• La Casa de Jeimy 4/5

    20–21 gen, Ecuador ⋅ ☀️ 26 °C

    Nach einer sehr unruhigen Nacht und einem frühen Wachliegen ging es heute zu einem Tauchgang.

    Und zwar nicht irgendeiner, sondern an einem der vermutlich artenvielfältigsten Orte der Welt. Am sogenannten "Kicker Rock" oder auch "Roca Léon Dormido". 

    Der Felsen ist der Überrest eines vulkanischen "Tuffkegel". Dieser entsteht, wenn heisses Magma auf kaltes Meerwasser trifft, die daraus resultierende Explosion bildet neue felsige Strukturen. Der Felsen ragt mit einer Höhe von 140 Metern aus dem Wasser. 

    Um den Felsen findet man jede Menge seltene Vogelarten und in den Tiefen des Meeres um den Felsen findet man Dutzende verschiedene Fischarten. Auch Hammerhaie und Riffhaie sind hier keine Seltenheit. 

    08:15 Uhr trafen wir eine Angestellte der Agentur "Planet Ocean Galapagos" vor dem Laden. Unsere Taucherausrüstung hatten wir bereits vorgestern anprobiert und wurde für uns auf dem Boot deponiert. Wir zahlten 398.76 Franken für den heutigen Ausflug mit zwei Tauchgängen sowie den Besuch eines Traumstrandes auf der anderen Seite der Insel.

    Gemeinsam mit der Angestellten spazierten wir zum Pier. Dort trafen wir auf die weiteren zehn Personen, die mit uns das Boot teilten. Obwohl es angekündigt nur sechs Personen hiess, störte dies uns nicht weiter, da wir die einzigen Taucher waren. 

    Somit hatten wir einen Tauchguide für uns ganz alleine, was wir sehr schätzten. Wir wussten nämlich, dass der Tauchgang nicht ganz ohne wird.

    Aus diesem Grund machten wir einen kurzen Stopp beim "Muelle Tijeretas" von gestern. Mit der gesamten Taucherausrüstung montiert, machten wir mit unserem Guide ein paar Übungen im Meer. Wir mussten Charlie beweisen, dass wir in der Lage waren, uns selbst unter Wasser zu helfen. Dabei bekamen wir tatkräftige Unterstützung eines "Galápagos-Seelöwen/bärs", welcher spielerisch um uns umherschwirrte. Immer wieder schwamm er auf jeden einzelnen von uns zu und machte eine Kurve kurz bevor er uns berührte.

    Natürlich war die Kamera an Bord geblieben.

    In Windeseile kletterten wir wieder zurück auf das Boot. Es gab eine kleine Dusche mit frischem Wasser und wir zogen unsere Ausrüstung wieder aus. Während dieser Prozedur gesellte sich Martin zu uns. Ein Schweizer Rentner aus dem Aargau, der uns vorsichtig auf Schweizerdeutsch ansprach. 

    Wir unterhielten uns ein Weilchen mit ihm und stiegen mit ihm in die zweite Runde Schlauchbootfahren, um an den Traumstrand zu gelangen. 

    Und eines musste man diesem Strand wirklich lassen, ein Traumstrand war "Playa Cerro Brujo" auf jeden Fall.

    Bis auf uns fanden wir keine Menschenseele am Strand vor. Ein paar "Galápagos-Seelöwen/bären" rekelten sich in der Sonne und bewegten sich keinen einzigen Millimeter. Das Wasser war glasklar türkisfarben, der Sand weiss und extrem fein gemahlen und ein paar "Braunpelikane" tummelten sich am Strand.

    Wir lösten uns von der restlichen Gruppe und machten uns zu dritt auf den Weg, etwas schnorcheln zu gehen. Nach guten fünfzehn Minuten entdeckten wir bis auf die üblichen Fische keine weiteren Tiere. Aufgrund der Ablegestelle der Schildkröteneier auf den Dünnen des Sandstrandes, erhofften wir ein paar Mütter anzutreffen.

    Martin war bereits nach wenigen Minuten aus dem Wasser gestiegen und hatte sich der Gruppe wieder angeschlossen.

    Auch wir spazierten den Fussabdrücken hinterher über den feinen Sandstrand in eine weitere kleine Bucht. Dort erwarteten uns "Rote Klippenkrabben", "Meerechsen", die teilweise unscheinbar schwarz wie das Lavagestein waren und laut unseren Mitreisenden "Bremsen".  Ein richtig lästiges Insekt, bei dem der Stich spürbar wie auch schmerzhaft ist. Schnell bewegten wir uns wieder zurück zum Hauptstrand. Dort gab es tendenziell weniger von diesen lästigen Viechern.

