• Day 339–340

    Rosim Family Hostel 2/3

    January 11 in Ecuador ⋅ ☁️ 19 °C

    Um 09:00 Uhr wurden wir von Christian für unseren heutigen Ausflug abgeholt. 

    Freundlicherweise holte er uns direkt vor der Tür unseres Hostels ab. Gemeinsam fuhren wir zu seinem Reiterhof, welcher ungefähr eine Stunde ausserhalb der Stadt lag. Unterwegs erzählte er uns ein wenig über die Stadt, natürlich alles auf Spanisch, mit einem Hauch von englischen Wörtern. Dabei fanden wir sehr bewegend, dass der ehemalige internationale Flughafen der Stadt nur noch national fliegt, da zu viele von hier die Flucht nach Mexiko und von da in die USA planten.

    Es brach einem immer wieder das Herz, wie sehr und wie viele Menschen leiden müssen. 

    Auf dem Reiterhof angekommen, suchten wir erstmals die Toilette auf. Beide waren seit längerer Zeit nicht mehr auf einem Pferd gesessen und mussten noch schnell den Angsturin ausscheiden.

    Danach übergab Christian uns beiden einen Poncho, einen Reithelm und eine aus Leder bestehende Hose. Wofür wir die genau brauchten, wussten wir zu diesem Moment noch nicht.  Anfangs dachten wir gegen das Reiben zwischen den Beinen, später erfuhren wir dann den wahren Grund.

    Zuerst wurde Jasmin "Manicho" vorgestellt, einige Informationen wurden mitgegeben, bezüglich des Benutzens der Zügel und schon durfte sie auf das Pferd aufsteigen. Tim erging es genau gleich und wurde "Berlin" vorgestellt. Im Gegensatz zu Jasmins Pferd war dieser männlich. 

    Bevor es auf unseren Ausritt ging, durften wir mit den Pferden ein-, zweimal im Kreis laufen, um unsere gelernten Informationen unter Beweis zu stellen. Bei Tims Pferd spürten wir bereits jetzt schon eine gewisse Sturheit. Jasmins Pferd sollte seiner Meinung nach nur hinter ihm laufen.

    Somit ging es in einer Dreierreihe los in Richtung "Parque Nacional Cotopaxi". 

    Der Nationalpark liegt am "Cotopaxi" Vulkan, der die Hauptattraktion des Parks ist und 322.27 Quadratkilometer misst. Er ist zwischen 3399 und 5897 Meter hoch. Dabei leben Pumas, Andenkondors, Lamas, Wildpferde und weitere Wildtiere in dieser Gegend.

    Zuerst führte uns der Weg durch ein kleines Dorf. Zwischendurch motivierte Christian uns immer wieder, einen trabenden Gang anzunehmen, damit wir genügend Zeit für den gesamten Ausflug hatten. 

    Der Weg war eine Mischung aus Kieselsteinen und Sand. Er war relativ breit, sodass uns gelegentlich Autos, Fahrräder und Motorräder entgegenkamen. Wir überkreuzten ein paar bereits geerntete Landstücke und kamen an einer Kieselmiene vorbei. 

    Bereits von weitem konnten wir "Cotopaxi", zumindest den obersten schneebedeckten Krater, sehen. "Cotopaxi" ist mit seinen 5897 Metern der zweithöchste Berg des Landes und einer der höchsten aktiven Vulkane der Welt. 

    Plötzlich tauchten extrem tiefe Schluchten auf einer Seite auf. Christian erklärte uns, dass vor tausenden Jahren die Lava des Vulkans diese gebildet hatte. Sie sahen wie die Grand Canyons aus, nur etwas kleiner und weniger tief. Eindrucksvoll waren sie aber auf jeden Fall. Neben den extremen Schluchten türmten sich genauso Berge um uns herum. 

    Manchmal liess Jasmin, die mehr Kontrolle über ihr Pferd hatte, "Manicho" antraben und Tims Pferd machte direkt mit, als er ihr Näherkommen bemerkte. So konnten wir immer wieder Christian einholen, der problemlos, gefühlt permanent, trabte. Vielleicht war sein Pferd auch nur so viel grösser, jedenfalls war es ständig weit vor uns.

    Wir verliessen den breiten Kieselweg und ritten zwischen den Schluchten weiter hinauf. Links ging es steil hinunter und zu unserer rechten war die Schlucht zum Glück nur halb so tief. Dass sich aber ein Pferd schwer verletzen kann, bei einem solchen Fehltritt, machte die Situation nicht besser. Langsam bemerkten wir, dass der Ausflug nicht nur ein wenig Reiten im Kreis war, sondern ein richtiger Reitausflug. 

