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  • Familienleben und Fahrt in den Süden

    January 28, 2021 in Uganda ⋅ ⛅ 31 °C

    Nach einem ausgiebigen Frühstück mit Pancakes fahren wir heute weiter Richtung Süden, wo unser erstes Tracking (Schimpansen) stattfinden soll. Unterwegs machen wir Stopp bei einer Familie, die Robert gut kennt. Seit letztem Frühjahr waren aufgrund des Corona-lockdowns keine Touristen mehr hier vorbeigekommen. Wir werden vom Hausherrn herzlich eingeladen, die Lebensgewohnheiten seiner Großfamilie kennenzulernen.

    Hier leben mehrere Generationen, Brüder und Schwestern mit vielen Kindern auf einem großen Grundstück zusammen. Der Hausherr hat zwei Frauen. Es sind etliche Hütten und auch größere Häuser zu sehen. Eine Kleinfamilie lebt unter einem Dach, bis die Kinder 12 Jahre alt sind und damit in die Pubertät kommen. Dann bauen sie ihre eigene kleine Hütte, womit auch die Privatsphäre der Eltern geschützt wird.

    Ein Sohn des Hausherrn zeigt uns eine Küche, die in einer eigenen Hütte untergebracht ist. Die Feuerstelle befindet sich außerhalb, was anders als bei den Massai im tansanischen Hochland ist. Ein Grundnahrungsmittel ist hier Maniok, aus dem die Menschen auch Mehl gewinnen. Die weißen Maniokwurzeln werden dazu in einem Mörser zerstampft und dann gesiebt. Das feine Mehl unterscheidet sich äußerlich kaum von unserem Weizenmehl. Ich bin fasziniert vom Prozess und dem Ergebnis!

    Während der Rest unserer Gruppe weitergeht und sich die anderen Hütten erklären lässt, bleiben Justina und ich bei den Kindern. Wir machen Selfies, dabei haben die Jungs großen Spaß, weil sie sich selbst sehen. Wenn ich versuche, sie direkt zu fotografieren, schrecken sie zurück.

    Dann fahren wir weiter Richtung Süden. Es wird immer grüner, große Teeplantagen breiten sich vor unseren Augen aus. Die Teepflücker werden nach Gewicht bezahlt, erklärt uns Robert. Gepflückt werden die hellen zarten Blätter. Teilweise arbeiten die Teepflücker mit großen schalenförmigen Scheren. Auf diese Weise landen jedoch auch die minderwertigeren kräftigeren Blätter im Sack. In diesen großen Säcken werden die Teeblätter dann in die Fabrik gefahren, wo die Fermentation und Verarbeitung stattfindet. Für die Teepflücker und ihre Familien gibt es eigene Dörfer.

    Das Teepflücken ist ein anstrengender und gering bezahlter Job, stundenlang der Sonne ausgesetzt, teilweise an recht steilen Hängen. Hier wird einem mal wieder krass vor Augen geführt, unter welchen Bedingungen viele der Produkte hergestellt werden, die wir so einfach und günstig im Supermarkt kaufen!

    Am späten Nachmittag kommen wir an unserer nächsten Unterkunft - dem Kibale Forest Camp, kurz “KFC” - an. Welch ein toll gelegenes Camp und ganz naturnah mit vielen Bäumen und anderen Pflanzen. Colobus-Affen und Meerkatzen springen von Ast zu Ast. Alles ist saftig grün und es duftet tropisch, wie schön!

    Beim Abendessen geht es heute etwas ernster zu. Der Besuch bei der Familie wirkt noch nach. Wir diskutieren über die Armut der Menschen hier, die mangelhafte Infrastruktur und scheinbare Ausweglosigkeit. Und den Kontrast zu dem “Luxus”, wie wir ihn hier in den Unterkünften erleben. Ja, hier treffen Gegensätze aufeinander, das ist erstmal ein Schock und erzeugt ein schlechtes Gewissen und Schuldgefühle. An diesem Abend lese ich noch in meinem Buch “ The Wonderful Wild”, ganz passend zu unserer Diskussion. Schuldgefühle bringen keinen weiter, damit schaden wir uns nur selbst. Wir sollten dankbar sein für das, was wir haben und uns leisten können. Aus dieser Dankbarkeit heraus und dem Mitgefühl für unsere Mitmenschen können wir versuchen, das zu ändern, was in unserem Einflussbereich liegt. Keiner von uns kann die ganze Welt retten.Vielleicht reicht es aber auch, wenn jeder von uns dafür sorgt, dass die Welt ein bisschen besser wird.
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