• Inka Town Inn 1/3

    17–18 Feb, Peru ⋅ ☁️ 10 °C

    Dieses Mal klingelte der Wecker um 04:10 Uhr.

    Mit müden Augen und dem gesamten Gepäck machten wir uns mit unseren Stirnlampen auf dem Weg zum unteren Eingang des "Machu Picchu's". Dieser öffnete um Punkt 05:00 Uhr. Erneut mussten wir unsere Pässe vorweisen und uns in einem Buch eintragen. 

    Anfangs trugen wir noch die Regenjacken, später wechselte der Regen zu einem Nieselregen und wir zogen sie aus. 

    Wir hatten eineinhalb Stunden Zeit, bis die Gültigkeit unseres Tickets ablief. In dieser Zeit mussten wir 370 Höhenmeter hinter uns bringen, über einen extrem steilen Weg. Es bestand auch die Möglichkeit, der Busspur zu folgen, welche aber mehr Zeit beansprucht hätte.

    Beide kamen an ihre Grenzen. 

    Kurz nach 06:00 Uhr verlor Tim fast seine Kraft und er war kurz davor aufzugeben. Schnell tauschten wir seinen schweren Rucksack mit dem leichteren. Zusätzlich lief Jasmin gnadenlos weiter und log etwas mit den noch fehlenden Höhenmetern.

    Um 06:20 Uhr erreichten wir die letzten Treppen. 

    In Windeseile deponierten wir unser Gepäck für 2.43 Franken. Schöner wäre es gewesen, diese unten anzutreffen, wie wir auch anfangs erwartet hatten.

    Keine fünf Minuten später konnten wir über den offiziellen Eingang hineintreten und endlich zum ersten Mal durchatmen. Die beiden Eintrittstickets kosteten uns als zukünftige unter 26 Jahre alte Studenten 40.19 Franken.

    Noch bevor wir "Machu Picchu" sahen, bekamen wir einen sensationellen Ausblick auf die gegenüberliegenden riesigen Berge mit dem von hier oben nur noch klein aussehenden tobenden Fluss. Zwischen den grün überwucherten Bergen befanden sich einzelne Nebelstreifen, die alles mystisch erscheinen liessen.

    Wir liefen weiter in Richtung des Plateaus, an dem sich das neue Weltwunder "Machu Picchu" befindet. Tatsächlich hatten wir sogar so viel Glück und sahen die gesamte Ruinenstadt ohne Nebel im Vordergrund. Hintenrum waren die restlichen Berge im Nebelmeer verschwunden.

    "Machu Picchu" ist eine von den "Inka" im 15. Jahrhundert erbaute Stadt auf 2'430 Meter Höhe auf einem Bergrücken zwischen den Bergen "Huayna Picchu" und "Machu Picchu". Die terrassenförmige Stadt ist mit einem schmalen Bergpfad und einem vergleichsweise breiteren Inka-Pfad mit der einstigen Hauptstadt "Cusco" verbunden.

    Erbaut wurde die Stadt 1450 unter dem Befehl des Inka-Herrschers "Pachacútec Yupanqui. Dieser herrschte von 1438 bis 1471 und schuf die Grundlagen für die Ausdehnung des mächtigen Inkareichs und führte den Sonnengott "Inti" ein. 

    216 steinerne Bauten, die auf verschiedenen Terrassen mit Treppen verbunden waren, bildeten die Stadt. Die meisten Terrassen mit ihren Wasserablauföffnungen und etwa 3'000 Stufen sind bis heute noch erhalten. Auch die Kanalverbindung von den ausserhalb der Stadt liegenden Wasserquellen bis zu den Brunnenbecken, Aussenmauern der Tempel und die zum Teil mehrgeschossigen Wohnbauten sind bis heute noch erhalten. Sie sind sogar noch voll funktionsfähig und werden im Inkabaustil regelmässig restauriert.

    In der Hochblüte hätten hier oben bis zu 1'000 Menschen leben können. Jedoch wissen die Wissenschaftler bis heute nicht, ob die Stadt im Aufbau war und beim Eintreffen der Spanier vergessen wurde oder die Stadt bereits stand, teilweise fertig gebaut war und Menschen hier lebten oder komplett fertig war. Letzteres würde die komplett funktionsfähige Wasserversorgung und aufwendige Regenabwasserableitungsstruktur erklären. Diese lagen bis auf die Ablauflöcher verborgen in den Terrassen. 

    Über 50 Grabstätten mit 100 Skeletten fand man in der Ruinenstadt, konnte jedoch keine Schlussfolgerung auf die Bewohner machen.

