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  • Day 162

    Mount Agung Teil 1

    June 18, 2017 in Indonesia ⋅ ⛅ 24 °C

    Bevor ich beim Einstieg einsetze, will ich ein paar Fakten über den Mount Agung darlegen. Eigentlich heißt der Berg Gunung Agung und ist mit 3142 Metern der höchste Berg Balis und einer der fünft höchsten Berge Indonesiens. Es ist ein aktiver Vulkan, welcher zuletzt im Jahre 1964 das letzte Mal ausgebrochen ist. Er wird im Hinduismus als Zentrum der Welt angesehen und gilt als heilig.

    Kommen wir nun zur Besteigung und dazu, dass ich froh bin nur noch darüber schreiben zu müssen. Vorab, es war anstrengender als gedacht und ich hatte mich als gut trainiert eingeschätzt.

    Wir waren zum Glück vor der größeren Gruppe auf dem „Weg“ und konnten die ersten Meter schnell hinter uns bringen. Ich hatte die Stirnlampe von Marc, welche ich verpasst hatte wieder zu geben. Ich hatte sie eigentlich für den Mount Batur bekommen. An dieser Stelle dicke Entschuldigung und du bekommst sie wieder :) Ich war meinen Guide dicht auf den Versen und er legte ein gutes Tempo vor. Ich dachte mir, ok wann würde er wohl schwächeln. Jedoch weit gefehlt, wie sich später heraus stellen sollte. Leider sprach er nur sehr dürftig Englisch, sodass sich die Kommunikation auf das nötigste beschränkte, was aus meiner Sicht sehr schade war, denn wir würden eine lange Zeit miteinander verbringen. Kann man nicht ändern und konnte ich mir nicht heraussuchen und freundlich war er ja. Wir gingen also schnellen Schrittes voran und die Steigung nahm immer mehr zu. Der Boden wechselte zwischen staubigen Untergrund, rutschigen und feuchter Erde, sowie loses Geröll. Immer mal wieder galt es größere Stufen zu überwinden, welche durch die Wurzeln der Bäume gegeben war. Manche reichten mir bis zur Mitte meines Oberschenkels. Ein paar Lianen oder Seile für schwierige Stellen ließen wir liegen, hier schwor ich auf meine Wanderschuhe, welche sich vollkommen auszahlten und Gold wert waren. Die anfängliche Kälte wisch durch den schnellen Schritt und gelegentlichen Kletterabschnitten, welche von der Häufigkeit einen progressiven Anstieg hatten. Unser erste Pause machten wir an einem kleinen Schrein, an welchen der Guide Räucherstäbchen anzündete und eine Opfergabe darlegte. Bis hier hin war es kein Problem und ich war optimistisch eingestellt, welches die restliche Strecke anging. Wir konnten bereits durch das Blätterdach auf Balis Lichtermeer schauen. Der Sternenhimmel über uns stand dem jedoch im nichts nach, wobei dieser immer noch nicht an den Sternenhimmel heran reicht, welchen ich von der Segeltour mit Josh gesehen hatte.

    Die Rucksäcke waren wieder auf dem Rücken und ich war froh wieder weiter zu gehen, da der nasse Rücken ziemlich schnell auskühlte. Diese Gefühl wisch jedoch innerhalb kürzester Zeit, als es wieder ans Klettern ging. Die Höhenmeter sollten auf irgendeine Art überwunden werden und wir wollte ja zum Gipfel. Ich dachte das wir die Ersten waren aber wir holten auf dem nächsten Abschnitt eine Gruppe ein. Zuerst sah ich nur Lichter in der Dunkelheit, später war es eine größere Gruppe, welche uns freundlicher Weise vorbei ließ. Meine Strinlampe wurde übrigens schwächer und schwächer, zum Glück hatte der Guide eine weitere dabei. Seit dem Einstieg wurde mir immer klarer, warum ein Guide für diese Tour benötigt und Pflicht ist. Wenn ich es allein probiert hätte, wäre der „Weg“ für mich sicherlich nicht als dieser ersichtlich gewesen. Ich wäre wahrscheinlich umgedreht, da ich mir zu unsicher gewesen wäre. Zudem gab es zwei Kreuzungen, wo ich nicht gewusst hätte, welche Richtung die Richtige gewesen wäre. Zu guter Letzt, wäre ich wahrscheinlich mit dem Handy als Taschenlampe durch die Gegend gestürzt. Man soll es nicht glauben aber der kommende Weg war so gefährlich, dass ich froh war einen Guide zu haben, welcher notfalls Hilfe holen könnte. Unser Tempo war immer noch schnell und mein Guide, welcher Kutuk hieß, musste immer wieder kurz warten, bis ich aufgeschlossen hatte. Unsere zweite Pause stand bevor und ich hatte einen ersten Eindruck, was es heißt den Mount Agung zu besteigen. Ich trank ein wenig mein Wasser, der Guide reichte mir zudem einen Riegel. Eigentlich war mir etwas schlecht und ich hatte auch das Gefühl den Riegel nicht herunter zu bekommen aber mein Körper hat den schneller aufgenommen als ich dachte. Es wurde nun zunehmend steiler und die Baumgrenze kam langsam in Sicht. Selbst der Guide war nicht mehr vor dem Geröll gefreit und rutschte ein paar mal, wie ich auch weg. Kutuk hatte jedoch wie vorher seinen Rhythmus, welcher durch mich immer wieder unterbrochen wurde. Mein einstiger schneller Schritt wisch einen langsamen, unsicheren Laufstil, welcher an den sehr steilen Passagen in den Vierfüßlergang überging. Ich musste immer wieder kurze Pausen einlegen und neue Kraft sammeln, zudem wurde mir etwas schwindelig. Keine Ahnung, ob es an dem fallenden Sauerstoffgehalt oder an der Anstrengung lag, wahrscheinlich beides. Jedenfalls war ich heilfroh als wir einen windgeschützten Platz erreichten. Trotzdem wurde mir schnell kalt und auch Kutuk zog sich eine lange Hose und seine Jacke an. Ich hatte nur einen Pullover mit, welchen ich als Reserve für den Gipfel eingesteckt hatte. Also setzte ich mich auf den Boden, zog meine Knie zu mir, umschloss diese mit meinen Armen und versuchte ein wenig zu Ruhen. Ich fragte Kutuk noch, ob wir ein Feuer machen könnte, was er verneinte. Ich weiß nicht, ob er es nicht verstanden hatte, jedenfalls sah er mich frieren und zündete doch eins an. Ein paar Reste vom letzten Feuer waren vorhanden aber mit Feuerholz sah es nicht gut aus. Somit verbrannten wir die Rester und Stroh welches hier herum lag. Die Pause sollte ein wenig länger dauern, da wir ziemlich gut in der Zeit waren und es nicht mehr weit zum Gipfel sein würde. Wir hatten gegen drei Uhr den „Rastplatz“ erreicht und blieben etwas über 40 Minuten dort. Zwischendurch hatte ich mich so gut erholt und aufgewärmt, dass ich weiter bergauf nach Feuerholz suchte und auf einen alten Holzzaun stieß. Es war nur ein Teil von einem Zaun, als ich diesen den Berg hinunter brachte, meinte er nur, dass dieser zum Tempel gehörte, also brachte ich diesen schnell wieder an Ort und stelle zurück :D Ich ging ein wenig weiter und fand doch ein paar Äste und brach welche vom Baum ab. Ich musste mich aber vorsehen, da manche Dornen hatten. Mit diesen Teilerfolg versuchten wir das Feuer am Leben zu erhalten, was nicht einfach war. Als die nassen Äste getrocknet waren und zu brennen anfingen, gab er das Zeichen für den letzten Teil des Aufstiegs. Ich fragte nach einer viertel Stunde mehr aber nein, es ging weiter. Tschüss Feuer :(