    Es war nämlich an der Zeit, eine dieser Schluchten zu überqueren. 

    Mit einem mulmigen Gefühl, aber voller Motivation, dies zu meistern, führte Christian sein Pferd zuerst den Abhang hinunter und dann wieder hoch. Wir taten ihm das Gleiche nach. Besser gesagt, unsere Pferde. Während wir unser Bestes gaben, nicht herunterzufallen und zuerst nach hinten und dann nach vorne zu lehnen, rutschen die Pferde zuerst den Hang hinunter und rannten in einer Geschwindigkeit wieder hoch. Glücklich, es auf die andere Seite geschafft zu haben, ging es weiter in die Höhe. 

    Da fing der Spass erst richtig an.

    Mit einer Mischung aus Angst und purer Freude sassen wir auf unseren beiden Pferden. Dabei liefen die beiden völlig selbstständig. Unsere einzige Aufgabe war es, nicht vom Pferd zu fallen. Wir liefen schnurstracks durch ein extrem dichtes Waldstück und hatten gerade einmal so viel Platz, wie das Pferd breit war. Nicht dass die Pferde irgendetwas aufgehalten hätte.

    Wir auf ihnen versuchten so gut es ging, unser Gesicht vor den Ästen zu schützen, nicht von den Ästen heruntergerissen zu werden und dabei nicht zu vergessen, dass wir auf einem Pferd sitzen. Normalerweise ging man solche Trampelpfadwege zu Fuss und war dabei extrem langsam. Auf der rechten Seite ging es öfter steil den Berg hinunter. 

    Manchmal quetschten wir uns zwischen zwei Felswänden hindurch und versuchten dabei, unsere Beine mitzunehmen. 

    Ein pures Adrenalinerlebnis mit jeder Menge Gelächter und kurzen Schockmomenten.

    Endlich lichtete sich der Wald und der Weg änderte sich. Wir liefen an vielen Gebüschen, komplett schwarzen, ausgetrockneten kleinen und manch grösseren Bäumen vorbei. 

    Durch das intensive Schaukeln und Kämpfen durch den Wald löste sich Jasmins Steigbügel auf der linken Seite. Christian half ihr diesen zu befestigen. 

    Währenddessen hatte Tims Pferd "Berlin" genug gesehen und entschied sich auf eigene Faust wieder umzudrehen. Als Jasmins Pferd dies bemerkte, überkam es wieder den Drang, ihm hinterherzulaufen. Jasmin gewann einigermassen wieder die Oberhand mit Christians Unterstützung, Tims Pferd dagegen fing sogar an, leicht zu galoppieren. In Windgeschwindigkeit erreichte Christian Tim und brachte das Pferd zum Stehen.

    Es ging weiter in die Höhe.

    Der Weg lichtete sich immer mehr und schlussendlich standen wir auf einem grossen offenen Feld. Die Natur hier oben war trocken und eher unspektakulär. Die vielen schwarzen, tot wirkenden Pflanzen waren dabei eine Ausnahme. Wir hatten keine Ahnung, wie diese entstanden.

    Plötzlich bewegte sich vor uns etwas.

    Tatsächlich sahen wir mehrere Wildpferde mit sogar einem Fohlen. Es war ein wunderschöner und einzigartiger Moment. Wir hätten auf dieser Reise niemals damit gerechnet, dass wir noch wirkliche Wildpferde sehen werden. Die Pferde nahmen keine Notiz von uns, vermutlich da wir selber auf ihren Artgenossen sassen. 

    Auf einer Lichtung hatten wir einen perfekten Blick auf den Vulkan "Cotopaxi". Na ja, so gut wie perfekt, wäre da keine Wolke gewesen. Leider lag der obere Teil des Vulkans in einem Nebelmeer. Allgemein kam die Sonne nicht oft vorbei während des Ausrittes, was vermutlich an der Höhe lag.

    An einer Weggabelung machten wir eine längere Pause. 

    Christian überreichte uns Wasser, Kekse und erzählte uns vieles über die Gegend sowie sein Leben. 

    Er selber ist ein "Chagra". Ein ecuadorianischer Bauer aus den Anden, der sich hauptsächlich mit Viehzucht beschäftigt. Die ecuadorianische Bevölkerung mag dabei die Bezeichnung "Cowboy" nicht, teilte er uns mit. Sie tragen traditionelle Kleidung, bestehend aus einem Hemd, einem Poncho, einem Stoffhut und einem Schal aus Lamm. Damals wurden bei der Ankunft der Spanier die Pferde mitgebracht, sowie auch die traditionellen Anlässe mit den Stieren. 

