Gunung Leuser Nationalpark 1/2
12.–13. sep. 2024, Indonesien ⋅ ☁️ 28 °C
Wir hatten eine dreitägige Tour mit zwei Übernachtungen durch den "National Park Gunung Leuser" für 316.76 Franken gebucht.
Um 07:30 Uhr klingelte unser Wecker.
Wir packten unsere letzten Sachen, schmierten uns mit Sonnencreme sowie Mückenschutz ein und machten uns auf den Weg zum Frühstück. Das Frühstück war im Preis der dreitägigen Tour mit inbegriffen und wurde am gleichen Ort wie die gestrige Besprechung serviert. Wir durften aus mehreren Köstlichkeiten entscheiden. Es gab für uns heute Toastbrot mit Rührei mit einem Schwarztee.
Gestärkt kamen unsere beiden Guides an unseren Tisch und stellten sich bei uns vor. Jul, unser Hauptführer und Idris, der Assistent. Die beiden holten uns bereits gestern beim Bahnhof ab. Danach wurden wir unseren vier Mitreisenden vorgestellt. Alle vier waren Franzosen und verstanden sich logischerweise auf Anhieb. Die Sprache wurde dann auch nur noch einseitig gewählt.
Wir liefen los.
Über eine Brücke, die das Dorf mit dem Regenwald verbindet, überquerten wir den tobenden Fluss. Die letzte Nacht regnete es durch, weshalb der Fluss eher an flüssige Schokolade als Wasser erinnerte.
Bereits auf der anderen Seite des Flusses sahen wir unsere ersten Regenwaldbewohner. Zwei kleine grüne Schlangen, vermutlich laut eigenen Recherchen "Weisslippen-Bambusottern". Den Namen, den uns die Reiseführer mitteilten, haben wir leider vergessen.
Die Schlange ist giftig für ihre Beute wie auch für den Menschen. Das Gift setzt die Gerinnungsfähigkeit des Blutes herab. Todesfälle sind jedoch sehr selten. Das hochwirksame Antiserum wird dabei in Thailand hergestellt.
Wir kamen auch an einer Reihe von "Kautschuk" Bäumen vorbei. Unterhalb der Rinde dieser Bäume fliesst Latex. In den Morgenstunden wird die Rinde des Baumes angeritzt und der Latex läuft hinaus. Abends werden dann die Kokosnussschalen, die den Latex vom Baum einfingen, eingesammelt. Der "Kautschuk" besteht aus 30% Latex und 60% Wasser. Durch die Zugabe von Ameisen- oder Essigsäure gerinnt der Latex und es entsteht eine quarkartige Masse. Diese wird dann getrocknet und zusammengepresst, somit entsteht der "Naturkautschuk".
Für uns ist "Kautschuk" unter dem Namen Gummi bekannt.
Indonesien produziert mit Thailand zusammen 60% des weltweit gehandelten "Naturkautschuks". Dabei wird 70% in der Reifenindustrie für die Herstellung von Auto-, Lastwagen-, Fahrrad- und Flugzeugreifen genutzt. In weiteren 50'000 Produkten weltweit kann man ihn ebenfalls vorfinden.
Kurze Zeit später kam es zur ersten Komplikation in der Gruppe. Ein Paar war direkt von Frankreich nach Medan geflogen und hatte sich keinen Tag Akklimatisierung eingeplant. Durch die extreme Feuchtigkeit und die neuartige Hitze wurde der Frau ganz mulmig im Magen. Schlussendlich musste sie sich sogar übergeben. Nach mehreren Anläufen und einer Tablette sah sie weniger bleich aus. Wir versuchten den Weg weiter fortzusetzen.
Zwanzig Minuten später erreichten wir das offizielle Tor zum "Gunung Leuser Nationalpark". Erneut wurde von einer Tafel darauf hingewiesen, auf keinen Fall eines der Tiere zu berühren, zu füttern oder nahezukommen.
Gleich beim Eingang bekamen wir Besuch von einem alleine lebenden "Javaneraffe". Dieser wurde vermutlich von einem anderen männlichen "Javaneraffe" aus seiner Familie verjagt. Nun lebt er alleine oder findet in einer anderen Familie durch einen Kampf wieder Anhang.
Gleich nebenan tummelte eine Familie von "Thomas-Languren" herum. Die gut versteckt im Dickicht der Bäume auf Futtersuche war.
Der "Thomas-Langur" ist eine Primatenart aus der Gruppe der Schlankaffen. Auffällig ist ihre Kopfbehaarung. Von der Spitze des Haarschopfes erstrecken sich zwei V-förmige Streifen in weisser Farbe bis zu den Augen. Die Augen sind dabei von silberfarbenen, weissgeränderten Kreisen umgeben. Die Tiere leben nur hier im Nationalpark.
