Satellite
  • Day 8

    „Nur eine kleine Wanderung“

    August 26, 2020 in Portugal ⋅ ☀️ 27 °C

    Es wehte ein frisches Lüftchen durch das Fenster. Langsam erwachte die Altstadt in der Festung von Valença. Die Geschäfte begannen ihre Waren auszustellen und hin und wieder kam ein Auto vorbei. Zeit für uns aufzustehen und ein Café für unser Frühstück zu suchen. Weit brauchten wir dazu nicht zu gehen und blieben in einem Café auf einem kleinen Platz.

    Während wir unser Frühstück zu uns nahmen und auch den zunehmenden Treiben zusahen, sprachen wir darüber, was wir heute machen wollen. Denn es ist unser Pausentag und den wollten wir etwas ruhiger angehen. Ursprünglich wollten wir weiter nach „Santiago de Compostela“ (Spanien) gehen und von dort entweder mit dem Bus oder Mietwagen nach „Muxia“ fahren. Dann wieder eine Etappe nach „Fisterra“ (oder „Finesterre“) gehen. Dann von dort mit dem Bus zurück nach „Santiago de Compostela“ fahren und wiederum von dort aus mit dem Bus nach „Porto“ zurück und dort dann nach Berlin fliegen. Wegen Covid-19 kommt es aber anders und wir haben sämtliche Buchungen in Spanien storniert (da Spanien derzeit als Risikogebiet eingestuft ist), und wir hier hin „Valença“ umdrehen und an der Küste zurück nach „Porto“ gehen wollen. Deshalb der heutige Pausentag - unsere Kehrtwende.

    Wir entschieden uns, zumindest die Grenzbrücke zwischen Portugal und Spanien zu überqueren und dann wieder zurück zu gehen. Danach wollten wir uns noch einmal beraten was wir heute machen wollen.

    Wir gingen gleich nach dem Frühstück los. Ohne irgendwelches Gepäck - aber mit Sonnenbrille und Sonnencreme - denn es sollen heute wieder 29 Grad werden. Zur Orientierung folgten wir dem gelben Pfeil und verließen die beeindruckende Festung durch mehrere Tore. An der Grenzbrücke angekommen, bot sich uns ein beeindruckender Blick auf die Brücke zwischen Portugal und Spanien. Wir überquerten sie fast ehrfürchtig. Ein Schild am Zugang zur Brücke wies darauf hin, dass noch nicht vor all zu langer Zeit hier gesperrt und eine Teststelle für Covid-19 eingerichtet war. Im Moment ist die Grenze wieder offen und frei für alle.

    Auf der Brücke gab es wunderbare Aussichten auf die am Fluss liegende spanische Stadt „Tui“. Eine Stadt mit alter Geschichte und einer Kathedrale. All das wollten wir uns jedoch für einen späteren Zeitpunkt aufheben, wenn wir den Weg durch Spanien wieder fortsetzen können. Also drehten wir am Ende der Brücke um, machten ein paar Fotos und gingen zurück nach Portugal.

    Am Ende der Brücke (wieder in Portugal) pausierten wir kurz und besprachen, was wir denn jetzt machen. Olaf hatte sich im Vorfeld schon informiert und eine Kirche ausgemacht, welche er gerne sehen wollte. Etwas weiter weg sollte eine Ruine von einem Kloster sein. Das interessierte ihn noch mehr. Aber die Länge der Strecke schreckte uns doch etwas ab. Denn wir hatten kaum Wasser und keinen Kopfschutz dabei. Aber was soll’s. Wir gehen zuerst einmal zur ersten Kirche, schauen wie wir voran kommen und entscheiden dann, ob wir noch zur Ruine weiter gehen wollen. Gesagt getan.

    Wir folgten der Planung von „Komoot“ und verließen „Valença“ über Nebenstraßen. Ein großes Feld wo Hopfen angebaut wurde, begleitete uns ein Stück. Dann entschieden wir uns einen ausgewiesenen Fahrrad- und Gehweg zu gehen. Dort war es angenehm schattig und wir kamen gut voran. Eben noch die Bundesstraße überquert und einen kleinen Berg hoch. Dann waren wir an der alten Kirche „Largo de S. Teotonio“ - eigentlich ein kleiner Komplex aus Kirche, Friedhof und scheinbar einem Kloster. Da wir gut voran gekommen waren, entschieden wir uns den Weg zur Klosterruine fortzusetzen. Was für eine Entscheidung!

