Fantastische Ausblicke ganz nah

Heute ist das Wetter fantastisch - herrlicher Sonnenschein bei relativ milden Temperaturen. Das möchte ich auf jeden Fall ausnutzen, um ein paar Stunden draußen zu sein!
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Heute ist das Wetter fantastisch - herrlicher Sonnenschein bei relativ milden Temperaturen. Das möchte ich auf jeden Fall ausnutzen, um ein paar Stunden draußen zu sein!
Ich gehe direkt von zu Hause los in Richtung Oberstedten, wo ich bislang kaum unterwegs war. Von da aus biege ich ins Feld ein - und stelle gleich fest, welch tollen Ausblick man von hier hat. Vom Bad Homburger Schloss schweift der Blick Richtung Frankfurter Skyline. In der Ferne sind die Höhenzüge von Odenwald und Spessart zu sehen. Hinter mir der Taunuskamm mit dem Feldberg. Und das alles bei blauem Himmel und Sonnenschein - Postkartenmotiv! Zwischendurch gibt es sogar blühende Pflanzen - Raps und Kornblumen etwa? Ich bin jedenfalls beeindruckt, das Ende Oktober überhaupt noch etwas blüht...
Dann schwenke ich ab Richtung Bad Homburg, wo ich durch den Schlosspark spaziere und mir dann in der Innenstadt noch ein Stück Apfelkuchen gönne.
Ja, so ist das in diesen Zeiten (und das geht wahrscheinlich vielen von uns so). Jetzt, wo wir vielfach nicht mehr weit reisen können, ist es die Gelegenheit, auch in unserer näheren Umgebung achtsam Neues zu entdecken. Der Blick wird frei für die kleinen Besonderheiten am Rande - und sei es eine Raupe, die heute langsam über meinen Weg marschiert ist und die ich vor schnellen Radfahrern hinter mir schütze. Ich möchte diese Zeit jedenfalls so gut es geht nutzen, um trotz aller Beschränkungen neue Erfahrungen zu sammeln und meine Wahrnehmung zu schärfen!Read more
Heute bin ich einfach geflasht! Die Kraniche zogen zu Tausenden über den Hochtaunuskreis Richtung Südwesten. Ihre nächste Station ist der Lac du Der in Frankreich (das hat mir Hans als großer Vogelexperte erzählt).
Heute morgen konnte ich die Trupps schon von meinem Balkon aus sehen, sozusagen vom Logenplatz aus 😊. Das ging heute den ganzen Tag so weiter, als ich mit Rita durch den Taunus zum Hünerberg gewandert bin.
Und heute nachmittag bin ich bis zum Sonnenuntergang auf meinem Balkon geblieben, um die vielen Kranich-Trupps zu beobachten. Wie auf einer Perlenschnur kam ein Trupp nach dem anderen, teilweise in großer Höhe. Einmal haben sich die Kraniche direkt über mir kreisförmig nach oben „geschraubt“. Ein gigantisches und sehr faszinierendes Naturschauspiel!
Laut „ornitho.de“ waren es fast 10.000 Kraniche, die hier heute durchgezogen sind. Ich bin sehr dankbar, dass ich das so nah miterleben durfte! 🙏🏻Read more
Heute habe ich mich mit Christel in Bad Vilbel verabredet. Es ist herrlichstes Herbstwetter - kühl, stahlblauer Himmel und Sonnenschein. Wir treffen uns an der Vilbeler Burg an der Nidda. Lange war ich nicht mehr hier. Es ist super schön, die Nidda fließt in ihrem renaturierten Flussbett, auf den Auen sind ein Storch und viele Reiher zu sehen. Auf einem Baum entdecken wir Kormorane - ein wahres Vogelparadies!
Wir spazieren entlang der Nidda, genießen die Natur, den Sonnenschein, die klare Herbstluft und gute Gespräche. Einfach wunderbar! Zwischendurch gibts Croissants, die Christel beim Dottenfelder Hof gekauft hat. Lecker! 😋 Dort kommen wir dann auch noch vorbei. Seit Udo und ich hier Mitte der 90er Jahre gelebt haben, hat sich der Hofladen immens vergrößert. Aus dem kleinen Bauernladen ist ein schöner Bio-Supermarkt geworden. Es fällt schwer, sich beim Einkaufen zurück zu halten! 😉
Dann trennen wir uns wieder, und ich spaziere noch durch die Bad Vilbeler Innenstadt. Manches erkenne ich noch wieder, Vieles ist in den letzten Jahren neu entstanden oder wurde verschönert. Besonders der neu gestaltete Platz an der Brücke mit einem schönen Café lädt zum Verweilen ein. Hier hole ich mir einen Cappuccino „to go“ und genieße nochmal den Blick auf die Nidda.
Das waren wunderschöne Stunden, die ich sehr genossen habe! Es hat sich wie Urlaub im Urlaub angefühlt, haha. Hier war ich bestimmt nicht zum letzten Mal! ☀️😊Read more
TravelerGute Idee. Da könnten Frank und ich mit den Hunden auch mal laufen. Danke für den Tip
Das sieht wirklich herrlich aus liebe Petra. Übrigens...alles Liebe und Gute zu Deinem Geburtstag. Heute war ja wieder ein herrlicher Tag und ich hoffe auch diesen konntest Du in vollen Zügen genießen. Weiterhin eine tolle Auszeit mit neuen Eindrücken. Liebe Grüße Franziska [Franziska Hartmann]
Wer hätte gedacht, dass in diesen „Corona-Zeiten“ tatsächlich eine Fernreise möglich sein könnte? Ich jedenfalls noch vor einigen Wochen nicht!
Als ich Anfang 2020 anfing, mein Sabbatical zu planen, hatte ich für den Herbst zwei Gruppen-Wüstenreisen beim Veranstalter nomad gebucht. Die Reise nach Jordanien im Oktober wurde später abgesagt. Dafür hielt der Reiseveranstalter an der Geländewagen-Expedition in den nördlichen Sudan fest, was für mich selbst eine Überraschung war!
So wird es also tatsächlich wahr, dass ich am 20.11. mit Turkish Airlines über Istanbul nach Khartoum fliege!
Die Vorbereitung der Reise in den letzten Wochen war mit einigen Hindernissen verbunden, bei denen ich immer wieder mal zweifelte, ob die Reise tatsächlich umsetzbar sein wird.