    2011 feierte die Welt mit mehrtägigen Feierlichkeiten die Wiederentdeckung der Stadt vor 100 Jahren. Neben den positiven Neuigkeiten sprach "UNESCO" erneut eine Warnung aus, täglich weniger Touristen auf das Gelände zu lassen, um die Stadt zu schützen. Zudem meldete sich die Menschenrechtsorganisation "Survival International" zu Worte, kritisierte dabei den starken Verdienst der nicht lokalen Bevölkerung und das Feiern eines Stück Landes, das ursprünglich von der im eigenen Land stark unterdrückten indigenen Bevölkerung bewohnt wurde.

    "Inka" ist eine indigene, urbane Kultur aus Südamerika. Sie herrschten vom 13. bis 16. Jahrhundert über ein weit ausgedehntes Reich von über 200 ethnischen Gruppen. Zur Zeit der grössten Ausdehnung 1530 umfasste das Gebiet 950'000 Quadratkilometer und erstreckte sich von Ecuador bis Chile und Argentinien. 

    Der Begriff "Inka" war die ursprüngliche Bezeichnung eines Stammes, der nach eigener Auffassung dem Sonnengott "Inti" entstammte. Von diesem Gott stammt die gesamte Inkadynastie ab. Der "Inka"-Herrscher wurde als direkter Abkömmling des Sonnengottes verehrt.  Die herrschende Sippe nutzte den Namen "Inka" später für die jeweiligen Herrschernamen. Zusätzlich existierten weitere Götter wie der Schöpfergott "Viracocha" und die Erdgöttin "Pachamama". Nach dem Tod kamen die Menschen, die stahlen, logen oder faul waren, in die kalte Erde und die, die gehorchten, zur warmen Sonne. 

    Dass die "Inka" einen starken Opfergabendrang hatten, ist ja bereits bekannt. Dass jedoch bei grossen Herrschern bis zu tausende von Angehörigen, Dienern, Beamten und Gefolgsleute abgeschlachtet oder lebendig begraben wurden, um ihm nach dem Tod weiterhin zu dienen, ist vermutlich eine neue Erkenntnis. Dieser Ort zählt danach als Totenschrein oder "Wak'a". Einfache Angehörige wurden nur mit ihren wichtigsten Gegenständen aus ihrem Leben in den "Anden" in Felsnischen beigesetzt. Danach wird eine Nacht Totenwache von den Angehörigen gehalten.

    Noch schlimmer war die Rechtssprechung der "Inkas". Das Verfahren bestand aus Zeugenaussage, Vernehmung, gelegentlicher Folter oder dem "Gottesurteil". Überlebt der Angeklagte zwei Tage in einem Käfig mit wilden Tieren, wurde er als unschuldig angesehen.

    Zur Todesstrafe führte es bei Einbruch, Faulheit, Beschädigung von Brücken oder dem Töten von Seevögeln. Kommunales Eigentum hatte einen höheren Wert als Privateigentum, dadurch gab es eine unterschiedliche Bestrafung. Von Haaren abschneiden, Zerreissen des Mantels, dem Auspeitschen bis zum Abschneiden der Nase, Ohren und Hände. Die Jagd auf kommunalem Land ohne Erlaubnis, die Wasserentnahme eines öffentlichen Brunnens, die Beschädigung oder Anzündung wurden am strengsten bestraft. Beim Verletzten einer anderen Person, die sich dadurch nicht mehr um sich selbst kümmern konnte, musste der Täter für diese sorgen.

    Am härtesten aber wurde der Ehebruch bestraft. Nicht nur das Liebespaar, sondern auch alle Nachkommen bis zum zehnten Lebensjahr wurden gesteinigt oder vom Felsen gestossen. Bei einer Liebesbeziehung mit einer "Aclla" eines Herrschers wurden direkt alle Lebewesen des gesamten Dorfes, sogar Tiere wie Pflanzen hingerichtet. "Aclla" sind auserwählte Frauen, Jungfrauen der Sonne, die im Alter von zehn Jahren ausgewählt wurden. Sie wurden Männern, die im Dienst des Reiches eine Auszeichnung erhielten als Ehefrau gegeben, stellten Luxusartikel her, brauten Bier, bereiteten rituelle Speisen vor, webten feinen Stoff und gewisse" perfekte" wurden als Menschenopfer für religiöse Riten ausgewählt. Andere lebten in klösterlichen Umgebungen.  

    Natürlich sind diese Informationen nur auf spanische Aussagen zurückzuführen.

