• Hostal Nuevo Amanecer

    3–4 Mac, Bolivia ⋅ ☁️ 7 °C

    Wir schliefen beide grauenhaft. Die Temperaturen waren überraschenderweise viel wärmer als erwartet, jedoch war es extrem stickig. Das einzige Fenster im Zimmer führte dabei auf den Flur.

    Nach dem Frühstück um 06:30 Uhr fuhren wir knapp nach 07:00 Uhr los.  

    Wir fuhren an den angebauten "Quinoa"-Feldern der Bewohner des Dorfes vorbei. Zum ersten Mal sahen wir beide, wie diese Pflanze in der Natur wächst. Zu unserer Überraschung hatte sie hübsche, verschieden bunte Blumen.

    Den ersten Stopp legten wir kurz vor 12:00 Uhr ein. Sehr clever, da die meisten Hunger hatten und sich direkt beim überteuerten Kiosk etwas zu essen holten. Zusätzlich konnten wir auf die Toilette gehen. Da überall Schilder mit einer Busse für öffentliche Toilettengänge standen, wagte sich Jasmin auf die Toilette für 0.65 Franken. Später fanden wir inmitten der unendlichen Einsamkeit den doppelten Betrag auf dem Boden, somit konnten wir das Abrechnen lassen.

    Während Tim die Busse riskierte, war unser Fahrer wieder einmal damit beschäftigt, das Auto unter die Lupe zu nehmen. Durch die ständigen Verunreinigungen durch Salz und Sand hatte das Auto immer wieder Ausfälle. Vor allem das Starten war jedes Mal eine angespannte Situation, bis die Zündung klappte. 

    Unterwegs hatten wir bereits von geplatzten Reifen bis überhitzte Motoren alles gesehen. 

    Die "Laguna Cañapa" besuchten wir als Nächstes. Ein Salzwassersee mit der Fläche von 1.42 Quadratkilometern, obwohl der grösste Teil davon eine Salzkruste ist. Dabei liegt sie auf 4'140 Meter über dem Meer. Sie hat ein kristallklares, blaues Wasser, welches umgeben von schroffen Berggipfeln und Vulkanformationen ist. So weit das Auge reichte, gab es kein einziges Anzeichen auf Menschenleben, sondern nur pure Natur. Viele Pflanzen gab es hier nicht, jedoch genügend, um ein paar Bewohner dieser Region zu dienen. Wie zum Beispiel eine kleine Maus, die nicht wirklich Notizen von uns nahm. 

    Dabei ist nicht nur die fesselnde Natur hinreissend, sondern auch die hier lebenden Flamingos. Sie durchkämmten zu hunderten den gesamten Salzwassersee nach Nahrung. Dabei ist das Wasser für den Mensch hochgiftig wie auch tödlich. Dank seines leichten Gewichtes geht der Flamingo nicht unter. Das Wasser ist nur wenige Zentimeter tief, jedoch ist der Untergrund sumpfig. Wir Menschen würden in die Tiefe gezogen werden. 

    Durch die ehemals aktiven Vulkane und die vielen anderen giftigen Stoffe, die hier gefunden wurden, sind die Seen unzugänglich für Menschen.

    Wir sahen zum ersten Mal aus nächster Nähe, damals in Frankreich waren sie zu weit entfernt, Flamingos. Dabei nicht nur irgendwelche Flamingos, sondern "Andenflamingos", "James-Flamingos" und "Chileflamingos". 

    "Andenflamingos" leben in den Hochlagen der südamerikanischen "Anden". Innerhalb der Familie der Flamingos sind sie die einzigen mit gelben Füssen und Beinen. Sie können insgesamt 110 Zentimeter gross werden und haben ein blau-rosa bis weisses Gefieder mit einem rosafarbenen Hals, Kopf und Flügeln mit schwarzen Flügelspitzen. Durch das charakteristische Schwanzgefieder in schwarzer dreieckiger Form kann man sie von den anderen beiden hier lebenden Arten unterscheiden. Dabei leben sie gemischt in Gruppen mit den "Chileflamingos" und "James-Flamigos".

    Der "Chilaflamingo" ist mit 140 Zentimetern der grösste der südamerikanischen Flamingos. Sie sind auf einer Höhe bis zu 4'500 Meter beheimatet. Ihre Gefiederfarbe ist rosa, dabei aber stark von ihrer Ernährung abhängig. Je mehr "Carotinoide" sie zu sich nehmen, desto rosafarbener sind sie. Ihre Beine sind dabei gräulich, mit auffälligen roten Gelenken und Füssen. 

    "James-Flamingos" haben einen rosafarbenen Kopf, der hintere Rücken und Nacken ist rot gesprenkelt oder gestreift. Die Flügelränder wie Schnabelspitze sind schwarz. Die Beine sind abwechselnd grau und rot gestreift. Er wird bis zu 135 Zentimeter gross. Sie leben an Salzseen ab 2'000 Metern von Südperu über Bolivien bis Chile. 

