Mit dem Rad über die Anden

November 2017 - January 2018
A 71-day adventure by Hannes Read more
  • 67footprints
  • 3countries
  • 71days
  • 294photos
  • 3videos
  • 2.7kkilometers
  • Day 1

    Buenos Aires

    November 11, 2017 in Argentina ⋅ ☀️ 23 °C

    Von Frankfurt bis Buenos Aires läuft alles wie geschmiert, mein Rad kommt unversehrt vom Gepäckband und um 10 Uhr morgens stehe ich mit meinem zusammengebauten Rad bei 25 °C vor dem Flughafen und fahre einfach mal los. Wie sich herausstellt, muss ich noch 40 Kilometer fahren um die Innenstadt von Buenos Aires zu erreichen. Dabei fahre ich durch überwiegend ärmliche Vororte und erlebe zum ersten Mal den relativ kompromisslosen argentinischen Verkehr. Dennoch fühle ich mich nicht unsicher auf den Straßen, es ist im Gegenteil relativ einfach sich seinen Weg mit dem Rad zu bahnen.

    Im Stadtteil Recoleta nehme ich mir ein Hostel, dort werde ich dankbarerweise bilingual empfangen. Im 10-Betten-Schlafsaal komme ich direkt mit meinem Bett-Nachbarn Esteban ins Gespräch, der Matrose auf einem Frachter ist und gerade auf Fortbildung in Buenos Aires weilt. Eigentlich kommt er aus Corrientes, das im Norden von Argentinien liegt. Zusammen gehen wir abends für Pizza und Bier in eine Bar. Am nächsten Tag lernen wir im Hostel eine Gruppe Kolumbianerinnen kennen. Zusammen verbringen wir einige Tage hier und erkunden gemeinsam die Stadt.

    Nach 5 Tagen entschließe ich mich, mit dem Bus die argentinische Pampa zu überqueren und nach Córdoba zu fahren. Gar kein leichtes Unterfangen, wenn keine Busgesellschaft willens ist, mein Rad ohne weiteres mitzunehmen. Schweren Herzens überlasse ich es am Ende einer Spedition und muss dafür 600 Pesos extra zahlen.
    Read more

  • Day 6

    Córdoba

    November 16, 2017 in Argentina ⋅ ☀️ 27 °C

    Nach einer Nachtfahrt über die argentinische Prärie komme ich morgens in Córdoba an. Schon um 10 Uhr morgens herrscht hier eine Affenhitze. Mein Rad, das ich bereits vorgestern bei der Spedition in Buenos Aires abgegeben habe, ist leider noch nicht da ("mañana"). Kein Problem, ich suche mir erstmal schnell ein Hostel, um der unbarmherzigen Sonne zu entkommen.

    Schnell lerne ich Francisco, Octavio, Gabriel und einige andere kennen, Argentinier, die derzeit in Córdoba sind, um sich Arbeit zu suchen. Gemeinsam verbringen den ein oder anderen gemütlichen Abend im Innenhof bei Gitarre, Bier und selbstgemachten Burgern. Nach drei Tagen Warten ist dann auch endlich mein Rad angekommen. Danach kann ich auch nicht mehr lange stillhalten und mache mich auf den Weg nach Norden.
    Read more

  • Day 8

    Von einer Tankstelle in Avellaneda

    November 18, 2017 in Argentina ⋅ ⛅ 33 °C

    Bei angenehm milden Temperaturen starte ich in Córdoba mit dem Rad. Endlich geht es los! Ich muss mich erst einmal an den relativ starken Verkehr und an die rabiaten LKW gewöhnen. Ein, zwei Mal werde ich quasi von der Straße gehupt. Bei meinem ersten Halt in Jesus Maria geht mein Pausen-Sandwich in einem Café direkt aufs Haus, nachdem ich erzähle, was ich vorhabe. Ich bin begeistert von dieser direkten Freundlichkeit!

