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  • Tag 87

    logbuch tag 4

    28. Mai 2019 in Kanada ⋅ ⛅ 23 °C

    liebes logbuch,

    heute war wohl der bislang dramatischste tag. neben waldbränden, die sich hier momentan schnell verbreiten, und tausenden von bären mussten wir uns einen nagel im reifen einfangen.

    wir haben nicht wie geplant in fort providence geschlafen, da der ort uns nicht sonderlich zugesagt hat. stattdessen sind wir weitergefahren und befürchten geblitzt worden zu sein. wenn das der fall ist haben wir unter umständen ein echtes problem. wir haben auf einer kleinen ausfahrt geschlafen- und das sogar ganz gut. die nacht davor war nämlich wieder einmal lang, nico ist bis 3 uhr morgens gefahren. der größte schock kam als wir erkannt haben, dass der highway, den wir ca. 8 stunden lang fahren mussten nicht asphaltiert ist sondern nur eine unbefestigte schotterstrsaße ist. jetzt könnte man sagen „naja ihr wolltet ja ein abenteuer“- ja danke, das hatten wir.

    als wir in fort liard ankamen, der nächsten „stadt“, waren wir schon vollkommen erledigt. es waren 36 ° C und der staub flog überall rum. da haben wir bislang wohl die komplett bescheuerteste idee überhaupt getroffen: wir machen die klimaanlage an. als wir gemerkt haben, dass der ganze staub dadurch nur noch mehr ins auto fliegt haben wir dann noch die fenster aufgemacht. das alles hatte zur folge, dass nicht nur alle autoteile wie amaturenbrett und co. sondern auch komplett, und damit meine ich wirklich komplett alles, voller staub war. nico sah aus wie george clooney und hatte weiße wimpern. atmen konnten wir auch nicht wirklich.

    in fort liard angekommen, vollkommen überhitzt und voller staub, aus dem auto ausgestiegen der nächste witzige vorfall: ein nagel im reifen. jetzt, 2 tage später, wissen wir, dass man nur mit truckerähnlichen reifen in die nord west territorien fährt. etwas überfordert wurde dann direkt die nächste tankstelle angesteuert die allerdings nur von 16.30-19.30 uhr aufhat. wir hatten 14 uhr. die caa (=adac) anrufen ging auch nicht, da man nirgends netz hat. außerdem ist die nächste stadt von fort liard 4 stunden fahrt entfernt, ob das dann etwas auf die schnelle gebracht hätte wäre also auch fraglich.

    unsere beste chance waren also die einheimischen. als ein jugendlicher auf einem quad vorbeikam habe ich ihn gefragt ob es eine werkstatt in fort liard gibt. er bot darauf an jemanden zu holen. dieses angebot schien mir allerdings nicht allzu zuverlässig, zumal der gute riesige dollarzeichen in den augen hatte als er erfahren hat, dass wir „touristen“ sind.

    gegenüber der geschlossenen tankstelle stand ein gebäude und nico hat glücklicherweise einen herren angesprochen der in dieses gebäude reinwollte. die firma, wie sich rausstellte, war damit beschäftigt arbeiten mit großen arbeitsfahrzeugen zu verrichten und hatte eigene machaniker die sich mit riesen trucks und sowas auskennen. erst hat er uns gebeten zu checken ob wir einen ersatzreifen haben was wir ja bislang nicht wussten, nur gehofft haben. da wir den noch nie brauchten wurde das auch nicht kontrolliert. jetzt wissen wir: ja, da ist einer. und wir wissen auch wie wir diesen im zweifel rauskriegen. der nette herr bot uns dann sogar an einen seiner mechaniker zu rufen damit dieser uns hilft (weil wir offensichtlich keine ahnung hatten wie das geht bzw. uns das nicht zugetraut haben). diesen sollten wir allerdings bezahlen, $85,00 die stunde. war uns dann auch egal, wir wollten einfach nur schnell aus dieser misere raus. der mechaniker, ein super lieber mensch, kam dann auch schon 10 minuten später und fand das alles irgendwie doof. auch, dass wir uns dann einen neuen reifen kaufen müssten und hat kurzerhand entschieden uns mit in die firma und in die werkstatt zu nehmen und unseren reifen dort zu flicken, sollte das bei dem reifen gehen. die begründung: es ist ja entspannter für uns und wir müssten dann keine neuen reifen (man muss die immer paarweise kaufen, oder papa? hab ich das so richtig im kopf?) kaufen, denn unsere hinterreifen sehen noch super aus. unsere vorderreifen haben garkein profil mehr, aber darum kümmern wir uns irgendwann einmal.

    nach ca. 15 minuten war der nagel raus, der reifen geflickt und der luftdruck in den anderen 3 reifen auch noch einmal überprüft. er hat uns dann noch erklärt, dass die klimaanlage eine innenzirkukation hat und wir die bitte das nächste mal benutzen wenn wir auf staubigen straßen unterwegs sind. dass er uns das erklärt hat als wären wir 3 jahre alte kinder kann man sich vorstellen.

    dem netten herren haben wir unsere letzten $20,00 trinkgeld gegeben und sind dann in richtung campingplatz gefahren den es eine straße neben der werkstatt geben soll. da wir so ziemlich bargeld- und damit in diesen ortschaften ebenso mittellos waren hatten wir noch größeres glück, dass es an diesem campingplatz nicht nur wasser gab, sondern dieser auch noch umsonst war.

    da angekommen ging es direkt los: alles wurde ausgeräumt und wir haben sage und schreibe bei 30°C 4 stunden lang alles abgewaschen und in säcke gestopft was gewaschen werden muss. der waschsalon in den wir gehen macht den umsatz der geschichte mit uns, da wir auch unsere bettsachen waschen müssen weil sich dieser aggressive staub überall festgesetzt hat.

    am ende, nachdem nico und ich einfach nicht mehr wollten und konnten, haben wir uns eine kanisterdusche genehmigt. das hat auch echt gut geklappt, sauber waren wir also für den moment auch.

    nach einem kurzen abendessen in form von tonnen brot und erdnussbutter sind wir dann auch nur „ins bett gefallen“ und haben so gut geschlafen wie es bei der hitze im auto und reststaub halt ging. unser auto ist jetzt auch nicht mehr silber, sondern „beige matt“.

    das war der 27.05.2019 für uns.

    so weit, nicht so gut!

    au revoir logbuch. bis zum nächsten abenteuer.
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