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  • Day 3

    Von Süderlügum nach Harrislee

    March 3, 2023 in Germany

    Ich wache gegen 5 auf und schaffe es noch eine halbe Stunde liegenzubleiben. Die Nacht im Shelter war ok, hab das Zelt gar nicht rausholen müssen. Der Schlafsack hat die leichten Minusgrade auch ohne Zelt gut ausgeglichen. Ich friere aber schnell, als ich rauskrieche und mich anziehe. Also schnell die Sachen gepackt, eine halbe Stunde dauert es schon. Frühstück wird auf später verschoben. Aber soll ich den großen Spaten an der Seite benutzen? Ich überlege hin und her und beschließe, dass es so ar*kalt ist dass mir selbiger dabei abfrieren könnte. Also wird das auch auf später verschoben.

    Im Taschenlampenlicht schaue ich mir noch das Gelände des Jugendwaldheims an, tolle Grillhütte haben die. Dann geht es durch den Wald und in ein naturgeschütztes Moorgebiet weiter. Die Vögel werden auch endlich wach und begrüßen mich. Langsam wird es heller. Es ist komplett bewölkt.

    Dann geht's an Westre vorbei an einer Biogasanlage vom Agrar Service Heschke in Richtung Ladelund. Am Agrarservice fährt gerade ein Trecker vor, dessen Fahrer mich freundlich grüßt und nach dem Wohin fragt. Ich erzähle kurz. Dann kommt bald der Weg des Gedenkens an die KZ- Außenstelle Ladelund. Interessant und eindrucksvoll gestaltet. An dessen Ende ist die Petrikirche, wo die hier in nur sechs Wochen gestorbenen ca. 300 Häftlinge begraben sind und ein kleines Museum ist. Das macht eigentlich erst um 10 auf, aber die Tür ist offen. Eine Dame erlaubt mir, mich schon umzusehen und erzählt von den Erfahrungen ihrer Mutter. Die hat hier die täglichen Begräbnisse erlebt und später auch die schwierige Versöhnung mit den hauptsächlich holländischen Angehörigen. Ich benutze die geräumige Toilette, the trail provides 🙂, damit und mit Frühstück und Kaffee beim Edeka in Ladelund.

    Dort schau ich kurz in die lokale Wochenschau. Und was sehe ich da, ein Bild des Treckerfahrers von eben. Fast drei Seiten sind ihm und seiner Firma anläßlich des zehnten Firmenjubiläums gewidmet. Heschke macht auch Knicke. Knicke sind dichte Hecken, die entstehen, wenn alle paar Jahre die Triebe nach unten geknickt und in die Erde gesteckt oder verflochten werden. Sie begrenzen Felder und Territorien. Oder haben das mal. Als es noch kleine Felder und Handarbeit gab. Jetzt gibt's große Felder, Windkraft- und Biogasanlagen und kaum noch Knicke. Gut für den Bauern, schlecht für Insekten und Vögel. Der Fortschritt eben, oder was man so nennt.

    Am Ortsausgang treffe ich noch ein paar Schafe und Schäfchen, die mich lautstark begrüßen. Klingt wie Moin, ich grüße zurück.

    Weiter geht's nach Wesby, wo ich in der Hütte am Teich mein Mittag verspeise. Eine Infotafel klärt über die vielen platten und hohen dänischen und deutschen Dialekte auf, die hier gesprochen werden. Oder wurden. Interessant. Hinter der Hütte ist eine große Krokuswiese. Schön.

    Für den Kaffee werde ich gleich einen kleinen Umweg nach Medelby laufen. Da gibt's auch eine Kirche. Die ist schön weiß und alt und zu. Ab Ostern ist sie auf. Und die Windmühle Vanessa ist auch zu sehen. Hat auch Charme, wenn sie auch nicht so groß und laut ist wie die vielen Windräder. Jetzt kommt auch ab und zu mal kurz die Sonne raus.

    Nach dem Kaffee geht es weiter nach Jardelund. Bald danach ist die 100 Kilometer-Marke erreicht. Ich führe einen dezenten Freudentanz auf, nehme den imaginierten Applaus entgegen, und, wie es Robin vorgemacht hat, genehmige mir einen Kurzen.

    Gut so, denn gleich kommt das schlimmste Stück Straße an der Grenzstraße lang. Man hat wenig Platz zum Ausweichen. Irgendwann ist auch das geschafft. Es kommt noch ein kleines Stück direkt an der Grenze entlang und der Kiosk in Ellund, der eine Packung Kartoffelecken auswirft. Das tut gut. Dann noch die Autobahn queren, und dann bin ich gleich an dem nächsten Zeltplatz von Wildes Holstein.

    Denke ich. Die Sonne geht gerade unter. Nach einem Kilometer wundere ich mich. Wo isser denn? Blick auf die Karte, das GPS spinnt. Ist woanders. Gehe noch ein Stück. Das GPS kommt mit. Woanders. Verdächtig. Also den Kilometer zurück und den richtigen Weg genommen. Das NST-Zeichen zeigt auch den richtigen Weg. Blöd.

    Als ich am Platz ankomme ist die Dämmerung schon fortgeschritten. Aber der Zeltaufbau klappt, ich schreibe noch den Footprint, dann ab in den Schlafsack. Es wird schon wieder kalt.

    Gute Nacht!
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