La Tata en Yvera 2/2
12–13 Mac, Argentina ⋅ ☀️ 32 °C
Zum Frühstück wurde uns ein leckerer Früchtesalat serviert. Dazu gab es Toastbrot, Zitronenkuchen, kleine Gepäckstücke mit Konfitüre und frisch gepressten Orangensaft mit Tee.
Bis zum Mittagessen verbrachten wir unsere Zeit im Zimmer. Tim führte eine Stunde Nachhilfe durch und Jasmin schrieb derweilen am Tagebuch.
Kurz vor Mittag besuchten wir wieder den "Super Mercado La Fortuna". Wie gestern gab es Tortellini dieses Mal mit Ricotta-Füllung und Tomatensauce für 2.33 Franken.
Nach dem Mittagessen telefonierte Jasmin noch mit ihren Eltern.
Um 15:00 Uhr ging unser heutiges Abenteuer endlich los. Leider war zu dieser Jahreszeit nur ein halbtägiger Ausflug möglich, da die Sonne viel zu stark herunterbrennt. In den letzten Tagen hatten sie 42 Grad Celsius und seit zwei Monaten kamen keine einzigen Regentropfen mehr vom Himmel herunter. Wir zahlten 122.13 Franken für den Ausflug.
Mit der Gastgeberin und ihrem von uns ernannten Ehemann machten wir uns mit dem 4x4 Pickup Ford auf den Weg in das "Esteros del Iberá".
Das "Esteros del Iberá" ist ein 13'000 Quadratkilometer grosses Sumpfgebiet. Es ist eine Mischung aus Sumpf, Moor, Seen und Lagunen. Nach dem berühmten "Pantanal" in Brasilien ist es das zweitgrösste Feuchtgebiet des Kontinents.
Seit 1982 gilt es als Schutzzone, dabei gehört es zu den wichtigsten Süsswasser-Reservoiren des Landes.
Im Sumpfgebiet leben neotropische Otter, Mähnenwölfe, Pampashirsche, Sumpfhirsche sowie Wasserschweine, Anakondas, Kaimane und um die 350 Vogelarten. In den 1970er Jahren wurden Jaguare und Riesenotter von Jägern und Landwirten ausgerottet. Dabei kaufte in den 1990er Jahren der US-amerikanische Multimilliardär "Douglas Tompkins" Teile des Gebietes und liess es renaturieren. Im Zuge dieser Renaturierung erfolgte eine Auswilderung von Jaguaren, Riesenottern und Ameisenbären.
Auch nach seinem Tod 2015 schenkte seine Frau der Gemeinde das Gebiet, dabei wird das Projekt bis heute vorgeführt. 2018 wurde der Park dann für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht und die ersten Touristen erschienen.
Bevor wir das offizielle Eintrittstor des Gebietes erreichten, fuhren wir über einen Sandweg mit mehreren grösseren Löchern. Unser Fahrer hatte dabei alles bestens im Griff, obwohl wir einmal durch das ganze Auto geschleudert wurden. Er musste nämlich besonders viel Gas geben, um so gut wie möglich nicht die Kontrolle über das Auto zu verlieren. Vermutlich wären wir auch bei einem Stehenbleiben im Sand festgefahren.
Neben der Strasse befanden sich auf beiden Seiten riesige Felder mit Nadelbäumen. Diese werden aufgeschnitten und mit einer bestimmten Chemikalie bemalen, um viel Baumharz zu sammeln. Dieses benutzten sie für Wundpflaster, Reinigungsmittel und Lacken, Reifenbau und die Herstellung von Kunststoff. Die Bäume können, bis sie 20 Jahre alt sind, genutzt werden. Danach werden sie zu Papier verarbeitet.
Unterwegs gabelten wir noch unseren späteren Bootsfahrer auf, der einen platten Reifen an seinem Motorrad hatte.
Nach dem Passieren des Gates, die Tiere könnten trotzdem abhauen, hätten sie ein Interesse daran, sahen wir zu unserer Freude jede Menge Wasserschweine. Die meisten lagen in irgendeinem Sumpfbad, andere standen oder sassen tiefenentspannt auf der Strasse und andere waren am Gras essen. Die auf der Strasse liefen im Schneckentempo von der Strasse herunter. Hupen war hier strengstens verboten. Somit musste man sich langsam annähern und hoffen, dass die Tiere den Platz freigeben.