Die Wanderung ging weiter. Die beiden Franzosen, die direkt aus Frankreich anreisten, machten sich auf den einfacheren Weg mit unserem Assistenten. Dieser begab sich mit ihnen auf den Weg, den die Köche oder andere Mitarbeiter gehen, um zu den einzelnen Lagern zu gelangen.
Nicht einmal zehn Minuten später trafen wir auf eine weitere Familie von "Thomas-Languren". Sie interessierten sich reichlich wenig für die Menschen und sassen gemütlich knappe zwei Meter oberhalb des Bodens auf den Bäumen. Ein paar kleinere spielten sogar auf dem Boden und jagten einander. Wir entdeckten sogar ein Baby in den Armen ihrer Mutter. Die Tiere zeigten kein Interesse am Menschen, da sie uns nicht als Feind ansehen.
Danach ging es für uns durch das Dickicht einen Hang runter. Man rutschte ein wenig, aber hatte sich immer wieder schnell gefangen und lief weiter. Unser Guide hatte einen "Orang-Utan" gesichtet, der gerade auf dem Weg war, den Hügel hinunterzuklettern. "Orang-Utans" springen nicht von Ast zu Ast, sondern schwingen.
Es gibt hier auf Sumatra zwei verschiedene Arten, eine lebt hier und die andere südlich vom Tobasee.
Sie sind tagaktiv und bewegen sich meistens Vormittags und am späten Nachmittag. Mittags legen sie eine Pause in ihrem frisch gemachten Nest aus Ästen und Blättern ein. Nachts bauen sie dann erneut ein Nest zum Schlafen. Dabei bauen sie nicht zu weit oben, um bei Regen ein wenig Schutz von den Baumkronen zu erhalten. Wenn es ganz stark regnet, legen sie auch manchmal ein Blatt auf ihren Kopf, um ihn zu schützen.
Das Geburtsintervall beträgt sieben bis acht Jahre und ist somit das Längste aller Menschenaffen. Dabei bleiben die Jungtiere bis zu sieben Jahre bei der Mutter und werden entwöhnt.
Aus einer grösseren Entfernung konnten wir dem Weibchen zuschauen, wie es sich durch die Bäume von uns davon schwang.
Wir machten uns auf den Weiterweg und die beiden Franzosen sowie der Assistent gesellten sich wieder zu uns.
Gegen 11:30 Uhr gab es die erste Pause. Die beiden Guides servierten uns ein Paradies aus frisch geschnittenen Früchten. Ananas, Wassermelone, Mangostan, Mandarinen, Bananen, Passionsfrucht und Drachenfrucht, alles war dabei.
Nachmittags konnten wir unser Glück kaum fassen.
Wir sahen einen "Argusfasan". Der Körperbau gleicht dem eines jeden anderen Fasans. Er liess sich nicht eine Sekunde von uns stören. Auch er sieht keine Notwendigkeit, sich vor uns zu verstecken, da wir keine Gefahr darstellen. Sowieso war er viel zu sehr damit beschäftigt, sein Revier aufzuräumen. Er machte den Platz sauber und entfernte dabei Äste, Blätter und andere Dinge, die ihn stören.
Kurze Zeit später bekamen wir die Ehre, einen "Südlichen Schweineschwanz-Makake" anzutreffen. Sein Name wurde ihm wegen seinem schweineähnlichen Schwanz gegeben Sie leben hauptsächlich auf dem Boden, sind aber auch gute Kletterer.
Er sass am Boden und genoss genüsslich eine Ananas. Dabei konnten wir ihn von ganz nahe beobachten und eine frische Narbe im Gesicht ausfindig machen. Vermutlich hatte er einen Territoriumskampf verloren und musste somit Weg von seiner Familie. Die Wunde braucht jetzt erstmals Ruhe, bevor er den nächsten Kampf durchführen kann. Das Schlimmste am ganzen war aber die Ananas in seiner Hand. Es ist strengstes Verboten Lebensmittel aus der Menschenwelt in der Natur liegenzulassen. Zum einen gehen die Tiere dadurch nicht mehr selber auf die Suche und werden faul. Zum anderen suchen sie dieses Lebensmittel erneut, finden es jedoch im ganzen Regenwald nicht und können dadurch aggressiv gegenüber Menschen werden. Sie verstehen nämlich, woher diese Lebensmittel kommen und fangen dann an, die Guides mit den Rucksäcken, die die Köstlichkeiten transportieren, anzugreifen.
Wir liessen ihn in Ruhe fertig essen und machten uns auf den Weg.
Und tatsächlich trafen wir erneut auf Orang-Utans. Ein Weibchen sowie ein merklich grösseres Männchen. Zudem hatte das Männchen einen Kehlsack sowie auffällige Wangenwülste. Diese wachsen das ganze Leben.
