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  • Day 64–67

    Isla del Sol

    March 1, 2023 in Bolivia ⋅ ☀️ 13 °C

    Morgens um 8.00 Uhr geht unser Bus nach Copacabana am Titicacasee. Nach etwa 2 Stunden Fahrt müssen alle aus dem Bus steigen und die Seeenge bei Tiquina in einem kleinen Boot überqueren. Die Busse fahren auf größeren Flössen hinüber, aus Gewichtsgründen ohne Passagiere. In Copacabana angekommen, besorgen wir uns gleich ein Fährticket nach Yumani auf der Isla del Sol. Die "Fähren" sind kleine Boote mit schwachen Motoren und ich mach mir ernsthaft Sorgen ob das kleine Bötchen mit Schlagseite auch wirklich auf der Insel ankommt. Auf der Isla del Sol gibt es drei indigene Gemeinschaften: Yumani, Challa und Challapampa. Die Gemeinden verwalten sich selbst, es gibt keine Polizei oder sonstige staatliche Einrichtungen auf der Insel. Der Tourismus wird als Turismo Comunitario von den Dörfern selbst in einer Art Kooperative organisiert. Auch die Fähren gehören immer einer Dorfgemeinschaft. Die letzten Jahre war der Besuch der Insel wegen eines gewaltsamen Konfliktes zwischen Challa und Challapampa für Touristen verboten. Mittlerweile gibt es aber ein Friedensabkommen, auch wenn die drei Dörfer nach wie vor nicht wirklich zusammenarbeiten. Auf der Isla del Sol wurde der Legende nach das Geschlecht der Inka von der Sonne und dem Mond gegründet. Sie ist deswegen für viele andine Gemeinschaften ein heiliger Ort. Die erste Nacht schlafen wir in Yumani am Südteil der Insel. Der See liegt auf über 4000 Metern Höhe. Das bedeutet die Luft ist mal wieder dünn. Unser Hostel liegt eigentlich direkt am Hafen, aber die paar Stufen zum Eingang bringen uns völlig außer Atem. Ohne Gepäck erkunden wir den kleinen Ort, laufen zum Sonnentempel und genießen den Sonnenuntergang von einem der Aussichtshügel. Auf der Insel gibt es keine Autos oder Straßen. Alles muss zu Fuß erkundet werden. Waren und andere Dinge werden mit Eseln oder Lamas transportiert. Tagsüber ist die Sonneneinstrahlung auf Grund der Höhe ziemlich stark und man muss die ganze Zeit Hut tragen. Sobald die Sonne weg ist wird es bitterkalt.
    Am nächsten Morgen machen wir uns auf den Weg nach Challapampa auf der Nordhälfte der Insel. Direkt am Ortsausgang begegnet uns ein kleiner Esel, der versucht mit einem Hund zu spielen, der sichtlich überfordert ist und bei uns Schutz sucht. Eigentlich sind es nur 11 Kilometer bis zum Nordende, aber durch die Höhe und die Sonne, es gibt kaum Schatten, ist die Wanderung trotzdem eine ziemliche Herausforderung. Zumindest verkaufen die Bewohner in regelmäßigen Abständen Wasser und Snacks am Wegesrand. Etwa auf der Hälfte sehen wir von weitem eine größere Menschenansammlung auf einem der Hügel. Am Weg sitzen ein paar ältere Frauen, die uns aber nicht beachten. Wenig später kommen wir am Hostal de las Nubes vorbei. Einem kleinen Hostel mit Café und spektakulärer Aussicht. Während wir unseren Mate de Coca schlürfen erklärt uns der Besitzer, dass die Menschen auf dem Hügel eine Zeremonie abhalten, da es seit zwei Wochen nicht geregnet hat. Die Kartoffeln blühen gerade und ohne Regen droht eine Missernte. Sie beten zum einen zu Gott, dass er sie nicht weiter bestrafen soll und zum anderen zu den Wolken, damit sie endlich regnen. Wir hoffen mit ihnen.
    Wenig später erreichen wir den heiligen Felsen und das Labyrinth auf der Nordseite. Hier ist der Legende nach die Inkadynastie entstanden und hat von hier aus einen Großteil des Kontinents erobert. Der Weg nach Challapampa führt vorbei an weißen Sandstränden und man hat fast das Gefühl am Meer zu sein. Unser Hostel liegt direkt am Strand. Wegen des Konflikts sind auf diesen Teil der Insel in den letzten Jahren kaum Touristen gekommen. Auf den einschlägigen Buchungsplattformen gibt es keine Unterkünfte und auch im Reiseführer steht noch, dass man nur auf die Südseite kann. Google Maps hat uns da mal wieder weitergeholfen. Die sehr einfache Unterkunft hat einen spektakulären Blick auf den See und wir gehen erstmal schwimmen. Strandfeeling auf 4000 Meter Höhe, das hat schon was. Und wie auf den Bahamas gibt es auch jede Menge Schweine am Strand. Am nächsten Morgen werden wir von einem Gewitter geweckt, leider fällt nur wenig Regen. Um 9.00 Uhr machen wir uns auf den Rückweg nach Süden, wo wir unser Gepäck gelassen haben. Der Rückweg geht an der Küste entlang durch das idyllische Challa und nach knapp vier Stunden sind wir wieder in Yumani. An der Boleteria, die aus einem zahnlosen älteren Mann besteht macht man uns erst Hoffnungen, dass bald ein Schiff nach Copacabana fährt. Planmäßig fährt das nächste erst um 16.00 Uhr, also in drei Stunden. Zusammen mit ein paar anderen Gringos warten wir geduldig. Genaue Angaben zur Uhrzeit sind aus ihm nicht herauszubekommen. Nach einer Stunde ändere ich die Taktik und frage ob wir noch Zeit haben Mittag zu essen. "Ja klar, mindestens 1-2 Stunden" "Ah, also bis 16.00 Uhr". Wir essen also noch eine Titicacaforelle und beobachten den Hafen. Die Wirtin erklärt uns dann, dass das Tourenboot was gerade angelegt hat uns auch mit zurück nehmen kann und in etwa 40 Minuten abfährt. Wir müssen zwar etwas extra zahlen, aber so kommen wir schon um 15.00 Uhr weiter. das bedeutet, dass wir noch den 17.00 Uhr Bus nach La Paz bekommen. Der spuckt uns um halb 9 mitten im Marktgewühl in La Paz aus. Der Verkehr um de Uhrzeit ist der absolute Wahnsinn und ein ziemlicher Kontrast zur autofreien Insel. Am nächsten Tag absolvieren wir noch einen kleinen Museumsmarathon bevor wir um 20.30 Uhr in den Nachtbus nach Santa Cruz steigen.
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