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  • Dag 2

    Nach dem Feldweg ist vor dem Weinberg...

    13 april 2022, Tyskland ⋅ ⛅ 18 °C

    Die Nacht war geruhsam, wenn auch die Eulen seeehr viel zu erzählen hatten, aber ich war ja schließlich der Störenfried in ihrem Wohnzimmer und daher will ich mich nicht beschweren ;)
    Flott packe ich alles zusammen und ziehe los. Frühstück ist ja nicht so mein Ding, sodass ich meist erst am späten Vormittag/Mittag etwas esse... das sollte ich allerdings noch bereuen.

    Voller Zuversicht schreite ich beschwingt und flott voran, denn weniger erquicklich als gestern kann es schließlich nicht werden. Zuerst geht es ein wenig durch den Wald; kurz bevor ich ihn verlasse komme ich an einen Gedenkstein für das ehemalige Gefangenenlager "Eiserne Hand". Dort mussten 1941/42 polnische Gefangene unter unmenschlichen Bedingungen leben, um die Autobahn zu bauen, die man nur zu gut an dieser Stelle hören kann.

    Der Weg führt nun weiter über Felder (seufz) zur A 48, die ich dann schließlich auch überquere. Der nächste Ort heißt Wolken und der Name ist leider nicht Programm, zwar ganz nett, aber zum Verweilen reizt mich hier nichts. Hinab geht es in das am morgen noch kühle und feuchte Belltal, in dem der gleichnamige Bach mir eine ganz Weile Gesellschaft leistet. Immer weiter geht es runter, vorbei an einem ziemlich maroden Haus, dessen sich jemand anscheinend angenommen hat. Es wird fleißig am Außengelände gewerkelt und einige Ziegen blicken ziemlich argwöhnisch zu mir hoch. Ich meine sogar, durch die Bäume einen Eisenbahnwagon erspäht zu haben, aber das kann doch nicht wirklich sein?! Nun, dieses Geheimnis werde ich heute nicht lüften.

    Während ich fast an der Talsohle angekommen bin blicke ich auf den gegenüberliegenden Hang und denke mir, ui, der ist ganz schön steil, so steil, dass dort sicherlich kein Weg hochführt. Habe ich wohl Glück gehabt, denke ich mir - haha, ja klar....

    Wenige Minuten stehe ich genau vor diesem Hang, begrüße den Moselsteig, der sich hier mit dem Rheinburgenweg die Hand gibt und mache mich schicksalergeben an die Aufgabe. Ein kleiner Snack wäre schön gewesen, aber damit muss es jetzt bis zur Raststätte an der Moselbrücke warten. Hoch und höher geht es über einen sehr schönen Pfad, die meiste Zeit mit weit über 20 % Steigung. Sehr gut, dass es immer wieder Ausreden für Fotostopps gibt ^^

    Oben angekommen geht es dann ziemlich bequem Richtung A 61 samt besagter Brück und einem Frühstück, das ich jetzt wirklich nötig habe. Für den Schnäppchenpreis von 16 Euro bekomme ich einen belegten Bagel und einen Cappuccino (aber immerhin mit Pflanzenmilch!) sowie eine Flasche Wasser. Lange halte ich mich nicht auf, denn es ist einfach zu laut.

    Weiter geht es Richtungen Winningen mit seinen Weinbergen. Der Ort gefällt mir, hier gibt es tatsächlich noch richtige Gärten und nicht nur Schotter und Steine vor und hinter den Häusern, auch ein Huhn kommt mir entgegen. Im Eifer hat es wohl sein Gehege verlassen und sucht nun unter den strengen Augen des Hahns den Rückweg. Von mir ließ es sich allerdings nicht fangen und ich wollte mich nicht allzu lange zum Deppen machen :D

    Der Weg durch die noch kargen Weinberge wird nach und nach immer zäher, führt über Schotter und Teer und bietet keinerlei Schutz vor der Sonne. Wieder bin ich dankbar dafür, dass ich hier im Frühling unterwegs bin!
    Langsam mag ich nicht mehr und bin froh, wenn ich in endlich in Koblenz ankomme. Es wird auch nicht besser, sondern immer eintöniger, selbst das Wegstück direkt entlang der Mosel ist nicht sonderlich schön, denn auch hier geht es nur über Pflaster. Ich quere die Mosel über die Eisenbahnbrücke und teile mir den schmalen Weg mit unzähligen Radfahrern, die immer haarscharf an mir vorbeirasieren, aber auch das ist mir jetzt egal.

    In Koblenz-Güls bin ich schwer versucht, zum Bahnhof abzubiegen, aber eigentlich habe ich vor, bis zum Bahnhof Moselweiß zu laufen. Ab da sollte es nämlich laut Karte wieder schöner werden und so müsste ich zu Beginn der nächsten Etappe nicht erst einmal wieder Asphalt treten. Also beiße ich die Zähne zusammen und laufe auch noch die letzten ca. drei Kilometer, was dann auch relativ flott geht.

    Am Bahnhof angekommen sehe ich, dass zwar der Zug in wenigen Minuten kommt, ich den Anschluss in Koblenz aber verpasse und somit eine Stunde warten muss. So sei es denn. Aber ach, der Gott der Feld- und Schotterwege ist der Meinung, ich habe ihm so viel Huldigung in den letzten beiden Tagen entgegengebracht, dass ich eine Belohnung verdient habe - gelobt sei er!
    So stellt sich heraus, dass mein Anschluss in Koblenz auch Verspätung hat und ich ganz smooth umsteigen kann.

    Auch wenn es sich nicht durchgängig so anhören mag, ich habe die beiden Tage sehr genossen und viel Freude gehabt. Der Grundgedanke war - abgesehen davon, endlich den Rheinburgenweg fortzusetzen - noch mal alles zu testen, bevor es in zwei Wochen auf den Eifelsteig geht und das hat optimal gepasst. Grandios performed haben in der ca. 4 Grad kühlen Nacht mein neues Zelt, das Nemo Hornet Elite 1P, und mein Quilt, der GramXpert eLite. Schlafsäcke sind einfach nichts für mich; ich hätte schon viel früher wechseln sollen!

    Nun kann ich es kaum erwarten, dass es endlich los geht! Stay tuned :)
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