• Kloster Bebenhausen

    1 août, Allemagne ⋅ ⛅ 21 °C

    Nach der Schlossführung waren wir natürlich schon voll im Adels- und Prunk-Modus, aber jetzt wurde’s ernst – fromm, schlicht und zisterziensisch. Zeit für das Kloster Bebenhausen!

    Und was soll man sagen: Die Mönche damals wussten, wie man stilvoll und gleichzeitig asketisch lebt. Keine goldenen Wasserhähne, kein WLAN, kein Netflix – aber dafür Gewölbe, Stille und ganz viel Atmosphäre. Als wir durch den Kreuzgang liefen, kam uns glatt der Gedanke, hier spontan mal zu schweigen. Hat aber nicht lange gehalten – spätestens beim „Wow“-Moment im Kapitelsaal war es vorbei mit der Andacht.

    Das Kloster wurde um 1180 gegründet und gehörte zum Orden der Zisterzienser, deren Motto in etwa lautete: Weniger ist mehr – aber bitte aus Stein und mit Stil. Die Mönche lebten nach strengen Regeln, mussten hart arbeiten und beten – und das mehrmals täglich. Unsereins würde da spätestens nach der dritten Gebetsstunde die Kaffeemaschine vermissen.

    Besonders beeindruckend: die gotische Klosterkirche, in der es heute noch fast automatisch leise wird, sobald man sie betritt. Und das Refektorium, also der Speisesaal der Mönche – schlicht, aber mit ehrwürdiger Aura. Kein Schnickschnack, kein Buffet, aber wahrscheinlich gutes Bier (Zisterzienser halt).

    Ein Stück näher an die Gegenwart rückte es dann in der Nachkriegszeit, als das Kloster eine ganz besondere Rolle übernahm: Der Landtag von Württemberg-Hohenzollern tagte hier! In diesen heiligen Hallen wurde also Politik gemacht – inklusive Haushaltsplänen und hitziger Debatten, vermutlich mit deutlich weniger Weihrauch.

    Und wo übernachteten die Damen und Herren Abgeordneten damals? Im Dormitorium, dem ehemaligen Schlafsaal der Mönche! Wir konnten uns lebhaft vorstellen, wie der eine oder andere Parlamentarier beim Einschlafen noch darüber nachdachte, ob man den Landeshaushalt nicht auch mit ein paar Psalmen ins Gleichgewicht bringen könnte.

    Alles in allem: Ein Ort mit einer ganz besonderen Stimmung – zwischen Geschichte, Spiritualität und Staatsgeschäften. Und ganz ehrlich: Selbst bei schlechtem Wetter ein echtes Highlight.
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