    Wir kamen aus dem Blätterdach heraus aber der Weg wurde keines Falls besser. Der Weg wechselte zwischen erstarrten Lavagestein, vom Regen ausgewaschene Pfade, bis hin zu Geröllwegen, welche dem Hochlaufen einer Düne gleich kamen. Wenn ich mal nicht im Vierfüßlergang unterwegs war, machte ich Kaffeebohnenschritte ;D Der Aufstieg brachte mich an meine Grenzen und der letzte Abschnitt war zum großen Teil Willenskraft. Aber nach ein paar kleineren Gipfel und einen kleinen Weg entlang des Grades erreichten wir endlich, noch in vollkommener Dunkelheit den Gipfel. Kutuk gratulierte mir und ich verschwand in der Position, welche ich bei dem Lagerfeuer eingenommen hatte. Es war ziemlich beeindruckend Bali als Lichtermeer unter sich und gleichzeitig sein Ziel erreicht zu haben.Noch war die restliche Umgebung in Dunkelheit gehüllt aber das sollte sich bald ändern. Mit Pausen hatten wir fünfeinhalb Stunden für den Aufstieg gebraucht was flink gewesen ist. Kutuk hatte übrigens zum großen Teil, seinen Laufstil beibehalten, Hut ab davor.

    Ich schaute zum Horizont und dieser wurde immer heller. Ich stellte meine Gopro schnell auf und startete meinen Zeitraffer. Der Horizont kleidete sich nun in helle Blau- und Rottöne. Auch der Himmel hinter uns wurde in diverse Farben getaucht. Wir begonnen die ersten Fotos zu schießen und siehe da, eine weitere kleine Gruppe erreichte den Gipfel. Es war der Guide, welcher mich am Ausgangspunkt angesprochen hatte. Dieser mit zwei Mädels leisteten uns nun Gesellschaft. Ich kam mit den drein ins Gespräch und sie waren in Rahmen eines Programms auf den Gipfel gestiegen, welches die Kultur auf Bali näher bringen soll. Übrigens versuchte ich mit meiner Digicam ein paar Fotos zu machen. Leider konnte ich das Touchdisplay nicht mehr bedienen und den Blitz ausstellen, deswegen musste mein Handy herhalten. Die Sonne nahm nun immer mehr den Horizont ein und erleuchtet das Gelände um uns herum. Es war sehr eindrucksvoll und ein toller Erlebnis. Der Krater welcher sich vor uns eröffnete war riesig und wir standen direkt am Rand. In der Ferne konnte wir einen Berg auf Lombok sehen und rings herum natürlich Bali, welches vom Meer begrenzt wurde. Gut sichtbar war ebenfalls der Mount Batur, mit dem davor liegende See, welcher in einem größeren Krater lag und ziemlich winzig erschien. Somit hatten die Leute auf den Mount Batur heute mehr Glück als ich. Wir quatschten, genossen den Ausblick, schossen Fotos und waren einfach fasziniert. Der Guide von den zwei Mädels hatte zudem Kaffee dabei, was eine Wohltat war. Die Sonne hatte bereits den Himmel erobert, da kam ein weiterer einsamer Wanderer auf den Gipfel, welcher erschöpft aber glücklich zu Boden fiel. Da mein Guide zum Aufbruch drängte machten wir schnell noch ein paar Fotos. Ich verabschiedete mich von allen und dem Mann, welchen ich gerade erst Hallo gesagt hatte sagte ich, dass ich wieder herunter muss. Dieser entgegnete nur, das er sich sicher war, dass ich ein guter Mann bin und wünschte mir alles Gute.
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