• Hannes Böbinger

Mit dem Rad über die Anden

A 71-day adventure by Hannes Read more
  • Abschied von der Zivilisation

    January 5, 2018 in Bolivia

    Mit schwitzigen Händen und großer Vorfreude auf diese Herausforderung starte ich am Vormittag von San Juan Richtung Chiguana, einem Militärposten mitten im Nirgendwo. Laut Berichten anderer Radfahrer sind diese ersten 30 km relativ einfach sein. Was anscheinend dabei nicht berücksichtigt wurde: der massive Gegenwind. Ich hätte wohl einfach etwas früher aufstehen sollen. Zumindest ist der Untergrund einigermaßen befahrbar, auch wenn ich selten schneller als 15 Stundenkilometer fahren kann. An der Kaserne angekommen, frage ich zwei freundliche Soldaten nach Wasser. Sie erlauben mir, meine Flasche aus den Regenwasser-Auffangbehältern aufzufüllen.

    Nach einer Mittagspause führt mich die Strecke über eine weite, salzige Ebene, über die der Wind unbarmherzig fegt. Ich muss ab und zu anhalten, weil mir die Augen zu sehr tränen vom Wind. Mir kommen außerdem die ersten Expeditions-Jeeps mit Touristen entgegen, sicherlich auf dem Weg zum Salar de Uyuni.
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  • Übernachtung in einem windigen Flussbett

    January 5, 2018 in Bolivia

    Nachdem ich fluchend den Rand der Salzebene erreicht habe, hoffe ich auf mehr Windschutz beim Anstieg zum ersten Pass. Nach ein paar hundert Metern merke ich, dass ich mich gewaltig geirrt habe. Nicht nur, dass der Wind keinen Deut nachlässt - mittlerweile ist der Untergrund so sandig, dass ich in Kombination mit der leichten Steigung unmöglich weiterfahren kann. Also schieben. Na gut, wurde mir ja in Berichten angekündigt und es sind ja nur noch zwei Kilometer bis zu einem trockenen Flussbett, in dem ich geschützt zelten kann. Ich dann schnell fest, dass auch Schieben sehr kräftezehrend sein kann. Mein Rad ist nun mal ziemlich voll beladen, so dass das Gewicht die Reifen ständig tief in den Sand einsinken lässt. Ich brauche eine geschlagene Stunde für diese zwei Kilometer, da mein fast zentnerschweres Rad immer wieder im Sand stecken bleibt. Entsprechend glücklich bin ich, als ich endlich das Flussbett erreiche. Leider ist von Windschutz kaum eine Spur, nach einer halben Stunde vergeblichen Suchens nach einem guten Zeltplatz quetsche ich mich mit meinem Zelt hinter einen Vorsprung, dennoch ist der Wind hier scharf und lässt das Zelt nicht in Ruhe. Schnell koche ich mir was zurecht und genieße den Sonnenuntergang bei absoluter Ruhe. Ich befinde mich vielleicht gerade mal 300 Höhenmeter über der Ebene, aber habe einen fantastischen Ausblick. So werde ich schon am ersten Tag meiner kleinen Expedition für meine Anstrengungen belohnt.Read more

  • Auf Sand & Geröll über den ersten Pass

    January 6, 2018 in Bolivia

    Die Weiterfahrt am nächsten Morgen gestaltet sich weiterhin schwierig, zumal ich noch die Hälfte des Passes zu bewältigen habe. Heute geht es von ca. 4.000 Höhenmetern auf ca. 4.300. Zwar ist es immer wieder möglich, Teile der Strecke tatsächlich (langsam) zu fahren, trotzdem ist dieser Aufstieg eine echte Geduldsprobe. Glücklicherweise hält sich das großartige Wetter und lässt immer wieder Blicke zurück auf die zurückgelegte Strecke zu. Oben angekommen, wird es langsam einfacher, längere Abschnitte zu fahren. Es kommen mir wieder einige Jeeps entgegen oder überholen mich und der einzelne Track splittet sich langsam in immer mehr Spuren auf. Es ist selbst mit GPS schwierig, immer auf der richtigen Spur zu bleiben, zumal nicht jede Spur gleich gut zu befahren ist. Häufig lasse ich mein Rad kurz liegen und laufe einige Meter voraus, um herauszufinden, welcher Track am besten (oder überhaupt) zu befahren ist. Als ich mich einmal dann doch verschätze und die falsche Spur wähle, verbringe ich eine Stunde damit, mein Rad schimpfend wie ein Rohrspatz durch die gewaltige, aber durchweg sandige Landschaft zu zerren.Read more

