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  • Day 9

    Old Bagan

    November 23, 2019 in Myanmar ⋅ ☀️ 27 °C

    DER Pilgerort für Tempelfanatiker, die auf Archeologie und Architektur abfahren, schlechthin. Seit Juli 2019 als UNESCO-Weltkultureerbe anerkannt, ist diese Stadt schon über 900 Jahre alt.
    Um 7:40, also stattliche 20min früher als verabredet, fängt uns unser heutiger Guide in der Hotellobby ab, als wir gerade aus dem Frühstücksraum kommen. Die Fahrräder stehen schon am Hoteleingang abfahrbereit. Okay also radeln wir scheinbar erstmal ein ordentliches Stück, bevor wir am Zielort ankommen. Unser Guide, schätzungsweise in den 50ern, erwähnt nebenbei, dass er seit seiner Kindheit bis zum heutigen Tag kein Fahrrad mehr gefahren ist und wir beglückwünschen ihn zu seinem ersten Trip seit dieser Zeit. Wir radeln pünktlich um 8 Uhr los, natürlich wieder mitten auf der Hauptstraße, fahren auch mal kurze Strecken als Geisterfahrer auf der falschen Spur. Aber alles kein Problem, hier wird man ja mit Hupen gewarnt, bevor man über den Haufen gefahren wird ;)
    Nach einigen Kilometern können wir bereits die ersten Ruinenspitzen zwischen den Bäumen in der Ferne durchluschern sehen. Unser Guide bestimmt das Tempo, er fährt durch seine Unsicherheit zeitweise so langsam, dass wir sogar bergauf bremsen müssen. Super gesprächig ist er nicht, aber er ist stets bemüht uns mit Smalltalk ein wenig bei Laune zu halten. Als wir dann aber die ersten Pagoden und Tempel von innen betrachten, blüht er zu einem wandelnden Geschichtsbuch auf. Die teils noch sehr gut erhaltenen, sehr kunstvoll und detailliert gestalteten Fresken im Inneren der Tempel, lassen sein und unser Herz höher schlagen. Wir bekommen wieder und wieder jede einzelne Struktur erklärt, jede Form von Baumaterial (zumeist Backstein und eine Art Kalkgenisch als Putz) und jeder Art der Farbenherstellung. Rot zum Beispiel wurde aus der Okra-Schote gewonnen, Gelb aus Safran und Grün aus der Patina von Bronze.
    Insgesamt gibt es in Alt Bagan um die 3000 historische Monumente, 2217 davon sind Pagoden, Stupas und Klöster...alle in unterschiedlichsten Formen und Größen. Sie liegen teilweise recht weit auseinander, die Umgebung ist steppenhaft und die Wege sind sandig und staubig. Mit unseren Fahrrädern haben wir also alles richtig gemacht.
    Wir schlängeln uns durchs Dickicht und kommen vor einem uralten Tempel zum stehen, der versteckt liegt und von den meisten Touristen nicht gefunden wird. Hier wachsen merkwürdige Bäume bzw Büsche mit super langen Stacheln an den Ästen, da diese hier auch überall auf dem Boden herumliegen, muss sogar Lea mal ihre Schuhe anziehen um Fotos zu machen. Kurz nachdem wir weiter fahren, merke ich, wie das Treten immer schwerer wird, ich gucke nach unten und stelle fest, dass mein Hinterrad gerade dabei ist all seine Luft in die staubige Gegend abzulassen. Klasse, ich hab nen Platten....mitten im gefühlten Nirgendwo in der gerade ansteigenden Mittagshitze (am schlimmsten zwischen 10 und 14 Uhr). Wir schieben also weiter bis zu ein paar kleinen Hütten unweit eines weiteren Tempels. Unser Fahrer pfeift einen der Bewohner heran und tatsächlich hat dieser eine Luftpumpe. Lea und ich machen uns also fachmännisch ans Werk und stellen schnell fest, dass wir ein lautes Pfffffff hören können, nachdem der Reifen aufgepumpt war - ganz in der Nähe des Ventils. Mit leicht gesenktem Kopf schieben wir also weiter bis zur nächst größeren Pagode an der sich viele kleine Markt- und Souvenierstände angesiedelt haben. Prompt trifft unser Guide auf einen befreundeten anderen Guide, der mit flinken, geübten Handgriffen mein Fahrrad auseinander baut, dass wir nur staunen können. Einer der Standmitarbeiter hat uns ein Reparaturkit bereitgestellt und erhält am Ende auch ein kleines Trinkgeld. Der Mantel wird professionell gecheckt und einige Dornen herausgezogen und schnell ist auch das große Loch in Reifen gefunden und professionell geflickt. Wir sind unendlich dankbar, denn unser Guide hatte schon versucht eine Lösung zu finden und telefonierte bereits mit seiner Frau, ob sie uns mit Motorrad abholen könne. Zum Glück jedoch konnten wir unsere Tour dann ohne weitere Pannen beenden und befanden uns gerade auf dem Weg zurück ins Hotel, als wir in einem kleinen Dorf kurz hinter (oder sogar noch in) Bagan anhielten. Hier wohnt unser Guide mit seiner Frau und er hat beschlossen aufgrund von Kniebeschwerden von Fahrrad auf Motorrad zu wechseln. Oookay....
    Seine Frau schwang sich elegant mit aufs Moped und die beiden fuhren langsam voran, während wir ihnen mit unseren Rädern hinterher strampelten. Im Dorf alles kein Problen aber dann kamen wir auf die Hauptstraßen und hatten noch gut 12km Fahrt vor uns. Es war jetzt etwa 12 Uhr mittags, die Sonne brannte uns Löcher in die Klamotten, wir trieften vor Schweiß und strampelten uns in der leicht hügeligen Landschaft direkt ins Nirvana. Ich denke ich brauche nicht weiter zu erwähnen, dass wir froh waren auf der, dank einiger Bäume, Schattenseite der Straße zu fahren. Am Hotel angekommen, bedankten wir uns bei unserem Guide und verabredeten eine Zeit wann wir zum Flughafen in 2 Tagen abgeholt werden.
    Morgen wollen wir nochmal ohne Guide aber mit E-Bike nach Bagan fahren, am Nachmittag und um den Sonnenuntergang zu erleben. Bis dahin machen wir es uns hier bequem, gehen was Essen und morgen Vormittag steht Poolspaß auf dem Programm.
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