Das nach meiner Wahrnehmung größte Risiko ging von den explosionsartig steigenden Corona-Infektionszahlen und damit verbundenen Einschränkungen des öffentlichen Lebens aus. Ziemlich schnell war mir persönlich zwar klar, dass mein Ansteckungsrisiko bei dieser Reise sehr gering ist. Es ist eine reine outdoor-Reise teilweise durch Wüstengebiet mit Übernachtung in Einzelzelten. Aus Sicht des Auswärtigen Amtes ist jedoch der Sudan - wie inzwischen fast die ganze Welt - Corona-Risikogebiet. Die im Juni seitens des Auswärtigen Amtes ergangene Reisewarnung gilt damit unvermindert fort.
Eine Zeitlang war unklar, ob überhaupt und wenn ja, unter welchen Bedingungen Reisen in Risikoländer stattfinden können. Einige Länder haben ihre Grenzen zeitweise geschlossen bzw. schicken Touristen direkt in Quarantäne vor Ort. Auch der Sudan hatte seine Grenzen vorübergehend geschlossen, jedoch wurden sie relativ früh nach der ersten Ansteckungswelle wieder geöffnet. Quarantäne-Auflagen für Touristen wurden bisher nicht verfügt trotz der stark steigenden Infektionszahlen in Europa. Vermutlich ist die Anzahl von Touristen auch sehr gering. Der Luftverkehr wurde auch mit Einschränkungen wieder aufgenommen. Also von dieser Seite kein Reisehindernis in Sicht.
Auf deutscher Seite bestand für mich das Risiko vor allem in eventuellen Ausgangssperren/Quarantäne-Verpflichtung. Dass ich nach der Rückkehr aus dem Sudan einige Tage in Quarantäne bleiben muss, stört mich in meiner aktuellen arbeitsfreien Zeit nicht so sehr. Ich weiß, dass ich die Zeit gut nutzen werde mit Aufarbeitung der Reise und blog-Schreiben:):).
Aufgrund der Reisewarnung und der Pandemie-Situation stellte das Thema Reiseversicherung, vor allem Auslandskrankenversicherung, ein größeres Problem dar. Die meisten (großen) Versicherungen schließen Erkrankungen aufgrund von Pandemien bzw. Reisen in Länder mit Reisewarnung aus. Auch meine bestehende Reiseversicherung verlor damit ihre Gültigkeit. Es musste also dringend eine neue Auslandskrankenversicherung her, da diese bei Einreise in den Sudan auch gefordert wird. Glücklicherweise hatte nomad den Versicherungsmarkt daraufhin schon durchforstet und eine Versicherung empfohlen. Den richtigen Tarif zu finden, war dann noch eine Herausforderung... Wieder eine Hürde gemeistert! 😊
Zwischendurch habe ich mich noch mit outdoor Equipment eingedeckt - passender Schlafsack, Luftmatratze, Kissen und diverse Kleinigkeiten (z.B. outdoorseife). Wie kalt wird es nachts in der Wüste? Bei einer Wüstenreise ohne sanitäre Anlagen und mobilem Camp ohne Elektrizität und genereller Wasserknappheit gibt es noch ein paar Besonderheiten zu berücksichtigen, auf die man sich vorbereiten sollte ;) Da wird schon der „Toilettengang“ zum kleinen Abenteuer, haha... Und was passiert eigentlich mit Klopapier in der Wüste? 🤔
Für kleinere Überraschungseffekte sorgte dann zwischendurch noch mein Reiseveranstalter, z.B. als sich plötzlich herausstellte, dass ich zusätzlich zum Reisepreis noch 300 USD Eintrittsgelder für die archäologischen Ausgrabungsstätten in bar mitbringen muss. Da im Sudan weder EC- noch Kreditkarten akzeptiert werden, muss alles Geld Cash mitgebracht werden. Hm, soviel Bargeld hätte ich wahrscheinlich nicht mitgenommen, da es vor Ort kaum Möglichkeiten gibt, Geld auszugeben. Wäre mir dann der Eintritt vor Ort verweigert worden?
Eine sehr aufwändige und bis zum Schluss nervenaufreibende Prozedur stellte die Ausstellung des Visums dar. Hier war noch alles wie in den 70er Jahren! Antragsstellung auf Papier mit gefordertem Einladungsschreiben aus dem Sudan und inklusive Papierbestätigung meiner Überweisung der Visagebühr (trotz online-Banking und Echtzeit-Überweisung). Meine Bank hatte wegen Corona alle Stempel verbannt, auch hier war ein Workaround zu finden...
Schon beim geforderten Versand meines Passes (trotz Einschreiben) fühlte ich mich etwas unwohl. Dann hörte und las ich - NICHTS! Es gab keine Bearbeitungsbestätigung, keinen Hinweis, ob meine Unterlagen ok sind oder wann der Pass zurückgeschickt wird. Abgesehen davon, dass ich der Postbeförderung auch in diesen Corona-Zeiten voll vertrauen musste... ;) Ans Telefon geht bei der Botschaft meist niemand oder es ist besetzt, auf meine email bekam ich keine Antwort. Ommm...🧘♀️
Drei Tage vor dem Abflug lagen die Nerven bei mir blank! Die wichtigste Voraussetzung für meine Reise war noch nicht erfüllt. Mein Reiseveranstalter machte Druck. Schließlich kam an meinem Geburtstag sozusagen „auf den letzten Drücker“ mein Pass mit Visum, hurra!! Mein schönstes Geburtstagsgeschenk! Aus Versehen hatte ich jedoch ein „Transitvisum“ und kein Tourist Visa erhalten, also noch eine Schleife. Per email bekam ich dann noch eine Zusatzbestätigung, dass ich Inhaberin eines Tourist Visa bin. Puh! Mal sehen, was sie damit am Flughafen in Khartoum machen...
Letztes todo vor dem Abflug war dann noch der bei Einreise in den Sudan geforderte Corona-Test. Dieser darf weder zu spät noch zu früh erfolgen und muss selbstverständlich negativ ausfallen. Das errechnete Datum der Probenentnahme war daher - ebenfalls mein Geburtstag, haha!
Auch diese letzte Hürde habe ich erfolgreich überstanden. Jetzt kann’s wirklich losgehen und ich freue mich riesig! Unsere Kleingruppe wird aus drei alleinreisenden Frauen und dem sudanesischen Reiseleiter bestehen. Ich bin sehr gespannt auf alle neuen Erfahrungen, Erlebnisse und Begegnungen!