    Zunächst ging es leicht bergan durch eine weitläufige Ortschaft. Komoot führte uns wieder sämtliche Gassen entlang, die man wohl sonst nicht entlang gehen würde. Irgendwann bogen wir, immer noch leicht bergauf gehend, in einen Wald aus Eukalyptus und Kiefern ein. Wieder dieser herrlich Duft und dazu noch Schatten. So könnte es bis zur Ruine weitergehen.

    Leider war dem nicht so. Alsbald lichtete sich der Wald und wir waren schutzlos der Sonne ausgeliefert. Durch den stetigen Aufstieg und den warmen Temperaturen, begannen wir stark zu schwitzen. Überall lief der Schweiß entlang und konnten ihn teilweise nur mit den Händen wegwischen. Olaf hatte zumindest noch ein altes Zellstofftuch dabei. Aber auch das kam nach 5 Minuten an seine Aufnahme-Grenze.

    Wir schienen auf einer Höhe angekommen zu sein, auf der sich dann auch die Ruine befindet. Uns bot sich durch die baumlose Umgebung ein grandioser Ausblick. Unglaublich schön anzusehen und der Lohn für die Anstrengung. Leicht bergab über einen alten Pfad, kamen wir dann zur Ruine. Und wir wurden nicht enttäuscht. So gut wie jedes Gebäude, egal ob rekonstruiert oder verfallen, konnten wir besichtigen. Gerade in alten Gemäuern herum zu gehen, das gefällt uns sehr. Die Strapazen des Weges haben sich absolut gelohnt.

    Mosteiro de Sanfins
    EM1048 110, Portugal
    https://goo.gl/maps/XU667z5JDd1omQTp9

    Auf eine kleinen Anhöhe bei der Ruine, machten wir kurz Pause und besprachen den weiteren Weg. Am Fluss „Rio Miño“ wollten wir entlang zurück nach „Valença“ gehen. Und so kam es wie es kommen sollte. Aus dem zunächst schönen Abstieg, wurde wieder ein anstrengender Aufstieg durch eine schattenlose Landschaft und die Sonne brannte gnadenlos. Das wenige Wasser hatten wir längst ausgetrunken und wollten nur noch irgendwo ankommen und etwas kühles trinken. Deshalb lenkten wir ein und kamen an die Bundesstraße zurück. Zwar war da viel Verkehr, aber durch den breiten Seitenstreifen kamen wir gut voran.

    Dann endlich ein Restaurant - das war die Oase die wir gesucht haben. Wir bestellten Bier, Cola und eine große Flasche Wasser. Später kamen noch Pommes dazu. Die kühlen Getränke waren herrlich und unsere Erschöpfung ließ nach. Dann bezahlten wir, weil wir unseren Weg am Fluss fortsetzen wollten. Erneut ging es kurz an der Bundesstraße entlang und später kamen wir über eine Nebenstraße dann zum Fluss.

    Hier gab es einen guten Weg, der wiederum gleichzeitig für Fußgänger und Fahrradfahrer war. Jedoch gab es hier keinen Schatten. Die Bäume standen auf der falschen Sonnenseite und spendeten somit keinen Schatten. Hinzukam, dass wir die Wasserflasche in dem Restaurant vergessen hatten. Wir hatten also wieder kein Wasser. Na gut, dann eben ohne. Nach ca. 30 Minuten erreichten wir erneut erschöpft, wieder die Grenzbrücke und somit den Startpunkt unserer „kleinen Rundwanderung“. Dann eben noch durch die Tore der Zitadelle und ab ins Hotel unter die wohltuende Dusche.

    Nach einer ausgiebigen Pause, wobei sie für Olaf kurz war, denn er „musste“ unbedingt die Zitadelle noch auf den Mauern erkunden. Ich blieb im Zimmer und schrieb mein Reisetagebuch. Als er zurück kam, natürlich mit einem Shopping-Ausflug, gingen wir zum Essen. Wieder das indische Restaurant wo wir auch gestern Abend waren. Wir beide sind uns absolut einig, so gut indisch haben wir in Europa noch nie gegessen. Nach dem wunderbaren Mahl, gingen wir durch die Zitadelle zurück zu unserer Unterkunft. Morgen geht es dann wieder weiter und wir verlassen das schöne „Valença“.
    Read more