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  • Day 16

    Letzter Tag in Potosi

    July 24, 2019 in Bolivia ⋅ ⛅ 0 °C

    Als ich heute morgen aufwache, traue ich meinen Augen beim Blick aus dem Fenster kaum: eine dünne Schneedecke überzieht Potosi und den Cerro Rico. Also gut, heute ist definitiv warm anziehen angesagt!
    Ich hole also meine Skiunterwäsche, Haube, Schal und Handschuhe, sowie meine Winterjacke aus dem Gepäck und gehe dick eingepackt erstmal frühstücken.

    Heute stehen noch die letzten drei To-Do-Punkte auf dem Programm, nämlich eine Führung durch das Casa de la Moneda, den Ausblick vom Torre de la Campañia de Jesus genießen und das Convento - Museum Santa Teresa besuchen.

    Da ich mich gestern schon erkundigte, wußte ich, dass es um 9.00 eine englischsprachige Führung im Münzhaus gibt.

    Nach dem Frühstück mache ich mich also auf den Weg dorthin. Zum Glück ist das Casa de la Moneda nicht weit weg von meinem Hotel, denn aufgrund der Schneeschicht, ist der Boden rutschig und man muss beim bergabgehen ziemlich aufpassen. Kurz vor neun treffe ich bei der Kassa des Münzhauses ein. Die Ticketverkäuferin erklärt mir gleich, dass die Führung heute erst etwas später beginnen wird. Ich zahle (40 Bolivianos Eintritt inkl. Guide und 20 Bolivianos um Fotos machen zu dürfen) und warte dann im Innenhof darauf, dass der Guide eintrifft. Ich bin die einzige Touristin, die sich für eine englischsprachige Führung interessiert. Außer mir sind nur noch zwei Belgier anwesend, die die Tour gerne in Französisch hätten. Nach längerem Hin und Her wird dann entschieden, dass die Tour durch das Münzhaus auf Englisch stattfindenden wird - zum Glück, denn meine Französischkenntnisse sind quasi nicht existent 😊.

    Die 1,5 Stunden lange Tour durch die einstige spanische Münzprägestätte Casa de la Moneda, die im Jahr 1575 gebaut und zweihundert Jahre später renoviert und erweitert wurde, ist wirklich sehr interessant und kurzweilig. Man erfährt alles über die Geschichte dieses Hauses. In 12 Sälen ist dies durch allerlei Exponate, wie Waagen, Kisten, Pressen, Münzen, Rüstungen, Bestecke und Kannen dokumentiert. Sogar eine Silberschmelze mit den dazugehörigen Werkzeugen ist in einem der Säle nachgebildet. Das Museum enthält weiters eine mineralogische und eine archäologische Sammlung mit Mumien, Töpfen und Schmuck aus der Cultura Chullpa. Unser Guide hat uns alles gut in Englisch erklärt und in jedem der Räume Zeit gelassen, alles genau anzusehen und zu fotografieren. Eine wirklich lohnenswerte Führung und man sollte das Casa de la Monada unbedingt auf seine To-Do-Liste setzen, wenn man Potosi besucht.

    Anschließend an die Führung durch das Münzhaus, möchte ich meine Wäsche holen, da es gestern hieß, diese sei um 10.00 abholbereit. Als ich um 11.00 bei der Lavanderia ankomme, werde ich vertröstet, dass es noch etwa 20 Minuten dauert, bis meine Kleidung fertig ist. Also beschließe ich der Aussichtsplattform des Torre de la Campañia de Jesus einen Besuch abzustatten. Die Fassade ist beeindruckend und auch der Ausblick auf den mit Schnee bedeckten Cerro Rico ist wunderschön. Lange halte ich es auf der Plattform aber nicht aus, denn ein eisiger Wind weht und lädt einen nicht ein, länger zu verweilen.

    Also gehts wieder treppab und nochmals zur Lavanderia. Irgendwie scheinen sie nicht die best organisierten zu sein, denn zuerst findet die Angestellte meine Kleidung gar nicht, dann nur einen Teil und nach einigem Hin-und Her halte ich dann doch meine gesamte, zum Waschen aufgegebene Kleidung, wieder in Händen. Ich bringe diese zurück ins Hotel, verstaue sie im Koffer und da mein Magen schon knurrt, mache ich eine Mittagsrast im Cafe de la Plata, direkt an der Plaza.

    Gesättigt schlendere ich anschließend durch die mir noch unbekannten Straßen Potosis (die um den Hauptplatz) und entdecke viele Häuser mit wunderschönen Balkonen, die meisten leider etwas runtergekommen. Man kann hier überall sehen, wie reich die Stadt einst war. Auch komme ich bei einem Restaurant vorbei, dass seine Salteñas im McDonalds Design vermarktet. Ich finde das Schild irgendwie witzig, gerade deshalb, weil ich vor nicht all zu langer Zeit einen Artikel gelesen habe, in dem über das Scheitern McDonalds in Bolivien geschrieben wurde.
    (Wer Interesse an diesem Artikel hat, hier der Link dazu:
    https://www.newslichter.de/2013/06/warum-mcdona…).

    Da ich in der Nähe des Klosters Santa Teresa bin, statte ich auch diesem noch einen Besuch ab. Eigentlich dachte ich, dass ich das Konvent des Karmelitaordens alleine Erkunden kann, stattdessen komme ich in den Genuss einer sehr informativen, 2-stündigen Führung.

    Das Kloster Santa Teresa bietet - neben der Casa de la Moneda - einen weiteren Einblick in das Leben in der Kolonialzeit. Die höheren Töchter, die hierher verbracht wurden, durften keinen Kontakt zur Außenwelt haben. Das Kloster, das sehr gut erhalten ist, zeigt eindrucksvoll, wie abgeschlossen die Welt der Auserwählten war. Die Führung erläutert praktisch Schritt für Schritt den Eintritt ins Kloster, die Abriegelung bis hin zur Bestattung im Fußboden eines Gebetsraumes. Noch heute leben Nonnen in dem Kloster, aber in einem neugebauten Teil. Das Leben im Schweigeorden der Karmelita ist heute zwar nicht mehr ganz so streng wie früher, trotzdem hat das Kloster nur noch 6 Nonnen.

    Während der gesamten Führung zieht ein heftiges Gewitter über Potosi, ich mag gar nicht daran denken, im Starkregen zurück zu meinem Hotel zu gehen. Aber als die Führung vorbei ist, hat es auch zu Regnen aufgehört und ich komme trocken zurück in mein Hotelzimmer.

    Am Abend treffe ich mich noch mit Babsi, die heute in Potosi angekommen ist, zum Abendessen. So lassen wir den Tag bei netten Gesprächen und gutem Essen ausklingen!
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