  • Unerwartete Begegnung zwischen Lagunen

    January 6, 2018 in Bolivia

    Als ich die schwierige Passage endlich überwunden habe, komme ich in den seltenen Genuss einer richtigen Straße, zwar nicht asphaltiert, aber doch mit festem Untergrund und Geschwindigkeiten, die ich schon länger nicht mehr erreicht habe. Nach zwei, drei Kilometern treffe ich sogar auf einen Aussichtspunkt und einem kleinen Kiosco, in dem sogar warmes Essen serviert wird. Ich begnüge mich mit einigen Bananen und Wasser, da hier nur per Jeep hergefahrene Gruppen bekocht werden. Ein nettes italienisches Paar bietet mir mitgebrachtes Hähnchen mit Kartoffeln an, das ich einfach nicht ablehnen kann. Mit einigen Gästen werden noch "Verrückter Typ mit Fahrrad"-Selfies gemacht, dann mache ich mich wieder auf den Weg.

    Nach nur wenigen Kilometern muss ich (widerstrebend) die Straße wieder verlassen und steuer den nächsten Pass an, diesmal Marke "kurz und heftig". Kaum setze ich zum Aufstieg an, kommt mir eine Kolonne Jeeps entgegen. Ich warte ab, bis sie passieren, da hält einer direkt vor mir an. Und wer steigt aus? Joel, von dem ich mich erst vor wenigen Tagen in Uyuni verabschiedet hatte. Eine echte Überraschung! Kurz tauschen wir uns aus, er wünscht mir viel Glück für den Pass und dann muss er auch schon wieder einsteigen. Auf dem steinigen Track geht es im kleinsten Gang einigermaßen zu strampeln. Als entgegenkommende Jeeps auf mich warten und die Leute mich beim Vorbeifahren anfeuern, kann ich dann auch nicht einfach absteigen und schieben - ich ziehe ohne abzusteigen durch. Ich fühle mich ein wenig wie eine schräge Attraktion, im positiven Sinne. Nach dem Pass wird die Strecke auch etwas einfacher, bis zur Laguna Cañapa kann ich beinahe durchgehend fahren. Dort mache ich erst einmal Pause neben den Flamingos.
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  • Unter Sternen an der Laguna Hedionda

    January 6, 2018 in Bolivia

    Beim Verlassen der Laguna Cañapa treffe ich ein bolivianisches Ehepaar, ich unterhalte mich eine Weile mit ihnen. Er ist mit der Sanierung der Straßen beschäftigt. Zum einen ist er froh, dass er durch den wachsenden Tourismus eine Beschäftigung hat. Andererseits befürchtet er auch, dass es Überhand nimmt, schon jetzt sind seiner Meinung nach viel zu viele Touristen täglich auf dieser Strecke unterwegs. Er gibt mir noch einen Tipp, welche der vielen Spuren ich am besten nehmen solle, dann mache ich mich auf den Weg. Kaum unterwegs, kommt wieder der übliche Nachmittagswind mit voller Wucht auf. Gleichzeitig verschlechtern sich die Straßenbedingungen wieder. Als ich, mit den Nerven und der Kraft am Ende, die Laguna Hedionda und das Hotel "Los Flamencos" erreiche, frage ich aus reiner Neugier nach dem Preis eines Hotelzimmers. Antwort: 150 US-Dollar. Ich winke entgeistert ab, bekomme aber einen windgeschützten Bereich angeboten, in dem ich mein Zelt aufbauen darf. Zum Abendessen gönne ich mir aber wenigstens mal ein Drei-Gänge-Menü (20 $), das ich neben einer Gruppe wohlhabender, frisch gefönter Argentinier einnehme. Es besteht aus einer Suppe, einem winzigen Stück Fleisch und einem hauptsächlich optisch wertvollen Panna cotta. Nicht wirklich satt genieße ich noch ein wenig den beeindruckenden Sternenhimmel und lege ich mich dann ins Zelt.Read more