    In der Hoffnung auf weniger Verkehr biege ich nach einigen Kilometern von der Ruta 9 auf die Ruta 60 gen Westen ab - leider vergeblich. Ich habe offensichtlich die Hauptroute für Tanklaster erwischt. Mist. Gegen späten Nachmittag schaue ich mich langsam nach einer Übernachtungsmöglichkeit um. Da weit und breit kein Ort auf der Karte und neben der Straße nur eingezäunte Steppe zu sehen ist, klopfe ich bei einer Farm an, um zu fragen, ob ich mein Zelt aufbauen kann. Leider ist niemand zu Hause. Ich fahre weiter bis zum nächsten Dorf und entdecke eine Tankstelle. Da ich kurz vorher erfahren hab, dass Tankstellen in Argentinien häufig für Trucker kostenlose Übernachtungsmöglichkeiten anbieten, frage ich dort nach - und habe Glück! Nicolas, der Besitzer der Tankstelle, erlaubt mir mein Zelt neben seiner Tankstelle aufzubauen. Toiletten und Duschen gibt es ebenfalls. Darüber hinaus gibt er mir einen kleinen Geschichts-Exkurs über Südamerika und erklärt mir, welche Bedeutung seine Tankstelle für die Menschen in der Gegend hat. Er ist ein sehr fröhlicher und netter Kerl, der immer einen Witz auf den Lippen hat.
    Read more

  • Day 9

    Bei 40°C durch die Steppe

    November 19, 2017 in Argentina ⋅ ☀️ 27 °C

    Nachdem ich mich von Nicolas und seinen Angestellten verabschiedet habe (nicht ohne vorher noch zahlreiche gemeinsame Selfies in verschiedensten Lagen zu machen), fahre ich wieder hinaus in die steppenartige Landschaft. Staubtrocken und heiß ist es, und die Strecke geht mittlerweile nur noch schnurgerade in eine Richtung. Trotz der Ödnis ist die ganze Angelegenheit viel zu neu und spannend für mich, als dass ich mich wegen der Landschaft langweilen sollte.

    In Dean Funes gönne ich mir in einem Restaurant eine längere Pause, die auch notwendig ist: Es sind mittlerweile 40°C draußen und die Einheimischen raten mir, selbst mein Rad in den Schatten zu holen. Die heißeste Phase des Tages ist hier zwischen 14 und 17 Uhr. Gegen halb fünf mache ich mich (trotz Warnung der Kellnerin) wieder auf den Weg, da ich das Gefühl hab, heute noch ein bisschen weiterkommen zu wollen.
    Read more

  • Day 9

    Lucio V Mansilla

    November 19, 2017 in Argentina ⋅ ☀️ 27 °C

    Zur Abenddämmerung habe ich immer noch keinen Ort in Reichweite und die Landschaft lässt immer noch kein Wildcampen zu. In Lucia V Mansilla entdecke ich letztendlich einige (teilweise verlassene) Gebäude und einen Checkpoint mit dazugehöriger Polizeistation. Da mir nicht mehr viel Wahl bleibt, klopfe ich dort an und frage, ob ich mein Zelt nebenan aufstellen kann - kein Problem. Ich fühle mich *relativ* sicher hier. Die Art der Polizisten macht mir allerdings eins klar: Die wollen ihre Ruhe haben. Ist auch bestimmt nicht der tollste Job der Welt, an diesem unglaublich vermüllten Ort (der Wind tut sein Übriges) mitten in der Prärie Posten zu beziehen. Streunende Köter gibt es natürlich auch hier. Ich entschließe mich zu einem sehr schnellen Instant-Kartoffelbrei-Abendessen und verziehe mich schnell ins Zelt.Read more

  • Day 10

    Über die Salinas Grandes an der Ruta 60

    November 20, 2017 in Argentina ⋅ ☀️ 27 °C

    "Schnell weg hier" ist mein erster Gedanke am Morgen, als ich in Lucio V Mansilla aus dem Zelt steige. Allerdings habe ich auch nicht mehr besonders viel Wasser, und laut Karte muss ich noch 70 Kilometer durch einen Salzsee (die Salinas Grandes) fahren. Einen Supermarkt oder Kiosco gibt es hier nicht, so dass ich mit dem Wasserschlauch meines (nicht besonders freundlichen) Nachbarn vorliebnehmen muss. Immerhin habe Tabletten zum Entkeimen des Wassers dabei.