    Der Untergang war durch einen Bürgerkrieg geschuldet, bei dem die unterdrückten Völker von den Spaniern unterstützt wurden.  Am 24. Juli 1572 wurde der letzte Inkaherrscher "Túpac Amaru" gefangen genommen und in "Cusco" enthauptet.

    Die letzten direkten Nachfolger der "Inkas", die "Q'eros" leben in den Anden und haben circa 4'000 Mitglieder. Damals gab es selber 15'000 bis 40'000 "Inkas", die über zehn Millionen Menschen herrschten. 

    Heute leben sie oft in einfachen Hütten aus Lehm, Stroh, Holz und Schilfdächern. Sie arbeiten als Hirten, Bauern oder Weberinnen und profitieren kein bisschen vom Massentourismus, für den die "Inkas" viel beigetragen hatten. 2007 wurden sie zum peruanischen Kulturerbe der Nation erklärt. 

    Eines mussten wir den "Inkas" wirklich lassen, die Bauten waren auf jeden Fall einen Besuch, wenn nicht sogar einen weiteren Besuch wert. Mit der atemberaubenden Kulisse und den kleineren wie auch den riesigen, überwältigenden, fast übermenschlich wirkenden Bergen sah die Ruinenstadt ganz besonders aus. 

    Durch die frühestmögliche Zeit des Eintritts befanden sich so gut wie keine Menschen zwischen den Ruinen, was das Bild noch perfekter machte. Einzelne "Alpakas" oder "Lamas" wanderten durch die Ruinen. 

    Wir standen bis kurz vor 08:00 Uhr auf den höheren, neu gebauten Terrassen, von denen wir einen perfekten Blick auf die Ruinen hatten. Immer wieder tauchten sie im Nebelmeer unter und dann ebenso schnell wieder auf. Während der Wartezeit trafen wir auf einen netten Japaner und einen Philippiner. Auch der Spanier tauchte früher oder später auf. 

    Um genügend Platz für uns zu haben, liefen wir gemütlich durch die sehr eindrücklichen Ruinen. Wir konnten genau die restaurierten Steine von den älteren Steinen unterscheiden und fühlten uns dadurch noch mehr in die alte Zeit versetzt. Sie hatten sich so viel überlegt beim damaligen Bau und tatsächlich bis heute war noch so vieles in Takt. Sogar einen Brunnen entdeckten wir, der fröhlich vor sich hin plätscherte. Die Terrassen konnten wir deutlich ausmachen und mussten fasziniert jedes einzelne Detail einprägen.

    Ein wirkliches Weltwunder. 

    Wir konnten sogar zum ersten Mal "Alpakas" oder "Lamas" aus einer geringen Distanz sehen. Anders aber als andere Personen, hielten wir einen grösseren Abstand, um dem Tier nicht auf die Pelle zu rücken. Am Ende spuckt es uns sonst noch an. 

    Am Ende unseres Rundgangs, in der Nebensaison war es vermutlich egal, welche Route wir liefen, konnten wir noch zwei Bauten sehen, auf denen ein Strohdach aufgesetzt wurde. Dieses diente als Veranschaulichung der ehemals komplett vollständigen Wohnbauten und Tempel.

    Gegen 09:00 Uhr fing es wieder einmal an zu regnen. Wir begaben uns wieder an den Haupteingang und holten unsere Rucksäcke. Während Massen mit Bussen anströmten und die Schlange für die Gepäckabgabe sowie den Eintrittsbereich immer länger wurde, genossen wir in aller Ruhe unsere Sandwiches.

    Die nächsten 45 Minuten liefen wir den Wanderweg wieder hinunter. Jede einzelne Seele nach oben tat uns unendlich leid. Umso schöner aber das Gefühl, selber auf den "Machu Picchu" hochgelaufen zu sein.

    Unten ging es wieder zweieinhalb Stunden dem Gleis entlang zum Restaurant "Rumi Blue" zurück. Unterwegs gab es eine Toilettenpause auf einer kostenlosen Toilette. Auf dem Weg gab es nämlich ungefähr drei Verkäufer mit Essen in regelmässigen Abstand und zwei einfache Restaurants mit Toiletten. 

    Um uns nicht nur von Tortillas und Brötchen zu ernähren, bestellten wir im "Rumi Blue" eine mittlere Pizza zum Teilen mit Getränk. Wir zahlten 10.94 Franken für beides.

