Volcán de Acatenango
6–7 Jan, Guatemala ⋅ ⛅ 17 °C
Schon bevor der Wecker klingelte, lagen wir wach im Bett.
Mit unseren umgepackten Rucksäcken machten wir uns auf den Weg zum "Tropicana Hostel". Dort wurden wir bereits freundlich begrüsst. Wir konnten die beiden grossen Rucksäcke in einem Raum verstauen, unsere Wertsachen wurden bei der Rezeption deponiert und wir wurden auf eine überdachte Terrasse geführt.
Da wir eine private Tour für 276.70 Franken gebucht hatten, waren wir hier draussen alleine. Es gab einen Tisch mit Snacks wie M&M's, Nüsse und anderen feinen Lebensmitteln zum Einpacken. Auch frischer Saft, Kaffee und Tee wurden uns zur Verfügung gestellt. Serviert wurde uns als Frühstück Pancakes, Rührei, Brot und verschiedene Früchte.
Vor der Abreise bekamen wir Handschuhe, eine Jacke und eine Mütze ausgeliehen. Zusätzlich wurden beiden vier Liter Wasser, ein Ramen und eine Box mit dem Mittagessen überreicht.
Wir waren bereit für eines der grössten Highlights unseres Lebens.
Mit einem privaten Fahrer wurden wir bis zum Parkplatz "Miratenango" gefahren. Von dort aus hatten wir einen 45 Minuten kürzeren Weg als die normale Tour. Die Strasse war vermutlich viel zu steil und schwierig für ein grösseres Fahrzeug.
Wir starteten auf 2'450 Meter.
Mit unserem Tourguide Daniel machten wir uns auf den Weg. Anfangs war der Weg angenehm, wie bei einem normalen Wanderweg. Dieser änderte sich aber rasant, als wir dutzende Treppen und steile Hänge hoch marschierten. Der Weg bestand grösstenteils aus schwarzem Sand, welcher uns öfters zum Rutschen brachte.
Unser Tourguide war stets bemüht, uns so schnell wie möglich auf diesen Vulkan zu bringen. Wir legten immer nur kürzere Pausen von maximal zehn Minuten ein.
Je höher wir kamen, desto kühler wurde es. Es war ein komisches Gefühl, zu schwitzen, trotzdem aber zu frieren. Wir versuchten es uns mit einem dünneren mitgebrachten Pullover so angenehm wie möglich zu machen. Während der Pausen griffen wir direkt zu unseren dickeren Kleidern und standen, wenn möglich, in der Sonne.
Unterwegs fütterten wir immer wieder vereinzelte Strassenhunde, die hier oben nur so auf Touristen mit genügend Futter warteten.
Kurz vor 12:00 Uhr, ungefähr auf der Hälfte der Strecke, machten wir eine längere Mittagspause. Es gab mit rohem Gemüse gefüllte Burritos, Muffins, Energieriegel und einen Apfel. Dabei versuchten wir so viel von Jasmins Wasser wie möglich zu trinken, um das Gewicht des Gepäcks zu reduzieren. Jasmin hatte vor allem mit dem Gewicht zu kämpfen, Tim ging es mehr in die Beine.
Wir tauschten für die nächsten zwei Stunden den Rucksack.
Langsam kamen wir am höchsten Punkt der Wanderung an. Der Wald fing sich an zu lichten und wir bekamen einen spektakulären Blick auf das unter uns liegende Land. Wir konnten bis zum "Lago de Atitlán" mit seinen herumliegenden Vulkanen blicken.
Eine Hündin, die wir fütterten, entschied sich, uns auf den letzten Schritten zu begleiten.
Die nächste halbe Stunde liefen wir über einen dünnen Pfad am Hang des "Acatenango" Vulkans entlang. Der Weg war nicht nur schmal, sondern bestand grösstenteils erneut nur aus Sand. Beide hatten ein mulmiges Gefühl, da es beim Fallen keinen Halt gäbe.
"Acatenango" ist mit 3976 Metern einer der höchsten Schichtvulkane Mittelamerikas und besitzt zwei Hauptkrater. Mit dem "Vulcán de Fuego" bildet er den "La Harqueta" Vulkankomplex. Er selbst ist für den Moment inaktiv, stellt aber für hunderttausende von Menschen eine grosse Bedrohung dar. Der Vulkan hat ein sehr grosses Potenzial, eine riesige Geröll-Lawine auszulösen. Diese Ablagerungen legten sich bis 50 Kilometer um den Vulkan an.