    Die ersten Kilometer laufen eigentlich ganz gut, aber immer wieder kommen Windböen von der Seite. Als ich dann die Salinas Grandes errreiche, verschwindet jegliche Vegetation am Straßenrand und der Wind kann seine volle Kraft entfalten. Meine Durchschnittsgeschwindigkeit sinkt auf zehn bis zwölf Stundenkilometer und meine Nerven werden hart auf die Probe gestellt, zumal ich weiterhin regelmäßig von schnellen Tanklastern humorlos überholt werde. Die Luft ist extrem trocken und salzig. Die Straße führt schnurgerade durch eine nicht sichtbar endende Ebene. Als ich dann nach Stunden das Ende der Salzwüste erreiche und der Wind etwas nachlässt, nehme ich auch die Mittagshitze wahr. Bis zum nächsten Ort, Recreo, sind es immer noch 30 Kilometer zu fahren. Gegen 13 Uhr komme ich dort völlig entkräftet und erleichtert an und nehme ein Zimmer im erstbesten Hotel, das ich finden kann.
    Read more

  • Day 11

    Staubiger Empfang in Recreo

    November 21, 2017 in Argentina ⋅ ☀️ 27 °C

    Den Nachmittag verpenne ich vollständig im klimatisierten Hotelzimmer. Später schaffe ich es gerade noch, einmal durch den Ort zu laufen um etwas zu essen und Einkäufe zu erledigen. Am nächsten Morgen staune ich gleich zwei Mal: Mein Rad ist im Innenhof des Hotels völlig eingestaubt worden über Nacht. Und draußen herrschen mittlerweile angenehme Temperaturen, es hat möglicherweise sogar geregnet über Nacht. Bei bewölktem Himmel geht es weiter gen Norden.Read more

  • Day 11

    Pause in Frías

    November 21, 2017 in Argentina ⋅ ☁️ 3 °C

    Die Wolken sind eine Wohltat nach den letzten sehr heißen Tagen. Heute sind mir die Winde gewogen, es geht sehr flott voran und ich erreiche früh Frías. Ich dachte ursprünglich, hier würde ich erst nachmittags ankommen und die Nacht verbringen. So aber ich entscheide mich, hier nur eine Mittagspause zu verbringen.Read more

  • Day 11

    Auf der Straße nach Lavalle

    November 21, 2017 in Argentina ⋅ ☀️ 27 °C

    Langsam merkt man, dass die Landschaft etwas grüner wird. Ab und zu kann man sogar unterwegs einen Blick auf die fernen Berge erhaschen, was die Vorfreude auf die Anden noch steigert. Da ich auch jetzt nicht weiß, wo ich als nächstes zelten kann, bin ich ein wenig angespannt und halte immer wieder Ausschau nach passenden Spots. Eigentlich will ich heute mal nicht so weit fahren. Allerdings ist hier weiterhin alles nahe der Straße eingezäunt, und bewohnte Grundstücke kann ich keine entdecken.Read more

  • Day 11

    Lavalle: Tankstelle die Zweite

    November 21, 2017 in Argentina ⋅ ☀️ 27 °C

    Da es nicht einfach ist, einen Platz zum Zelten zu finden, fahre ich heute dann doch noch 100 Kilometer, bis ich Lavalle erreiche. Kurz nachdem ich mein Zelt hier bei der Tankstelle aufgebaut habe, bekomme ich Gesellschaft von einer siebenköpfigen argentinischen Familie. Sie verhalten sich schon ein bisschen seltsam. Zwei, drei von ihnen fahren abwechselnd mit dem Auto wahllos auf dem Parkplatz im Kreis und gröhlen herum. Ansonsten sind sie aber ganz nett, wir kommen ein wenig ins Gespräch. Die Eltern haben geheiratet und müssen nun mit Sack und Pack (und dem Rest der Familie, offenbar) nach Córdoba und dort den Papierkram klären. Muss man erstmal verstehen. Sie fragen direkt, ob ich an Gott glaube. "Ja, klar", lüge ich. Sie fragen mich nach Bibelstellen, ich tu so, als ob ich sie nicht verstehe, bis einer von ihnen leider die Reisebibel aus dem Auto holt. Ob ich denn auch regelmäßig in die Kirche gehe? "Ab und zu, klar". Das scheint ihnen zu reichen. Nicht viel später verabschiede ich mich dann von ihnen und falle erschöpft in mein Zelt.Read more