  • Mit Pfannkuchen über den Pass

    January 7, 2018 in Bolivia

    Nachdem die SUV-Flotte der Argentinier abgereist ist und ich eigentlich, vollgestopft mit Haferbrei, auch schon im Gehen begriffen bin, werde ich beim Verabschieden nochmal in den Speisesaal gebeten. Dort finde ich ein halb aufgegessenes Frühstücksbuffet vor. Das Hotelpersonal drängt mich, noch etwas zu essen bevor ich fahre. Ich bin eigentlich schon ziemlich satt, finde die Geste aber rührend und so stopfe ich mir noch einige Melonenstücke und einen Pfannkuchen rein. Ein paar Pfannkuchen nehme ich noch mit auf den Weg. Ich bedanke mich ausführlich und begebe mich auf die Reise.

    Nachdem ich einige kleinere Lagunen passiere, öffnet sich so langsam die Landschaft und eine unfassbar weite Ebene mit hunderten Jeeptracks breitet sich vor mir aus. Ich komme ganz gut voran und bald beginnt der heutige Aufstieg. Bis jetzt befand ich mich auf kontinuierlich 4.200 Höhenmetern, jetzt geht es stetig bergauf auf dann 4.700 Höhenmeter. Es kommen auch wieder Phasen, in denen ich schieben muss, es ist aber bei weitem nicht so schwierig wie bei meinem ersten Pass. Dennoch, als ich oben ankomme, muss ich mit starken Kopfschmerzen erst einmal eine Pause einlegen.
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  • Über Dünen auf 4.700 Höhenmetern

    January 7, 2018 in Bolivia

    Auf dem höchsten Punkt der heutigen Etappe angekommen, empfängt mich eine schier unendliche Weite. Ein neues Gefühl für mich, man kann kaum die Entfernungen abschätzen. Bis zum Ende meiner Etappe beim "Hotel del Desierto" begegnet mir kaum eine Menschenseele. Das Hotel del Desierto ist ein überraschend moderner Bau und man bietet mir sogar ein bezahlbares Bett in einem der Gemeinschaftsräume für die Jeep-Guides an. Ich darf mir sogar in der Werkstatt um die Ecke mein eigenes Essen kochen.Read more

  • Holpriger Start in die Hochwüste

    January 8, 2018 in Bolivia

    Der Tag beginnt, vorsichtig gesagt, eher zäh. Nach dem leider sehr mageren Frühstück im Hotel del Desierto fahre ich los und freue mich, direkt eine kleine Abfahrt runterzufahren. In meiner Freude, endlich mal wieder Fahrt aufzunehmen, übersehe ich eine sandige Stelle, bleibe mit meinem Vorderrad abrupt stecken und lege mich bei 40 km/h kapital auf die Fresse. Zum Glück hat das keiner gesehen. Kurz den Sand abgeschüttelt. Rad und Fahrer haben es auch dank des Sandes heil überstanden. Leider muss ich zu allem Überfluss die nächsten zehn Kilometer viel schieben und brauche knapp zwei Stunden für diese übersichtliche Strecke. Danach läuft es glücklicherweise deutlich besser, hier wurde offenbar an der Straße - trotz des vielen Sandes - gearbeitet, sodass ich die erste Hälfte des Tages doch einigermaßen voran komme und tatsächlich überwiegend fahren darf.Read more

  • Kartoffelbrei im Schneetreiben

    January 8, 2018 in Bolivia

    Während ich mich mühsam rollend über sandige Bodenwellen kämpfe, braut sich westlich von mir ein Unwetter zusammen. Irgendwann fängt es auch noch an zu schneien und zu donnern. Ich fühle mich einigermaßen mulmig auf meinem Stahl(!)fahrrad. Ich befinde mich auf komplett offener Ebene und meine Erfahrung mit Wetterverhalten auf 4.500 Metern Höhe tendiert ohnehin gegen Null. Ich lege noch einen Zahn zu. Zu meiner Erleichterung taucht nach einiger Zeit eine seltsam anmutende Felsformation auf, die ich heute angepeilt habe, der Árbol de Piedra ("Baum aus Stein"), ein Fels aus vulkanischem Gestein. Ich mache es mir unter einem der Felsen halbwegs gemütlich und mache mir einen Instant-Kartoffelbrei zur Stärkung und beobachte dabei die herumhüpfenden Touris, die aus ankommenden Jeeps steigen und sich umschauen.Read more

