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  • Day 16

    Das Hörbuch

    May 26, 2019 in Spain ⋅ ☀️ 17 °C

    Auf einem Camino verbringt man generell den Grossteil des Tages nur mit Laufen, was eigentlich sehr schön ist. Natürlich gibt es aber auch Phasen - und daraus muss man gar kein Gehemnis machen - in denen alles ein bisschen schwieriger ist. Sei es weil man müde Beine hat, man endlich ankommen will, oder weil man halt einfach nicht immer super gut gelaunt sein kann. In solchen Phasen erlaube ich mir jeweils, ein bisschen Musik zu hören. Es gibt viele Skeptiker unter den Pilgern, die das vehement ablehnen. Ich bin aber der Meinung, dass das mein Camino ist, und ich den gehen kann, wie ich es will. Mir hilft die Musik extrem, um mich zu motivieren und mein Tempo wieder ein bisschen auf Trab zu bringen. Und wenn ich halt die Vögel mal eine Stunde weniger am Tag zwitschern höre, dann seis drum.

    Gestern hatte ich die Idee, mir doch mal ein Hörbuch runterzuladen und statt der Musik dieses zu hören. Entschieden habe ich mich für Ken Follets "Säulen der Erde", das ich sowieso schon lange mal lesen wollte. Gesagt, getan. Ich habe mich dann so auf dieses Buch gefreut, dass ich heute die ganze 20 km Strecke lang an diesem Hörbuch gehört habe. Die Geschichte ist super. Das Laufen aber furchtbar.
    Ich war so in die Geschichte vertieft, dass ich sowohl das Laufen, als auch die Landschaft um mich herum komplett ausgeblendet habe. Ich habe also nicht bemerkt, wie langsam ich eigentlich gelaufen bin. Ich habe auch nicht bemerkt, dass ich einen falschen Abzweiger genommen habe. Und ich habe auch nicht bemerkt, was mein Blutzucker in dieser Zeit gemacht hat. Ich habe aber folglich sehr schnell bemerkt, dass Hörbuch hören auf dem Camino nichts für mich ist. Dann bleibe ich also doch bei meiner gelegentlichen Dosis Musik.

    Auch heute hatten wir mit den 20 km nochmals einen sehr kurzen Tag. Am Nachmittag hatte ich sogar Zeit für einen Mittagsschlaf, den ich dringend benötigt habe. Meine Beine fühlten sich heute an wie nach einem 40 km Marsch. Morgen und Übermorgen sind es nochmals jeweils 27 und 24 km bis nach Salamanca, wo die Hälfte des Weges erreicht ist. Danach habe ich hoffentlich genügend Pause gehabt, um bis nach Santiago wieder aufs Gaspedal drücken zu können.
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