    Plötzlich entdeckten wir keinen Meter tief im Meer eine graue, glatte "Stachelroche". Mit der "GoPro" bewaffnet versuchten wir aus einer sicheren Distanz unter Wasser ein Video des Tieres zu drehen. Dies war schwieriger als gedacht, da der Wellengang stärker als erwartet war und wir auf jeden Fall vermeiden wollten, dass das Tier uns berührte. 

    Weiter hinten sahen wir immer wieder eine "Grüne Meeresschildkröte" auftauchen. Da wir aber unsere Energie sparen wollten, beobachteten wir sie nur aus der Ferne.

    Mit dem Schlauchboot fuhren wir wieder zurück zu unserem Hauptboot.

    Es war an der Zeit, uns für den Tauchgang bereitzumachen. Zum ersten Mal hatten wir einen dickeren Neoprenanzug, bekamen Schuhe sowie Handschuhe, jedenfalls Jasmin. Die Flossen wurden jeweils über den Schuhen befestigt. Unser Tauchmaterial wurde ein letztes Mal kontrolliert und schon befanden wir uns beim "Kicker Rock". 

    Unser Tauchguide sprang als Erster ins Wasser. Er warf kurz einen Sicherheitsblick in die Tiefe, anstelle des gewohnten "Jump", kam der Satz "hammerhead sharks among us & jump". Mit wackligen Knien sprang Jasmin als Zweite in das von oben undurchsichtige Meer. Tim folgte mit laufender Kamera. Dabei filmte er unwissentlich die unter uns hindurch schwimmenden Hammerhaie. 

    Unser Guide war bereits abgetaucht, als wir beide noch mit der auftreibenden Strömung zu kämpfen hatten. Charlie schwamm wieder zu uns hoch und jeder durfte sich auf einer Seite an ihm festhalten und gemeinsam brachten wir die ersten zehn Meter hinter uns. 

    Und da waren wir ohne gross nachzudenken inmitten des Pazifischen Ozeans. 

    Anders als bei unseren letzten Tauchgängen schwammen wir heute nicht von A nach B, sondern hielten uns relativ nahe an der Felswand des "Kicker Rocks" auf. Hier war das Wasser ungefähr 20 Meter tief und wir konnten manchmal auch den Boden erkennen. Auch ein paar kleinere Felsen befanden sich am Boden, um die kleine bis mittelgrosse Fische schwammen. In der Felswand selbst fanden wir Muränen, Kraken und Seesterne jeglicher Art. 

    Das Blicken in die Ferne war dabei schwieriger. Wie in jedem bekannten Horrorfilm mit Haien war das Wasser trübe, mit einer maximalen Sicht von zehn Metern. 

    Bevor wir uns überhaupt mit einem negativen Gedanken befassen konnten, schossen mehrere Hammerhaie aus dem Nebelloch hervor. 

    Wow.

    Nicht einmal hätten wir uns auf der gesamten Reise vorstellen können, wirklich die Chance zu haben, mit Hammerhaien zu tauchen. Und das an einem der sichersten Orte der gesamten Welt, mit bisher keinem einzigen Zwischenfall zwischen Tier und Mensch. Allgemein sind die hier schwimmenden "Bogenstirn-Hammerhaie" mit der maximalen Länge von 4.3 Metern tendenziell scheuer und weniger aggressiv als ihre grösseren Verwandten. Sie sind wie die meisten Hammerhaie durch absichtliche Bejagung für ihre Flossen stark vor dem Aussterben bedroht. 

    Die Vorderkante des breiten, abgeflachten und hammerförmigen Kopfes verläuft bei dieser Art bogenförmig und hat in der Mitte eine Einbuchtung. Die Breite des Kopfes entspricht dabei 25 bis 30% der Gesamtlänge des Haies. 

    Trotz der beeindruckenden Grösse empfanden wir keine Angst oder Panik. Wir waren beide nur komplett sprachlos. Elegant schwammen die Tiere zuerst in unsere Richtung, bogen vor uns in eine andere Richtung ab und zeigten sich in voller Pracht von der Seite. Manche schwammen oberhalb von uns, andere unterhalb und machen genau vor unserer Nase durch. Somit hatten wir die einmalige Chance, das Tier aus jedem Winkel betrachten zu können. Ihre Haut war grösstenteils spiegelglatt, jedoch konnten wir Narben, Wunden und sogar ihre Kiemen aus dieser Distanz ausmachen.

