• Auf zur kunterbunten Stadt am Meer

    December 6 in Chile ⋅ ☁️ 19 °C

    Wir öffneten die Holztür von unserer kleinen Hütte und es war ruhig, nichts zu hören. Waren wir immer noch allein? Wir beschlossen zuerst das Waschprogramm durchzuziehen, ehe wir uns Frühstück machten. Entspannt saßen wir auf unserer kleinen Terrasse und hörten den Wind durch die Tannen wehen und die Vögel zwitschern. Durch die Abgeschiedenheit, war nichts anderes zu hören. Nach dem Frühstück wollte ich ein wenig Sachen am Laptop erledigen, als Caro meinte, wir müssten 11Uhr raus. Ich dann, „Wie spät ist es?“,… „äh, um 11Uhr“. Also schnell unsere Sachen gepackt und ins Auto verfrachtet. Übrigens mussten wir uns heute nicht einschmieren, denn es war komplett bewölkt, was uns und unseren Sonnenbrand ein wenig erfreute.

    Heute geht’s nach Valparaiso, eine Küstenstadt, die vor dem Bau des Panamakanals eine wichtige Hafenstadt war. Heute ist sie besonders für ihre Kunstszene bekannt und ist UNESCO Kulturerbe. Das Stadtgelände ist auf circa 44 Hügeln erbaut, das heißt in der Stadt geht es sehr steil hoch und runter. Außerdem ist hier der Sitz des chilenischen Parlaments.

    Um die Strecke nicht nur Stumpf nach oben zu fahren, nutzen wir eine kleinere Straße, die hin und wieder ans Meer führt. Wir erhaschten schöne Ausblicke aber gelohnt hatte es sich so mittel, weswegen wir 14Uhr bereits bei unserer neuen Unterkunft aufschlugen. Außerdem regnete es immer wieder zwischendurch. Um zur Unterkunft zu gelangen, ging es in dichten Stadtverkehr, irgendwie waren wir beide von einer kleinen süßen Hafenstadt ausgegangen aber weit gefehlt. Die Unterkunft hatte mir vorher noch geschrieben eine Straße für die Anfahrt zu meiden aber ich hatte nicht nochmal nachgeschaut. Folglich trafen wir genau auf die. Eine steile Straße, welche sich über mehrere Kurven schlängelte, aber wirklich steil ist. Ich wollte diese gerade in Angriff nehmen, da sprang eine Frau auf die Straße und zeigte mir die rote Seite ihres Schilds. Eine lebende Ampel, weil die Straße eng und steil war. So konnte ich erst nach den von oben kommenden Autos nach oben fahren. Erster Gang und genau in der Kurve rutschten mir die Vorderräder weg, welche sich zum Glück wieder fingen und wir uns weiter nach oben kämpften. Alle Autos sind hier so geparkt, dass als zusätzliche Sicherheitsmaßnahme, die Vorderräder zum Bordstein eingeschlagen sind, um ein Wegrollen zu verhindern. Wir sind mal wieder in einem Hostel, mit einer chaotischen Geschichte der Eigentümer. Die Mutter von unserem Gastgeber (geboren in Venezuela), kann ganz gut deutsch sprechen und hat auch eine Schwester in Deutschland. Ihre Mutter kommt wohl aus dem Schwarzwald, wobei es bedingt durch den zweiten Weltkrieg verschiedene Herkunftsländer gab. So fand sie auch mal Tschechien und Österreich heraus. Valparaiso ist eine multikulturelle Stadt, nach dem Goldrausch sind viele hiergeblieben, welche nicht mehr zurückwollten, weshalb man hier verschiedenste Baustile findet. Was man hier auch findet, sind bunte Graffitis und das überall, selbst der Gehweg oder ein Rohr was an der Seite rausschaut, nichts ist vor den kreativen Köpfen sicher. Was auch nicht sicher ist, ist die Stadt selbst. Unsere Gastgeberin, zeigte uns relativ sichere Bereiche und mahnte mehrmals zur Vorsicht und wir sollten nichts Wichtiges mitnehmen. Am Tag sind viele Taschendiebe unterwegs und in gewissen Stadtteilen kann es auch unbequem werden, besonders wenn die Stadt den Abend zu geht.

    Die Rucksäcke waren im Zimmer, das Auto stand sicher und wir, mit dem Nötigsten und wertvollen Tipps bewaffnet, machten uns auf zur Stadterkundung. Zuerst ging es nach oben, um einen Überblick zu bekommen, was aber immer wieder nur Ausschnitte sein konnten. Man sah, die bunten Graffitis überall aber auch den Kontrast zwischen Arm und Reich, manchmal Slum ähnlich. So viele Eindrücke, leider auch öfter durch die Nase, eher die unschönen Gerüche der Stadt. Wir klapperten unsere Ziele nach und nach ab, kleinere Treppenpassagen hielten als Kunstsammlung her und waren besonders gefragt. Wir verirrten uns nach einer Zeit in eine kleine Gasse, keine dunkle, dreckige, sondern schön dekoriert. Die Treppe selbst waren die Sitzplätze von einem kleinen Café, wo wir einen Milchshake schlürften. Danach machten wir uns auf zum Hafen. Auf dem Weg sahen wir noch den Big Ben von Valparaiso und schon sahen wir uns im Boot zur Hafenrundfahrt wieder. Vor Anker lag gerade ein riesengroßer Frachter, welcher beladen wurde. Weiter fuhren wir an ein paar Marineschiffen vorbei, ehe wir ein paar Seelöwen auf einer Boje sahen, welche als Touristenhighlight herhielten. Anschließend traten wir wieder den Rückweg an, wo wir kurz vor Ankunft noch ein kleines Fest in einem Park lauschten. Dort heizte eine Band die Masse ein, welche fröhlich mitmachten.

    Kurz entspannten wir uns auf dem Zimmer, ich am Schreiben und Caro am Lesen, ehe wir uns zum späten Abendbrot im Restaurant Hotzenplotz einfanden. Es war nur die Straße runter und die zählt zu den sicheren um die Uhrzeit. Das Restaurant wurde vor 10 Jahren von Hannes, einem Deutschen eröffnet, welcher aber an dem Abend ein anderes Restaurant eröffnete. Ein anderer Deutscher seit 22 Jahren in Chile beliefert ihn mit selbstgebrauten Hefeweizen, was wir natürlich kosteten. Wir saßen draußen, quasi auf der Straße, da drinnen kein Platz mehr zu finden war. Zu Essen gab es eine Leberkässemmel mit Pommes. Ein altgedienter Hund lag zu unseren Füßen und passte auf, dass alles seine Ordnung hatte und bellte folglich das ein oder andere Auto mal an. Wir hatten den Tag nicht viel gegessen und trinken ist auch nicht unsere Stärke gewesen, weshalb das Bier gut anschlug. Zur späteren Stunde ging es unseren Berg hinauf und wir kamen sicher in der Unterkunft an.
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