  • Quälende Abfahrt zur Laguna Colorada

    January 8, 2018 in Bolivia

    Da es noch früher Nachmittag ist, entscheide ich mich (dummerweise, im Nachhinein betrachtet), vom Árbol de Piedra popelige 20 Kilometer bis zum Refugio an der Laguna Colorada weiterzufahren, um dort ein vernünftiges Lager zu haben. Meine Karte kündigt mir eine Abfahrt für die zweite Hälfte der Strecke an, also sollte das ja fix gehen. Leider machen mir zwei Dinge einen Strich durch die Rechnung: Die überwiegend sehr sandige Strecke, die ein normales Radfahren größtenteils unmöglich macht, und der heute extrem starke Nachmittagswind, der einem das Atmen und sogar das Schieben erschwert. Für die Strecke benötige ich am Ende etwa drei Stunden und alle meine Nerven, völlig entkräftet erreiche ich irgendwann gegen Abend die Lagune.Read more

  • Kräftesammeln an der Laguna Colorada

    January 9, 2018 in Bolivia

    Völlig abgekämpft und entnervt komme ich an der Laguna Colorada an, wo ich zunächst am Nationalpark-Eingang Eintritt zahlen muss. In dem Häuschen bin ich nicht der einzige, gerade waren mehrere Jeeps voll mit Touristen angekommen. Während ich darauf warte, dass ich drankomme, erkennt mich ein Spanier mit seinen Kumpels und flippt völlig aus. Er ist vor einer halben Stunde im Jeep an mir vorbeigefahren und kann es kaum fassen, dass ich hier mit dem Rad unterwegs bin. Ich in diesem Augenblick allerdings auch nicht. Da wir alle in demselben Refugio an der Laguna bleiben werden, läd er mich direkt auf ein Feierabendbier ein. Als ich mit meinem Ticket in der Hand dann endlich am Refugio ankomme, erklärt man mir, dass man hier keine Betten an Einzelpersonen vergibt. Sämtliche Zimmer sind mit sechs Betten genau auf eine Jeep-Besatzung zugeschnitten und werden daher nur komplett vergeben. Ich werde langsam angepisst und frage mich langsam, ob es überhaupt schlechtere Bedingungen für einen einzelnen Radfahrer geben kann. Man findet jedoch eine Lösung für mich: Ich werde zu einem alten Typen geschickt, der mir ein völlig vermülltes, verstaubtes Zimmer für einen viel zu hohen Preis anbietet. Ich schlage notgedrungen ein, fühle mich dabei aber irgendwie ausgenutzt. Die Fensterscheiben sind natürlich kaputt, die Tür schließt nur wenn man einen schweren Balken von innen dagegenlehnt. Nachdem ich mir was zu Essen gekocht habe, gehe ich rüber zu dem Spanier, um mir mein wohlverdientes Bier abzuholen. Wir spielen zusammen mit ein paar Brasilianern und einem bolivianischen Jeepguide ein Kartenspiel, bei dem der Verlierer tanzen muss. Zu meiner Erleichterung gewinne ich das Spiel und einer der Brasilianer muss seinen Hüftschwung zur Schau stellen.