Vermutlich werde ich während meiner Tour durch die Wüste kaum Internetempfang haben. Ich werde mit Papier und Stift meine persönlichen Erfahrungen notieren und nach meiner Reise aufarbeiten. Eine Reise „offline“ - back to the roots, ich freue mich darauf!Read more
Thomas SeabirdDas klingt ja super spannend. Hoffentlich klappt alles in doch sehr merkwürdigen Corona Zeiten....
Ich wünsche Dir eine tolle Zeit im Sudan. Wüstenreise. Wow. Bin gespannt auf Deine Berichte... [Franziska]
Nach einer sehr bereichernden Reise mit unendlich vielen tiefen und neuen Eindrücken und Erlebnissen bin ich wieder zurück in Deutschland. Zwei Wochen waren wir ohne Internetempfang in der Wüste und nubischen Dörfern und Städten unterwegs. Es gibt unendlich viel zu erzählen! Ich habe während der Reise meine Erfahrungen und Erlebnisse „offline“ notiert. So habe ich mich entschlossen, die Reise nochmal vom Beginn an aufzuschreiben. Dabei kann ich alles nochmal erleben - wie schön!
Es geht also los mit dem Flug von Frankfurt über Istanbul nach Khartoum am 20.11....
Es ist mein erster Flug in diesem Jahr und damit auch der erste seit Ausbruch der Corona-Krise. Daher bin ich gespannter und aufgeregter als bei früheren Flugreisen. Wie wird das Erleben sein, unter den geänderten Bedingungen mal wieder am Flughafen zu sein und mit dem Flieger abzuheben?
Ich stelle im Flughafen fest, dass die Atmosphäre teilweise etwas gespenstisch ist, da ja sämtliche Cafés und Restaurants geschlossen sind. Im Vergleich zur Situation vor Corona ist der Flughafen deutlich leerer, viel weniger Menschen sind unterwegs. Die Statue von Goethe in einem geschlossenen Café trägt eine Gesichtsmaske - das finde ich amüsant! Bei der automatischen Passkontrolle steht ein Hinweis, man möge doch zur Gesichtserkennung bitte den Mundschutz abnehmen - haha, hier lache ich ebenfalls laut auf 😂. Im Flugzeug geht es weiter: Bevor bei einem Druckabfall die Sauerstoffmaske aufgesetzt wird, bitte vorher Mundschutz abnehmen !😆😷
Dann heben wir um 11.40 Uhr ab - ich freue mich riesig, mal wieder zu fliegen! Ich schaue um mich herum - die meisten Passagiere sind dunkelhäutig oder zumindest mit fremdländischen Gesichtszügen. Nach meinem Eindruck gibt es nur wenige andere Deutsche im Flieger von Turkish Airlines. Ich fühle mich als Exotin und freue mich darüber. Das Abenteuer kann beginnen!
Der Anflug auf Istanbul ist toll - ich sehe das Schwarze Meer, den Bosporus und die Stadt. Der erst im letzten Jahr eröffnete neue Istanbuler Flughafen ist riesig mit langen Laufwegen. Er erscheint recht leer - die langen breiten Gänge wirken daher auch hier etwas gespenstisch. Die Corona-Maßnahmen sind überall sichtbar - Masken, Hinweise auf Social distancing und frei zu haltende Sitzplätze, Desinfektionsmittel...
Am Gate A4c nach Khartoum sehe ich vor allem Männer unterschiedlicher Hautfarbe und ein paar Frauen mit Kopftuch. Der Sudan ist ja ein islamisches Land. Auch hier steche ich mit meiner Hautfarbe und Kleidung als Touristin eindeutig hervor! Im relativ gut besetzten Flieger ist es ebenfalls bunt - Dunkelhäutige, Frauen mit Kopftüchern und Körperbemalung. Schräg vor mir sitzt eine Frau mit feinen dekorativen Tatoos auf den Händen und goldfarbenen Armreifen - exotisch!
Die Ankunft in Khartoum ist um Mitternacht - es ist mild und ein bisschen windig. Das erinnert mich an frühere Reisen nach Afrika und Asien. „Welcome to Sudan“ steht am Flughafeneingang. Mir kommen die Tränen vor Freude. Ich freue mich riesig, hier zu sein und empfinde es aufgrund der aktuellen weltweiten Reisebeschränkungen als etwas ganz Besonderes! Bei den Kontrollen (Corona-Test, Pass, Visum) läuft alles wie am Schnürchen. Als ich meine Reisetasche vom Gepäckband nehme, ist es ein besonderer Moment. Jetzt weiß ich - die Reise kann starten, es hat alles geklappt!
Tajini von der sudanesischen Reiseagentur (eine Niederlassung der Italian Tourism Co.) holt mich am Flughafen ab. Er spricht sehr gut deutsch, obwohl er nie in Deutschland gelebt hat - ich bin beeindruckt! Wir fahren durch die milde Nacht am dunklen Nil entlang und kommen am Hotel an. Es ist das Grand Holiday Villa Hotel in der Nile Avenue, ein historisches Gebäude im Kolonialstil. Ich habe eine große Suite mit separatem Wohnzimmer und Balkon. Wow!
Nach einer kurzen Nacht treffe ich morgens meine beiden Mitreisenden Brita und Jane sowie unseren sudanesischen Reiseleiter Khalid. Brita ist 77 (!), in Gotha geboren, in Österreich aufgewachsen und in die USA ausgewandert. Sie lebt seit Jahrzehnten in den USA, hat jedoch zwischendurch auch in Trinidad gelebt mit ihrem ersten Mann. Jetzt lebt sie in Washington. Jane ist 69 und ursprünglich Neuseeländerin. Sie ist ebenfalls vor Jahrzehnten in die USA ausgewandert und lebt in Manhattan/New York. Ich bin also die einzige Deutsche und auch mit Abstand die Jüngste in unserer Reisegruppe. 😉
Brita und Jane sind beide sehr agil, äußerst reiselustig und ständig in der Welt - auch an sehr exotischen Plätzen - unterwegs. Jane hat sogar mal ein Jahr in Indien gelebt. Brita war vor kurzem in Timbuktu, das Jahr zuvor in Papua Neuginea. Sie hat keine Angst, auch in Länder mit angespannter politischer Situation zu reisen. Ihre Devise ist: Sie vertraut dem Reiseveranstalter - „if they go I go“. Ja, das kann ich für mich nachvollziehen! Später bekomme ich im Lauf unserer Sudantour immer wieder Tipps für exotische Reiseziele von den beiden, wofür ich sehr dankbar bin.