Wir hörten mehrmals ein lautes Donnergeräusch. Unser Tourguide erklärte uns, dass es kein Gewitter ist, sondern der Vulkan "Fuego" sich bemerkbar macht. Mit neuer Energie, endlich eines der grössten Naturereignisse der Welt zu sehen, ging es weiter dem Berg entlang.
Die Gegend war karg. Es gab vereinzelte Bäume und Gebüsche, der Rest war von schwarzem Sand überzogen. Wir konnten wieder die ehemaligen, durch Lavaströme in die Tiefe gebildeten, Schlangenlinien sehen.
Die Aussicht wurde bei jedem Schritt phänomenaler.
Wir waren bereits so hoch, dass wir über den Wolken waren. Somit hatten wir einen klaren, wolkenlosen, blauen Himmel mit einem Gefühl über den Wolken zu schweben. Alles sah so extrem klein und fern aus da unten.
Und da sahen wir ihn.
In regelmässigen Abständen kam eine Rauchwolke nach der anderen aus dem Krater des Vulkans. Der 3763 Meter hohe "Vulcán de Fuego" ist einer der aktiven Vulkane des Landes. Nachts, wenn die Sonne untergegangen ist, gesellen sich zu den Rauchwolken Lavafontänen und -ströme dazu. Der letzte grosse Ausbruch geschah 2023, bei dem 280'000 Menschen von der Asche betroffen waren und über 1'000 Menschen evakuiert werden mussten. 2018 war der letzte tödliche Ausbruch des Vulkans.
Während wir auf ihn zuliefen, stiess er immer wieder Rauchwolken aus und manchmal hörten wir ihn laut und deutlich brodeln.
Wir hatten endlich das Lager auf 3'736 Meter über dem Meer erreicht.
Wir setzten uns vor unsere kleine private Hütte auf eine Bank. Mit dem stetigen Blick auf den Vulkan wurde uns ein Rotwein, Käse, Backware und Trauben von unserem Tourguide serviert. Wir assen dazu noch unsere selbst mitgebrachten Chips auf.
Immer wieder versuchten wir einen Ausbruch zu prophezeien und diesen zu filmen. Manchmal glückte uns dies. Die extrem schnell vorbeiziehenden Wolken verdeckten öfter als erwartet die Spitze des Vulkans. Während wir da so sassen, wurde das Tal vor uns komplett von einem Wolkenmeer verdeckt. Wir konnten nichts mehr vom Boden sehen.
Mit der Sonne, die oberhalb des Wolkenmeers war und uns angenehm aufwärmte, genossen wir die nächsten Stunden. Das Ramen gab als zwischendurch Stärkung.
Die nächste Wanderung stand an.
Nach einer grösseren Diskussion, die ein wenig ausartete, durften wir uns, wie mit dem "Tropicana Hostel" besprochen, mit der anderen Gruppe auf die Wanderung machen. Später hatten wir dann auch die Differenz zum eigentlichen Preis vom Hostel zurückerhalten, als wir die Situation schilderten. Die Wanderung war nämlich kein Teil des gebuchten Ausflugs. Wir zahlten 47.17 Franken.
Wir liehen von einem anderen Paar Wanderstöcke aus, da die nächste Strecke richtig unangenehm wird.
Mit weiteren 28 Touristen liefen wir die gemeisterten Höhenmeter wieder hinunter. Der Weg ging steil in die Tiefe und wir mussten öfter über Steine klettern. Wir mussten so weit nach unten laufen, bis die beiden Vulkane sich berührten. Dann ging es genauso steil wieder hinauf. Kräftemässig hatten wir noch genug Energie, beide entwickelten aber in den letzten Stunden einen unangenehmen Schmerz im Kopf. Ob es an der dünnen Luft oder am Wassermangel lag, wussten wir nicht.
Auf dem Weg nach oben bekamen wir noch einen fantastischen farbenreichen Sonnenuntergang präsentiert, unterstützt von farblich angepassten Rauchwolken des Vulkans. Immer wieder hörten wir ihn laut vor sich hin brodeln und sahen zwei grosse Ausbrüche mit Lava, als wir noch zehn Minuten vor dem Ende des Weges entfernt waren.
Ein spektakuläres Erlebnis.
Bevor wir die letzten Meter machten, zogen wir unsere dicken Kleider an. Oben angekommen liefen wir einen Grad bestehend aus schwarzem Sand nach vorne. Es war stockdunkel und auf beiden Seiten ging es gute hundert Meter runter. Beiden wurde es etwas mulmig, der Gedanke, auf einen aktiven Vulkan zuzuwandern und dabei nur einen Fluchtweg zu haben, war beängstigender als gedacht.
