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  • Day 893

    Potosí: Schöne Stadt durch harte Arbeit

    January 25, 2022 in Bolivia ⋅ ⛅ 14 °C

    Von Uyuni fahren wir in ca. 4 Stunden zur Bergarbeiter Stadt Potosí. Sie liegt auf einem Hang auf ca. 4.000 m Höhe direkt an einer uralten aber immer noch betriebenen Miene. Sie besteht aus etlichen Tunneln, die durch den direkt neben der Stadt aufragenden Cerro Rico seit fast 500 Jahren gebuddelt werden.
    Wir erreichen unsere Herberge, die in einem fast ebenso alten Haus untergebracht ist, über steile enge Straßen. Als wir die Innenstadt besichtigen sind wir erstaunt und begeistert von den wunderschönen und gepflegten alten Gebäuden und Plätzen. Es gibt sogar Fußgängerzonen, was hier in Südamerika eher unüblich ist, schicke Geschäfte und Cafés sowie etliche schöne Kirchen. Wie wir von unserer freundlichen und gebildeten Gastgeberin erfahren ist der Reichtum der Stadt den Minen zu verdanken, in denen etliche gefragte Rohstoffe der Erde abgerungen werden.
    Am nächsten Tag nehmen wir an einer Besichtigungstour in den Minen teil. Wir werden komplett in Bergarbeiter Montur gekleidet samt Helm und Lampe. Als wir an der nur einen Steinwurf von der Innenstadt entfernten Mine ankommen sind wir erstaunt, dass diese in Betrieb ist. Wir dachten Touristen würden höchstens stillgelegte Schachte besichtigen dürfen.
    Wir werden von unserer Führerin durch einen niedrigen Eingang, zwischen Schienen in knöcheltiefen Schlamm wartend in den nur durch unsere Stirnlampen beleuchteten Stollen geleitet.
    Die Mine entspricht in keiner Hinsicht den modernen Sicherheits- und Arbeisstandards die wir aus Deutschland kennen.
    Es gibt kein Luftsystem, keine Beleuchtung, keine Sicherheitsschuhe und die Tunnel werden nicht gestützt. Immer wieder müssen wir uns an die Wände drängen wenn Arbeiter eine Lore im Laufschritt an uns vorbei schieben um neue Mineralien abzuholen. Teilweise tragen sie Gasmasken, durch welche die dünne Luft sicher noch schwerer zu atmen ist. Unsere Führerin hat selbst ein Jahr hier gearbeitet und antwortet gerne auf unsere Fragen.
    Die Mine ist genossenschaftlich organisiert und es gibt keine zentrale Leitung. Die höheren Mitarbeiter arbeiten auf eigene Rechnung und buddeln einfach den Mineraliensträngen aus Silber, Blei, Kupfer usw. nach ohne das irgendeine zentrale Instanz plant. Weder Ingenieure noch Geologen werden gebraucht.
    Ein einfacher Arbeiter verdient 100 Bolivianos (knapp 15 Euro) mit der harten und belastenden Arbeit am Tag. Damit verdient er mehr als den Mindestlohn, so dass es keinen Nachwuchsmangel gibt.
    Wir sind erschüttert unter welchen Bedingungen hier für die Industriestaaten Rohstoffe der Erde abgerungen werden aber unsere Führerin scheint eher stolz zu sein insbesondere dass kein westlicher Konzern hier das Sagen hat.
    Wir gehen recht tief in die entweder schlammig feuchten oder staubigen Tunnel, schauen zu wie eine Lore beladen wird und treffen einen älteren Bergmann der über seiner Ausbeute sitzend in einem Tunnel kauert. Diesem und einer anderen Arbeitergruppe geben wir zuvor gekaufte Geschenke bestehend aus Kokablättern und einem Softdrink. Die Kokablätter geben Energie, vertreiben Hunger und helfen die dünne Höhenluft zu ertragen.
    Zum Schluß gehen wir noch in einen Tunnel in dem die Figur des Schutzpatron der Bergleute, El Tío, sitzt. Trotz der vorherrschenden katholischen Religion opfern die Bergleute diesem indianischen dämonischen Götzen Kokablätter, Alkohol und Zigaretten damit sie vor Unglücken bewahrt bleiben.
    Wir sind froh als wir endlich wieder das Tageslicht erreichen.
    Zwar weiß man aus den Medien, dass Menschen aus armen Ländern für uns harte Arbeit unter schwersten Bedingungen leisten, es hautnah zu erleben ist aber etwas ganz anderes.
    Wir besuchen die Moneda de Potosí, eine Münzprägestätte, in der das gewonnene Silber zu Münzen verarbeitet wurde.
    Nach drei Tagen fahren wir weiter Richtung Nordosten nach Sucré.
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