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  • Day 3

    Carly und die Moschee

    February 6, 2019 in Hong Kong ⋅ ⛅ 24 °C

    Zurück in der "normalen" Welt streifen wir durch die Viertel, die wir gestern per Bus sahen. Als wir uns durch das Gedränge eines Straßenmarkts schieben, ertönen plötzlich Schreie: Razzia! Uniformierte Beamte des Ordnungsamts machen Jagd auf illegale Händler. Laut Carly stören die Straßen-Märkte niemanden, ganz im Gegenteil, wie das Gedränge zeigt. Aber die Staatsmacht möchte sich als solche zeigen. Genauso wird es den lizensierten, festen Straßenständen ergehen: die Lizenzen sind an die Person gebunden und nicht vererbbar. In zwanzig Jahren wird es nur noch anonyme Shopping Malls geben, es sei denn, die Regierung begreift, dass dieses bunte Straßenleben ein Teil der Identität und kein unerwünschter Schmutz ist. In Deutschland hat man nach dem Krieg auch vieles abgeräumt und erst später begriffen, welche Bedeutung das "Alte" hat. In Frankfurt kann man die Rekonstruktion der Vergangenheit besichtigen. Stichwort: "Neue Altstadt", ein Widerspruch in sich.

    Nach einer Weile stehen wir vor einer Moschee und werden hereingebeten. Aber vorher Schuhe aus! Ein freundlicher Mann erklärt uns die Moschee, die Bauweise und die Riten, und dass die Propheten eigentlich zu allen Menschen sprechen, nicht nur zu Moslems. Er hat viel zu erzählen und freut sich, dass jemand zuhört. Mit einer kleinen Spende für die Moschee verabschieden wir uns.

    Durch ganz Hongkong Island führt eine Straßenbahn, auf der lustige, kleine, aber hohe Doppeldeckerbahnen fahren. Per Volksabstimmung hat die Bevölkerung durchgesetzt, dass die Bahn auch nach Bau der der parallelen U-Bahn erhalten blieb. Die Fahrt über die gesamte Insel kostet 26 ct, dauert aber wesentlich länger als mit der U-Bahn, die dafür teurer ist. Im Gedränge der City könnte man bequem nebenher laufen. In den Außenbezirken wird sie schneller.

    Vor der Fahrt verabschieden wir uns von Carly. Sie hat es gut gemacht und vieles erklärt, was dem normalen Touristen verborgen bleibt. Z. B. die Autos mit doppelten Nummernschildern, einem für Hongkong und einem für China. Oder die Boxen mit guten Wünschen, die an vielen Geschäften hängen. Die vielen philippinischen und indonesischen Hausmädchen, die heute alle frei haben und die Stadt und die Parks fluten.

    Die Straßenbahn zockelt uns gemütlich nach North Point zum Hotel. Kurz vor dem Aussteigen spricht uns ein Paar aus Shanghai an, die sich offenbar freuen, Europäer zu treffen. Die kurze Konversation ist holprig, aber herzlich - die kleinen Begegnungen, die das Reisen reizvoll machen.

    Ansonsten ist Hongkong eher kein Land des Lächelns. Alles ok, geschäftsmäßig, korrekt, aber selten freundlich, Carly mal ausgenommen. Eine Tür aufhalten, ein Lächeln, wenn man jemand vorlässt - eher nicht. Jetzt, als wir dies schreiben, sind wir erst 30 Minuten in Thailand und haben schon am Flughafen mehr Freundlichkeit erlebt als in den zwei Tagen Hongkong.

    Beim Aussteigen aus der Straßenbahn merken wir, dass die ganze Gegend um das Hotel inzwischen ein einziger Straßenmarkt ist, bunt, laut und voller Gerüche, nicht immer angenehm.

    Kurz die Füße hochlegen, duschen und ab geht's zum Abendessen + Feuerwerk.
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