Satellit
Visa på kartan
  • Dag 28

    Ein letztes Mal Santiago

    2 mars, Chile ⋅ ⛅ 29 °C

    Das ist schon ein komisches Gefühl in einem Hotelzimmer aufzuwachen und zu wissen, dass dies die letzte Nacht war. Aber es nützte ja nix.
    Das Gute war, es war noch ein ganzer Tag übrig, das Gepäck konnte untergestellt werden, denn der Flug ging ja erst des Nachts.
    Also wurde sich das Hotelfrühstück gegönnt und dann war der Plan noch einmal rumlaufen und das Ambiente aufsaugen.
    Mein TourGuide vom Beginn der Reise hatte noch das neue Trendviertel Yungay empfohlen, in dem sogar 'el presidente' lebt (dies haben wir dann auch bemerkt, als wir später aus Versehen in seine Straße gelaufen sind und der Wachmann in seinem kleinen Kasten sich erhob - aber schöne Straße, das muss man ihm lassen).
    Das Barrio Yungay zählt zu den traditionsreichsten Vierteln Santiagos und ist eines der ersten Wohngebiete der Stadt, das nach dem Bau des Stadtzentrums Santiago Centro errichtet wurde. Und das sieht man auch. Alles ist sehr herrschaftlich, natürlich großartig bunt und viel Putz ist da im Laufe der Jahre von der Wand gefallen. Aber dies schafft wirklich ein wunderbaren Charme. Die Mauern sind sehr niedrig und das macht es so dörflich-gemütlich. Und diese eine kleine bunten Gasse mit den Palmen - das ist ja nun wirklich die schönste Gasse, die ich je gesehen habe...
    Einen Abstecher in den Parque Quinta Normal haben wir eingeschoben, denn 'kein Ausflug nach Yungay ohne diesen grandiosen Park mit seiner Flora- und Fauna-Vielfalt zu besuchen' (wobei wir das jetzt ehrlicherweise nicht so verstanden haben, das Adjektiv 'normal' fanden wir ganz zu Recht für diese Parkbezeichnung ausgewählt). Aber egal, hatten wir das auch gesehen.
    Das tat wirklich so gut in diesem wirklich ruhigen und so hübschen Viertel umherzuschreiten und noch ein letztes Mal dem Foto-Otto-Dasein zu frönen. Wie sagt man so schön "Gut, dass wir das gemacht haben!"
    Dann einfach wieder zurück und eine Cola rein tun. Irgendwie waren wir schon richtig durchgespielt und das Abschiedsgefühl machte sich auch bemerkbar. Also half ja nix, rauslaufen die ganze Chose. Ziel vor Augen (Eis, Eis, Eis aus dieser fantastischen Eisdiele, die uns ja schon gestern die Laune nach oben hat steigen lassen), los!
    Und auch der Rückweg war wunderbar. Inklusive wieder spontan entdeckten schönen und nicht schönen Ecken.
    Aber anschließend war klar, irgendwie hat Santiago alles, was gefällt. Jetzt wäre man gerne nochmal Anfang 20 und hätte ein Erasmus-Studienjahr hier vor sich. Diese Stadt hat mich wirklich so gecatcht. Hier muss ich noch einmal hin. Eines Tages, irgendwann und wenn ich wie die Kanada-Ladies Chile nochmal mit 80 bereise.
    Zurück in unserem Viertel wurde das Eis zelebriert und dann wusste und konnte niemand von uns mehr so recht weiter. Also erstmal Kaffee trinken. Gehen und noch mehr laufen war ausgeschlossen und so haben wir den späten Nachmittag damit verbracht bescheuerte Smalltalk Fragen, die das Internet feilgeboten hat, zu beantworten, Leute zu beobachten und das Viertel zu genießen, halt so lange bis der Hunger kam (noch einmal Tapas bitte alles mit allem) und der Trost-Mojito dabei genossen wurde. 'Time goes by' und manchmal eben nicht so 'slowly'. Wir wussten ja das dies passiert. Also Pflaster-Methode. Schnell ins Hotel, Rucksack auf, rein ins Uber und den Funktionier-Hebel umlegen - Alles andere sehen wir dann.
    Beim Start im Flugzeug hat sich dieser Hebel aber schlagartig gelöst und die Tränen liefen. Da war auch wirklich nichts zu machen. Diese Südamerika-Reise war unfassbar und hat alle leisen Erwartungen massiv übertroffen. Unfassbar dankbar und direkt mit Südamerika-Fernweh in den Venen (das wird wohl bleiben) hat sich der Hebel dann aber allmählich wieder mittig ausgerichtet. Diese herrlichen, beeindruckenden, überwaltigenden, schönen, imposanten, wundervollen, zauberhaften, einmaligen und natürlich interessanten Erfahrungen nimmt mir ja nun wahrlich keiner mehr. Danke Chile!
    Läs mer