    So wie sie gekommen sind, so verschwanden sie auch wieder im trüben Meer. 

    Dieses Mal tauchten "Gefleckte Adlerrochen" aus dem Nebel auf. Diese Tiere erreichen mit ihrem langen, peitschenartigen Schwanz eine maximale Länge von 3.3 Meter. Der Kopf, Rumpf und Brustflossen ergeben ein rautenförmiges Körperprofil. Die Schnauze steht hervor und sieht leicht entenschnabelartig aus. Ganz besonders schön sieht die Oberseite des Tieres aus. Sie ist bräunlich oder schwärzlich, mit vielen kleinen, weisslichen Punkten. Von ihren Bewegungen ähneln sie sich stark einem Vogel mit seinen Flügeln.

    Dank unseres Tauchguides, der bereits seit 37 Jahren in dieser Branche arbeitet, konnten wir die Tiere von ganz nahmen beobachten.

    Allgemein wusste Charlie schon bevor die Tiere aus dem Nebel hervorkamen, wo er das nächste erwarten kann. Immer wieder schwammen "Bogenstirn-Hammerhaie" sowie "Gefleckte Adlerrochen" an uns vorbei. Wir fühlten uns wie bei einer waschechten afrikanischen Safaritour. Jedes Mal, wenn Charlie etwas sichtete, gab er uns ein Zeichen und in der schnellstmöglichen Geschwindigkeit schwammen wir ihm hinterher. Auch wir gaben unser Bestes, die Gegend abzusuchen und Bescheid zu geben.

    Einmal schwamm sogar ein "Weissspitzen-Riffhai" zwischen den Hammerhaien hindurch. Ein mittelgrosser Hai mit einer Körperlänge von 1.5 Metern. Er hat einen schlanken Körper mit einem breiten Kopf, mit der namensgebenden weissen Verfärbung an den Spitzen der Schwanz- und Rückenflosse. 

    Eine "Grüne Meeresschildkröte" sahen wir aus einer sehr grossen Distanz über unseren Köpfen hinwegschwimmen.

    Die 45 Minuten Tauchen vergingen wie im Flug. 

    Oben an der Wasseroberfläche angekommen, strahlten wir beide wie verrückt. Auch Charlie war vollends zufrieden mit der heutigen Tour. Wir hatten ohne Wenn und Aber einen perfekten Tauchgang gehabt. 

    Auf dem Boot gab es eine 35-minütige Pause. Wir tranken ein wenig Wasser, assen ein paar Snacks und schauten den Schnorchelnden zu. Zu unserer Freude gab es sogar eine Toilette an Board. 

    Charlie gab uns zwei verschiedene Optionen beim zweiten Tauchgang. Entweder könnten wir erneut nach Hammerhaien Ausschau halten und bei keiner Sichtung ein Stück dem Felsen entlang tauchen oder auf der anderen Seite des Felsens nach "Schwarzspitzen-Riffhaien" suchen gehen.

    Wir entschieden uns für zweiteres.

    Auch dieses Mal blieben wir so gut wie möglich an einem Ort. Die Strömung war stark und wir wurden regelmässig ein paar Meter hin und her geschwemmt. Plötzlich fanden wir uns in einem riesigen Fischschwarm vor. Als wir uns in der Mitte der Tiere befanden, kam kein einziger Sonnenstrahl durch die Fische hindurch. 

    Lustig dabei ist, dass die Fische um jedes Hindernis herumschwimmen. Sprich, wenn wir durch sie hindurch schwimmen, gehen sie zur Seite. Dazu konnten wir Schläge antäuschen und die Fische schwammen, als hätten wir sie getroffen, in alle Richtungen. 

    Die Formation wurde dann in Sekundenbruchteilen wiederhergestellt.

    Ohne Voranmeldung, nicht, dass wir eines der Tiere bei voller Konzentration wirklich gesehen hätten, schossen die "Schwarzspitzen-Riffhaie" zwischen den Fischen hindurch. 

    Die "Schwarzspitzen-Riffhaie" können eine Körperlänge von 2 Metern erreichen und gehören auch zu den mittelgrossen Haien. Sie haben, wie ihr Name sagt, schwarz gefärbte Spitzen an den Flossen. 

