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  • Mustafa, Zahtiye & Co.

    September 15, 2023 in Turkey ⋅ ☀️ 22 °C

    Heute streben wir mal wieder eine etwas frühere Abfahrt an, weshalb es uns bereits um kurz nach sieben an das Frühstücksbuffet treibt. Gegen neun sitzen wir auf den Rädern und folgen der Küstenstraße gen Westen.
    Wie bereits bekannt und auch erwartet geht es in stetigem Wechsel bergauf und bergab. Besonders die "Oben-Punkte" eignen sich hervorragend für Pausen, Obst und Kekse schmecken nach getaner "Arbeit" besonders gut und die Ausblicke sind spektakulär schön.
    Aber auch während des Radelns genießen wir die Landschaft in vollen Zügen, zu unserer Linken dicht bewaldete Berge und zu unserer Rechten felsig-schroffe Steilküste und zwischendurch kleine idyllische Strandbuchten vor dem in der Sonne leuchtenden Meer. Hinter jeder Kurve eröffnet sich eine neue Aussicht, immer wieder halten wir an, um Fotos zu machen oder einfach nur zu genießen. Man kann kaum mit Worten beschreiben, wie atemberaubend schön diese Gegend ist. Sollte diese Worte also jemand lesen: Ab an die Schwarzmeerküste! Gegen halb fünf mit guten 1000hm in den Beinen wollen wir so langsam den Feierabend einläuten, es fehlt nur an einem kleinen ebenen Fleckchen Wiese oder dergleichen für unser Zelt. Links geht es steil die Berge rauf, rechts bietet die Steilküste keinen Platz. Und als wir dann doch eine geeignet scheinende wilde Wiese entdecken, steht in unmittelbarer Nähe ein Haus. Wir hören Menschen und denken uns: Fragen wir doch einfach! Und dann geht plötzlich alles ganz schnell. Die Leute vor dem Haus begrüßen uns freundlich, als von der Straße ein Auto auf das Grundstück abbiegt. Frauen und Kinder steigen aus und reden sehr laut und aufgeregt, dabei aber sehr freundlich wirkend, auf uns und die Männer ein. Wir verstehen zunächst nichts, aber am Ende schaffen sie es, uns klarzumachen, dass sie uns bereits im letzten Dorf gesehen haben. Kaum, dass wir uns versehen, sitzen wir plötzlich auf dem riesigen Meerblick-Balkon der Familie. Diese besteht aus einem älteren Ehepaar namens Mustafa und Zahtiye und einem jüngeren (ob sie wirklich miteinander verwandt sind, wissen wir nicht) Paar und dessen drei kleinen Kindern. Leider bestätigt sich erneut, dass es um unser Namensgedächtnis nicht besonders gut bestellt ist. Der jüngere Mann heißt möglicherweise Erkan (oder Erhan?), die Namen seiner Frau konnten wir uns leider nicht merken. Eigentlich wollte man uns auf einen Tee einladen, wir sitzen aber verdächtig lange ohne Getränk auf der Balkon-Couch und zudem riecht es plötzlich aus der Küche nach angebratenen Zwiebeln. Bald darauf gibt es Pfannenbörek für alle und im Anschluss wird dann auch der Tee serviert. Nun müssen wir es nur noch irgendwie hinkriegen, auf den eigentlichen Anlass unseres Besuches zu sprechen zu kommen. Nach wie vor wissen wir nämlich noch nicht, wo wir die Nacht verbringen werden. Stattdessen steht aber bereits ein gemeinsames Abendessen im Raum und Claudia wird von der vierjährigen Zeynep mit pinkfarbenem Schmetterlingshaarschmuck beschenkt. Heiko schafft es schließlich, mit seinen Türkischkenntnissen, unser Anliegen zu thematisieren und das mit Erfolg. Nicht die wilde Wiese wird unser Lagerplatz, sondern der Garten vor dem Balkon. Direkt an der Steilküste mit Premium-Meerblick bauen wir im Abendlicht unser Zelt auf, während im Haus bereits die Vorbereitungen für das Abendessen in vollem Gange sind. Als wir etwas notdürftig erfrischt und einigermaßen landfein umgezogen wieder ins Haus kommen, riecht es bereits sehr lecker und es dauert nicht lange, bis der Esstisch mit reichlich Köstlichkeiten gedeckt ist. Frischer Salat, Oliven, Brot, angebratene Pepperoni, Bohnen usw. stehen bereit, dazu reicht Zahtiye uns noch gut gefüllte Teller mit Reis und gebratenem Hähnchenfilet. Neben den Mengen sind wir nicht das erste Mal auf unserer Reise überrascht und etwas überfordert von der Geschwindigkeit. Während Zahtiye noch kocht, fangen die ersten bereits an zu essen und sobald die Gabel mit dem letzten Bissen im Mund verschwindet, wird auch gerne schon der Teller weggezogen. Wer fertig ist, steht auf und so sitzt Heiko am Ende allein am Tisch, als Zahtiye bereits den Abwasch erledigt, die Kinder spielen und der Rest mit einer Zigarette auf dem Balkon sitzt. Nun gut, andere Länder, andere Sitten...! Nach einer Runde Tee für alle auf dem Balkon wartet die nächste Überraschung: Ein Spiel soll gespielt werden, auf dem Esstisch ist bereits alles vorbereitet. Und das, wo Heiko ihm unbekannte Spiele ohnehin nur so mittelmäßig gerne spielt. Aber aus der Nummer kommen wir nicht raus, die Spielsteine für die erste Runde "Okey" sind uns bereits zugeteilt. Die Versuche, uns auf türkisch die Regeln zu erklären, sind nicht wirklich von Erfolg gekrönt, aber eine Google-Befragung und die Erfahrung einiger Spielrunden lassen Heiko am Ende sogar zweimal als Sieger dastehen. Nach einem amüsanten Abend ziehen wir schließlich um 23 Uhr in unser Zelt um und schlafen mit dem Rauschen des Schwarzen Meeres ein.
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