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  • Day 33

    Muxia

    May 7, 2019 in Spain ⋅ ☁️ 14 °C

    Heute Morgen bin ich nach einem Frühstück in Finisterre erst mal noch 3 km ans Kap hochgelaufen, weil ich das gestern noch nicht gemacht habe. Das Wetter war leider sehr trüb und je näher ich ans Kap kam, desto nebliger wurde es. Am 0,000 km Stein waren noch zwei andere Pilger, die ein Foto von mir schossen. Die waren aber bereits auf dem Rückweg und so hatte ich plötzlich das ganze Kap für mich alleine. Dass das überhaupt möglich ist, hätte ich nie gedacht, schätzte es aber umso mehr. Ich kletterte auf den Steinen rum, setzte mich hin und genoss den Moment. Kurz liess ich nochmals den Camino im Kopf durchgehen, schweifte aber mit den Gedanken schnell ab.
    Weit draussen auf dem Meer sah ich ein kleines Boot. So ein winzig kleines Boot in so einer unglaublichen, blauen Weite. Die Erkenntnis wie klein und unbedeutend der Mensch in diesem Universum doch ist, liess mich erschaudern.

    Irgendwann lief ich zurück nach Finisterre. Erst um 10:30 Uhr trat ich dann den eigentlichen Weg nach Muxia an, bereits 6 km in den Beinen und von dort aus noch 30 zu gehen. Nach diesem Camino hat man aber ein solches Vertrauen in sich und seine Füsse, dass ich nicht eine Sekunde besorgt war, die Strecke zeitig zu schaffen.

    15 km weiter in Lires machte ich eine Mittagspause und sah Elena noch schnell. Sie beschloss mit den jungen Italienern dort nochmals zu übernachten, ich jedoch bevorzuge die älteren Italiener und ziehe weiter nach Muxia.

    Auch heute bin ich zu müde um noch ans Kap zu gehen und verschiebe das auf den nächsten Morgen. Am Abend sass ich mit Fabio, Nino und Rudi zusammen und wir liessen gemütlich unseren letzten Wandertag ausklingen. Irgendwie habe ich mir die letzten Kilometer spezieller vorgestellt, vielleicht auch emotionaler, aufwühlender. Stattdessen war ich wie eigentlich jeden Tag einfach nur froh, in der Herberge angekommen zu sein.

    Morgen werde ich sicher noch ans Kap von gehen und dann um 14:30 Uhr den Bus zurück nach Santiago nehmen. Das Wetter bringt momentan eine Weltuntergangsstimmung ins Dorf, wie ich sie selten erlebt habe. Es stürmt so fest, dass man sich kaum auf den Beinen halten kann und regnet quer. Sogar die Betten in der Herberge knarren vom Wind. Ich hoffe, das bessert bis morgen.
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