Vor dem Hotel warten unsere beiden Toyota-Geländewagen, mit denen wir nun zwei Wochen unterwegs sein werden. Die beiden Fahrer heißen Samir und Amir, unser Koch heißt Barir. Ich bin überrascht und total beeindruckt, dass solch eine große Crew für uns sorgen wird! Wir werden sehr herzlich von Khalid und dem Rest der Crew begrüßt, ich fühle mich sofort wohl! Damit ist unsere Gruppe komplett. Zu siebt werden wir also unterwegs sein: Brita, Jane, Khalid, Samir, Amir, Barir und ich. Ich freue mich riesig auf die Tour!Read more
Nach der Begrüßung brechen wir auf zu unserer Tour. Khalid hat uns eben erklärt, dass wir während der nächsten zwei Wochen „offline“ sein werden ohne Mobilfunk- und Internetempfang. Wow, in unserer modernen Welt kommt das ja nicht mehr vor und ist daher echt etwas Besonderes😊.
Da wegen Corona auch hier die Museen geschlossen sind, gibt es als Ersatzprogramm eine Nilkreuzfahrt. Das finde ich toll, da ich das Wasser und solche Flussfahrten in exotischen Ländern liebe. Die „Hafenanlage“ erinnert mich an Myanmar und den Mekong. Die Boote sehen für uns Westeuropäer sehr einfach und etwas heruntergekommen aus. Das macht mir gar nichts aus - ich weiß aus Erfahrung, das alles funktionstüchtig ist! Wir steigen mit Khalid in ein recht verrostetes Boot mit Sitzbänken auf beiden Seiten. Es ist unser Privatboot mit einer zweiköpfigen Crew!
Mit dem Bootsführer habe ich Spaß, wir lachen und schießen Fotos. Das funktioniert auch ohne Sprachkenntnisse😂. Wir fahren zum Zusammenfluss von weißem und blauem Nil. Beeindruckend, man erkennt die Farbunterschiede deutlich - den dunkleren blauen Nil und helleren milchigen weißen Nil. Ich genieße die hochsommerlichen Temperaturen, die leichte Brise und die Aussicht auf den Nil und die alte Eisenbrücke.
Nach der Nilkreuzfahrt geht’s zum Grabmal des sog. „ Mahdi“. Mahdi heißt soviel wie „Messias“. Ende des 19. Jahrhunderts führte der Mahdi den weltweit ersten erfolgreichen Aufstand gegen eine Kolonialbesatzung - damals bestehend aus Briten und Ägyptern - an. Er wird daher verehrt und aufgrund der Tatsache, dass mit ihm erstmals so etwas wie ein vereinter unabhängiger Sudan entstand. Er soll vom Propheten Mohammed abstammen, so wird es in einer Inschrift im Innern des Grabdenkmals erklärt. Das Gebäude ist beeindruckend, faszinierend ist auch die erste Begegnung mit einem islamischen Geistlichen.
Dann fahren wir weiter aus der Stadt hinaus Richtung Wüste. Das ist Afrika, wie ich es liebe - staubige Straßen, einfache Lehmhäuser, viele Menschen auf der Straße, „open air“-Obst- und Gemüseverkaufsstände - alles findet draußen statt. Ich fühle mich total an Tansania erinnert und bin glücklich!
Unterwegs kaufen wir Eis in großen Blöcken zur Kühlung. Mit einem speziellen riesigen Eisschneider wird der Block zerteilt. Toll, sowas habe ich noch nie gesehen.
In einem einfachen Restaurant am Straßenrand findet unsere erste Mittagspause statt. Wir werden von Barir fürstlich bewirtet mit verschiedenem Gemüse, Reis und Huhn. Danach trinke ich meinen ersten sudanesischen Kaffee. Er wird zubereitet wie türkischer Mokka, dann wird noch Ingwerpulver hinzugefügt. Schmeckt ungewohnt und lecker! Diesen Kaffee werde ich später noch häufiger genießen.😋
Wir fahren weiter auf der Asphaltstraße. Links und rechts ist Wüste, staubige Sträucher, Ziegen, die ersten Kamele (bzw. Dromedare), große Amphoren aus Ton, in denen Wasser aufbewahrt wird, vereinzelte Menschen sind zu Fuß unterwegs. Einfach schön, ich genieße die Weite. Bei einem Straßenhändler erstehen wir im Licht der untergehenden Sonne Wassermelonen.
Im Sonnenuntergang erreichen wir unseren ersten Zeltplatz mitten in der Wüste in den Sanddünen. Wow! Wir haben die unendliche Weite und Stille ganz für uns alleine. Hier gibt es keinerlei Platzprobleme, jede darf ihr Zelt aufbauen, wo sie möchte. Es ist nur wichtig zu wissen, wie nah der nächste geschützte „Toilettenplatz“ ist😉.
Der erste Zeltaufbau findet mit Khalids Hilfe statt. Brita, Jane und ich haben jeweils ein eigenes geräumiges Igluzelt. Der Zeltaufbau macht großen Spaß! Das Abendessen aus Barirs mobiler Küche unter dem Sternenhimmel ist total lecker! Ich erkenne den Orion, Polarstern, Kassiopeia und die Planeten Jupiter, Saturn und Mars und genieße den Anblick des weiten und sehr klaren Sternenhimmels bis zum Horizont!
Khalid zeigt uns auf seinem Handy einige seiner Kunstwerke. Er hat Kunst studiert, malt und ist Bildhauer. Sein Hauptmotiv sind Frauen - die bildet er mit den unterschiedlichsten Techniken ab. Manches erinnert mich an Picasso, sehr beeindruckend! Er hat auch bereits Ausstellungen gemacht, kann jedoch leider von der Kunst bisher nicht leben, was sein Traum wäre. Später auf der Reise erzählt er von seiner Familie, wie er mit seiner Frau und vier Kindern, Bruder und Familie und seiner Mutter zusammenlebt. Mit allen Schwierigkeiten, die ein solches Zusammenleben von vielen Menschen mit sich bringt. Es ist jedoch hier eine Selbstverständlichkeit, sich gegenseitig zu unterstützen. So unterstützt Khalid auch seinen Bruder finanziell, der keinen gut bezahlten Job wie Khalid hat.
Wie wir später erfahren, kam Khalid mehr oder weniger zufällig zu seiner Arbeit als Reiseführer. Er hat sich das Wissen im Selbststudium mit großem Engagement und Wissbegierde angeeignet. Dazu spricht er fließend englisch (die Staatsaprache ist arabisch) und italienisch. Auch deutsch kann er ziemlich gut, obwohl er insgesamt nur sechs Monate in Deutschland verbracht hat und kaum Möglichkeiten hat, die Sprache zu praktizieren.