    Am nächsten Tag fahre ich sieben Kilometer weiter bis zu einem weiteren Refugio, wo ich mir eigentlich nur einen geschützten Platz zum Zelten suche und anfange, an Türen zu klopfen. Als bei der ersten Tür keiner öffnet, ruft plötzlich von der anderen Straßenseite jemand zu mir rüber und bedeutet mir, zu ihm in die gegenüberliegende Bar zu kommen. Ich erkläre Luis, dass ich einen Platz zum zelten suche. Er schüttelt den Kopf und meint, er hätte was besseres. Er zeigt mir den Hinterraum seiner geräumigen Bar, der anscheinend zurzeit renoviert wird. Ich dürfe hier mein Lager beziehen, Toiletten sind nebenan, Strom läuft ab 19 Uhr auch. Ich bin begeistert und danke ihm für seine Gastfreundschaft. Den Rest des Tages ruhe ich mich aus, am nächsten Tag soll es nämlich auf den höchsten Punkt dieser Reise gehen.
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  • Aufstieg zu den Geysiren

    January 10, 2018 in Bolivia

    Nach einer herzlichen Verabschiedung von Luis muss ich erst einmal eine Stunde schieben, bis ich die Hauptroute erreiche. Nichts Neues für mich, ich nehme es mit stoischer Gelassenheit hin. Direkt an der Straße beginnt dann auch der Aufstieg, heute soll es von 4.200 auf 4.900 Höhenmeter und damit auf den höchsten Punkt meiner gesamten Reise gehen. Nach den ersten 300-400 Höhenmetern überholt mich ein Jeep mit deutschem Kennzeichen. Ein nettes kurzes Pläuschchen mit einem älteren Ehepaar, das ihren Jeep nach Kolumbien überschifft hatte. Sie wundern sich schon ein bisschen, dass ich diese Strecke mit dem Rad fahre, denn "mit dem Auto ist das ganz schön anstrengend zu fahren". Ich unterdrücke einen Schluckauf und lächle nickend, als sie dann weiterrumpeln.Read more

  • Zelten neben Geysiren

    January 10, 2018 in Bolivia

    Die 4.900-Höhenmeter-Marke erreiche ich verhältnismäßig früh gegen Mittag. Kurz vor dem höchsten Punkt kommen nochmal Wolken auf und leichtes Schneetreiben setzt ein. Noch bin ich mir nicht sicher, ob ich die Nacht wirklich dort oben bei den Geysiren verbringen will und kann, es ist schwer einzuschätzen was mit dem Wetter passiert. Als ich den "Sol de Mañana" erreiche, fällt erstmal eine große Last von den Schultern und ich freue mich riesig, den höchsten Punkt meiner Reise erreicht zu haben und damit auch den schwierigsten Abschnitt dieser Woche hinter mich gebracht zu haben.

    Ich bin dort oben nicht alleine, einige Jeeps stehen dort und überall laufen Touristen herum und fotografieren sich dabei. Es herrscht überraschenderweise ein reges Kommen und Gehen. Nach einiger Zeit schwächt der Schneesturm ab und die Sonne kommt heraus. Als ich dann auch noch eine Steinhütte plus Windschutz entdecke (der Nachmittagswind ist natürlich zuverlässig wieder zur Stelle), entscheide ich mich, hier mein Zelt aufzuschlagen und die Nacht hier zu verbringen. Beim näheren Hinsehen stelle ich allerdings fest, dass die Steinhütte im Grunde ausschließlich als Scheißhaus benutzt wurde. Egal, denke ich mir, und baue mein Zelt um die Ecke auf und koche mir anschließend erstmal einen Kaffee - ist schließlich gerade mal Kaffee- und Kuchen-Zeit.

    Die Nacht wird dann nicht nur die höchste sondern auch mit Abstand die kälteste auf meiner Reise. Die ganze Nacht über begleitet mich das Brodeln und Blubbern der Geysire nebenan und als ich in der Nacht einmal kurz raus muss, sehe ich einen der klarsten und schönsten Sternenhimmel der letzten Monate. Leider kann ich diesen nicht besonders lange genießen, ich muss schnell wieder in meinen Schlafsack, um mir nicht einige Extremitäten abzufrieren.
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  • Abstieg vom höchsten Punkt

    January 11, 2018 in Bolivia

    Seit dem gestrigen Sonnenuntergang war ich komplett alleine hier oben am Sol de Mañana, aber als ich heute um sechs Uhr meinen Kopf aus dem Zelt stecke, stehen zu meiner Verblüffung bereits mehrere Autos bei den Geysiren. Anscheinend warten hier einige auf den Sonnenuntergang, der aber heute sich eine Pause nimmt und sich hinter hartnäckigen Wolken versteckt.