Sie waren gerade dabei, ihr Nest vor dem Nachmittagsschläfchen vorzubereiten. Der grosse Männliche lag dabei bereits faul im Bett herum, das Weibchen organisierte noch Äste und Blätter. Man konnte von unten deutlich das Gesicht und die Grösse des Männchens erkennen. Wir bekamen regelrecht eine Gänsehaut, als er uns aus seiner höheren Position beobachtete. Einen Moment den wir nicht mehr so schnell vergessen werden. Das Interessante dabei ist, dass das Männchen ein wildes ist, sich aber an das Weibchen anpasst und darum nicht vor dem Menschen davon läuft. Auch die Jungtiere von ehemalig gefangenen Müttern nehmen die halbwilde Haltung gegenüber den Menschen ein. Somit bleiben sie, solange Menschen sie anschauen kommen, immer halbwild.
Vor dem Mittagessen kreuzte noch einmal eine "Thomas-Langur" Familie unseren Weg. Sie sprangen von einem Baum zu anderen und tobten sich regelrecht aus. Wir machten zu unserem Vergnügen genau dort Mittag, an dem sich die "Thomas-Languren" herumtrieben. Somit konnten wir immer wieder einen Blick auf sie erhaschen.
Zum Mittagessen gab es super leckeren gebratenen Reis mit Poulet, Ei und Gemüse. Es schmeckte köstlich und war sogar noch warm.
Auf dem Abstieg zu unserem ersten Lager an einem kleinen Fluss entdeckten wir einen "Rhinozerosvogel". Er ist eine der grössten Arten aus der Familie der Nashornvögel.
Kurze Zeit später erreichten wir das heutige Lager. Die Hütten waren einfach gebaut. Das Grundgerüst bestand aus Bambus und die Abdeckungen und Wände aus Plastikplanen. Türen gab es keine und die Front war offen. In den kleinen Hütten fand man zwei Mückennetze, die jeweils zwei dünne Matratzen für die anderen beiden Paare beherbergten. Wir zahlten pro Nacht 2.5 Franken mehr für ein kleines privates Zelt. Es stand direkt neben den anderen Schlafplätzen.
Im Fluss gab es eine kleine Badeeinheit im eiskalten Wasser. Frisch geduscht zogen wir unsere andere Kleidung an und setzten uns auf dünne Gummimatten auf den Boden. Es gab Tee mit Kräcker.
Die nächsten paar Stunden machten wir ein Nickerchen im Zelt. Zum Abendessen wurden wir dann gerufen und begaben uns in eine andere kleine Hütte, da es bereits regnete. Das Essen, welches Sincan, unser Koch, für uns zubereitet hatte, duftete hervorragend. Es gab Poulet, Gemüse, "Tempeh" und vieles mehr. "Tempeh" ist ein fermentiertes Sojaprodukt. Es wird aus Sojabohnen im Ganzen hergestellt, weshalb es ein wenig knusprig ist. Durch den starken Eigengeschmack muss man es nicht einmal nachwürzen. Es schmeckte himmlisch. Seine Mutter hat ihm das Kochen beigebracht.
Eines musste man Indonesien lassen, kochen können sie.
Um den Abend ausklingen zu lassen, gab es noch Ingwertee mit Nüssen. Die Guides und der Koch verabschiedeten sich von uns. Somit blieben wir zu sechst übrig. Wir konnten uns einigermassen mit dem älteren, direkt aus Frankreich kommenden Paar unterhalten. Alle vier redeten mit gebrochenem Englisch, mehr braucht es auch nicht. Die anderen beiden, schon seit zwei Monaten hier in Asien, bekamen so gut wie kein englisches Wort heraus. Somit versuchten wir mit ein wenig Französisch Fragen zu stellen. Der ältere Franzose versuchte die beiden auch zu motivieren, mehr Englisch zu sprechen.
Schlussendlich spielten wir "UNO", welches wir mitgebracht hatten und dann machte es auch für alle Spass.
Der abendliche Toilettengang bei strömendem Regen machte das Abenteuer vollständig. Es gab genau eine Toilettenschüssel und ein Dach, gebaut aus Bambus und einer Plane. Die Augen der nachtaktiven Spinnen leuchteten um die Wette.
Das Zelt war klein und die Matratze sowie das Kissen hart. Man gab sein Bestes, um einzuschlafen. Der strömende Regen und die ständigen Temperaturschwankungen machten das Ganze etwas schwieriger.
Einnahmen: 0.00 Fr.
Ausgaben: 316.76 Fr.
- Ausflüge: 316.76 Fr.
Einnahmen des Monats: 145.18 Fr.
Ausgaben des Monats: 813.85 Fr.
Verkehrsmittel: 208.12 Fr.
Übernachtungen: 318.06 Fr.
Anschaffungen: 558.90 Fr.Læs mere























RejsendeEin eindrucksvoller und interessanter Beitrag
Klapfi on TourDankeschön 🙏🏻