Ich bin sehr überrascht und total beeindruckt. Khalid ist ein Mensch mit großem inneren Reichtum und Einfühlungsvermögen, er hat viel zu erzählen und ein großes Wissen. Ich bemerke schon am ersten Abend, dass wir uns glücklich schätzen können, ihn als unseren Reiseführer zu haben!Read more
Heute morgen bin ich (aus Versehen durch den Wecker) um 6 Uhr aufgewacht - pünktlich zum Sonnenaufgang! Was für ein Naturschauspiel! Der Wüstensand wird in goldenes Licht getaucht, die Sonne steigt langsam über der Wüste auf, einfach wunderschön! Hier heißt es: tief einatmen und genießen :) Ich bin einfach glücklich und dankbar, dies erleben zu dürfen! Mehr brauche ich nicht.
Dann packe ich meinen Schlafsack zusammen und räume mein Zelt aus inklusive meiner kleinen Luftmatratze und der Schlafmatte, die wir gestellt bekommen. Um 7.30 Uhr gibt es ein herrliches Frühstück mit Eieromelette, Grapefruit, Joghurt, Fladenbrot, Ziegenkäse und einer arabischen Spezialität (helva, wie ich von Jane lerne), die mir total gut schmeckt. Mit Khalid unternehmen wir einen kurzen Spaziergang und entdecken einen Skarabäus. In alten Zeiten ein heiliges Tier, das häufig mit der Sonne gezeigt wurde („Ra“).
Gegen 8.30 Uhr brechen wir auf in die Wüste - die Western Desert. Wir fahren durch das endlose Nichts - und doch gibt es hier viel zu sehen! Sanddünen, die der Wind geformt hat, Basaltfelsen als Überbleibsel ehemaliger Vulkane, Akazienbäume, kleine bodennahe Pflanzen, die der Ausgangspunkt von Dünen sind, wie uns Khalid erklärt. Immer wieder wechseln die Landschaften, mal ist es ganz flach, mal hügeliger.
Mit unseren beiden Geländewagen kurven wir hier durch im wahrsten Sinne des Wortes! Eine Piste ist nicht erkennbar. Es macht bestimmt Spaß, ohne Beachtung irgendwelcher Verkehrsregeln einfach seinem eigenen Weg ohne erkennbare Straße zu folgen! Die Geschwindigkeit wird nur von der Bodenbeschaffenheit und Leistungsfähigkeit des Allradwagens bestimmt. Ich genieße es sehr von meinem Beifahrersitz! Vor uns fährt der Wagen mit Khalid. Das sieht einfach toll aus, wie dieses einzige Auto weit und breit durch die Wüstenlandschaft fährt! Ab und zu sehen wir Kamele (eigentlich Dromedare mit einem Höcker) 🐪 meist ohne Reiter.
Dann begegnet uns ein Reiter auf einem Kamel mit einem weiteren Kamel im Schlepptau. Wir erfahren, dass er seit 5 Uhr morgen unterwegs ist und bisher ca. 35 km zurückgelegt hat. Er hat Vorräte eingekauft. Voraussichtlich wird er noch bis 23 Uhr unterwegs sein, um nach Hause zu gelangen. Ein langer Tag! Er ist ein älterer freundlich aussehender Mann mit nur noch wenigen Zähnen im Mund. Die Kamele werden unruhig, daher zieht der Mann weiter - er hat ja noch viele Stunden vor sich bis in die Nacht hinein. Es ist erstaunlich, wie sich diese Wüstenmenschen orientieren. Khalid erklärt mir, natürlich folgt er der Sonne oder nachts den Sternen - diese Menschen hätten jedoch keinerlei Angst sich zu verirren, sie reiten gemächlich ihres Weges in dem festen Wissen, irgendwann zu Hause anzukommen.
Gegen 13 Uhr kommen wir bei dem einzigen Schatten spendenden Baum weit und breit an. Gibt es hier GPS für Bäume? Ich bin wieder total erstaunt, wie unser erster Fahrer Amir diesen Baum gefunden hat. Klar, die kennen sich hier aus. Und er hat natürlich GPS. Dennoch bin ich beeindruckt!
Unter diesem wunderbaren Baum wird unser Mittagstisch aufgebaut. Es gibt wieder mal eine große Vielfalt zu essen - und das mitten in der Wüste! Was für eine tolle Stimmung, ich empfinde tiefes Glück. Ich erinnere mich an die Safaris, bei denen wir ähnliche Plätze aufgesucht haben.
Wie aus dem Nichts kommt plötzlich ein einzelner älterer Mann vom Horizont hergelaufen. Er wird von unserer Crew freundlich empfangen und bekommt auch etwas zu essen. Außerdem geben sie ihm zwei große leere Wasserkanister mit, die können diese Nomaden hier gut gebrauchen. Ich kaufe dem Mann kleine Muscheln ab, es ist mir ein Bedürfnis, auch etwas zu geben und eine Erinnerung an diese schöne Begegnung zu behalten. Mit einem großen breiten Lächeln bedankt er sich. Khalid sagt zu mir, schau, dieses große Lächeln ist sein Geschenk an Dich. Ich freue mich - Kommunikation ohne Worte.
Dann bricht der Mann wieder auf mit seinem ruhigen stetigen Gang in die Wüste in Richtung seines Dorfes. Langsam sehe ich ihn dahinziehen. Hier scheint das Leben ganz ohne Eile, jedoch stetig vorwärts zu gehen in seinem eigenen beständigen Rhythmus und einem täglich wiederkehrenden Zyklus. Alles strahlt eine gewisse Ruhe aus, die auf mich faszinierend wirkt.
Dann brechen auch wir wieder auf von diesem schönen Platz und fahren weiter durch die Wüste. Wir kommen an einem Brunnen vorbei, der aus einem tiefen Loch im Boden besteht, umrandet von Autoreifen, abgedeckt von einer mit Steinen beschwerten Plastikplane. Wow, mitten im Sand Wasser, das das Überleben der Menschen hier sichert. Jetzt wird auch klar, warum wir vorhin jemanden aus der Ferne hier laufen sahen. Eine Frau hatte Wasser geholt. Ja, die Menschen hier laufen täglich viele Kilometer, um in dieser unwirtlichen Gegend überleben zu können.