    Diese werden traditionell immer noch in Ecuador ausgeführt. 

    Wir machten uns wieder auf den Rückweg. Zuerst folgten wir zu unserer Freude einem Sandweg, später ging es wieder steil die Böschung hinunter. Um das Pferd ein wenig zu unterstützen, mussten wir uns dieses Mal nach hinten lehnen, um das Gewicht auszubalancieren. Dementsprechend gab es jede Menge "Limbos" und einmal riss es Tim dabei fast vom Pferd, da der Ast nicht nachgeben wollte. In letzter Sekunde konnte er den Ast abreisen.

    Die Schlucht mussten wir auch wieder durchqueren. 

    Dieses Mal gaben wir unser Bestes, das Pferd sein eigenes Ding machen zu lassen, ohne ihn irgendwie dabei zu behindern. Als aber beide dachten, die beste Option für diese wäre ein Galopp, hielten wir es auf der anderen Seite wieder an. 

    Allgemein legten die beiden gerne ein Galopp hin, wenn es ihnen zu rutschig, schmal oder einfach zu langweilig wurde. Vor allem auf dem Heimweg bemerkten wir den starken Drang, schnell nach Hause zu kommen. 

    Wir liessen sie zwischendurch traben, wie auch galoppieren, es tat ja sowieso schon alles weh.

    Zurück wurden wir herzlich für ein Mittagessen bei der Familie eingeladen. Wir hatten beide schon die Befürchtung, er hatte es vergessen, da wir beide seit zwei Stunden hungrig waren.

    Das Haus war einstöckig, hatte vier Zimmer und ein gemütliches Ess- sowie Wohnzimmer. Das Haus war vielleicht keine Luxusvilla, aber hatte alles, was das Herz begehrte. Sogar einen Kamin, auf dem sie Fleisch zubereiteten.

    Sein jüngerer Sohn spielte und seine ältere Tochter half beim Vorbereiten des Mittagessens. Am Esstisch sassen noch vier weitere Personen, zwei waren vermutlich die Grosseltern. Wir fühlten uns sehr geborgen und waren immer noch voll mit Adrenalin und Glücksgefühlen. 

    Obwohl wir den Besuch von Ecuador nicht unbedingt auf unserer Reise als Priorität setzten, genossen wir jeden Augenblick in diesem Land. Wir waren mehr als dankbar, Ecuador als nächstes Ziel ausgewählt zu haben. 

    Es gab eine leckere Kürbissuppe mit Kartoffeln, Käse und Avocado. Danach gab es für beide einen Teller mit Kartoffeln, einem Stück Fleisch und Salat. Dazu eine herrliche, selbstgemachte Salatsauce sowie Mayonnaise für die Kartoffeln. Zum Trinken gab es einen selbstgemachten Erdbeersaft.

    Erschöpft verabschiedeten und bedankten wir uns bei der Familie. Wir zahlten die ausgemachten 146.51 Franken und wurden von einem Freund der Familie zurück zu unserem Hostel gefahren. 

    In "Latacunga" bekamen wir noch für den perfekten Abschluss einen Einblick in eine Strassenparade. Junge Tänzer mit traditioneller Kleidung tanzten und sangen auf der Strasse. Dicht gefolgt von einem Orchester liefen sie der Strasse entlang. 

    Talent hatten sie auf jeden Fall.

    Im Hostel zahlten wir für die drei Nächte, die wir hier verbrachten, 48.24 Franken. Dieses Mal funktionierte das Kartengerät und wir waren schuldenfrei.

    Um die schmerzenden Knochen und vor allem das Hinterteil den restlichen Tag zu schonen, bewegten wir uns nicht mehr aus dem Bett hinaus. 

    Trotz der Schmerzen war der Ausflug ein voller Erfolg gewesen.

    Abends bestellten wir noch gebratenen Reis mit Gemüse bei "PedidosYa" und einen Schokoladenkuchen für 11.90 Franken beim gestrigen Restaurant und schauten einen Film dazu. 

    Einnahmen: 0.00 Fr.
    Ausgaben: 158.41 Fr.
    - Lebensmittel: 11.90 Fr.
    - Ausflüge: 146.51 Fr.
    Einnahmen des Monats: 35.00 Fr.
    Ausgaben des Monats: 778.55 Fr.
    Verkehrsmittel: 638.63 Fr.
    Übernachtungen: 285.51 Fr.
    Anschaffungen: 9.69 Fr.
    Read more