Moselsteig 2023

April 2023
Ein 8-Tage Abenteuer von Sandra Soundso Weiterlesen

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    16. April 2023 in Deutschland ⋅ ☁️ 7 °C

    Nach einer ruhigen Nacht mit immer wieder einsetzenden Regenschauern packe ich in Ruhe zusammen und ziehe los. Niemand kommt vorbei, alles ist wie ausgestorben. Vermutlich möchte niemand bei diesem feuchten Wetter und dem kaltem Wind draußen sein 😅

    Es geht über breite Forstwege und dann über schlammige Wiesenpfade oberhalb der Mosel. Dann komme ich nach Leiwen und blicke auf eine weite Ebene, auf der es nichts gibt außer Weinberge. Ich stehe und staune über diese Monotonie, die mich zum Nachdenken bringt. Für mich ist das nicht schön und ich schaue betrübt auf die wenigen Parzellen, die noch Bäumen einen Lebensraum erlauben. Der Abstieg nach Leiwen erfolgt über einem Wiesenpfad zwischen den Weinbergen. Der Pfad ist wohl gerade erst mit einem Wirtschaftsfahrzeug befahren worden, denn er besteht nur noch aus Schlammfurchen. Da machste nix...rein in den Dreck und stoisch weiter stapfen.
    So sehen gerade viele Pfade in den Weinbergen aus (wenn sie, was selten vorkommt, mal nicht geteert oder geschottert sind), denn es wird alles mit Unkrautvernichter besprüht, was sich wagt, direkt an den Weinstöcken zu wachsen. So sieht man denn die toten gelben Streifen in den Weinbergen schon aus der Ferne leuchten. Nicht jeder Weinbauer scheint allerdings so zu handeln, was zuversichtlich stimmt.

    Weiter geht es über Teer und Schotter. Es liegt eine ganz seltsame Endzeitstimmung in der Luft. Es ist düster, die Luft riecht nach Regen, der Wind ist teilweise schneidend.
    Oberhalb von Leiwen komme ich zur Weinbergkapelle und freue mich, da ich dort eine Art Schränkchen finde, auf dem Quelle steht. Wasser kann ich nämlich gut brauchen. Tja, da war klein Sandra ziemlich naiv, denn es handelte sich um eine Wein'quelle', an der man Miniweinflaschen für 4 Euro kaufen kann 🥴
    Hatte ich schon erwähnt, dass ich keinen Alkohol trinke? 😂

    Der Wind ist unangenehm und ich gehe weiter, zum Glück auf dem Moselsteig, denn der Moselsteigseitensprung scheint in die Unterwelt zu führen🤔
    Endlich kommt eine Passage durch den Wald, größtenteils Forstwege, aber das ist mir jetzt egal, denn die Monotonie der Weinberge und die Unkrautvernichter haben mich trübsinnig gemacht.

    Nach einer Weile trete ich aus dem Wald und steige durch den scheidenden Wind hinab nach Neumagen-Dhron. Ich habe es nicht mehr weit bis zu meinem anvisierten Schlafplatz auf der Weißlei, aber es ist erst 16 Uhr. Da ich mal wieder etwas vernünftiges Essen möchte, entschließe ich mich, nach einer Lokalität zu suchen. Wird nur nicht ganz leicht, denn fast alle Möglichkeiten haben erst ab 17 Uhr auf. Dann finde ich endlich ein Bistro! Die Speisekarte gefällt mir nicht so und schreit mir förmlich ins Gesicht 'Veganer:innen sind doof' 😂 Aber das schreckt mich nach all den Jahren nicht ab und ich trete ein...und werde doch abgeschreckt! Von den Anwesenden werde ich förmlich angestarrt und sie hören auch nicht damit auf 😳 Kein freundliches Guten Tag, nichts. Sachen gibt's.
    Hier bleib ich nicht und suche weiter, bis mir zwei junge Menschen über den Weg laufen und ich sie förmlich mit der Frage "Wo ist das her?" anfalle. Lachend beschreiben Sie mir den Weg und ich hechte los. In dem türkischen Restaurant werden all meine kulinarischen Wünsche erfüllt sowie mein Wasser und mein Handy aufgefüllt. Alles mit purer Freundlichkeit. Vielen Dank dafür und auch an die beiden jungen Menschen; ihr habt mir an diesem trüben Tag wieder etwas Sonne gebracht. Möget auch ihr solche Menschen treffen, wenn es euch nicht so gut geht 🤗