    Alle drei gehören zu den gefährdeten Arten. 

    Obwohl wir nicht ganz genau deuten konnten, welcher Vogel jetzt zu welcher Art gehört, sahen sie alle mehr oder weniger elegant und einzigartig aus. Flamingos waren schon eine ganz eigene Spezies mit ihren dünnen langen Beinen.

    Die meisten waren auf Futtersuche und gingen somit mit dem Kopf im Boden wühlend von einem Ort zum anderen. Sie waren viel mehr in Bewegung als wir erwartet hatten. In der Vorstellung standen sie immer nur auf einem Bein und taten nichts.

    Zu unserer Freude lief gleich hinter uns durch die trockene verstaubte Landschaft eine Familie "Vicuñas". Bereits auf dem Hinweg zum See hatten wir die Ehre, zum ersten Mal die wilden Vorfahren des domestizierten Alpakas zu sehen. Sie produzieren kleine Mengen, extrem weiche und teure Wolle, die nur alle drei Jahre geschoren werden kann. Dabei werden die Wildtiere eingefangen und geschoren. Heute ist es das Nationaltier Perus und ist auf dem peruanischen Wappen.

    Sie stehen unter starkem Schutz, da sie durch Wilderei, Lebensraumeinschränkung und andere Gefahren kurz vor dem Aussterben standen. Nur noch zertifizierte Firmen dürfen die Wolle legal gewinnen und exportieren. Mehrere Jahre war sogar das Gewinnen der Wolle illegal und mehrere Männer wurden als Ranger ausgebildet. 

    Die "Laguna Hedionda" steuerten wir als Nächstes an. Auch hier hatten wir die Ehre, sowohl "Vicuñas", die Flamingos und wenige weitere Tiere wie Enten und Möwen zu erblicken.

    Nach einem kurzen Spaziergang wurde in der kleinen Ortschaft direkt am See das Mittagessen serviert. Es gab für uns beide extra Omelette und für alle Nudeln, Gemüse und gebratene Bananen sowie Hähnchenflügel.

    Es ging weiter.

    Die Gegend fing sich an zu verändern. Sie wurde trotz des Gefühls der Unmöglichkeit noch trockener und immer sandiger. Nichts lebte mehr in dieser Region und wir rasten über Staub und Sand. Jedoch immer noch umgeben von den grossen Bergen. Später kamen vereinzelte, völlig unpassende Gebüsche hinzu.

    Wir fuhren und liefen später sogar eine halbe Stunde durch eine verlassene Schlucht mit einem Bächlein. Links und rechts türmten sich meterhohe Steinschichten aus ehemaligem Vulkangestein. Es wirkte auf uns, als hätte ein Mensch diese Steine aufeinander gelegt.

    Mehrere neugierige "Hasenmäuse" gesellten sich zu uns. Sie sind ein Nagetier aus der Familie der "Chinchillas". Äusserlich sehen sie wie ein Kaninchen mit längerem Schwanz aus. Ihr Fell ist dick und weich und an der Oberseite des Schwanzes grau. Die restliche Fellverfärbung ist dunkelgrau bis schokoladenbraun, mit einem schwarzen Rückenstreifen. Sie sind ausschliesslich in Südamerika beheimatet und leben in felsigen, trockenen Bergregionen bis auf 5'000 Meter.

    Stehen leider auch unter Bedrohung wegen ihrem "Viscachafell" und Fleisch. 

    Die Weissrussin hatte das Bedürfnis, die Tiere zu füttern, um sie anzulocken. Nach mehrmaligen Bitten, es nicht zu machen, zog sie es trotzdem durch, für das perfekte Video. Uns erklärte sie, da sie es freiwillig essen, würde es ihnen ja nicht schaden. Dass ihr Apfel hier nicht wächst und wir die Nebenwirkungen nicht kennen und es ein Wildtier ist, kümmerte sie nicht so richtig.

    Wir liefen weiter und suchten wie verrückt die Steine nach Pumas ab. Irgendwo hier draussen mussten wir doch einen sehen.

    Am Ende der Schlucht holte uns unser Fahrer mit etwas Verzögerung ab. Der Motor ist wieder einmal nicht angesprungen.

    Beim "Árbol de Piedra", einer markanten, circa sieben Meter hohe und vor allem von bodennaher Windabrasion geprägte Felsformation aus vulkanischem Gestein blieben wir stehen. Hier auf 4'575 Meter Höhe befinden sich neben dieser Felsformation viele weitere spezielle vom Wind umgeformte Felsen.

    Wir kamen endlich im "Reserva Nacional de Fauna Andina Eduardo Avaroa" an. Dort zahlten wir die verlangten 39.41 Franken für uns beide.

    Der Nationalpark ist mit 60'000 Besuchern jährlich der meistbesuchte von Bolivien. Er wurde 1973 gegründet und trägt den Namen eines Kriegshelden des Salpeterkriegs. Ein Krieg zwischen Peru, Bolivien und Chile, den Chile 1884 gewann.