Hier in der Gegend verläuft auch der Wadi al Milk. Die Wadis waren vor langer Zeit Flüsse, sind jedoch seit langem ausgetrocknet und vom Test der Wüste nur aufgrund ihrer Form ähnlichceines Flussbetts zu erkennen. Der Wadi al Milk ist einer der größten wadis.
Gegen 16.30 Uhr kommen wir an unserem Übernachtungsplatz in den Dünen an. Wieder mal eine fantastische location! Vor einer großen Sanddüne platzieren wir unsere Zelte. Am zweiten Tag schaffe ich meinen Zeltaufbau ganz alleine - juhu! 💪 Ich sitze bis Einbruch der Dunkelheit am Rande der Düne um zu schreiben. Dann gibt es wieder ein reichhaltiges Abendessen mit Fleisch, frischen Pommes, sudanesischem Salat und Gemüse. Wir unterhalten uns noch und genießen den nächtlichen Sternenhimmel. Mars, Saturn und Jupiter sind zu sehen und auch Orion, Kassiopeia und die Pleiaden.
Da die Nacht früh hereinbricht und das „Unterhaltungsprogramm“ hier nachts begrenzt ist (haha!), verschwinden wir alle früh in unsere Zelte. Ich schreibe noch ein bisschen mit Stirnlampe im Zelt, dann mache ich es mir in meinem neuen Schlafsack gemütlich. Gute Nacht! 😴Read more
Heute morgen bin ich erneut von dem wunderschönen Sonnenaufgang in der Wüste fasziniert! Da wir sehr früh schlafen gehen (zwischen 20 und 21 Uhr), wache ich “automatisch” vor Sonnenaufgang auf 😉. Mein erstes Foto habe ich daher heute schon um 5.45 Uhr gemacht! Es ist einfach toll, diese Morgenstimmung zu genießen, wie das Licht langsam über dem Horizont erscheint und dann der gelbe Sonnenball über dem Wüstensand aufsteigt. Die Luft ist bei Sonnenaufgang noch sehr frisch. In der Nacht kühlt es in der Wüste stark ab, so dass mein warmer Daunenschlafsack mit Komforttemperatur von ca. 5 Grad auch notwendig ist!
Es gibt erneut ein fantastisches Frühstück von Barir, heute mit frischen Crèpes und Obstsalat. Die Zitrusfrüchte sind hier ein totaler Genuss, sehr saftig. Nach dem Zusammenpacken der Zelte fotografiere ich noch unser mobiles “Badezimmer”, bestehend aus Wasserkanistern und drei Aluschalen für Gesicht und Hände. Ich komme sehr gut damit zurecht! Mir hilft dabei sehr, dass ich mich wie die Asiaten und Afrikaner problemlos in die tiefe Hocke setzen kann. Zähneputzen findet einfach irgendwo im Sand statt. Und der Toilettengang hinter der nächsten Düne oder einem Felsen 😉.
Dann brechen wir mit unseren Geländewagen wieder auf in die Wüste. Ich stelle fest, dass die Wüste total abwechslungsreich ist, es wird nie langweilig. Mal ist es bis zum Horizont ganz flach, mal gibt es Hügel oder Sanddünen, mal ist es felsig, mal ausschließlich sandig, auch die Gesteinsarten wechseln zwischen Basalt, Sandstein oder auch mal Granit. Dann gibt es Bereiche mit Sträuchern und Akazien, wo der Grundwasserspiegel ausreicht. Ich kann mich jedenfalls nicht satt sehen an den Wüstenlandschaften!
Wir halten bei einem ehemaligen Fort aus dem 7. Jahrhundert v.Chr. Viel ist davon nicht übrig geblieben, wir können noch die Umrandung erkennen auf dem flachen Sandhügel. Auf den Steinen finden sich allerdings noch die Felsgravuren von damals, das ist spannend. Da kommt die Archäologin in mir durch, haha 😉. Es gibt viele regelmäßige Muster, wie ein Schachbrett. Deren genaue Bedeutung liegt noch im Dunkeln. Auf dem Hügel ist es äußerst windig! Ja, der Wind spielt generell in der Wüste eine große Rolle, wie ich auch später immer wieder feststelle. Er kommt und geht, manchmal ist er sehr stark, manchmal ist es total windstill. Auch eine neue Erfahrung!
Dann fahren wir weiter zum „Jebel Peak“. Aus der flachen Wüstenebene erhebt sich ein einzelner großer Sandsteinberg. Faszinierend! Auch hier gibt es Felsgravuren. Eine Giraffe ist erkennbar. Vor langer Zeit gab es hier eine fruchtbare Savannenlandschaft, in der auch Giraffen und sogar Elefanten unterwegs waren. Auf den Felsen unterhalb des Gipfels richtet Khalid unseren Mittagessenplatz ein, Barir tischt wieder Leckeres auf. Es ist der einzige Schattenplatz weit und breit. Gibt es etwas Schöneres, als mit dieser Aussicht auf eine faszinierende Landschaft in der Stille der Wüste ohne weitere Menschen das Mittagessen zu genießen? 😊☀️
Bevor wir weiterfahren, errichtet Khalid ein Steinmännchen, da kommt der Künstler in ihm durch.
Unterwegs stoßen wir auf versteinertes Holz. Das ist wirklich erstaunlich, es sieht wirklich aus wie Holz. Erst wenn man ganz nahe drangeht und die „ Baumstämme“ oder „ Äste“ berührt, stellt sich heraus, dass sie aus hartem Stein sind. In dieser Gegend gibt es überall Minidünen, die gerade im entstehen sind. Ausgangspunkt sind kleine Bodenpflanzen, an denen sich der Sand „staut“. Teilweise ist der Boden auch bedeckt von schwarzen Basaltstücken oder die Sanddünen haben schwarze Basalt“gipfel“. Auch hier wieder große Vielfalt der Landschaften!
Wir erreichen wieder einen schönen Übernachtungsplatz in den Sanddünen - herrlich! Der Zeltaufbau klappt inzwischen wie am Schnürchen. Eine meiner Zeltstangen hat allerdings gelitten - ich habe es geschafft, sie zu verbiegen, so dass mein Zelt nicht mehr ganz symmetrisch aussieht 😂. Da es heute abend relativ windstill ist, sitze ich etwas länger draußen und hole auch meine beiden mitgebrachten Kerzen raus. Das gibt doch eine schönere Stimmung als die gleißend helle Lampe am Auto.Read more
Ein erneut fantastischer Sonnenaufgang über der Wüste! Ich bin jedesmal von neuem fasziniert und genieße es daher sogar, um 6 Uhr aufzustehen;)! Nach der inzwischen zur schönen Gewohnheit gewordenen „Katzenwäsche“ an unseren drei Blechschalen und einem leckeren Frühstück in der Morgensonne brechen wir zum nahegelegenen Dorf auf.