    Kugelrund mache ich mich an den Aufstieg. Der Weg verläuft zuerst über einen Feld- und Wiesenweg, eingerahmt von blühenden Kirschbäumen. Endlos viel Ginster wächst hier ebenso und es muss eine Pracht sein, wenn er blüht. 💛
    Weit oben komme ich an eine Wiese, auf der zahlreiche ausgemusterte Landmaschinen stehen. Das passt gut zu der ungewöhnlichen Stille heute und gefällt mir.
    Etwas später erreiche ich dann ein Asphaltmischwerk. Ihr könnt mich nun für verrückt halten, aber das war für mich das Highlight des Tages (was auch einiges über den Weg an sich aussagt). Es liegt hoch oben auf dem Plateau, in vollkommener Stille an einem Sonntag. Reihe um Reihe türmen sich die unterschiedlichsten Steinabfälle - sag ich jetzt mal so leienhaft - vor einem zum Teil bedrohlich dunklem Himmel. Für mich hattet das Ganze seine eigene Form von Ästhetik, aber wie gesagt, haltet mich ruhig auch für ein bisschen plemplem, das ist Ok 🤭
    Kurz vor meinem Schlafplatz komme ich noch an einer beeindruckenden Drachenflugschanze vorbei. Das würde ich auch sehr gerne einmal ausprobieren.
    Noch ein kurzes Stück durch einen sehr schönen Eichehain, dann habe ich die Grillhütte auf der Weißlei erreicht, in der ich nächtigen werde.
    Bevor ich in meinen Quilt steige, blicke ich noch einmal mit der einbrechenden Nacht in das Moseltal.
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  • Selbstreflexion

    17. April 2023 in Deutschland ⋅ ☁️ 8 °C

    Nach einer Nacht, in der ich wie ein Lineal auf meiner xLite gelegen habe, um mich so weit wie möglich von deren Rändern fernzuhalten, da es so kalt war, schäle ich mich nur unwillig aus dem Zelt. Aber es hat fast die ganze Nacht ordentlich geregnet und es ist im Grunde überall nass-kalt. Als ich zum Zähneputzen vor die Hütte trete, schaue ich mir den riesigen weißen Bausack näher an, den jemand davor wohl einfach entsorgt hat und bekomme einen Schrecken. Der Sack ist bis zum Rand voll mit altem Aspest! Was bitte stimmt mit manchen Leuten nicht? Ich melde den 🤬 telefonisch der Polizei und sie wird sich darum kümmern.

    Der Blick ins Tal zeigt Dunstschwaden, die Luft ist feuchtigkeitsgeschwängert und der gestern noch ziemlich gut begehbare Boden auf dem Plateau ist nun, sagen wir mal, gut durchgezogen. Es geht los durch den Wald und ich freue mich sehr darüber, wieder von Bäumen umgeben zu sein. Am Wegesrand liegt die Soarkapelle (Soar = Sperre), die daran erinnert, dass die Bürger zwischen 1506-1508 von der Lungenpest heimgesucht wurden und man sie komplett von der Außenwelt abriegelte. Nur 16 der 98 Bewohner überlebten, insbesondere durch die Hilfe eines anderen Dorfes. Dessen Bewohner stellten an diese Sperrstelle Lebensmittel für die Piesdorfer ab.

    Leider verlasse ich den Wald schon bald und es geht wieder über Schotter und Teer, häufig durch Weinberge. Mir fallen außergewöhnliche Weinstöcke auf, die nicht bis auf einen Ast komplett zurückgeschnitten sind, sondern wilder wachsen und mich an kleine tanzende Bäume erinnern. Meine Phantasie geht mit mir durch oder mein Sehnsucht nach Waldwegen wird langsam zu groß 🤭

    Weiter geht es über einen schönen, wenn auch durch den Regen total aufgeweichten Wiesenwegen entlang des Hanges mit Blick auf die Mosel. Die Staustufe Wintrich kommt in Sicht und ich habe das große Glück, dass gerade ein Schiff einfährt. Ich bleibe gespannt stehen und verfolgen das Geschehen.

    Bald befinde ich mich wieder in den Weinbergen und erneut wird Unkrautvernichter in Massen herausgeblasen. Anhand der gelben Streifen erkennt man, wo der Tod schon erfolgreich Einzug gehalten hat.

