• In Sack gehauen - Teersalo

    Jul 10–11 in Finland ⋅ ⛅ 20 °C

    Ich bin der Meinung, es muss auch unschöne Orte geben, damit man die schönen noch mehr genießen kann. Falls das die Aufgabe von Teersalo ist, dann erfüllt dieser Ort seine Mission zu 100%. Es ist ja nicht so, dass wir uns die Häfen nicht vorher in den Handbüchern und online genau ansehen. Aber Fotos, Beschreibung und Wirklichkeit gehen nicht immer Hand in Hand. Das wissen wir natürlich. Trotzdem geht es uns dann manchmal wie in Teersalo. Du kommst um die Ecke, siehst den Hafen und fragst Dich mindestens 3x ob das wirklich die gleiche Marina ist, die Du eben noch auf dem Foto gesehen hast. Shabby ist für uns kein Problem. Viele Häfen hier oben sind shabby, aber haben Seele, und Du bist gerne da. Teersalo aber wird uns immer ein Rätsel bleiben. Seelenlos, ideenlos, humorlos. Auch große Boote sind uns willkommen, heißt es z.B. auf der Website. Ja, aber gute Liegeplätze gibt es für ein Boot wie unseres nicht. Alles zu klein, zu eng. Klar draußen an der Mole kann man anlegen, bekommt aber dann den Schwell von allen Fähren sowie den Motorbooten ab, die das Tempolimit von 10 km/h als gut gemeinten Ratschlag interpretieren, den sie ruhig ignorieren können. Und falls man überlegt doch ins enge Hafenbecken einzufahren, wartet dort ein Irrgarten von viel zu vielen Heckbojen, die wirken, als hätte sie ein Kleinkind einfach wahllos ins Wasser geworfen. Ahja, und wem das noch nicht reicht: Mitten im Hafenbecken ragt ein verrostetes, nicht näher identifizierbares Metallteil aus dem Wasser. Hafen oder Hindernisparcour, man weiß es nicht so ganz genau. Wir haben uns jedenfalls für die Mole und den Schwell entschieden. Eine Nacht geht das schon.

    Okay, die Pizza in der Hafenbar war okay. Der Charme des Besitzers aber passte dann wieder sehr gut ins Teersalo-Bild. Auf die Frage, ob wir die Pizza auch ohne Käse haben können, antworte er mit todernster Miene: Klar, je mehr ihr weglasst, desto günstiger für uns.” Normalerweise werden wir gefragt, ob wir stattdessen z.B. mehr Pilze oder Rucola drauf haben wollen. Hier in Teersalo geht die Rechnung anders. Okay, das bisschen Teig mit etwa Gemüse darauf, kostete ja auch nur 22 Euro. Da sollte man nicht zu viel erwarten. Und damit wir nicht schuld sind, wenn der Laden Konkurs geht, haben wir dann auch noch die Oliven weggelassen.

    Der eine oder andere wird jetzt fragen, wieso wir nicht einfach weiter gefahren sind. Die Frage ist durchaus berechtigt. Erstens geben wir auch Orten, die anfangs weniger einladend wirken, gerne trotzdem eine Chance. Und zweitens gab es an diesem Tag keine Alternative. Ab dem frühen Morgen sollten Bōen von 25 Knoten aus Nordost um die Ecke kommen, und da war Teersalo aufgrund seiner Lage der einzige erreichbare Hafen, der uns ausreichend Schutz bot. Dass die Wetterfrösche mit ihrer Wind-Prognose wieder so dermaßen daneben liegen sollten, ahnten wir da noch nicht. Tja, heute wissen wir: Mit Teersalo haben wir gleich mehrfach in den Sack gehauen. Macht aber nix. Der nächste Hafen wird dann umso schöner :)
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