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  • Relaxen am Tiwi Beach mit Schildkröten

    February 9, 2021 in Kenya ⋅ ⛅ 28 °C

    Die ersten Tage in der Coconut Beach lodge verbringe ich einfach mit relaxen am Strand, schreiben und lesen. Es tut einfach gut, aufs Meer zu schauen, die tropische Stimmung zu genießen, barfuß zu laufen, mittags einen frischen Mangosaft zu trinken, ein erfrischendes Bad im Pool zu nehmen und am Strand entlang zu laufen...

    Hier am Strand sind „beach boys“ unterwegs, die Handgeschnitztes und Kokosnüsse und Cashew nuts verkaufen. Sie klagen darüber, dass die Touristen ausbleiben und sie kein Einkommen mehr haben. Ja, ich verstehe, das ist schwer für sie, da sie bisher vom Tourismus gelebt haben und die Einkommensmöglichkeiten hier generell sehr begrenzt sind. Ich bin immer sehr gewillt, die Menschen zu unterstützen, so wie es zu mir und meinen Möglichkeiten passt. Ich merke, dass sich bei mir Mitgefühl und auch ein schlechtes Gewissen meldet. Leider kann ich nicht alle ausbleibenden Touristen ersetzen und möchte auch nur das abkaufen, was mir wirklich gefällt. Das erkläre ich den beach boys auch. Sie sind recht penetrant, irgendwann kapieren sie es jedoch und lassen locker. Ein paar handgeschnitzte Schlüsselanhänger mit Namensgravur habe ich erstanden, das ist ein schönes Souvenir!

    Am Tiwi Beach, an dem auch die Coconut Beach lodge liegt, gehen Schildkröten an Land, um ihre Eier abzulegen. Es wurde eine sog. „Turtle Police“ ins Leben gerufen, eine ehrenamtliche Organisation, die für die Sicherheit der Schildkrötennester sorgt und dass möglichst viele kleine Schildkröten ihren Weg zurück ins Meer finden. Mehrere Nester befinden sich aktuell am Tiwi Beach. Wenn der ursprüngliche Ablageplatz zu unsicher ist, werden die Nester sorgfältig und unter möglichst unveränderten Temperatur- und sonstigen Rahmenbedingungen von der Turtle Police umgesiedelt. Regelmäßige Patrouillen sorgen dafür, dass keine Eidechsen oder sonstige Feinde die Eier ausgraben und das Nest zerstören.

    Bei einem Nest steht das Schlüpfen der Schildkröten unmittelbar bevor. Der Sand über dem Nest hat sich bereits abgesenkt, was ein Zeichen dafür ist, dass die Schildkröten sich bereits von ihren Eierschalen befreit haben und nun ihren Weg nach oben suchen. Die Reisejournalistin Chris sitzt am Dienstag den ganzen Tag am Nest, da sie das Schlüpfen auf keinen Fall verpassen möchte. Es fühlt sich an wie „das Warten aufs Christkind“. Total aufregend! Normalerweise kommen die kleinen Schildkröten bei Flut hervor, da dann der gefährliche Weg zum Wasser kürzer ist. Hier lauern zum beispiel Krabben, Vögel und große Ameisen.

    Zwischendurch organisiere ich mit Frank und dem Reiseveranstalter Diamir meine Verlängerung. Frank schlägt vor, im Anschluss an die Coconut beach lodge noch Richtung Mount Kenya zu fliegen, wo es eine weitere lodge der hiesigen Agentur und mehrere kleine unterschiedliche Nationalparks gibt (inklusive Nashörner). Das hört sich toll an! Insgesamt bleibe ich also 2,5 Wochen länger als ursprünglich geplant, wie schön. Das erste Mal in meinem Leben, dass ich eine Fernreise zwischendurch einfach verlängere, ein tolles Gefühl! Was soll ich jetzt auch im eisigen Winter und lockdown in Deutschland?

    Das Abendessen findet wieder am großen Tisch statt, es gibt ein leckeres Buffet inklusive frischer Langusten und Krebse. Robert ist ein absoluter seafood Fan, er futtert die halbe Schüssel leer, wir lachen! Dann ist plötzlich „Turtle-Alarm“! Wir lassen alles stehen und liegen und rennen den Strand hinter. Es ist allerdings Ebbe, kein guter Zeitpunkt. Ein paar wenige Schildkröten sind rausgeklettert, die allerdings etwas orientierungslos scheinen. Eine Schildkröte begleiten wir ins Meer, wie goldig. Da es stockdunkel ist und wir kein weißes Taschenlampenlicht verwenden dürfen, hilft Matthias mit seiner Tauchlampe mit Rotlicht aus.

    Die Turtle Police beschließt, die restlichen verirrten kleinen Schildkröten wieder im Sand zu vergraben und auf die nächste Flut zu warten. Puh, die ist mitten in der Nacht! Wir verabreden uns also für 2 Uhr. Im Rotlicht sehen wir die kleinen Schildkröten herumkrabbeln, total goldig! Die Kleinen haben eine unwahrscheinliche Kraft, wie sie sich ihren Weg Richtung Meer durch tiefe Fußspuren im Sand und Algen erkämpfen. Chris erklärt, dass nur rund 1 Prozent das Erwachsenenalter erreichen. Hier macht es also die schiere Anzahl aus, ein Nest besteht aus rund 100-150 Eiern.

    Man kann übrigens die männlichen und weiblichen Schildkrötenbabys an ihrer Geschwindigkeit unterscheiden. Während die Männchen schnurstracks zum Wasser marschieren, sind die Weibchen langsamer und halten öfter inne. Sie merken sich so ihren Geburtstrand mit seinem Geruch und Eigenheiten, da sie ja rund 30 Jahre später hier selbst wieder ihre Eier ablegen werden - sofern sie überleben. Absolut faszinierend, was die Natur hier eingerichtet hat. Das war ein tolles Erlebnis, das Aufstehen mitten in der Nacht hat sich gelohnt!
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