Das erste Mal nach zwei Tagen sehen wir wieder menschliche feste Behausungen;) ! Sie sind aus Lehm von Hand errichtet. Schicht für Schicht wurden die kleinen Häuser und Ställe aufgebaut, man erkennt die einzelnen Schichten gut anhand horizontaler Linien. Die Dächer bestehen aus Palmwedeln. Türen und Fenster wurden teilweise kunstvoll bemalt. Es gibt auch einige Brunnen.
Leider wurde das Dorf offenbar vor kurzem verlassen. Khalid kann auch nicht erklären, wann und warum, da wir ja die einzigen Touristen in dieser Saison sind und er auch länger nicht hier war. Ich finde es dennoch interessant zu sehen, wie Menschen hier leben.
Dann fahren wir weiter zur Stadt Dongola, wo unsere Crew die Vorräte auffüllen möchte. Dongola ist die bedeutendste Stadt nördlich von Khartoum mit rund 200.000 Einwohnern. Wir haben hier „leisure time“ zum Erkunden des quirligen Marktlebens. An diesem Tag habe ich ein T-Shirt mit sehr kurzen Ärmeln an. Da fühle ich mich etwas unwohl angesichts all der Frauen mit langen Gewändern und Kopftüchern. Ich schlinge also das schöne Tuch um Kopf und Schultern, das mir Birgit zum Geburtstag geschenkt hat. Jetzt fühle ich mich „richtig“ angezogen :).
Es ist wirklich viel los in den staubigen Straßen! Tuktuks, Autos, Menschen überall. Spezielle Fußgängerüberwege gibt es keine, wie Khalid uns erklärt, da heißt es einfach aufpassen beim Überqueren. Verkehrsregeln sind für uns Westeuropäer nicht erkennbar;). Es ist ein großer Straßenmarkt, überall wird etwas verkauft - Spielzeug, Teppiche, Obst und Gemüse aller Art, Gewürze, Haushaltsgegenstände undundund...
Fotografieren ist generell schwierig hier, vor allem Frauen. Ich wage es daher nicht, einfach so drauflos zu „knipsen“ auf der Straße. Brita und ich bleiben jedoch immer wieder stehen und fragen einzelne Verkäufer oder Mütter mit ihren Kindern, ob wir sie fotografieren dürfen. Brita ist generell sehr an Menschen und ihrer Lebensweise interessiert. Mit ihrem Charme schafft sie es häufig, schöne Porträtaufnahmen zu ergattern. Die Menschen hier sind erstaunlich offen und schenken uns auch auf unsere Nachfrage häufig ein Lächeln. Ich war diesbezüglich vorher unsicher, da ich aufgrund der islamisch geprägten Kultur größere Zurückhaltung bei den Menschen erwartet hatte. Meine Zweifel waren unbegründet, wie sich hier hieraus stellt!
Die Männer posieren meist gerne hinter oder neben ihren Ständen. Mir gelingt eine unerwartete Aufnahme an einem Gemüsestand. Ich möchte den Verkäufer mit seinen bunten Früchten fotografieren. Als ich das Foto später anschaue, entdecke ich im Hintergrund eine Frau, die offen in die Kamera lächelt. Darüber bin ich glücklich, da dies selten vorkommt und daher etwas Besonderes ist, wie Khalid bestätigt.
An einem Stand bekommen wir leckeren Kaffee mit Ingwer und Tee mit frischer Minze. Davor hatte ich süße orientalische Gebäckstücke gekauft - ich möchte soviel wie möglich probieren!
Dann biegen wir wieder in die Wüste ab. Wir machen Mittagspause an einem wunderschönen Platz im Sand mit vereinzelten Büschen, kleinen Bäumen und Palmen. Als wir dort sitzen, kommen zwei junge Frauen vorbei, eine trägt ein kleines Kind im Arm. Ich finde es immer wieder erstaunlich, woher Menschen in dieser Wüstengegend ohne erkennbare Straßen oder Wege, einfach querfeldein, kommen! Wir fahren in die goldene Abendsonne hinein und kommen schließlich an unserem Übernachtungsplatz zwischen Granitfelsen und Sanddünen an. Beim Zeltaufbau sind wir inzwischen recht flink!
Nach dem wie immer reichhaltigen Abendessen unterhalten Jane und ich uns noch mit Khalid. Er erzählt sehr interessant und anschaulich von seinem Privatleben in einer Art Großfamilie mit seinem Bruder mit insgesamt 8 Kindern und all den damit einhergehenden Herausforderungen. Und er erzählt auch davon, wie sich das politische System im Sudan seit Ende der 80er Jahre verändert hat und viele soziale Errungenschaften zunichte gemacht wurden bzw. sich Rahmenbedingungen für die allgemeine Bevölkerung verschlechtert haben. Beispielsweise wurde das öffentliche Schulwesen stark vernachlässigt, so dass eine enorme Kluft zwischen der Qualität der privaten und öffentlichen Schulen entstanden ist. Auch er schickt - sozusagen gezwungenermaßen - seine Kinder in die Privatschule.
Wie die meisten Menschen hier - und unsere ganze Crew - ist Khalid Muslim und folgt den Regeln, die Teil des Islam sind. Dazu gehört z.B. das tägliche Gebet. Khalid erklärt uns, dass die Regeln nicht streng befolgt werden müssen, sondern entsprechend der Bedürfnislage angepasst werden können. Für jemanden wie ihn, der unterwegs ist, können z.B. die fünf täglichen Gebete auf zwei reduziert werden.
Die Unterhaltungen mit Khalid sind immer sehr interessant. Er ist sehr gebildet, kennt sich in Geschichte und Politik gut aus. Außerdem ist er ein äußerst angenehmer und empathischer Mensch, der viel über das Leben und die Menschen nachdenkt. Darüber hinaus ist er ja Künstler. Immer wieder malt er für uns etwas zur Erklärung und Veranschaulichung in den Sand wie zum Beispiel Wandmalereien oder auch Landkarten, um den aktuellen Standort zu erklären. Wir profitieren also in vielerlei Hinsicht!Read more
Heute morgen habe ich aus meinem Zelt den Sonnenaufgang fotografiert. Wie schön ist das, quasi vom „Bett“ in den Sonnenaufgang in einer faszinierenden Landschaft zu schauen!
