefährlich hier. Wie beruhigend. Kurz kommt uns der Gedanke einfach ins beschauliche Paraguay zurückzulaufen. Bange 15 Minuten warten wir mit unserem ganzen Gepäck in der unwirtlichen Gegend. Dann kommt der Taxifahrer wie versprochen und wir brausen durch die menschenleeren Straßen von Foz. Foz ist eine relativ gesichtslose Stadt mit breiten Straßen und hohen Gebäuden. Unser Hotel ist im Zentrum, das auch nur aus einer vierspurigen Straße und vielen Bars besteht. Als wir ankommen ist es 23.00 Uhr und wir sind ziemlich am Ende, denn es ist immer noch heiß. Hungrig sind wir trotzdem und so suchen wir in der Partymeute nach etwas zu essen. In einem OpenAir Foodcourt, der sich in einer Art Käfig befindet, wer hier vor wem geschützt wird ist unklar, warten wir quälend lang auf unser Fastfood. Aus den Bars dröhnt in voller Lautstärke Funk Carioca, ein Musikstil aus den Favelas von Rio, nervig ist er trotzdem.
    Die Moral von der Geschichte: entweder man kommt morgens in Ciudad del Este an oder man bucht gleich einen durchgehenden Bus nach Foz.
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