Ein Tourguide bemerkte unser Zögern und hakte sich kurzerhand bei Tim ein. Zu dritt liefen wir die erlaubten 400 Meter vor den Vulkan und nahmen in einer Nische Platz.
Hier oben herrschten eisige Temperaturen und der eiskalte Wind liess einen frösteln. Neben dem eiskalten Wetter blies uns permanent Sand in unser Gesicht. Wir versuchten es so gut es ging abzuschirmen.
Es gab mehrere kleine Ausbrüche, dabei stieg vor allem Rauch aus dem Krater und sehr wenig Lava. Dafür gab es eine fantastische Aussicht auf die unter uns liegenden Städte wie "Antigua Guatemala" und "Ciudad de Guatemala" mit ihren Lichtern. Wir fühlten uns riesengross hier oben und konnten gefühlt bis an die Grenzen zum Nachbarland schauen.
Immer mehr Menschen kamen auf den Grad, um das Ereignis mitanzusehen. Es beruhigte uns, dass sie weiter unter uns Platz nahmen, da dort der Abgrund war. Somit konnten wir von hier oben nicht allzu weit fallen.
Um keine Verbrennungen zu erleiden und den Rückweg so schnell wie möglich zu meistern, mussten wir nach einer halben Stunde aufbrechen.
Mit den Gehstöcken und unseren Stirnlampen machten wir uns an den Abstieg. Der Weg war rutschig und immer wieder stolperten wir über lose Steine. Für uns beide waren die Abstiege unangenehmer als die Aufstiege.
Unten im Spalt zwischen den beiden Vulkanen gab es eine kurze Pause.
Der Anstieg war der pure Horror. Tim hatte keine Energie mehr übrig und versuchte sich mit allen Kräften den Berg hochzuschleppen. Jasmin dagegen hatte immer mehr mit den Kopfschmerzen zu kämpfen. Unsere Köpfe fühlten sich innerlich vertrocknet aus.
Endlich hatten wir es geschafft. Die Temperaturen waren bereits stark gesunken und wir machten uns psychisch sowie physisch bereit für die eisigen Temperaturen der Nacht. Die Temperaturen können nachts bis zu minus fünf Grad fallen und sind nicht höher als fünf Grad.
Zum Abendessen wurden uns Kartoffeln und Gemüse serviert. Eine eher kleinere Portion, da wir aber genug Snacks vor der Wanderung verspeisten, war es für uns in Ordnung.
Danach setzten wir uns an unser privates kleines Lagerfeuer und beobachteten den Vulkan. Während des letzten Aufstiegs sahen wir jede Menge grosse Explosionen, konnten diese aber beim Laufen nicht wirklich geniessen oder filmen. Nun sassen wir hier und waren bereit für die richtig grossen Explosionen.
Es kamen keine.
Völlig zerstört und frierend legten wir uns in den Schlafsack. Beide hatten noch eine eigene Decke und behielten von Mütze bis Socken alles an.
Nachts kam es immer wieder zu grösseren Explosionen und die Erde bebte. Wir richteten uns immer wieder auf, um durch das kleine Fenster auf den Vulkan zu schauen. Es war nicht in Worte zu fassen, wie schön dieses Ereignis war. Die Lavafontäne spie mehrere Meter in die Höhe und floss den gesamten Vulkan runter. Es floss bis kurz vor den unten stehenden Bäumen und erlosch langsam.
Zwischendurch überkam uns sogar die Angst, dass der Vulkan am Ausbrechen war. Beim letzten grossen Ausbruch wurde der "Acatenango" komplett von Asche überzogen.
Im Nachhinein würden wir beim nächsten Mal die zweite Wanderung ausfallen lassen. Dafür lieber ein paar Stunden schlafen und dann nachts aufstehen, um die grossen Explosionen zu beobachten. Diese sind nämlich nachts immer grösser und stärker als den tagsüber.
Wir kamen die gesamte Nacht nicht wirklich zur Ruhe.
Einnahmen: 0.00 Fr.
Ausgaben: 323.87 Fr.
- Ausflüge: 323.87 Fr.
Einnahmen des Monats: 0.00 Fr.
Ausgaben des Monats: 473.31 Fr.
Verkehrsmittel: 40.13 Fr.
Übernachtungen: 177.61 Fr.
Anschaffungen: 0.00 Fr.Baca lagi























Pengembara
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Klapfi on Tour🥰
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