Die Fahrt geht weiter Richtung Norden und damit Ägypten. Heute erreichen wir auf der Fahrt das erste Mal wieder eine Asphaltstraße. Hier ist allerdings kaum was los, es sind nur wenige Fahrzeuge unterwegs. Dann zweigen wir ab Richtung Nil. Wow, das erste Mal seit Khartoum wieder fließendes Wasser! Wir besichtigen ein Fort der Ottomanen oberhalb des Nils. Was für eine tolle Lage! Es ist verständlich, dass hier eine Festung gebaut wurde. Der Blick schweift weit über den Nil.
Am Nilufer befindet sich ein Palmenhain. Hier wird mir sehr deutlich bewusst, dass der Nil tatsächlich die Lebensader für die Bevölkerung hier ist. Das berührt mich sehr! Links und rechts des Nils ist Wüste. Ohne den Nil mit seinen saisonalen Überschwemmungen könnte in dieser Gegend wohl niemand überleben. Unterhalb in Ufernähe sehen wir einen Bauern, der Viehfutter (Alfalfa) mit seiner Axt und Werkzeug in einem Bündel zusammenschnürt. Dafür benutzt er festes Schilfgras. Er lädt uns ein zum Frühstück bzw. Kaffee. Wow, was für eine Gastfreundschaft! Wir sind ja Fremde, dazu noch Ausländer, und er lädt uns einfach ein. Das wäre in Deutschland nicht vorstellbar. Wieder bin ich sehr berührt. Da wir noch eine Fahrt vor uns haben, können wir die freundliche Einladung leider nicht annehmen.
Wir fahren weiter nach Norden Richtung Ägypten. Hier sind LKW‘s unterwegs. Links und rechts der Asphaltstraße sind immer wieder Goldsucher zu sehen. Davon gibt es viele! Hier im Sudan ist viel Gold im Erdreich zu finden. Da, wo es sich für große Firmen lohnt, werden Bagger und professionelle Ausrüstung eingesetzt. Ansonsten sind viele einzelne Menschen mit Metalldetektoren zu sehen. Meistens leihen sie diese und laufen damit durchs Gelände. Wie wir von Khalid erfahren, wird der Erlös eines Goldfunds in drei Teile geteilt: Ein Drittel für den Finder, ein Drittel für den Vermieter des Metalldetektors und ein Drittel für den Autovermieter. Damit kann sich glücklich schätzen, wer sich selbst ein Auto oder einen Metalldetektor
leisten kann!
Am frühen Nachmittag kommen wir an einem nubischen Gasthaus bei Soleb an. Das Gasthaus vermietet Zimmer, heute werden wir hier übernachten. Das erste Mal wieder in einem - wenn auch sehr einfachen - Bett schlafen! Und Haare waschen in einer einfachen „Dusche“. Die „ Dusche“ besteht aus einem großen Wasserfass in einem abgeschlossenen kleinen Räumchen. Das Wasser wird mit einer Schale geschöpft und über den Körper gegossen. Funktioniert ganz prima! Es ist herrlich, sich mal wieder von Kopf bis Fuß mit - wenngleich kaltem - Wasser zu übergießen. Ich fühle mich danach total erfrischt! In der Sonne trocknen die Haare ganz schnell. 😊
Hinter dem Haus ist der Ziegenstall, ein von trockenem Gestrüpp eingezäuntes Areal im Freien. In der Nähe toben Kinder. Brita bringt ihre mitgebrachten bunten Luftballons. Wir haben großen Spaß zusammen! Dann suche ich mit Khalids Einverständnis den Raum auf, in dem sich die Frauen des Hauses gerade versammelt haben - eine sehr intime Atmosphäre. Eine Frau hat vor kurzem ein Baby bekommen und wechselt gerade die Windeln. Ich komme mir wie ein Eindringling in die Privatsphäre vor, die Frauen freuen sich jedoch und sind offen. Wie ich später erfahre, handelt es sich um die Frau des Eigentümers, die Tochter, Schwiegertöchter, 6-7 Frauen sind hier. Ich habe kleine Cremes und Seifen als Gastgeschenke aus Deutschland mitgebracht, diese verteile ich nun hier an die Frauen.
Der Eigentümer des Gasthauses, ein alter Mann, gibt mir mit Zeichensprache zu verstehen, dass ich ihm folgen soll. Er führt mich in ein großes Doppelzimmer, dorthin soll ich umziehen. Zuerst hatte ich ein recht kleines Räumchen zugewiesen bekommen. Wow, jetzt habe ich ein großes Zimmer mit viel Platz, wie schön! Alles ist einfach, die Betten bestehen aus Metallgestellen mit Schaumstoffmatratzen, die auf Schnüren liegen. Mir kommt es nach den Zeltnächten recht luxuriös vor. Meine Metalltür lässt sich nicht schließen - egal, hier wird schon niemand nachts reinkommen.
Zum Sonnenuntergang spazieren wir mit Khalid zum nahegelegenen Tempel von Soleb. Ein erstes archäologisches Highlight! Der Tempel sieht schon aus der Ferne faszinierend aus und erinnert mich an die griechischen Tempel in Agrigento/Sizilien. Bei näherem Hinsehen entdecken wir jedoch Hieroglyphen und ägyptische Symbole. Es ist der Tempel des Amunhoteb III. Er stammt aus der Zeit, als Ägypten Nubien besetzt hatte, ca. 1.350 v.Chr. Damals war Ägypten ein großes Reich mit Ausdehnung weit bis in den heutigen Sudan hinein.
Khalid zeigt uns drei wichtige königliche Symbole auf den herabgestürzten Steinblöcken: Das Rückgrat als Symbol von Stabilität, ein Zepter als Symbol für Macht und das Symbol für Leben („anch“). Es macht Spaß, in der untergehenden Sonne zwischen den mächtigen Säulen und Steinblöcken der Tempelruine herumzulaufen und zu fotografieren! Wir erfahren, dass hier immer noch Archäologen zu Gange sind, allerdings haben sie ihre Arbeit wegen Corona unterbrochen. Hier gibt es nach wie vor viel zu erforschen und auszugraben, spannend!
Wir sind aktuell die einzigen Touristen hier in der Gegend, das ist außergewöhnlich und dem Virus geschuldet. Für uns ist es ein Glücksfall! Wir genießen jedenfalls den schönen Sonnenuntergang und das gemütliche Abendessen und die Ruhe im nubischen Haus ohne andere Gäste. 😊Read more