    Für einen kurzen Moment zeigt sich die Sonne und kurz danach komme ich an einen Rastplatz, den ich gerne in Anspruch nehme. Meine Füße sind schlammig und nass, also erst mal Socken aus und hoffen, dass alles ein wenig trocknet. Nach wenigen Momenten verschwindet die Sonne aber schon wieder hinter düsteren Wolken. Direkt zieht wieder der schneidende Wind auf und ich hülle mich in alle Kleidungsstücke, die in Greifweite sind. Ich bin so froh, dass ich auch meine Handschuhe mitgenommen habe!

    Nach weiteren Kilometer über Schotter führt mich ein Wiesenweg in den Wald und ich seufze erleichtert auf, doch nach der nächsten Biegung stehe ich vor einem Schlammparcours, der sich über einige hundert Meter zieht und mir volle Konzentration abverlangt. Danach wird es etwas besser. Aber nun versinke in nicht mehr im Matsch, sondern in tiefes Nachdenken.
    Der Moselsteig bereitet mir überhaupt keine Freude, bis auf eine Handvoll schöner Momente, wie z. B. den Sonnenuntergang, lässt mich diese Region völlig kalt. Die Kulturlandschaft stimmt mich betrübt, die Omnipräsens des lustigen Weintrinkens lässt mich kritisch auf die Verharmlosung von Alkohol blicken. Ich fühle mich hier schlicht nicht wohl. Dafür kann diese Region natürlich nichts, das liegt an meiner persönlichen Einstellung zu diesen Aspekten. Vielleicht hätte ich klugerweise im Voraus eingehender reflektieren sollen, ob ich als antialkoholische Waldenthusiastin wirklich richtig bin auf dem Moselsteig. Well, my bad 🤷🏽‍♀️

    Nach dem Schlammweg geht es eine längere Strecke stetig ansteigend hoch in den Wald....über eine Teerstraße 😅 Irgendwann geht die Straße in Schotter über und ich nähere mich langsam Bernkastel-Kues. Am Hang liegt eine großartige Grillhütte mit zahlreichen Bänken, aber ich habe mich entschlossen, in Bernkastel ein Zimner zu nehmen um in mich zugehen. Der Weg führt nun sehr steil hinab zu einer Straße, der man wiederum ansteigen zur Burg Landshut folgt, die auf einem Sporn oberhalb von Bernkastel-Kues liegt. Spätestens hier merke ich, wie frustriert ich bin, denn die Real-Sandra hätte sich mit Begeisterung in die Burg gestürzt und sie besichtigt. Die Moselsteig-Sandra jedoch blickt nur deprimiert auf die Schotterserpentienen, die sie nun durch die Weinberge runter bis nach Bernkastel-Kues laufen muss.

    Direkt am Fuß des Weges liegt mein Hotel und ich beziehe nachdenklich mein Zimmer. Ich bringe mich und meine Sachen wieder in einen wohlriechenden Zustand und entscheide, einen weiteren Tag zu bleiben. Es ist Zeit, eine Entscheidung zu treffen, und das möchte ich nicht übereilt tun.

    Ich habe diesen Footprint im Zug, auf dem Weg nach Hause geschrieben und weiß, dass ich die richtige Entscheidung getroffen habe, auch wenn ich betrübt über den Verlauf bin.
    Dies ist mein Jahresurlaub und ich möchte ihn nicht weiter auf einem Weg verbringen, der mich in anhaltende traurige Stimmung versetzt.

    Lieber Dieter, nochmals herzlichen Dank für deine Zeit und dass du meinen Redeschwall hast klaglos über dich ergehen lassen. Unser Gespräch hat mir sehr geholfen, meine Gedanken und Prioritäten zu sortieren. 🤗Selbstgespräche drehen sich irgendwann halt doch im Kreis 🥴
    Vielen Dank auch auch an Louder und J A D, dass ihr mich so großartig mit Hütteninfos versorgt habt. Das war eine riesen Hilfe👍🏼
    Zuletzt noch vielen Dank an euch alle hier, die mich bei dieser Erfahrung begleitet haben. Ihr hattet Anteil an meiner Motivation, nicht schon früher auszusteigen und immer habe ich mich beim Schreiben der Footprints schon auf eure Kommentare gefreut.

    Herzlich
    Sandra
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