    Nach ungelogen einer Stunde und zweimaligem Nachfragen wurde uns die kleinste Pizza der Welt serviert. Die kleinere wäre anscheinend zwei Zentimeter schmaler und die nächstgrössere Familienpizza zwei grösser. Wir wollen nicht wissen, wie klein die Mägen der Peruaner sind. Dazu gab es auch nur ein Glas Saft, anstelle von zwei. 

    Wir wussten, dass die Pizza überteuert ist, hatten jedoch mindestens die Normen aus den Städten erwartet. Pech gehabt.

    Allgemein haben wir endlich herausgefunden, was uns am peruanischen Kochstil nicht gefällt. Sie kochen nicht mit Leidenschaft oder weil sie es gerne machen, nicht einmal in den Restaurants. Sie essen, damit sie etwas gegessen haben. Das Interesse am kreativen Ausprobieren von Gewürzen, neuen Rezepten oder Ideen war einfach nicht ihr Ding. Böse nehmen konnten wir es ihnen natürlich nicht, beim Überleben ist das Interesse anders als wir es kennen.

    Um 14:00 Uhr fuhr unser Bus der gleichen Gesellschaft wie beim Hinweg für 30.95 Franken nach "Cusco" los. 

    Kurz nach halb drei standen wir dann vor einer Baustelle, die bis um 15:00 Uhr niemanden durchlässt. Diese Baustelle wechselt jeweils alle zwei Stunden die Durchfahrtsrichtung, da die Strecke nur einspurig war. Warum wir dann unbedingt um 14:00 Uhr losfahren mussten und uns hier hin stressen, verstand keiner der Anwesenden.

    Wennschon konnten wir in dem kostengünstigeren Dorf noch zwei grössere Wasserflaschen für 2.43 Franken holen. Jetzt wussten wir auch, wie die kleinen Dörfer hier oben überlebten.

    Dieses Mal schliefen wir aus purer Erschöpfung während des unangenehmsten Teils der Fahrt ein. Der bereits auf dem Hinweg kennengelernte Kanadier erzählte uns, dass er noch schlimmer war als der Hinweg. Vermutete sogar, wir hätten eine andere Strasse genommen.

    Wir beide sahen ihn wieder bei der gleichen Pause wie auf dem Hinweg. Dieses Mal nutzten wir die kostenlose Toilette und kauften bei der Dame für gerade einmal 0.24 Franken eine abgepackte Packung Popcorn.

    Danach ging es wieder steil den Berg hinauf. Dieses Mal war es nur stockdunkel und es zog einen Nebel auf. Wir beide sahen eigentlich so gut wie nichts von unseren beiden Plätzen in der ersten Reihe. Trotzdem fuhr unser bereits gestern hingefahrene Busfahrer ohne grosse Verlangsamung. Wieso auch, er fuhr die Strecke bereits zum vierten Mal in den letzten 48 Stunden. Dementsprechend konnte er durch seine 12-Stunden-Fahrt jeden Tag die gesamte Strecke locker auswendig wissen. Na ja, zugegeben ein paar knappe, die Kurve ist enger als gedacht, Bremsungen gab es schon. Dabei fiel immer wieder das Licht auf die schön verzierten Kreuze in den Kurven.

    Unterwegs assen wir noch unsere Brötchen und das Popcorn als Dessert. 

    Die Fahrt fühlte sich endlos an und kam einfach nicht zum Ende. Erst um 21:15 Uhr erreichten wir "Cusco" und wir durften freundlicherweise früher als der Rest aussteigen. Der Transporter fuhr nämlich neben unserem Hotel vorbei. Bevor wir uns aber in das gemütliche, auf uns wartende Bett begaben, besuchten wir den "ʟᴀᴜɴᴅʀʏ ᴀɴᴅ ᴍɪɴɪᴍᴀʀᴋᴇᴛ "ᴘᴇᴘᴇ ʏ ᴄʜᴀᴄʜɪ"". Dort holten wir unsere frisch gewaschene und zusammengelegte Wäsche für 9.73 Franken ab.

    Nach der heissen Dusche ging es direkt ins Bett. Morgen heisst es nämlich erneut um 03:50 Uhr aufzustehen.

    Einnahmen: 0.00 Fr.
    Ausgaben: 65.96 Fr.
    - Lebensmittel: 13.61 Fr.
    - Haushalt: 9.73 Fr.
    - Ausflüge: 42.62 Fr.
    Einnahmen des Monats: 158.00 Fr.
    Ausgaben des Monats: 444.93 Fr.
    Verkehrsmittel: 246.13 Fr.
    Übernachtungen: 331.15 Fr.
    Anschaffungen: 14.63 Fr.
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