    Auch hier hatten wir die einmalige Chance, die Tiere aus nächster Nähe zu beobachten. Sie schwammen gerne wie die Hammerhaie auf uns zu und drehten dann in letzter Sekunde ab. Wir konnten zum ersten Mal in unserem Leben einen Hai ohne Gefangenschaft von so Nahem anschauen. In seiner vollen Pracht.

    Immer wieder drehten die Tiere ihre Runde und zeigten sich ganz stolz. Während sie dann für mehrere Minuten weg waren, widmeten wir uns wieder unseren Kampfposen, um die Fische aus der Formation zu bekommen.

    Wie beim ersten Tauchgang machten wir eine Safari.

    Wenn jemand ein Tier sichtete, versuchte er die anderen beiden darauf aufmerksam zu machen. Stellte sich schwieriger heraus als an Land, da wir den anderen logischerweise nicht rufen können. Die einzige Option ist irgendwie den anderen zu berühren oder in sein Blickfeld zu schwimmen. Die Tiere waren so unauffällig und leise, dass regelmässig jemand nicht mitbekam, was hinter seinem Rücken passierte.

    Dabei kamen viele lustige Aufnahmen zustande.

    Als es wieder Zeit war und der Sauerstoff langsam zu Ende ging, tauchten wir nach 43 Minuten wieder auf.

    Komplett zerstört, aber mit dem breitesten Lächeln auf den Lippen überhaupt, kletterten wir wieder auf das Boot. Die Ausrüstung wurde beiseite gelegt und die nächsten Minuten mussten wir erstmals als das Gesehene miteinander besprechen. 

    Ein absolutes Highlight der bisher vorgenommenen Tauchgänge. Wir waren unendlich dankbar, damals in Malaysia den Kurs gemacht zu haben. Zum Vorteil der Schnorchelnden sah man auch von weiter oben die Tiere, aber die Erfahrung, so nahe an einem Hai zu sein, war dann doch schwieriger.

    Es gab auf dem Boot noch Mittagessen. Salat, Gemüse, Früchte, Reis und Fleisch wurden zur Verfügung gestellt. Zusätzlich gab es während des gesamten Aufenthalts auf dem Boot Wasser, Kaffee und Tee kostenlos zum Bedienen. 

    Wir tauschten noch die Telefonnummer mit Martin, bevor wir uns zu unserem Hotel begaben. 

    Bis kurz vor 18:00 Uhr verliessen wir das Zimmer nicht. Nach einer gründlichen Dusche machten wir es uns erstmals im Bett bequem. Egal wie wunderschön das Tauchen war, unser Körper war fix und fertig. 

    Wir schauten ein gedrehtes Video nach dem anderen an. Die von Tim gefilmten Videos waren wirklich gut und wir waren schon sehr gespannt auf die Videos von Charlie. Dieser war meistens ein paar Meter vor uns und ging noch etwas näher an die Tiere als wir.

    Der Tauchladen war leider immer noch geschlossen, als wir diesen besuchten, um die Videos zu holen. Wir schrieben ihnen auf WhatsApp und liefen weiter in Richtung Stadtinneres. 

    Aus der Bäckerei gab es noch zwei frische Schokoladenbrötchen für 1.81 Franken. 

    Beim einzigen Computerladen der Insel kauften wir noch ein neues Ladekabel für den Laptop. Leider hatte es seit gestern einen Wackelkontakt. Zu unserer Freude hatte der Besitzer wirklich ein Originalladekabel, welches wir ihm für 27.19 Franken abkaufen konnten.

    Auf dem Rückweg besuchten wir den lokalen Markt für frische Tomaten, Eier, Bananen und Nudeln für 4.53 Franken. Im Supermarkt gab es dazu noch Joghurt, Wasser und Brot für weitere 8.38 Franken.

    Abends assen wir nicht allzu spät Nudeln mit selbstgemachter Tomatensauce, Frischkäse und einem Spiegelei.

    Wie Steine schliefen wir abends ein.

    Einnahmen: 0.00 Fr.
    Ausgaben: 413.48 Fr.
    - Lebensmittel: 14.72 Fr.
    - Ausflüge: 398.76 Fr.
    Einnahmen des Monats: 135.00 Fr.
    Ausgaben des Monats: 1’822.38 Fr.
    Verkehrsmittel: 968.14 Fr.
    Übernachtungen: 506.20 Fr.
    Anschaffungen: 36.88 Fr.
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