Wasserschweine gehören zu der Familie der Meerschweinchen. Es ist das grösste heute noch lebende Nagetier mit einer Länge von 100 bis 134 Zentimetern und Schulterhöhe von 50 bis 62 Zentimetern. Sie können dabei maximal 91 Kilogramm schwer werden. Es bewohnt die feuchten Regionen Südamerikas. Dabei ist sein Körperbau der teilweise im Wasser stattfindenden Lebensweise angepasst. Die Schwimmhäute zwischen ihren Zehen sind dabei äusserst nützlich. Vor allem bei Flucht zieht es sie ins Wasser, sonst verbringen sie viel Zeit im seichten Wasser und Land.
Sie sahen wirklich eins zu eins wie riesige Meerschweinchen aus. Zwischen den grossen Erwachsenen konnten wir auch immer wieder Jungtiere ausmachen, die um einiges kleiner waren.
Unterwegs sahen wir zudem einzelne Vögel und Hirsche, die aber zu gut im hohen Gras getarnt waren. Die Natur bestand mehrheitlich aus diesem hohen Gras, mehreren Sümpfen und ein paar wenigen, offenen, grünen Stellen. Aus der Weite entdeckten wir zudem einzelne, allein stehende Bäume.
Beim "Arroyo Carambola" angekommen, sahen wir jede Menge weitere Wasserschweine. Dazu kamen noch am Wasser liegende Kaimane und "Sumpfhirsche" hinzu.
Wie der Name bereits ausschlaggebend, wohnen sie vorwiegend an Flussufern. Mit einer Höhe von 153 bis 195 Zentimetern ist er der grösste Hirsch Südamerikas. Die Tiere sind durch Bejagung sowie Verlust von Lebensraum und Krankheiten gefährdet.
Der "Sumpfhirsch" sowie die "Sumpfhirschkuh", die wir vom Ufer aus erblicken konnten, grasten friedlich vor sich hin. Es war so ungewohnt, diese bei uns so scheuen Tiere beobachten zu können, ohne dass sie wegrennen. Manchmal blickten sie in unsere Richtung, bewegten sich jedoch nicht hinfort.
Mit dem Bootsfahrer ging es auf den Fluss. Das Wasser war seelenruhig und wir waren weit und breit die einzigen Menschen. Der Himmel war so gut wie wolkenlos und dazu strahlend blau.
Die meisten Kaimane, zumindest die, die wir sahen, lagen auf der Sandbank des Flusses.
Kaimane sind eine Unterfamilie der Alligatoren und gehören zur Ordnung der Krokodile. Sie kommen so gut wie ausschliesslich in Südamerika vor. Bei diesen Exemplaren handelte es sich vermutlich um "Brillenkaimane". Diese werden meistens zwei Meter lang sowie 60 Kilogramm schwer.
Jedoch sind Kaimane im Gegensatz zu Krokodile scheu gegenüber Menschen. Zum einen sind wir viel grösser und zum anderen wäre das Verdauen eines Menschen zu viel Arbeit. Während der tagelangen Verdauung können sie Futter für ihre Verwandten oder andere Feinde werden. Sie würden ein zu grosses Risiko eingehen.
Während der Flussfahrt konnten wir zudem jede Menge Vogelarten und Wasserschweine beobachten. Der Jaguar liess sich leider nicht blicken. Jedoch sollte sich dies in den nächsten Jahren ändern. Die Population würde so heranwachsen, dass die Tiere nur noch bestimmte Gebiete haben. Dadurch wird es einfacher, eines der Tiere in ihrem festen Revier zu beobachten.
Einem Kaiman konnten wir sogar erfolgreich beim Fangen eines Fisches zusehen.
Als Nächstes steuerten wir ein kleines Waldgebiet an. Zu unserer Überraschung erzählte unser Guide von Affen, die in diesen Wäldern leben. Heute hatten wir leider kein Glück.
Wir brachen den Rückweg an.
