Satellite
Show on map
  • Day 12

    Sucre - Auf den Spuren der Dinosaurier

    July 20, 2019 in Bolivia ⋅ ⛅ 10 °C

    5 Kilometer von Sucre entfernt befindet sich ein wahrer Sensationsfund. Auf dem Gelände des Zementwerks der Firma Fancesa entdeckte man beim Abtragen einer weiteren Gesteinsschicht in den 1990ern ca.5000 Fußabdrücke (größte Sammlung von Dinosaurier-Fußabdrücken weltweit) von 5 verschiedenen Dinosaurierarten.

    Die Dinosaurier gingen und liefen da, wo sich heute die sogenannte Cal Orck'o Klippe (eine 1,2 Kilometer lange Steilwand aus Kalkstein) befindet, vor 68 Millionen Jahren durch den Morast.

    Im Laufe der Jahre und zahlreiche tektonische Verschiebungen des heutigen südamerikanischen Kontinents später, verschob sich der Grund des damaligen Morasts zu einer Steilwand, auf der heute die Fußabdrücke zu bewundern sind. Die beeindruckensten Spuren sind die Spuren eines Tyrannosaurus Rex Babys bekannt als “Johnny Walker”, der einen 347 m langen Trail im damaligen Morast hinterließ. Momentan ist der Park in einem Prozess, UNESCO Weltkulturerbe zu werden. Dies würde das nötige Geld bringen, die Fußabdrücke so zu konservieren, dass sie nicht mehr der Witterung ausgesetzt sind und eines Tages verblassen würden. Ich hoffe, sie bekommen den Status des Weltkulturerbes, denn es wäre ewig schade, würde solch ein Zeugnis millionenjahre alter Geschichte für immer verschwinden.

    Wirklich nah an die Wand kommt man nur, wenn man den Dinosaurier Park (Parque Cretácico), zwischen 12.00 und 13.00 Uhr besucht, denn da machen die Arbeiter des Zementwerks Mittagspause und diese nutzen die Betreiber des Dinoparks um Besuchern die Steilwand aus nächster Nähe zu zeigen.

    Und genau das ist mein Plan für heute. Vor der Kathedrale in Sucre fährt 4x täglich der Dinobus, ein Doppeldeckebus mit Dinosaurierprints, ab. Da ich erst den um 11.00 nehme, mache ich vorher noch einen Spaziergang zum Friedhof (wurde mir mehrfach ans Herz gelegt, diesen zu besuchen) und esse eine Salteña con carne in dem dafür besten Restaurant der Stadt, dem El Patio. So gestärkt treffe ich dann um kurz vor 11.00 bei der Bushaltestelle vor der Kathedrale ein und schon wenig später darauf kommt der Dinobus angefahren. Ich ergattere oben einen Platz und komme während der halbstündigen Fahrt schnell ins Gespräch mit zwei Australiern (Christin und Graham) und einer Deutschen (Louisa). Wir verstehen uns recht gut und so beschließen wir gleich, das Abenteuer Dinospuren gemeinsam anzugehen.

    Beim Park angekommen kann man gleich vom Parkplatz aus die Steilwand sehen und von der Ferne schon einen ersten Eindruck auf die gut sichtbaren Fußabdrücke erhaschen. Nach dem Zahlen des Eintritts (der Eintritt inkl. Hin- und Rückfahrt kostet 45 Bolivianos (=ca.6 €)) können wir uns gleich einer Tour in Englisch anschließen. Im Park stehen Modelle verschiedenster Dinosaurier und der Guide erklärt zu jedem ein bisschen was. Die Modelle basieren auf Skelettfunden aus der Region, nur die Farbe der Modelldinos sei frei gewählt, denn diese konnte man nicht rausfinden.

    Obwohl ich kein großer Dinofan bin, ist auch dieser Teil der Führung schon recht interessant, aber das Highlight, der Besuch der Steilwand, wartet ja noch auf uns. Punkt 12 bekommt die englischsprachige Gruppe rote Sicherheitshelme aufgesetzt (wozu die sind, weiß ich nicht so genau, denn sollte sich mal ein Felsbrocken lösen, ist der rote Plastikhelm vermutlich auch umsonst 😊. Aber gut, Vorschrift ist Vorschrift!) und wir gehen einen teilweise steilen Weg nach unten zur Cal Orck'o. Je näher man den Fußspuren kommt, umso spannender wird es. Kurz noch ein Stopp bei einer Infotafel, wo uns unser Guide die verschiedenen Formen der Fußabdrücke zeigt und uns noch erklärt, welcher Fußabdruck zu welchem Dino gehörte. Dann dürfen wir ganz nah ran an die Steilwand. Es ist wahnsinnig faszinierend wie gut man die Fußabdrücke erkennen kann und man kann förmlich spüren, wie hier die Dinos vor 68 Millionen Jahren durch den Morast liefen. Ich bin tief beeindruckt!!
    Knapp 1 Stunde später, in der wir noch viel von Guide Juan erklärt bekommen haben und unzählige Fotos geknipst wurden, sind wir wieder zurück in dem Teil des Parkes, wo die Dinomodelle stehen. Um halb 2 nehmen wir dann den Bus zurück nach Sucre. Ein Ausflug der sich total gelohnt hat!

    Zurück in Sucre suche ich erstmal gemeinsam mit Louisa eine Reiseagentur auf, denn sie will morgen auch die Tarabucotour, die ich gebucht habe, machen. Nach dem Buchen trennen sich unsere Wege erstmal, wir sehen uns aber morgen wieder.

    Ich gehe Mittagessen, genieße ein wenig die Sonne auf dem Balkon des Restaurants und hole meine gewaschene Wäsche ab. Anschließend statte ich noch dem sehr interessanten Museum der Kathedrale einen Besuch ab. Hier werden wunderschöne Monstranzen und anderer Prunk, den die Kirche zu bieten hat, ausgestellt. Ein gut aufbereitetes Museum, in dem man aber leider nicht fotografieren darf.

    Bevor ich Abendessen gehe und zurück ins Hotel setze ich mich noch auf den Hauptplatz, um wie jeden Tag das dort quirrlige Leben zu beobachten. Was mir bis jetzt sehr positiv aufgefallen ist, ist, dass kaum ein Bolivianer (zumindest in der Öffentlichkeit) raucht. In den knapp 2 Wochen, die ich schon hier bin, habe ich erst einen beim Rauchen gesehen. Thumbs up!
    Was mich allerdings traurig stimmt, sind die vielen, teilweise noch sehr kleinen Kinder, die hier am und rund um den Platz arbeiten müssen. Sie müssen Schuhe putzen, Vogelfutter verkaufen oder Autos waschen, um so ihr und wahrscheinlich auch das Leben ihrer Familien finanzieren zu können. Während bei uns zuhause die meisten Kinder viel zu viel haben, verbringen viele Kinder hier ihre Kindheit arbeitend, ohne Ausbildung und Chancen auf ein besseres Leben.
    Irgendwie weiß man es ja, dass dies der Fall ist in 3. Welt Ländern, aber wenn man es dann so hautnah sieht, kann man die Augen definitiv nicht mehr davor verschließen.

    Einem der Schuhputzjungen, der mir besonders leid tut, gebe ich ein bisschen Geld, in der Hoffnung, dass er wenigstens heute Abend was zu essen kaufen kann. Sein schüchternes Lächeln und sein leises "muchas gracias" freuen mich sehr und so kann ich halbwegs beruhigt zurück ins Hotel gehen.
    Read more