    Die Berge im Reservat sind die höchsten der "Anden" an der Grenze Chile, Argentinien und Bolivien. Zusätzlich befinden sich hier viele aktive Vulkane, heisse Quellen, Geysir und dampfende "Fumarolen".  "Fumarolen" sind vulkanische Dampfaustrittsstellen in vulkanisch aktiven Gebieten.

    Trotz der extremen Umstände auf 4'000 Meter wachsen mindestens 190 Pflanzenarten hier oben. Diese haben sich an die harten Bedingungen des Salzgehalts, der Trockenheit, der niedrigen Temperaturen und dem Mangel an Nährstoffen angepasst. Wie auch 80 Vogelarten und 23 Säugetiere hier einen Lebensraum gefunden haben.

    Mit dem Auto fuhren wir zu unserem letzten Stopp, der "Laguna Colorada".

    Sie ist ein circa 60 Quadratkilometer grosser See mit einer maximalen Tiefe von 1.5 Metern. Er liegt auf einer Höhe von 4'278 Metern über Meer und hat eine auffällige rote Verfärbung. Diese wird von der vorherrschenden Algenart und dem hohen Mineralstoffgehalt des Wassers hervorgerufen. 

    Die bereits kennengelernten Flamingosarten waren hier zahlreich versammelt. 

    Durch den Schutz des Nationalparks war es nur erlaubt, von einer grösseren Distanz die Tiere zu betrachten. Für uns kein Problem, da wir neben den Tieren auch eine fantastische Aussicht auf den gesamten See wie die dahinterliegende Natur hatten.

    Im "Hostal Nuevo Amanecer" in "Huayllajara" angekommen, bekamen wir zu unserem Glück nur die Abstellkammer und nicht den Sechserschlag. In der Abstellkammer ohne Schloss standen zwei kleine hölzerne Betten ganz weit auseinander. Das Gemeinschaftsbad hatten wir wieder für uns alleine. 

    Jasmin, die durch die Höhe und schlechten Schlaf an Migräne litt, verzog sich ins Bett. Einmal bekam sie sogar Besuch von einem, der sich aus Versehen an der Tür irrte. 

    Wir hofften es zumindest.

    Tim nahm am Kaffee- und Teetrinken teil. Dort wurde ihm netterweise die Duschen, Steckdosen und andere Dinge von unseren Mitreisenden angeboten. Später gesellte er sich dann zu Jasmin. Bis um 20:00 Uhr schliefen wir beide in einem der beiden Betten. Die Schmerzen blieben trotz der Tablette konstant.

    Zum Abendessen gab es Suppe und eine kleine Form mit einer vegetarischen Lasagne für alle. Jedoch war die Portion so klein, dass wir danach immer noch hungrig waren. 

    Abends gab es bezüglich dem morgigen Mittagessen eine Diskussion von unserer Seite aus mit dem Fahrer und später dem Chef. Wir hatten bereits auf jegliche Arten von Dienstleistung verzichtet, jedoch wollte er uns fünf, die nach Chile reisen, das Mittagessen verweigern. Dass wir aber den gleichen Preis zahlten, obwohl er wusste, wir werden die Mahlzeit nicht bekommen, empfanden wir unangebracht. Nach mehrmaligem Hin und Her und der Standardaussage, dass wir es uns als Schweizer leisten könnten, lagen die Nerven blank.

    Schlussendlich willigte er ein, uns allen fünf ein Mittagessen zu servieren.

    Zurück im Zimmer war es zu viel für Jasmin. Dieses ständige auf der Hut sein, Geschäfte abzuschliessen, die so gut es ging, nicht eingehalten werden und das ständige Gefühl nur als Brieftasche angesehen zu werden, nagte sehr an ihr. Ihr fiel es viel zu schwierig, es nicht persönlich zu nehmen. Allgemein nicht einmal einen Supermarkt mit angeschriebenen Preisen betreten zu können und diesen zu bekommen, gab einem kein Gefühl von einem miteinander leben. 

    Irgendwann können wir es nicht mehr nicht persönlich nehmen.

    Der Chinese kam später noch vorbei und bot uns seine Chips an. Er wusste, dass es für uns immer schwieriger wurde, es nicht mehr persönlich zu nehmen und auch, dass Tim noch hungrig war. Dankend lehnten wir sie ab.

    Wir versuchten beide in unserem Einzelbett Schlaf zu finden. Es war eisig kalt und die Decken erdrückten uns ohne Wirkung.

    Einnahmen: 0.00 Fr.
    Ausgaben: 39.41 Fr.
    - Ausflüge: 39.41 Fr.
    Einnahmen des Monats: 0.00 Fr.
    Ausgaben des Monats: 324.90 Fr.
    Verkehrsmittel: 0.00 Fr.
    Übernachtungen: 24.74 Fr.
    Anschaffungen: 0.00 Fr.
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