Zu unserem Glück sahen wir relativ nahe an der Strasse weitere Hirsche. Wir identifizierten sie selber als "Pampashirsche". Sie sind mit einer Höhe von 75 Zentimetern und einem Gewicht von maximal 40 Kilogramm eine der zierlichsten Hirsche der Welt.
Zudem gesellte sich vermutlich ein Fuchs sowie Unmengen von Wasserschweinen dazu.
Als Abschluss gab es einen fantastischen Sonnenuntergang.
Zurück im Hotel genehmigten wir uns kurz eine Dusche. Diese war jedoch bereits von einem kleinen Frosch wie einer riesigen Heuschrecke besetzt. Freundlicherweise entfernte die Hotelbesitzerin unsere beiden neuen Mitbewohner.
Kurze Zeit später wurde uns eine Platte mit Aufschnitt sowie leckerem Brot serviert. Es gab Schinken, Salami und zwei Käsesorten. Dazu wurde uns ein Gin Tonic serviert in einem wirklich sehr grosszügigem Glas.
Die Eigentümerin setzte sich beim Essen zu uns.
Es gab noch eine letzte spannende Lektion für den heutigen Tag. Ihr war es wichtig wie auch uns auf unserer Reise, dass wir etwas über die indigene Geschichte dieses Ortes erfahren. Es gibt hier nicht nur jede Menge faszinierende Tiere, sondern auch Menschen, die vor hunderten vln Jahren hier gelebt hatten und haben.
Es handelt sich dabei um die indigene Bevölkerung "Guaraní Corrienteno". Diese sprechen eine Varietät der "Guaraní" Sprache und leben so gut wie ausschliesslich in der "Corrientes" Provinz.
Sie erzählte uns von der Geschichte der Entstehung der Welt sowie den Aufgaben der vier Götter und deren Kinder. Manche Geschichten überschnitten sich mit der christlichen Geschichte, da sich die Spanier damals etwas einmischten. Jedoch versuchen die Nachfahren nichtsdestotrotz die Geschichten wie die Sprache aufrechtzuerhalten.
In ihrer Geschichte war eine Frau sogar die Heldin. Zudem sehen sie den Menschen nicht als etwas Besseres, sondern fast sogar als etwas Unwichtiges an. Sowohl die Natur als auch die Tiere können problemlos ohne uns leben und erholen sich jedes Mal von allein nach Katastrophen.
Es gab noch eine Zeichenrunde, in der wir sieben der Gotteskinder zeichnen sollten. Für uns war es eine lustige Idee, so die Götter besser kennenzulernen und die Geschichte besser zu merken. Da es am Ende um die Erzählungen geht, die bestehen bleiben sollen.
Wir schweiften noch etwas in die politische Richtung sowie die Entwicklung des Landes ab. Eine sehr weise Frau mit sehr vielen wichtigen Gedanken war sie auf jeden Fall.
Südamerikanische Länder standen noch am Anfang ihrer Geschichte. Sie waren jung, geprägt durch Kolonisierungen und Korruption und müssen jetzt den Weg gehen, den Europa bereits vor ihrer Zeit anfing zu gehen. Dabei passieren bis heute noch gravierende Fehler in Europa, aus denen wir eigentlich bereits gelernt haben sollten.
Argentinien hat bereits mehrere grosse Schritte erreicht und muss daran bleiben. 45% der Bevölkerung leben unter der Armutsgrenze und wird jetzt auf die richtigen Entscheidungen des Präsidenten hoffen. Jedoch bestätigte sie auch, dass die Armut in Argentinien besser versteckt ist als in den Nachbarländern. Somit fällt es für Touristen weniger auf und gibt einen anderen Eindruck.
Wir bedankten uns für das sehr angenehme Gespräch und liessen uns müde ins Bett fallen.
Einnahmen: 35.00 Fr.
Ausgaben: 124.46 Fr.
- Lebensmittel: 2.33 Fr.
- Ausflüge: 122.13 Fr.
Einnahmen des Monats: 70.00 Fr.
Ausgaben des Monats: 700.57 Fr.
Verkehrsmittel: 351.97 Fr.
Übernachtungen: 199.88 Fr.
Anschaffungen: 0.96 Fr.Baca lagi






