    Porridge und Kaffee zum Frühstück sind heute nicht drin, mein Wasser ist vollständig gefroren. Und ich will dann jetzt doch schnell den Abstieg beginnen, um wieder in wärmere Gefilde zu gelangen. Zum ersten Mal bereue ich bitter, dass ich keine Handschuhe mitgenommen habe, die ersten Kilometer bei der Abfahrt sind grausam kalt.

    Auf der anderen Seite des Gipfels ist die Straße deutlich fahrbarer, nur ganz selten muss ich mal absteigen und schieben. Und das schönste, es geht tatsächlich richtig bergab, ein längst vergessenes Gefühl nach den letzten Tagen. Um zehn Uhr bin ich bereits an der Laguna Chalviri und kann mir immerhin eine Suppe zum Frühstück gönnen. Auch dieser Ort wimmelt nur so vor Touristen, daher bleibe ich nicht lange und mache mich auf, durch die Desierto del Dali Richtung Laguna Blanca zu fahren.

    Insgesamt ist heute einer der leichteren der letzten Tage, und ich komme auch relativ früh am Refugio an der Laguna Blanca an, dennoch bin ich am Ende wieder kräftig am Fluchen. Die Straße ist nach der letzten Abfahrt wieder extrem sandig, entgegenkommende Jeeps wirbeln zusätzlich Staub auf und ich bin einfach am Ende meiner Kräfte. Glücklich erfahre ich, dass es sowohl Mittagstisch als auch Abendessen gibt. Ich bestelle direkt einmal alles und falle danach erschöpft ins Bett.
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  • 2.000 Höhenmeter in einer Stunde

    January 12, 2018 in Chile

    Nach einem letzten kleinen Aufstieg habe ich die chilenische Grenze erreicht. Zunächst einmal muss ich mich noch an der ca. 50 Meter langen Schlange anstellen und mich dabei mehreren verwirrten Reisenden erklären ("Ja, ich komme wirklich mit dem Rad aus Bolivien"). Danach erreiche freudestrahlend die erste asphaltierte Straße seit zehn Tagen. Der Rest ist ein 50 Kilometer langer, wahnwitziger Ritt von 4.600 auf 2.600 Höhenmetern mit selten weniger als 60 Stundenkilometern.Read more

  • Durch chilenisches Geröll

    January 15, 2018 in Chile ⋅ ☀️ 24 °C

    In San Pedro de Atacama mache ich es mir in einem Hostel bequem, buche meinen Flug von Antofagasta nach Temuco und telefoniere schon mal mit Sammy. Ich überlege, mit dem Rad auch mal in die Wüste zu fahren, habe aber durch die vergangenen Tage in Bolivien einfach nicht besonders großen Bedarf nach neuen Eindrücken. Ich lasse es mir einfach gutgehen, lerne ein paar Leute kennen und mache mich dann nach drei entspannten Tagen auf den Weg zu meinem Flughafen in Antofagasta. Dafür muss ich zunächst eine Bergkette und damit noch ein letztes Mal 1.000 Meter Höhenunterschied überwinden. In der aktuellen Höhe fällt mir das schon merklich leichter, sodass ich Calama nach 100 Kilometern erreiche.Read more

  • Urlaub in Antofagasta

    January 20, 2018 in Chile ⋅ ☀️ 23 °C

    Die Strecke über Calama nach Antofagasta war öde und verlassen und im Gegensatz zu Bolivien auch nicht wirklich ansehnlich, dadurch empfinde ich diese Hafenstadt als sehr angenehme Abwechslung nach den letzten Tagen. Frischer Pazifikwind weht mir um die Nase, ein hübsches gemütliches Hostel gibt es auch und um die Ecke ein Café mit leckerem Käsekuchen. Im Hostel lerne ich unter anderem Mario kennen, einem Spanier, der seit mehreren Jahren schon in Freiburg lebt und perfekt Deutsch spricht. Er ist seit einiger Zeit mit dem Motorrad in Argentinien und Chile unterwegs. Mit ihm erkunde ich in den verbleibenden zwei Tage bis zu meinem Abflug die Stadt.Read more

    Trip end
    January 20, 2018